Original Gangstas. Ben Westhoff

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Original Gangstas - Ben Westhoff

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Gegenzug für diese Tapes deckten die Yanos Andre mit Breakbeat-Platten ein, die er für seine eigenen Songs samplen konnte.

      „Er sagte zu Steve: ‚Das hier wird ein Hit, diese Platten musst du pushen‘“, erzählt Susan Yano. „Und er lag immer richtig.“ Irgendwann fingen die Yanos an, seine Tapes mit Titeln wie ’86 in the Mix für zehn Dollar zu verkaufen, woraufhin diese Cassetten selbst zu gefragten Produkten wurden. Es war zwar nicht wirklich legal, Musik zu verticken, an denen sie eigentlich keine Rechte besaßen, aber wie hätten sie es sonst geschafft, die Kids zu erreichen? Hip-Hop kam größtenteils aus New York und fast niemand sonst verkaufte ihn in Los Angeles. Die Tapes wurden schließlich so populär, dass Rapper wie Tone Loc und Young MC fragten, ob Dre sie nicht auch in seinen Mixtapes berücksichtigen könnte. Dre fügte auch seine eigenen Songs hinzu, was Eric besonders beeindruckte. „Was ist das?“, fragte er eines Tages, als er einen neuen Track hörte. Als Steve Yano ihn aufklärte, dämmerte es ihm: Es war die Musik seines Nachbarn! Er kaufte umgehend all seine Musik, die Yano auf Lager hatte, auf – und bezahlte mit einem Geldbündel, das er aus seinem Socken zog.

      „Richte Andre aus, dass ich mich gerne mit ihm treffen möchte“, sagte Eric und erkundigte sich gleich auch nach dessen Nummer. Yano willigte ein, telefonisch ein Treffen der beiden zu arrangieren. „Als nächstes“, erzählte Yano später, „unterhielten wir uns zu dritt um zwei Uhr nachts am Telefon. Eric wollte einen Plattenladen eröffnen. Ich sagte ihm, dass er das besser lassen solle, weil es kein gutes Geschäft sei. Ich könnte ihm zeigen, wie es ginge, riet ihm aber, die Finger davon zu lassen. „Yano riet ihnen stattdessen, ein Plattenlabel zu gründen. Eric ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. In der Zwischenzeit suchte Andre einen neuen Sponsor. Er hatte ein paar neue Acts getroffen, brauchte aber Geld, um sie im Studio aufnehmen zu können. Er kannte zwei Leute, die ihm vielleicht unter die Arme greifen würden. Einer war ein lokaler Drogendealer namens Laylaw, der mit ihm an ein paar frühen Songs gearbeitet hatte, zum Beispiel 1985 an einem Halloween-Track mit dem Titel „Monster Rapping“, den Dre und Lonzo produzierten, während Laylaw mit seiner gruseligsten Bela Lugosi-Stimme darauf rappte.

      Der andere Typ war Eric. Und genau ihn rief er nun an.

      High Powered Crew

      Nachdem Lonzo sich den BMW gegönnt hatte, überließ er Dr. Dre seinen alten Mazda RX-7. Es war ein auffälliger Wagen und Andre häufte eine ganze Latte von Verkehrsdelikten an, bis schließlich sogar ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde und er hinter Gittern landete.

      Als Eric davon erfuhr, rief er Lonzo an. „Dre sitzt im Knast“, sagte er. „Gib mir Geld, damit ich ihn rausholen kann.“ Lonzo hatte Dre schon in der Vergangenheit immer wieder ausgelöst. Aber nun war er gerade knapp bei Kasse und zog es vor, seinen BMW abzubezahlen. Dre sollte für seine Rücksichtlosigkeit im Gefängnis schmoren. Eric beschloss, selbst für die Kaution aufzukommen, wodurch sich ihre Bindung weiter vertiefte. Dre schlug Eric vor, einen Teil seiner Gewinne aus dem Drogengeschäft in ein musikalisches Projekt zu investieren. Außerdem wollte er mit ihm Songs machen, die härter und mehr „aus dem Bauch heraus“ wären. Dre und Eric, beide nun Anfang zwanzig, begannen, in einem improvisierten Studio in Erics Garage Tapes zu bespielen und rappten dabei zu populären In­strumentalstücken. Unter ihren Kollaboratoren war auch DJ Pooh, der 1995 als Co-Autor des Films Friday Berühmtheit erlangte. „Wir wollten nicht einfach nur Mixtapes machen, sondern Musik, die es auf anderer Leute Mixtapes schaffte“, erklärte DJ Pooh. Und Erics Mutter kümmerte sich darum, dass ihnen das Kool-Aid nicht ausging. Dre und Eric begannen, bei Haus- und Poolpartys sowie Schulbällen als mobiles DJ-Team High Powered Crew aufzutreten. „Wir entschieden uns für diesen Namen, weil wir immer Geld in unseren Taschen hatten“, erklärt Horace „Mr. Sheen“ Taylor, Erics Cousin, weshalb sie diesen Begriff aus der Geldwirtschaft wählten.

