Original Gangstas. Ben Westhoff

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Original Gangstas - Ben Westhoff

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Obwohl der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten Rassentrennung in Bezug auf das Wohnungswesen bereits 1917 untersagt hatte, verfolgten Bauunternehmer und Banken weiterhin dieses System. Ein Immobilienmakler konnte seine Lizenz verlieren, wenn er Integration begünstigte – und Compton war von diesem Trend stärker betroffen als jeder andere Teil von Los Angeles. Brutale Bürgerwehren versuchten schwarze Familien am Betreten der Stadt zu hindern, was sie mit ihrem Slogan „Keep the Negroes North of 130th Street“ untermauerten. Marvin Kincy, ein 1950 in Compton geborener Schwarzer und Veteran der Piru-Gang, erinnerte sich daran, dass ihm eingebläut wurde, aus Angst vor Übergriffen durch „Niggerjäger“ die Wilmington Avenue nicht mehr nach 19 Uhr zu überqueren. Er fügte noch hinzu, dass er als Neunjähriger von vier jungen Weißen in einem 57er-Ford unter dem Vorwand zu ihrem Wagen gelockt wurde, ihn nach dem Weg fragen zu wollen. Als er nahe genug war, hatten sie ihn mit faulen Eiern und Tomaten beworfen.

      Nach einem Beschluss des Obersten Gerichtshofs im Jahr 1949, der systematische Diskriminierung zusehends erschwerte, wurden die Restriktionen im Wohnungswesen gelockert. Die Wrights ließen sich daraufhin in Compton nieder, wo Eric 1964 das Licht der Welt erblickte. Unweit von ihrem Wohnort ereigneten sich im Folgejahr die Unruhen von Watts, ausgelöst durch eine Verkehrskontrolle eines schwarzen Autofahrers, der von einem weißen Highway-Cop kon­trolliert wurde, weil der vermutete, der Fahrzeuglenker sei betrunken. Daraufhin kam es zu Krawallen mit Dutzenden Toten und Sachschäden in bis dahin ungekannter Höhe. In der Folge begann die Gegend sich aufgrund der Abwanderung der weißen Bevölkerung und der Stilllegung von Betrieben zu verändern. Die ehemalige Heimat der Bushs zog nun Drogendealer, Hausbesetzer und Prostituierte an – und Compton verwandelte sich in eine der gefährlichsten Städte des Landes.

      Jeder in Los Angeles, der sich während der frühen Jahre der Regierung Reagan nach einem billigen Rauschzustand sehnte, musste nur dem riesigen Drogenumschlagplatz namens The Track in South Central, der sich in der 81st Street zwischen Hoover und Vermont befand, einen Besuch abstatten. Vor allem die Shermans waren zunächst beliebt als billige Methode, um sich zuzudröhnen, bevor sie von Crack abgelöst wurden. Wenn man Crack schnupfte, bekam man davon relativ schnell Nasenbluten – allerdings konnte man es den ganzen Tag lang rauchen und immer noch Bock auf mehr haben. „Du konntest mitverfolgen, wie sich respektable Männer in Crackheads verwandelten“, sagte Ice Cube. „Du konntest beobachten, wie sich die Krankenschwester mit Familie, die in derselben Straße lebte, in eine ‚Strawberry‘, eine Erdbeere, verwandelte.“ Damit meinte er eine Frau, die ihren Körper verkaufte, um die Droge beschaffen zu können.

      Die Preise für Crack, ursprünglich bekannt unter dem Namen „Ready-Rock“, da es mit Backpulver aufgekocht war und man es sofort rauchen konnte, waren anfangs noch ziemlich hoch. Allerdings änderte sich das aufgrund der Bemühungen von Dealern wie Freeway Rick Ross aus South Central. Er schickte Typen auf Mopeds los, um den Stoff überall in der Gegend auszuliefern. Mitte der Achtzigerjahre verschob er auf diese Weise buchstäblich Tonnen von Kokain.

      Marvin Kincy wurde Augenzeuge der Auswirkungen, die Crack auf Compton hatte. Er war jedenfalls fassungslos, als er eines Tages ein prominentes Mitglied der Gemeinde, einen Bankier und Inhaber einer Autowaschanlage, einen Einkaufswagen die Straße entlang schieben sah. „Er hatte sein ganzes Imperium in Rauch aufgehen lassen.“

      Den Crack-Konsumenten war auch nicht bewusst, dass sie dabei halfen, einen Krieg in Mittelamerika zu finanzieren. Einer von Ross’ nicaraguanischen Lieferanten, Oscar Danilo Blandon, stand nämlich unter dem Schutz der CIA, da er mit seinen Profiten die Contra-Rebellen in seiner Heimat unterstützte, deren Ziel es war, die linksgerichtete Sandinista-Regierung zu stürzen. Die Regierung Reagan unterstützte die Rebellen ebenfalls und finanzierte sie durch Waffenverkäufe an den Iran, was schließlich im Rahmen des Iran-Contra-Skandals ans Licht kommen sollte. Blandon wurde schließlich verhaftet, arbeitete fortan verdeckt für die US-Regierung und half dabei, Rick Ross dingfest zu machen, der daraufhin für 13 Jahre hinter Gitter musste.

