Original Gangstas. Ben Westhoff

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Original Gangstas - Ben Westhoff

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Pistolenschüssen, die so regelmäßig zu hören waren wie die „Ghetto-Birds“ – Hubschrauber, die über seinem Zuhause in South Central kreisten, um nach Übeltätern zu fahnden. „Da meine damalige Frau eine Latina war, wurden wir ständig angehalten“, erinnert sich Mack, der selbst schwarz ist. „Sie dachten immer, ich würde Übles im Schilde führen, beziehungsweise dass ich vermutlich ein Zuhälter sei, weil ich mit einem Mädchen unterwegs war, das einen anderen ethnischen Hintergrund hatte.“

      „Sie schossen Leuten in den Rücken“, weiß MC Ren zu berichten. „Sie traten einem für nichts in den Arsch.“ Fast jeder schwarze Mann aus L.A., den ich für dieses Buch interviewt habe, hat solche Geschichten auf Lager – Verkehrskontrollen wegen Lappalien oder aus reiner Willkür, Erniedrigungen, unfaire Verhaftungen. Es gehörte einfach zum Leben dazu.

      Inmitten dieses Chaos’ entstand die Hip-Hop-Szene von Los Angeles. Die Musik selbst war warm und einladend, zumindest oberflächlich betrachtet. Lokale MCs rappten zu sanften, tanzbaren Beats. In den Clubs und auf Hauspartys spielten DJs die Platten von Rappern aus New York. Aus den Nissans und VW-Käfern der Mitglieder von Auto-Clubs dröhnten Mixtapes. Breakdancer aus Venice Beach vollführten Kunststücke auf Kartonunterlagen. Und manche Drogendealer investierten ihre Profite in lokale Könner wie den Hip-Hop-Titan Mixmaster Spade, der das DJ-Handwerk während seiner Schulzeit in New York gelernt hatte und nach L.A. zurückgekehrt war, um ortsansässige Nachwuchstalente wie King Tee, Toddy Tee, Coolio und DJ Pooh zu fördern – zumindest bis 1987, als er nach einer Schießerei mit der Polizei verhaftet wurde, nachdem diese eine gigantische Menge PCP bei ihm zu Hause gefunden hatte.

      Eine Hip-Hop-Show, die im Sommer zuvor in der Long Beach Arena stattgefunden hatte, war im Chaos versunken. Die Headliner Run-DMC waren um ihren Auftritt gebracht worden, als eine Prügelei ausgebrochen war. KDAY-Programmgestalter Greg Mack hatte von der Bühne aus gesehen, wie ein Mann von einem der Balkone geschubst wurde, was der aber irgendwie überlebte. Angreifer hatten abgebrochene Tischbeine zu Waffen umfunktioniert und jungen Mädchen die Ketten vom Hals gerissen. Die Sicherheitskräfte waren überfordert gewesen und Dutzende hatten sich Blessuren eingehandelt.

      „Es war ein Rassenkonflikt“, erzählte der populäre DJ Rodger Clayton, der die Show promotet hatte und selbst vor Ort gewesen war. „Die Long Beach Insanes hatten einem mexikanischen Mädchen ihre Handtasche geklaut und ein paar Mexikaner brachen in die Besenkammer ein, bewaffneten sich und mischten die Long Beach Insanes auf. Sie verprügelten sie mit Besenstielen und scharfkantigen Stöcken. Dann taten sich alle schwarzen Gangs zusammen und fingen an, alle mexikanischen und weißen Jungs zu verdreschen. Sie warfen sie aus dem ersten Obergeschoss, traten ihnen in den Arsch, einfach alles.“

      „Manche Kritiker wie die Kreuzritterin in den Reihen des Parents Music Resource Centers, Tipper Gore“, schrieb das People-Magazine, „glauben, dass Rap-Musik eine unterschwellige Botschaft verbreite – dass es in Ordnung sei, Leute zu verprügeln.“

      Aber die Wirklichkeit war komplizierter. Für viele Kids stellte Rap einen Ausweg dar, einen konstruktiven Ansatz, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Der Performer Alonzo Williams entkam etwa einer brenzligen Situation, gerade weil er DJ war. „Ich war in East L.A. und trat bei einer Gartenparty auf, wo sich zwei Latino-Gangs in die Wolle gerieten“, erzählt er. „Allerdings legten sie eine Auszeit ein: ‚Lasst den DJ nachhause fahren, er hat nichts mit dem Scheiß hier zu tun!‘ Beide Gangs halfen mir daraufhin, meine Ausrüstung auf meinen Truck zu laden.“

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      Als großgewachsener, breitschultriger High-School-Schüler war Andre Young bereits in den frühen Achtzigerjahren ein Frauenheld, der die Mädchen zum Lachen brachte und sie mit seinen Hip-Hop-Skills in Staunen versetzte. Seine DJ-Gruppe Freak Patrol lieferte heiße Jams bei Partys und seine Tanzeinlagen während der Halbzeitpausen der Football-Matches der Fremont High School wurden stürmisch gefeiert. Dabei vollführte er zu einem Elektrobeat einen roboterhaften Tanz voller mechanisch anmutender Schritte, abrupter Pausen und Bewegungsabläufe, die aussahen, als würde er seine Gliedmaßen zuerst auskugeln und dann wieder zurück in die Gelenke bugsieren, das sogenannte Pop-Locking. Sein Outfit bestand aus Bruce-Lee-Tretern mit Gummisohlen sowie einer an Batman erinnernden Spezialanfertigung von Jacke inklusive kleinem Cape und seinem darauf aufgebügelten Spitznamen „Sir Romeo“, der sich von seinem zweiten Vornamen Romell ableitete.

