Auf Tour mit Bob Marley. Mark Miller

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Auf Tour mit Bob Marley - Mark  Miller

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Ich sah, wie Dennis den Ausbruch mit einer wegwerfenden Geste quittierte, und dann arbeitete die Band weiter, bis der Track richtig klang. Ich kann mich ich nicht erinnern, dass Bob nach einer solchen Szene jemals zurückgekehrt wäre. Die Band kriegte es dann immer selber hin. Ich wurde bald eine Vertrauensperson für die Band, was vielleicht daher rührte, dass Bob (wie auf dem alten Filmmaterial über die Bob Marley and the Wailers gut zu sehen ist) mitten in einem Konzert oft seine Gitarre abnahm und über seinen Kopf hielt, während er sang. Er ließ die Gitarre dann einfach los, und es war meine Aufgabe, sie aufzufangen. Die ersten ein oder zwei Mal warf er einen Blick über die Schulter, bevor er sie fallen ließ, aber dann wusste er, dass ich immer genau da war, wo ich sein sollte. Von da an bekam ich, was immer ich wollte. Ich begann, ganz mit der Band zu leben, ließ mich vom Wirbelwind der Ereignisse mitreißen und hatte das Gefühl, dass ich es Bob und der Band schuldete, ihnen so perfekt wie möglich die Bühne zu bereiten. Bob kümmerte sich wirklich sehr um mich und alle anderen.

      Eines Tages sprachen Dennis und ich darüber, wie teuer es war, dass wir immer das Equipment liehen, wenn wir eine Tournee in den Vereinigten Staaten machten. Bob hörte irgendwie von dem Gespräch, und bald darauf kam Dennis kam zu mir und sagte: »Bob will, dass wir eine komplette Bühnenausrüstung kaufen.« So etwas lässt man sich natürlich nicht zweimal sagen. Dennis und ich fuhren nach New York, kauften alles, was wir brauchten, und Bob bezahlte alles. Die Bühne hatte damals einen kompletten »Stereosound«, wie ihn Dennis und ich vorgeschlagen hatten. Wir kauften zwei Ampeg SVTs plus zehn komplette 8x10-Lautsprecherboxen für Fams, Carly bekam das neue Yamaha-Schlagzeug, wir kauften für Bob einen Fender Twin Reverb, zwei ebensolche Verstärker für Junior und einen neuen Mesa Boogie für den Bass von Al. Außerdem fanden wir im Sam Ash Music Store in Manhattan eine alte, verbilligte Hammond B3 und zwei Leslie-Boxen für Wya, und ich glaube, wir kauften auch was für Tyrone, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, was. Bestimmt war es ein Keyboard oder irgendeine neue Elektronik, denn Tyrone experimentierte schon immer mit neuen Sounds.

      Bob war nicht nur großzügig, er war auch ein sehr guter Geschäftsmann, und unsere Kosten-Nutzen-Rechnung in Bezug auf Ausleihen oder Besitzen hatte ihm offenbar sofort eingeleuchtet. Ich hörte später, dass die ganze Ausrüstung nach Bobs Tod zwischen seinen Kindern aufgeteilt wurde. Ich hoffe, es wird heute noch gute Musik damit gemacht.

      In der Umgebung der Wailers herrschte eine andere Energie als im normalen Leben. Und natürlich stand Bob immer ihm Zentrum. Die Luft war wie elektrisch geladen, wenn er in der Nähe war, das spürten alle. Als Performer war er einfach unübertrefflich. Er ging völlig in seiner Musik auf und tanzte in einer Art Trance über die Bühne. Diese Trance übertrug sich durch den treibenden Beat der Wailers und durch Bobs inspirierende Texte auf das Publikum, und, wie ich zugeben muss, auch auf mich, sodass ich spirituelle Höhen erreichte, die ich danach nie wieder erlebte. Bob wirkte absolut »zu Hause« auf der Bühne, und die Musik der Wailers wirkte vollkommen natürlich. Alles, was wir damals taten, schien in dieselbe Richtung zu gehen, und es war ein wunderbares Gefühl, ein Teil davon zu sein.

      Egal wohin man in dieser Welt kommt, jeder kennt Bob Marley. Selbst auf der abgelegenen Insel im Indischen Ozean, wo ich einmal im Jahr Urlaub machte, sah ich Kinder mit alten, zerrissenen Bob-Marley-T-Shirts herumrennen. Überall auf dem Planeten ist Bob Marley in dem Bewusstsein mehrerer Generationen verankert, und seine Platten verkaufen sich immer noch. Seine Lehre hat nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt und wird noch viele weitere Generationen erleuchten.

