Perry Rhodan - Die Chronik Band 1. Michael Nagula
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Immer wieder wird der Mensch versuchen, Dinge möglich zu machen, die noch vor kurzer Zeit als restlos unmöglich angesehen wurden. So ist es auch mit der Eroberung des Mondes. Es ist die erste Stufe jener gigantisch hohen Leiter, die uns eines Tages mit den anderen Sonnen und deren Planeten verbinden soll. Wie auf vielen anderen Gebieten menschlichen Strebens ist es auch hier: Nicht die scheinbare Unmöglichkeit, nicht die immensen Kosten, nicht der Verlust von Menschen und Material entscheiden, sondern der stählerne Wille, den Weg zum Ziel zu beschreiten.
Ich persönlich verneine dabei die Wahrscheinlichkeit bewaffneter Auseinandersetzungen. Ich vermag mir nicht vorzustellen, daß intelligente Rassen, die Atomzerfall und Raumschiffsmotoren zu kontrollieren vermögen, sich riesige Materialschlachten im Raum liefern. Natürlich ist es möglich, aber unwahrscheinlich. Jedenfalls wird sich jede dieser Rassen überlegen, was sinnvoller ist – der Überfall auf ein anderes System oder die weitere Eroberung der Galaxis.
Krieg führen Barbaren und Unreife. Rassen, die den Sternenflug beherrschen, können nicht mehr unreif sein, wenigstens nicht in ihrer Gesamtheit. Übergriffe von Einzelpersonen oder Machtgruppen sind denkbar, jedoch kein Krieg der Weltanschauungen.
Hans Kneifel in TERRA-Heft 384 (April 1965)
… und vier Karrieren
Der Erfolg von PERRY RHODAN steigerte die Beliebtheit der vier Stammautoren enorm, die Leser wollten mehr von Scheer, Darlton & Co – nur arbeiteten die bereits an der Kapazitätsgrenze. Also mussten Neuausgaben ihrer älteren Romane her. Unter der Betreuung Günter M. Schelwokats brachte Moewig die Nachdruckreihe TERRA EXTRA heraus. Sie startete genau ein Jahr nach PERRY RHODAN und erschien anfangs sogar wöchentlich. In den ersten 22 Ausgaben präsentierte sie ausschließlich Romane von K. H. Scheer und Clark Darlton, später auch von Kurt Mahr und Kurt Brand und in den folgenden Jahren verschiedene angloamerikanische Klassiker.
Besonders Scheers Werke erlebten einen wahren Boom. Seit er 1959 für »Octavian III« mit dem deutschen »Hugo« geehrt worden war, der nach dem amerikanischen »Vater der Science Fiction« Hugo Gernsback so benannt wurde, eilte er von Erfolg zu Erfolg. Die ersten Romane seiner Zukunftsagenten-Serie ZUR BESONDEREN VERWENDUNG erlebten in TERRA EXTRA bereits ihren zweiten Heftnachdruck.
Und im Sommer 1962 kaufte der Wilhelm Heyne Verlag ein Paket mit sage und schreibe 25 seiner Bücher, von denen leider nur vier erscheinen sollten – noch dazu in jährlichen Abständen. Den Anfang machte »Die Großen in der Tiefe«, ein Roman, der ursprünglich 1961 als Leihbuch im Balowa Verlag erschienen war. Scheer beantwortet darin die Frage: Was wäre, wenn die Welt 1971 nicht von Perry Rhodan gerettet worden wäre? Er wählt die gleiche Ausgangssituation wie in »Unternehmen Stardust« und führt so genannte Gliederlasttransporter ein. Sie hatten ein reales Vorbild in den »Overland Trains« der US Army, wahren Ungetümen von 174 Meter Länge und 150 Tonnen Nutzlast, für die um 1962 herum Erprobungsfahrten liefen.
Und mit einem unglaublichen Riecher für Technik sah Scheer mit der Fragment-Bombe auch noch die amerikanischen MIRVs voraus, Interkontinentalraketen mit nuklearen Mehrfachsprengköpfen, die es ermöglichen, mit einer einzigen Trägerrakete mehrere Ziele gleichzeitig anzugreifen. Die ersten Raketen mit MIRVs wurden zwar erst Anfang der Siebzigerjahre von den USA stationiert, aber die Quittung für eine derart realitätsnahe Phantasie folgte auf den Fuß.
Nach einem Geschäftstermin wurde Scheer in einem Braunschweiger Café vom Militärischen Abschirmdienst zur Rede gestellt: Woher er die Konstruktionsunterlagen für den darin beschriebenen Atombunker habe? Vielleicht hatte er die Reaktion des MAD ja durch seine Aussage in dem Roman provoziert: »Die größte Gefahr für die Menschheit ist ein einziger Neurotiker an einem Kommandogerät.« Jedenfalls konnte er klarstellen, dass er als Science Fiction-Autor lediglich seine Hausaufgaben gemacht und frei zugängliche Unterlagen zu Grunde gelegt hatte.
