Original Gangstas. Ben Westhoff

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Original Gangstas - Ben Westhoff

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„Rapper’s Delight“ von der Sugarhill Gang, hypnotisiert. What you hear is not a test / I’m rappin’ to the beat. Später diskutierte O’Shea mit einem Mitschüler namens Terry „Kiddo“ Hayward während des Schreibmaschinenkurses der neunten Klasse an der Parkman Middle School über Hip-Hop.

      „Hast du schon mal versucht, einen Rap zu schreiben?“, fragte ihn Kiddo.

      O’Shea schüttelte den Kopf.

      „Lass uns versuchen, einen zu schreiben“, sagte Kiddo. „Du schreibst einen und ich schreib einen – und dann schauen wir, welcher am besten ist.“

      O’Shea dachte eine Minute lang nach und legte los: My name is Ice Cube and I want you to know/ I’m not Run-DMC or Kurtis Blow. Es war die erste Zeile, die er je gerappt hatte.

      Seinen Spitznamen verdankte er seinem neun Jahre älteren Bruder Clyde, der ihn beschützte. Dieser zog seinen kleinen Bruder auf, weil er versuchte mit Clydes Freundinnen zu flirten, wenn diese anriefen. „Als er das herausfand“, so O’Shea, „fing er an, mich im Scherz Ice Cube zu nennen, weil er fand, dass ich versuchte, zu cool rüberzukommen.“

      Doch wenn es ums Rappen ging, war O’Shea nicht gerade zimperlich. In einer Abwandlung der Freestyle-Circles in New York, wo MCs im Kreis standen und nacheinander Reime improvisierten, übten sie ihre Rhymes und rappten jeweils vier bis acht Takte lang. Wenn einer fertig war, gab er das Mikro an den nächsten weiter. Dabei ging es darum, einen smoothen Übergang hinzulegen und den Beat zu halten.

      Die Garagenwände waren mit Graffiti geschmückt. Es war der Versuch der Jungs, Beat Street nachzuahmen, einen New Yorker Hip-Hop-Film aus dem Jahr 1984. O’Shea und seine Freunde waren besessen von New Yorker Acts wie den Beastie Boys, Slick Rick und Run-DMC, was sich auch in ihren Outfits widerspiegelte: große Brillen, Kangol-Kappen, Adidas-Pullis, Armeejacken und Goldketten. Ihr Treffpunkt war frei von Drogen, Alkohol und jeglichen Gang-Wahnsinns. O’Shea rügte persönlich all jene, die er beim Kiffen erwischte. Wen kümmerte es da schon, wenn der Geruch von Scheiße in der Luft lag? Jinxs heißgeliebte Hündin Princess legte gerne mal ein Ei in die Garage und die Jungs fanden sich des Öfteren inmitten eines Minenfeldes wieder. Es mochte zwar alles ein wenig heruntergekommen wirken, doch unter dem kaputten Garagentor duckte sich eine Reihe heißer Talente hindurch, so auch Candyman, der es 1990 mit seinem Hit „Knockin’ Boots“ in die Billboard-Top-10 schaffte.

      O’Shea entwickelte schon bald jene Skills, die ihn zu Ice Cube machen sollten, einen fulminanten MC, der eine Strophe in ihre Einzelteile zerlegen und wieder zusammenfügen konnte.

      „Es lag ihm einfach im Blut“, so sein Freund Cli-N-Tel von der World Class Wreckin’ Cru. „Damals knurrte er noch nicht, das kam erst später. Aber er hatte diesen Drive, diese Bereitschaft, alles zu tun, um besser zu werden.“

      „Er war ein echt guter Geschichtenerzähler“, weiß Doug Young, der Promoter von N.W.A. „Bei ihm gab es Subjekte. Und Prädikate. Wenn man Ice Cube rappen hört, siehst du die Geschichte in deinem Kopf. Er malt ein Bild.“

      Obwohl Ice Cube viele Stunden in Sir Jinxs Garage verbrachte, bezog er seine Inspiration für seine Raps immer mehr aus der explosiven Welt, die sich außerhalb dieser vier Wände befand.

      Die Worte „South Central“ lösen bei manchen Leuten Angst aus. Doch es lassen sich nur schwer allgemein zutreffende Wahrheiten über diesen 130 Quadratkilometer großen Distrikt von Los Angeles formulieren, da die Bevölkerung und die Landschaft einfach zu mannigfaltig sind. Der nordwestliche Part umfasst das historische Viertel West Adams sowie die vornehmen Baldwin Hills, die auch „das schwarze Beverly Hills“ genannt werden. Die Central Avenue beheimatete in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Jazz-Szene von Weltruf und Leimert Park kann mit afrozentrischen Läden und kreativen Nonprofit-Organisationen aufwarten. Außerdem befand sich dort einst das Good Life Café, wo die Open-Mic-Nights des Labels Project Blowed gediegene (aber dennoch hammermäßige) Acts wie Freestyle Fellowship und Jurassic 5 anlockten.

