Original Gangstas. Ben Westhoff

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Original Gangstas - Ben Westhoff

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Dr. Dre produzierter Hit „Batteram“ war einerseits als Kommentar zu Daryl Gates’ bevorzugtem Kriegsgerät zu verstehen, andererseits aber auch als Anspielung auf Shane Browns „Rappin’ Duke“, das seinerseits eine Art Parodie war, die sich John Wayne als Rapper ausmalte. Auch Notorious B.I.G. nahm in „Juicy“ darauf Bezug: Remember ‚Rappin‘ Duke, duh-ha, duh-ha?

      Jeder Radio-DJ, der etwas auf sich hielt, lieferte Parodien von Radiohits. Die Gruppe von DJ Russ Parr von der KDAY-Morgenshow, Jimmy & the Critters, verwandelte „Rumors“ (Look at all these rumors/ surrounding me every day) vom Timex Social Club in „Roaches“ (Look at all these roaches/ Around me every day.). Dieser Trend wurde sicherlich auch durch den Erfolg von „Weird“ Al Yankovic befeuert, der 1983 mit Songs wie „I Love Rocky Road“ und „Another One Rides the Bus“ auf der Bildfläche erschienen war. Immerhin war Yankovic in Lynwood aufgewachsen, das im Norden an Compton angrenzte. Die frühen Achtzigerjahre waren eine freundlichere, sanftmütigere Zeit für Westküsten-Hip-Hop. Und Ice Cube alberte nicht weniger herum als alle anderen auch – bis er überraschend den Kurs korrigierte.

      Skateland

      Rollschuhbahnen waren lange Zeit wichtige Brutkästen der urbanen Jugendkultur. Sie stehen nicht nur für guten, sauberen Spaß inklusive Zuckerschock für Kids mit Knubbelknien, sondern dienten auch Jugendlichen als Einstieg in die Nachtclub-Szene, die noch zu jung zum Trinken waren. „Miami bass“-DJs wie der Southern-Rap-Pionier Luke Campbell, der für seine Arbeit mit der 2 Live Crew bekannt wurde, legte in den Achtzigern auf Rollschuhbahnen Platten für Teens auf. Three 6 Mafia fanden in der Rollschuhbahn Crystal Palace in Memphis ein Zuhause und der Rapper Nelly nahm mit seiner Gruppe St. Lunatics in einer auf, die den Namen Saints trug. ATL, ein Jugend-Drama von 2006, das sich an die Realität anlehnte, zeigt den Rapper T.I., wie er eine Bahn in Atlanta namens Cascade unsicher macht.

      Zwei Rollschuhbahnen waren von kritischer Bedeutung für den Hip-Hop der Achtzigerjahre in Los Angeles. Die eine, World on Wheels in Mid-City, wurde von Crips bevölkert. Der Teppich war verklebt mit Süßigkeiten und Limo und Bilder von Rollschuhen mit Flügeln zierten die Wände. Die Hartholzbahn selbst funkelte. „Jheri-Curl-Frisuren waren in Mode und es wurde so heiß da drinnen, dass die Böden nass wurden“, erinnert sich der KDAY-Programmgestalter Greg Mack. Im World on Wheels legte seine DJ-Crew Mixmasters Platten mittels einer speziell präparierten Telefonleitung für ein Live-Publikum zu Hause auf.

      Comptons Antwort auf diese Starthilfe für Nachwuchsrapper hieß Skateland U.S.A., eine voluminöse Anlage, in der bei Partys und Konzerten bis zu 2.000 Kids Platz fanden. Skateland war Comptons erste Rollschuhbahn, die 1984 ihre Pforten öffnete, nachdem ein Vater-Sohn-Team eine über 3.700 Quadratmeter große, abgebrannte Bowlingbahn übernahm, in der sämtliche Kupferverdrahtungen und Rohrleitungen herausgerissen worden waren und deren Dach mit Löchern übersät war. „Der Schimmelgeruch war so intensiv, dass man ihn mit einem Messer hätte schneiden können“, erzählt Besitzer Craig Schweisinger. Er und sein Vater hatten die Immobilie einst für einen Spottpreis erstanden. Der jüngere Schweisinger verdiente sich seinen Ruf als „verrücktester weißer Mann in Compton“, da sich Skateland in der Nähe der West Piru Street, also inmitten des Stammesgebietes der Bloods befand. Die Events glichen einem Meer aus roten Hosen und Hüten. Nie sah man Leute in Blau. „Es gab nur einen Ein- und Ausgang“, so Sir Jinx. „Wenn du dich dorthin verirrt hattest, prügelten sie dir die Scheiße aus dem Leib.“

      Das Vorgehen der Schweisingers war durchaus altruistisch. Sie renovierten die Einrichtung und ließen 1.500 Quadratmeter Boden aus hartem Ahornholz verlegen. Nach der Eröffnung von Skateland mussten alle Besucher durch Metalldetektoren hindurchgehen, um Waffen draußen zu halten, obwohl es Kids laut Schweisinger dennoch gelang „Stanley-Messer, Rasiermesser und chirurgische Scheren“ hineinzuschmuggeln.