      Ein anderer bevorzugter Hotspot, um sich in Szene zu setzen, war der Club Eve After Dark, der sich in der Nähe von Compton in Willowbrook befand und von schick gekleideten jungen Erwachsenen frequentiert wurde. Der Name des Clubs war nicht leicht zu erklären, hatte jedoch etwas mit Evas paradiesischem Sündenfall zu tun – und die Gäste standen Schlange, um hineinzugelangen. Die Disco-Ära lag noch nicht allzu lange zurück und so drehte sich über der Tanzfläche eine Discokugel, während die DJs groovenden R&B, Funk, Rap und Electro auftischten.

      Es war wie ein Garten Eden, bevor die Schlange alles ruinierte. Es wurde kein Alkohol serviert, nur Limonade. Der Besitzer des Clubs, Alonzo Williams, erlaubte auch keine Gang-Aufmachung und bevorzugte es, wenn seine männliche Klientel sich von der Eleganz eines Morris Day inspirieren ließen: lange Freizeithosen, Schuhe mit festen Sohlen und schmale Krawatte. Zwar betraten die Mädchen den Club manchmal mit einem Dutt, schüttelten sich die Haare dann aber auf der Toilette aus. „Bevor sie dann wieder nachhause aufbrachen, drehten sie ihre Haare wieder zusammen und sagten, wenn sie daheim ankamen, ganz locker: ‚Hi, Mom!‘“, erzählt Lonzo.

      Andres Mutter setzte ihn mitsamt seinem Bruder Tyree und ihren Freunden ab, fuhr dann wieder nachhause, stellte sich den Wecker auf ein Uhr und legte sich ins Bett, bis es Zeit war, sie wieder abzuholen. Im Club gelang es Andre mitunter, Unterhaltungen mit zwei oder drei Frauen gleichzeitig zu führen. Ein Baggerpartner übernahm dann kurz in den Gesprächspausen, damit keine Verdacht schöpfte.

      Bereits im Alter von 16 bekamen er und Cassandra Joy Greene ein gemeinsames Kind, einen Jungen namens Curtis, den er erst Jahrzehnte später anerkannte. Auch begann er, sich für eine hübsche 14-jährige Schülerin namens Lisa Johnson zu interessieren. Sie war in South Central aufgewachsen, lebte aber mittlerweile im Westen von Los Angeles. Ihr Dad hatte sich aus dem Staub gemacht und ihr Bruder war der Bandenbrutalität zum Opfer gefallen. Andre verführte sie, als sie die neunte Klasse besuchte, wie sie selbst sagt, doch ihre Beziehung war von Anfang an umstritten gewesen. Johnsons Mutter fand, sie wäre zu jung, um einen Freund zu haben, also schwänzten sie die Schule und trafen sich heimlich.

      „Dann erhielt ich eines Tages diesen einen Anruf – den Anruf, den alle Mütter von Teenagern fürchten“, schrieb Andres Mutter Verna Griffin. Lisa Johnson war schwanger.

      Sie begann noch die zehnte Klasse an der Fremont, hielt aber nur wenige Wochen durch. „Ich war schwanger und sie wollten mich nicht auf dem Schulgelände“, berichtete sie. Noch schlimmer: Johnson zerstritt sich mit ihrer Mutter, die fuchsteufelswild wegen der Schwangerschaft war und ihre Tochter vor die Tür setzte.

      Im Januar 1983 gebar Johnson ihre erste Tochter namens La’Tanya. Johnson war 15 und Andre 17 Jahre alt. „Er war damals ein echt stolzer Vater“, erklärte Johnson. Andres Mutter ließ Johnson und das Baby eine Weile bei sich wohnen. Johnson schlief in Andres Zimmer, während der im Wohnzimmer übernachtete. Sie wohnten auch bei seiner Großmutter in Willowbrook, unweit des Eve After Dark. Dann wiederum nächtigten sie in trostlosen Motels wie dem Snooty Fox Motor Inn an der South Western Avenue, wo Zimmer stundenweise vermietet wurden. Jedoch dauerte es nicht lange, bis Andre eine weitere junge Frau namens LaVetta Washington schwängerte. Ihre Tochter Tyra kam im Mai 1984 zur Welt. Johnson war außer sich. Schließlich war auch sie erneut schwanger.

      Andre Youngs ebenso patente wie elegante Mutter Verna Griffin startete ihre eigene Modelinie und veröffentlichte sogar ihre Memoiren. Außerdem war sie beinhart und nicht leicht aus der Fassung zu

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