      Sozialbausiedlungen ragen neben bunten, gedrungenen Residenzen in die Höhe und zwischen heruntergekommenen Häuserblöcken finden sich Häuser mit unglaublich detailverliebten Verzierungen und Gittern vor den Fenstern. Hier gibt es stattliche Kirchen, blühende Parks und Vorgärten mit Zitronenbäumen und Palmen, mitunter so groß wie Wassertürme, Latino-Minimärkte, Grillstellen, koreanische Schnapsläden und von Mexikanern betriebene Burgerbuden. Auf so manchem Rasen rosten alte Karren vor sich hin. Man kann auf Flohmärkten shoppen, sich in unabhängigen Boutiquen mit Beauty-Produkten eindecken, einen Moped-Laden besuchen oder etwas bei Garage Sales erstehen. So wie in jeder armen Gegend, gibt es hier eine starke Second-Hand-Kultur.

      Immobilienmakler, die nördlich der Interstate 10 tätig sind, benennen mit Feuereifer Nachbarschaften um, um sie dadurch reizvoller zu machen. Die Gegend von Los Angeles, in der ich eine Zeitlang lebte, war nacheinander unter den Namen Mid-City, Miracle Mile, Mid-Wilshire und Picfair Village bekannt. Doch Ice Cubes Viertel war eher vom Bandenunwesen als von schönen Ortsnamen geprägt. Der Block entlang der Van Wick Street, wo er aufwuchs, stand unter der Kontrolle der 111 Neighbor Hood Crips, die sich nach der 111th Street, die sich zwei Blocks südlich befand, benannt hatten. Alternativ kennt man die Gang auch unter der Bezeichnung N-Hood. Und wenn man sich noch weiter südlich begab, über den Imperial Highway hinaus, landete man im Territorium der 115 Neighbor Hood Crips. In der Nähe gab es noch weitere Untergruppierungen der Crips, die jeweils Gebiete, die sich über zehn Blöcke oder weiter erstreckten, für sich in Anspruch nahmen.

      Gang-Mitglieder kamen direkt auf einen zu, um zu fragen, woher man kam – und falls ihnen die Antwort missfiel, verpassten sie einem eine Abreibung. Man musste selbst gar kein Crip sein, um sich von deren Konkurrenz eine Tracht Prügel einzufangen. Es reichte schon aus, einfach nur in einem von Crips dominierten Viertel zu wohnen. Darum trauten sich die Kids aus Cubes Block auch nicht oft in die nahegelegene South Van Ness Street, die ausgewiesenes Bloods-Territorium war. Nicht einmal ahnungslose Kinder kamen ungeschoren davon. Als er die zweite Klasse besuchte, setzte sich Sir Jinx im Schulbus neben ein Mädchen, das sich nach seinem „Set“ erkundigte. „Set?“, fragte er. „Was ist das denn?“ Er sollte es noch früh genug erfahren.

      Trotz allem war die Straße, in der außer Cube und Jinx auch viele brave Angestellte lebten und von wo aus man an klaren Tagen den berühmten Hollywood-Schriftzug sehen konnte, keine so schlechte Gegend. Zumindest relativ gesehen. Dane Webb, der frühere Chefredakteur von Rap Pages, beschreibt das Viertel als „mit Gangs übersät“, betont aber auch, dass es eher die „gehobene Arbeiterklasse“ repräsentierte.

      „Es sieht zwar wie eine nette Nachbarschaft aus, aber sobald es dunkel wird, kannst du Schüsse hören“, erklärte Cube einmal. In seiner Kindheit wurde auch sein eigenes Zuhause beschossen: „Überall lagen Patronenhülsen, die die Polizei einsammelte. Direkt auf dem Rasen.“

      Juice

      Cube war untersetzt, gut gebaut, ein sportliches Naturtalent, das sowohl beim Basketball als auch beim Football mehr als eine gute Figur machte. Seine Freunde und er lieferten sich raue Football-Partien auf der Straße. Ihr Abschnitt der Van Wick Street gegen andere Blocks. Es war nichts Außergewöhnliches, wenn einen jemand vom Spielfeld auf den Rasen hinter dem Bürgersteig schob – oder sogar in geparkte Autos rammte. Cube spielte auch in der lokalen Pop-Warner-Liga, wo er als Outside Linebacker und Fullback zum Einsatz kam. Sein Bruder nannte ihn gelegentlich Juice (wie in „Orange Juice“), da er dieselben Initialen wie der ehemalige NFL-Star O.J. Simpson hatte.

      O’Shea wuchs als jüngstes von vier Geschwistern in einer sich nahestehenden Familie auf. Als er älter wurde, kauften seine Eltern ihm einen VW-Käfer – damals der letzte Schrei. Sie arbeiteten an der UCLA, seine Mutter Doris in der Verwaltung und sein Vater Hosea als Platzwart. Der gradlinige Hosea besaß eine Garage voller Werkzeug

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