Original Gangstas. Ben Westhoff

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Original Gangstas - Ben Westhoff

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sollte – ein anderes Wort für Drogenbude. Der Rapper Yomo, der später mit seinem Partner Maulkie bei Ruthless unterschrieb, behauptet, den endgültigen Namen vorgeschlagen zu haben, nachdem er in der Zeitung eine Ankündigung für den Film Ruthless People (deutscher Titel: Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Jones) mit Danny DeVito und Bette Midler gesehen hatte. Eazy und seine Crew schleppten die Platte stapelweise in Plattenläden und auf Straßenmärkte. An den Wochenenden verteilten sie Gratis-Cassetten auf dem Crenshaw Boulevard, wo die Kids ihre Lowrider präsentierten.

      Die Begeisterung war zwar spürbar, doch variieren die Berichte über die anfänglichen Verkaufszahlen von „Boyz“. Ich las, dass sich in den ersten paar Monaten an die 200.000 Stück verkauft haben sollen, doch niemand weiß es genau. Eine wichtige Unterstützerin war jedenfalls Violet Brown, eine ortsansässige von Hip-Hop begeisterte weiße Frau in den Dreißigern. Sie war bei Wherehouse Records, einer Ladenkette, die zu ihrer Blütezeit um die 1.600 Niederlassungen hatte, für das Genre „Urban Music“ zuständig und veranlasste, dass Wherehouse als erste große Kette „Boyz“ in ihr Repertoire aufnahm. „Wenn man sich die Platte anhörte, wusste man, was damit passieren würde. Das Feuer verbreitete sich rasch“, sagt sie.

      Durch sie wurde Eazys Musik in Läden im ganzen Land erhältlich. Damals war das für einen Westcoast-Act noch keine Selbstverständlichkeit. Doch das sollte sich nun ändern. Das neue Label Delicious Vinyl wurde 1987 in L.A. gegründet und veröffentlichte schon bald den Bariton-Rapper Tone Loc. Der war ein ehemaliges Gang-Mitglied und rappte sich nun durch poppige Hits wie „Wild Thing“ und „Funky Cold Medina“. Außerdem war da noch Young MC, ein in Queens aufgewachsener Asolvent der University of Southern California, der smarte, saubere Tracks wie „Bust a Move“ am Start hatte und dabei half, einen radiotauglichen Text für Tone Locs „Wild Thing“ zu schreiben.

      Diese Acts kamen auch bei KDAY zum Zug, jenem kleinen Radiosender, der ebenfalls eine wichtige Rolle für den Erfolg von „Boyz“ spielte und sein unsauberes AM-Signal von sechs Sendemasten auf einem Hügel zwischen Echo Park und Silver Lake ausstrahlte. In seinen Anfangstagen, als noch die Top 40 das Programm des 1956 gegründeten Senders prägten, waren hier Radiopersönlichkeiten wie Alan Freed und Art Laboe zu hören. Da das Signal des Senders am besten in South Central zu empfangen war, begann man, sich auf schwarze Acts zu konzentrieren. Sogar „Rapper’s Delight“ lief hier, als es 1979 veröffentlicht wurde. Obwohl KDAY oft als erster Sender beschrieben wird, der rund um die Uhr Hip-Hop ausstrahlte, fand sich auch stets R&B im Programm wieder. Tatsächlich entfernte Anfang der Achtziger ein konservativer Programmgestalter sämtliche Rap-Scheiben aus der Rotation des Senders. Erst als 1983 Greg Macmillan, der sich selbst Greg Mack nannte und aus Van Alstyne, Texas, stammte, das Kommando übernahm, sollte sich das wieder ändern. Lonzo erinnerte Greg, der gerne Cowboystiefel trug, jedenfalls an Yosemite Sam. Nach seiner Ankunft in L.A. zog er nach South Central. „Man musste nur auf die vorbeifahrenden Autos hören, um mitzubekommen, auf was die Leute so abfuhren“, erinnerte sich Mack.

      Um die Hörerzahlen in die Höhe zu treiben, spielte Mack Hip-Hop rauf und runter – und sein Plan ging auf. Die Kids richteten ihre Antennen neu aus, um das Signal des Senders aufzufangen, und Mack begab sich auf die Straße, um ihn zu bewerben. Sogar mit Gang-Mitgliedern ließ er sich dafür ein. „Ich kam so gut mit ihnen aus, dass diese Gang-Typen mich im Sender anriefen, um mir zu sagen, wenn jemand Prügel bezogen hatte“, erzählte Mack.

      Er übertrug live von Rollschuhbahnen, aus High Schools und Clubs. Um mit Uncle Jamm’s Army mithalten zu können, engagierte er Trendsetter-DJs wie Tony G, Julio G und M.Walk, damit sie unter dem Namen Mixmasters live bei Events auftraten, während Mack in seiner abendlichen Show High 5 die Top-5-Platten der Woche als Hit-Countdown präsentierte. Zwischen den Songs riefen High-School-Kids in der Sendung an, um ihre Reime zu demonstrieren und ihre jeweiligen Schulen zu grüßen: Crenshaw High, Locke High, Manual Arts. DJ Crazy Toones, heute Ice Cubes DJ, erinnert sich noch gut an diese Countdowns. Am nächsten Tag fuhren er und sein Bruder WC in ebendiese Schulen, um dort während der Mittagspause Rap- und Pop-Lock-Battles vom Zaun zu brechen.