Clark Darlton, der 1962 seine zweite Frau Ursula Kaiser heiratete, erlebte das produktivste Jahr seiner Autorenlaufbahn. Zwanzig Serienbeiträge für PERRY RHODAN und neun weitere SF-Romane sowie – als seltenes Vergnügen – ein Western erschienen aus seiner Feder. Schon 1959, als er seine zweite Frau kennen gelernt hatte, waren die ersten beiden Folgen seiner insgesamt elf Bände umfassenden SF-Serie »Hurricane« erschienen, die er in diesem Jahr fortsetzte und 1968 abschließen sollte.
Kurt Mahr, der seine schriftstellerische Laufbahn 1959 begonnen hatte, um sein Physikstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt zu finanzieren, startete neben PERRY RHODAN eigene Mehrteiler: Er veröffentlichte im TERRA SONDERBAND einen Doppelband über ein Generationenraumschiff sowie in TERRA neben einem Einzelroman den sechsbändigen Zyklus »Krieg zwischen den Milchstraßen«, in dem es um den Kampf der Erde gegen außergalaktische Aggressoren geht. Und im November 1962 schloss er auch noch – »mit Hängen und Würgen«, wie er sagt – sein Studium mit dem akademischen Grad eines Diplomphysikers ab.
Jetzt zog es Mahr beruflich in die USA, und der Moewig Verlag geriet in helle Aufregung. Würden die langen Postlaufzeiten seine weitere Mitarbeit an PERRY RHODAN nicht unmöglich machen? Auch aus diesem Grund, nicht nur der eigenen Arbeitsersparnis wegen, überließ Exposé-Autor Scheer ihm den Handlungsfaden der Kolonisten auf Gray Beast – damit Mahr für diese Romane nicht erst auf Exposés aus Deutschland warten musste.
Die Zeiten überlappen sich
Das neue Konzept der parallel laufenden Handlungsfäden, jeweils von bestimmten Autoren betreut, sorgte für atemlose Spannung.
Serienintern ist das Solare Imperium der Menschheit im zweiten Zyklus »Atlan und Arkon« zu einem kleinen Sternenreich angewachsen, und zwei abtrünnige Mutanten – der Telepath Nomo Yatuhin und der Hypno Gregor Tropnow – wollen die Positionsdaten der Erde verraten, weil sie keine Zelldusche erhalten haben. Rhodan und seine Gefährten hindern sie daran, aber dabei wird dem Robotregenten auf Arkon bekannt, dass Rhodan nicht tot ist. Und als wäre das nicht genug, lässt eine unsichtbare Kraft die Menschen von mehreren Planeten einfach verschwinden …
Zunächst – in Darltons Heft 58 – ist es nur eine primitive Rakete, die beim Start von einem Planeten langsam unsichtbar wird, ohne dass jemand etwas dagegen tun kann. Aber schon im Folgeheft von Kurt Mahr wird deutlich, dass differierende Eigenzeiten in unterschiedlichen Universen der Grund für dieses Phänomen sind, und weil die Gefahr so groß ist, erhält Perry Rhodan im Bündnis mit dem Robotregenten die Befehlsgewalt über drei Viertel der arkonidischen Kriegsflotte.
Das Positronengehirn, immerhin das größte der Galaxis, versteht den Prozess der Verschmelzung zweier Universen nämlich nicht und setzt nun darauf, dass menschliche Intuition die Erforschung der fremden Dimension ermöglicht – immer mit dem Hintergedanken, doch noch die Position der Erde in Erfahrung zu bringen und Terra dem Großen Imperium mit Gewalt einzugliedern.
Einen vorläufigen Höhepunkt erfährt die Handlung in einem Doppelband von Clark Darlton, dem Zeit-Spezialisten im Autorenteam. Als die Überlappungsfront sich immer mehr nähert, stoßen die Terraner erstmals in die fremde Dimension vor und begegnen dort raupenähnlichen Wesen, die ein dumpfes Grollen von sich geben, das so ähnlich wie »Druu-uh-uuff« klingt. Bei Versetzung der Raupen in die für die Terraner maßstäbliche Eigenzeit entpuppt sich dieses Geräusch als hohes Zirpen.
Zwar handelt es sich bei diesen Wesen nicht um höhere Intelligenzen, aber durch sie begreifen die Terraner das ganze Ausmaß der Überlappung.
Das Standarduniversum wird allmählich vom Roten Universum der Druuf verschlungen, in dem die Zeit 72.000 Mal langsamer abläuft – ein Wert, der sich bis zur Trennung der beiden Universen auf den Faktor eins zu zwei reduzieren wird. Die davon ausgehende Gefahr ist enorm, zumal nun die intelligenten Bewohner des Roten Universums auftauchen – und eine Gefahr in den