      Sie stellten Rapper vor und spielten Songs wie „My Adidas“ von Run-DMC. Damit traten sie überall in South L.A. auf, von Downey bis Lakewood. Dorthin gelangten sie in Erics schrottigem Ford, den sie „California Shake“ tauften, da die Kiste zu vibrieren begann, sobald sie schneller als 55 Stundenkilometer fuhr. Dre war ganz klar der Star, während Eric, der selbst ein wenig deejayen konnte, der Finanzier des Unternehmens war. Er kaufte die notwendige Ausrüstung und teilte die paar hundert Dollar auf, die die beiden pro Auftritt kassierten.

      Nicht jeder wusste sich auf dieses Duo – hier der taffe Straßenjunge, dort der extravagante Entertainer – einen Reim zu machen. „Ich hielt ihn für schwul, weil er zwei Ohrringe trug“, sagte Mark Rucker über Dr. Dre. „Eric sagte, dass er cool wäre und sie zusammen dieses Musik-Ding durchziehen wollten.“

      Als Eric Zwischenbilanz zog, kam er zu dem Schluss, dass er ziemliches Glück hatte. Anders als viele andere Dealer, war er noch am Leben und in Freiheit. Horace Butlers Schicksal belastete ihn schwer. „Ich begriff, dass es das nicht wirklich wert war, ich meine, mein Leben“, sagte Eric. „Mir wurde klar, dass ich zur Abwechslung auch mal was richtig machen könnte.“

      Allerdings wollte er auch nicht unter der Fuchtel von irgendjemand stehen. Wie schon im Drogengeschäft zog er es vor, unabhängig zu arbeiten. „Wenn ich für mich selbst arbeitete, konnte ich meine eigenen verdammten Regeln aufstellen“, sagte er. Dre schlug ihm vor, gemeinsam ein Plattenlabel zu gründen. Eric mochte die Idee, aber sein Partner im Drogengeschäft dachte, er hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Was weißt du denn schon über Musik?“, fragte ihn Rucker. Das war ein berechtigter Einwand. Eric konnte definitiv nicht rappen. Doch die Skepsis verwandelte sich in Dankbarkeit, als Eric ihm ein paar Unzen Crack überließ. Er sollte sie verkaufen, denn Eric war fertig damit.

      Es stand fest. Eric und Dr. Dre würden die Sache ernsthaft in Angriff nehmen. Allerdings waren sie noch immer nicht vollzählig. Erst mussten sie sich noch mit einem überaus selbstsicheren Jungen aus South Central verbünden, der immer noch jeden Tag mit dem Bus zur Schule fuhr.

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      O’Shea Jacksons aufreibender Schulweg vom eingeschossigen, ordentlichen Elternhaus in der Van Wick Street bis zu seiner High School im San Fernando Valley dauerte morgens eine Stunde oder länger und der Rückweg am Nachmittag ebenfalls. Wenn er nachhause kam, besuchte er regelmäßig seinen Freund Sir Jinx, der einen Block entfernt wohnte. O’Shea wusste, dass er willkommen war, wenn das kaputte Garagentor mittels eines Besenstiels offengehalten wurde.

      Draußen tobte ein Bandenkrieg. Doch drinnen befand sich der Hip-Hop-Himmel. Sir Jinx – er hieß eigentlich Tony Wheaton – war ein aufstrebender junger Produzent mit einer übergroßen Brille. Er besaß Turntables, eine DJ-Kabine und einen Cassettenrecorder, der an Lautsprecher angeschlossen war. Im Werkunterricht hatte er sich eine sargförmige Box gebastelt, in der er sein Mischpult und seine Plattenspieler unterbrachte. Die Turntable-Akrobaten des Viertels lieferten sich Battles. Breakdancer verrenkten sich auf Linoleum mit Schachbrettmuster. Angehende Produzenten bastelten Beats auf Sir Jinxs Drumcomputer, obwohl das Ding nicht sehr raffiniert war. Kein Wunder, schließlich hatte er es von einem befreundeten Drogendealer, der es von einem Crackhead in Zahlung genommen hatte.

      O’Shea und Jinx lebten in einem gemeindefreien Teil von L.A. County, zwischen South Central und Inglewood. Mitte der Achtzigerjahre gab es im ganzen Süden von Los Angeles solche inoffiziellen Einrichtungen wie Sir Jinxs Garage. Aus der Sicht von Eltern waren diese Hip-Hop-Garagen ideal. Einerseits waren sie nahe genug am Haus, um ein Auge auf die Kids werfen zu können, andererseits aber auch weit genug vom Elternschlafzimmer entfernt, um nachts seine Ruhe zu haben. Ein aufstrebender DJ namens Battlecat werkelte in seiner Garage im Westen von South Central. Nur wenige Blocks von O’Sheas Haus entfernt lebte sein zukünftiger Mitstreiter bei Westside Connection namens WC. WCs Bruder DJ Crazy Toones lud wiederum Kids in seine Garage ein. In der nahegelegenen Haas Avenue tummelten sich vielversprechende DJs mit Namen wie DJ Slip oder Rockin’ Tom in der Garage von DJ Fat Jack, ließen die Disco-Scheiben ihrer Eltern

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