      Anlässlich einer besonders verrückten Show von Eric B, in die sie 2.600 Leute packten, bewaffneten sie zwei Security-Leute sogar mit Uzis. Dies sorgte für Unmut bei Feuerwehr und Polizei, die daraufhin mit einem Hubschrauber und Hunden anrückten. Dre trat bei der Eröffnung 1984 mit der World Class Wreckin’ Cru auf. Er wurde rasch zum Stammgast und spielte mit DJ Yella und Eric Wright spätnachts Domino an der Snackbar. Sie arbeiteten an Texten und übten in der DJ-Kabine. Allerdings musste sie Schweisinger ermahnen, ihre Cocktails – Pepsi mit E&J Brandy – nicht auf dem Mischpult zu verschütten.

      Dr. Dre und Ice Cube gaben ebenfalls eine gemeinsame Show im Skateland. Der warnte Cube, dass das Publikum Mittelmäßigkeit nicht tolerieren würde. „Ich erklärte ihm, dass er diesem Publikum etwas bieten müsste, weil sie dir sonst volle Becher auf’n Arsch warfen“, sagte Dr. Dre. Sie brachten schmutzige Parodien, so wurde aus Salt-N-Peppas „I’ll Take Your Friend“ zum Beispiel „I’ll Fuck Your Friend“. Dre scratchte und Cube rappte, unter anderem eine frühe Version von „Gangsta Gangsta“.

      „Es war ein schwieriges Publikum“, sagte Cube. „Ich war mir unsicher, ob unser gemeinsamer Kram funktionieren würde.“ Ihre Unsicherheit war unbegründet, denn das Skateland-Publikum liebte ihre Show – und fuhr auf jede Pointe ab. Die Wreckin’ Cru heuerte Cube an, um ihnen mit ein paar Tracks behilflich zu sein, darunter auch „Cabbage Patch“, das mit seinen Anspielungen auf die gleichnamigen pausbackigen Puppen einen landesweiten Tanztrend auslöste. Aber ab 1986 hatten Cube, 17 Jahre alt, und Dre, nun 21, die Scherz-Nummern satt. Ihr Potenzial übertraf zunehmend jenes ihrer Gruppen.

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      Obwohl man ihn heute als raubeinigen Pionier des Westcoast-Rap kennt, wuchs Tracy Marrow alias Ice-T eigentlich in einer gediegenen Vorstadt von New Jersey namens Summit auf. Innerhalb von nur vier Jahren starben beide seiner Eltern an Herzanfällen, weshalb er Anfang der Siebzigerjahre zur Schwester seines Dads nach View Park, einer Mittelklasse-Gegend in South Central, umzog. Allerdings besuchte er dort von nun an die Crenshaw High School, an der ein explosives Klima herrschte. In den frühen Tagen des Bandenunwesens hatten damals sowohl die Hoover Crips als auch ihre Rivalen in Rot, die Brims, die später in den Bloods aufgingen, das Sagen. „Die Crips ließen ihr Tuch aus der linken Tasche hängen und piercten sich das linke Ohr. Die Brims taten alles rechtsherum – wie ein Spiegelbild“, schrieb Ice-T in seiner Autobiografie. Doch binnen kurzem fingen Mitglieder anderer Gangs an, überzulaufen, und schon bald war in den Augen anderer jeder, der die Crenshaw besuchte, egal, ob er überhaupt in einer Gang war, ein Mitglied der Crips und lief Gefahr, von deren Rivalen Prügel zu beziehen. Laut Ice-T schaute der Anführer der West Side Crips, Stanley „Tookie“ Williams, in Begleitung seines nicht minder muskelbepackten Partners Jimel Barnes manchmal in der Crenshaw vorbei. „Meistens kleideten sie sich in identischen Farmer-Latzhosen, bei denen der Latz runterhing, sodass man ihre nackten Oberkörper, Schultern und Arme sehen konnte“, schrieb Ice-T und fügte hinzu, dass ihnen ein Rattenschwanz junger Crips auf Partys folgte, die sich ihre Muskeln mit Babyöl einrieben, um die Girls zu beeindrucken. Ice-T schloss sich nie formell den Crips an, aber er hing mit jenen Mitgliedern ab, die er durch seine Freundin, die in einer von den Hoover Crips dominierten Nachbarschaft wohnte, kennenlernte. Wie für so viele andere ließ sich der Hauptanreiz der Gang für ihn mit einem Wort auf den Punkt bringen: Zuneigung. „Meine Tante sagte nie, dass sie mich liebte“, schrieb er. „Meine Mutter und mein Vater waren, was dieses Wort anging, auch nicht sonderlich gut. Aber an der Crenshaw hattest du Freunde, die zu dir sagten: ‚Dir wird nie etwas passieren, Homey. Du bist sicher. Ich liebe dich.‘“

      Mit 17 zog er bei seiner Tante aus. Sie willigte ein, ihm die 250 Dollar, die sie monatlich an Fürsorgeunterstützung für ihn erhielt, an ihn weiterzuleiten, damit er sich ein billiges Apartment und Dosenravioli leisten konnte. Noch bevor er seinen Abschluss machen konnte, schwängerte er seine Freundin, die die zehnte Klasse besuchte, woraufhin er sich der Army anschloss. Er diente vier Jahre lang auf Hawaii und wurde zum M60-Maschinengewehrschützen ausgebildet. Nach seiner Entlassung geriet er auf die schiefe Bahn und stahl Schmuck, Rolex-Uhren, Gucci-Taschen und auch Pontiacs. Als seine Partner anfingen, für

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