      Bei unserer letzten großen Tournee im Jahr 1980 hatten wir in Europa mehr Zuschauer angezogen als jedes andere musikalische Ereignis. Ich weiß noch, dass ich mit Bob Marley im Bus saß und Tausende von Fans einen Blick auf ihn erhaschen wollten, und er lachte nur darüber. Es wirkte ganz unwirklich. Bob fragte, warum sich all die Leute um unseren Bus drängten, und bekam die Antwort, dass sie seinetwegen da waren. Da hörte er auf zu lachen, zeigte wieder das pfiffige Lächeln, das so typisch für ihn war, und nickte zustimmend.

      Schon bald nachdem ich mich der Gruppe angeschlossen hatte, merkte ich, dass Bob sich immer stärker zur Religion der Rastafari hingezogen fühlte. Ich weiß noch, wie er einmal über »Jah« sprach. Er sagte: »Das Leben und Jah sind ein und dasselbe. Jah ist das Geschenk der Existenz. Ich bin in gewisser Hinsicht ewig, ich werde nie kopiert werden. Die Einzigartigkeit jedes Mannes und jeder Frau ist ein Geschenk Jahs. Was wir daraus machen, ist unser einziges Geschenk für Jah. Was bei diesem Kampf entsteht, wird, mit der Zeit, die Wahrheit.« Er war wirklich engagiert, was das soziale Elend seines Volkes und der ganzen Weltbevölkerung betraf. Einmal sagte er: »Es ist besser, im Kampf für die Freiheit zu sterben, als sein ganzes Leben ein Gefangener zu sein.« Das hört sich heute noch sehr aktuell an, nicht wahr? Bobs Verbindung mit der Rastabewegung begann schon früh in seinem Leben, und dieser Glaube trug ihn bis zu seinem Tod. Er sagte: »Fakten und noch mehr Fakten, und Dinge und noch mehr Dinge: Das ist alles eine einzige verdammte Scheiße. Hört, was ich sage: Es gibt nur eine Wahrheit, und das ist die Wahrheit von Jah Rastafari.« Wie für die meisten Rastas war das Ganjarauchen für Bob ein »Sakrament« (siehe Anhang 2: »Bob, das Kraut, das Essen und die Fans«), aber ich kenne auch genug, die es einfach nur zum Vergnügen rauchen.

      »Alle Regierungen sind angeblich dazu da, um den Menschen zu helfen«, soll er einmal gesagt haben. »Aber warum sagen sie dann, dass man das Kraut nicht rauchen darf? Das Kraut … ist eine Pflanze, oder nicht? Und je mehr ich darüber nachdenke, umso weniger sehe ich einen Grund [für das Verbot].«

      Einmal sah ich, wie er mit einem Jeep herumfuhr und ein paar Leute ihn fragten, warum er keinen BMW fahre. Er lächelte sein pfiffiges Lächeln und sagte: »Ich fahre einen Jeep. Einen alten Jeep, damit niemand mehr sagen kann, dass ich einen BMW fahre. Ich konnte diesen BMW nicht ausstehen, ha, ha, ha! Ein BMW macht nichts als Schwierigkeiten, Mann!« Es war eine total witzige Anspielung auf die Abkürzung BMW für Bob Marley and the Wailers.

      Ein anderes Mal fragte ihn ein Journalist, wie es sei, berühmt zu sein. Er überlegte eine Weile, dann schaute er dem Reporter tief in die Augen und sagte: »Ich werde mit dem Ruhm fertig, indem ich nicht berühmt bin … Für mich selbst bin ich nicht berühmt.« Diese Antwort ist typisch für ihn. Er war auch ein hingebungsvoller Vater und sehr stolz auf seine Kinder, obwohl er die meiste Zeit seines Lebens nicht bei ihnen war, weil er wie viele arbeitende Rastas sehr viel zu tun hatte. Soweit ich weiß, hatte er 13 Kinder. Als ich mit Bob Marley and the Wailers auf Tour war, war Ziggy etwa acht Jahre alt und Stevie ein paar Jahre jünger. Sie sind auf einigen Videos zu sehen, in denen sie zusammen auf der Bühne tanzen. Das Lächeln, mit dem Bob Marley ihnen zusieht, ist unvergesslich. Hier eine Aufstellung des Marley-Clans:

      1 Imani Carole, geboren am 22. Mai 1963 von Cheryl Murray;

      2 Sharon, geboren am 23. November von Rita in einer früheren Beziehung;

      3 Cedella Marley, geboren am 23. August 1967 von Rita;

      4 David »Ziggy«, geboren am 17. Oktober 1968 von Rita;

      5 Stephen, geboren am 20. April 1972 von Rita;

      6 Robert »Robbie«, geboren am 16. Mai 1972 von Pat Williams;

      7 Rohan,

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