      KDAY schickte auch junge Rapper wie Eazy-E, Ice Cube, Ice-T, MC Hammer oder Candyman auf Promo-Ausflüge quer durch die Stadt in Gemeindezentren, Malls und Schulen. Dort traten sie zwar nicht immer auf, schrieben dafür aber Autogramme oder spielten Basketball mit den Kids. Auch Eastcoast-Acts wie Run-DMC, LL Cool J oder Big Daddy Kane wurden dafür eingespannt. Mack ließ einfach seine Muskeln spielen: Er neigte dazu, Acts nicht im Radio zu spielen, wenn sie keine Konzerte im Namen seines Senders absolvierten. Er gab sich außerdem Mühe, nicht nur junge Afroamerikaner, sondern auch Latinos anzusprechen, die die Hälfte des Publikums des Senders ausmachten.

      KDAY war ein Gottesgeschenk für die aufstrebende lokale Rap-Szene. „KDAY war der einzige Sender, bei dem man die Platte, die man aufgenommen hatte, vorbeibringen konnte und sie dann auch gespielt wurde“, sagt etwa Ice-T. „Und zwar sofort!“ Abgesehen davon war KDAY auch ein wichtiges Sprachrohr für die Community. Nach den Ausschreitungen beim Run-DMC-Konzert in Long Beach 1986 veranstaltete der Sender einen „Day of Peace“. Statt Platten zu spielen, wurden Anrufe entgegengenommen und Gewaltlosigkeit gepredigt. Zu den Gästen im Studio zählten Run-DMC sowie der Sänger Barry White, der einst selbst einer Gang angehört hatte. Rufe nach einem Waffenstillstand wurden laut – zumindest vorübergehend.

      Trotz all seiner Weitsicht war Greg Mack anfangs nicht überzeugt von „Boyz“. Seine Zweifel verflüchtigten sich jedoch, als er die Nummer jedes Mal, wenn er ausging, überall hörte. Auf seine Anfrage hin nahm Eazy noch eine jugendfreie Version auf, die schon bald zur meist gewünschten Platte des Senders wurde. Plötzlich war „Boyz“ allgegenwärtig. Eazy feierte sein Live-Debüt am 4. September 1987 im Skateland. Vor ihm traten C.I.A. auf. Er war zwar nervös, doch hätte er das nicht sein müssen. Die 800 Kids im Publikum konnten den Text zu „Boyz“ in- und auswendig und rappten für ihn. Eazy spielte für dieses Konzert seine Gang-Zugehörigkeit herunter, was für einen Crip, der in einer Hochburg der Bloods auftrat, sicherlich kein Fehler war. Stattdessen trug er seine üblichen Straßenklamotten: Raiders-Kram, Jeans und Nikes. Er hatte keine Ahnung, dass er damit eine Mode kreierte.

      Supergroup

      Joseph Nazel arbeitete sowohl für wichtige schwarze Publikationen wie den Los Angeles Sentinel als auch für Pornoheftchen wie Players. Er schrieb unzählige Blaxploitation-Romane mit Titeln wie My Name Is Black! Sein musikalisch talentierter Sohn Kim wuchs in Compton und Inglewood auf und eiferte wie so viele Kids in den Achtzigerjahren Prince nach. Er verehrte ihn so sehr, dass er sich wie die Pop-Ikone aus Minneapolis zu kleiden begann und sich sogar DJ Prince nannte.

      Doch alles änderte sich, als er eines Tages mit einem Freund auf der Rollschuhbahn war. Ein süßes Mädchen skatete neben ihnen und fragte nach ihren Namen. „Ich bin Eyptian Lover“, sagte Nazels Freund, ein populärer DJ. „Ich bin DJ Prince“, sagte Nazel. Das Mädchen warf ihm einen prüfenden Blick zu, bevor sie ihm seinen eigenen nahöstlich angehauchten Spitznamen verpasste. „Du solltest Arabian Prince heißen“, sagte sie, „da ihr beide ständig abhängt.“ Und so sollte es sein. So wie sein Kumpel veröffentlichte auch Arabian Prince Electro-Platten voller spaciger und exotischer Sounds, die gut zu seinem neuen Namen passten.

      Arabian Prince traf Dr. Dre in den lokalen DJ-Kreisen. Schon bald gingen sie gemeinsam auf Vinyl-Jagd, hingen am Strand ab und gaben sich alle Mühe, Frauen abzuschleppen. Sie fuhren sogar raus ins San Bernardino County, um Mitglieder der ebenso kessen wie charismatischen weiblichen Rap-Gruppe J.J. Fad zu treffen. Dre hatte ein Auge auf Anna Cash (alias Lady Anna) geworfen und Arabian Prince hatte es auf Juana Burns (alias MC J.B.) abgesehen. Die Mädchen wollten eine Platte aufnehmen, doch Dre war nicht überzeugt von ihnen. „Er fand uns abgedroschen“, erinnert sich MC J.B., die damals Cheerleaderin bei Los Angeles Express war, einem Team der kurzlebigen United States Football League.

      Doch Arabian Prince stand noch etwas Studiozeit zur Verfügung. So half er den Mädchen, zwei Tracks – „Supersonic“ und „Another

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