      1989 veröffentlichte der Senatsausschuss für Auswärtige Beziehungen unter Führung von John Kerry, der damals seine erste Amtszeit als Senator von Massachusetts absolvierte, einen Report, der zu dem Schluss gelangte, hochrangige US-Politiker seien „nicht gegen die Vorstellung immun, dass Drogengelder die perfekte Lösung für die Finanzierungsprobleme der Contras darstellten“. Die CIA mag zwar nicht direkt Crack in die Stadtgebiete geliefert haben, wie manchmal behauptet wird, doch scheint sie mitunter beide Augen zugedrückt zu haben, solange es ihren geopolitischen Zielen nützte.

      In der Zeit vor der Crack-Ära war Gang-Kriminalität kein besonders profitables Geschäft. Allerdings erkannten ihre Mitglieder schon bald, wie viel Geld sich mit den Drogen machen ließe. „Plötzlich hieß es: ‚Ich kann mir tolle Autos, ein Haus und coole Klamotten leisten‘“, sagt Freeway Rick Ross. „Deshalb stiegen sie ins Geschäft ein.“ Ein Zeitlang tappte die Polizei im Dunkeln. Sie suchten bei ihren Razzien nicht nach Kokain, sondern nach PCP. Aber 1986 wurden verpflichtende Mindeststrafen festgelegt – und der Besitz von Crack wurde dabei viel schärfer geahndet als jener von Kokain. Schwarze dröhnten sich nicht mehr zu als Weiße, doch war es für die Polizei viel leichter, eine Gruppe von Dealern an der Straßenecke einzukassieren als eine Haustür in Beverly Hills einzutreten.

      Die Polizei von L.A. ging äußerst brutal gegen das aufkommende Bandenwesen, den Drogenmissbrauch und Gewaltverbrechen vor. Die CRASH-Einheit des LAPD – CRASH stand dabei für „Community Resources Against Street Hoodlums“ – begab sich unter dem Codenamen „Operation Hammer“ in South Central auf einen weitreichenden Kreuzzug, in dessen Verlauf tausende angebliche Gang-Mitglieder verhaftet wurden. Viele davon waren jedoch, wie sich herausstellte, absolut unschuldig. Die CRASH-Polizisten trugen nicht selten eine Extra-Knarre oder etwas Dope bei sich, um es gegebenenfalls einem Verdächtigen unterzuschieben. „Sie schlucken den Stoff runter oder werfen ihn schnell weg, also verprügeln wir sie und stecken ihnen unseres zu“, gestand einer. „Sie verstoßen gegen das Gesetz, verkaufen Drogen, also warum sollten wir ihnen Respekt schulden? Das war falsch, aber so dachten wir nun mal.“ Im Januar 1988 wurde eine 27-jährige Frau namens Karen Toshima in Westwood Village getötet, als sie versehentlich ins Kreuzfeuer zweier rivalisierender Gangs geriet. Obwohl Gang-Morde nichts Neues waren, beschlossen Bürgermeister Tom Bradley und der Stadtrat als Reaktion auf Toshimas Tötung, die in einem begüterten Viertel passiert war, Millionen von Dollar für zusätzliche Patrouillen locker zu machen.

      Präsident Reagan erklärte 1982 seinen „War on Drugs“ und der Chef der Polizei von Los Angeles, Daryl Gates, ging besonders hart gegen Drogenkonsumenten vor. 1990 erklärte er vor einem Senatsausschuss, dass auch diejenigen, „die sich gelegentlich Pot reinpfeifen“, am besten „vor die Türe gebracht und abgeknallt werden sollten“. Ein besonders drastisches Instrument, das Gates einsetzte, war die Batterram, ein sechs Tonnen schwerer gepanzerter Rammbock, der mit einem über vier Meter langen Stahlarm ausgestattet war, mit dem die Türen von Häusern plattgemacht wurden, in denen man Crackhöhlen vermutete. Dieses Gerät inspirierte auch den gleichnamigen Hit des Comptoner Rappers Toddy Tee, den der junge Dr. Dre produzierte.

      Im April 1989 schlüpfte die frisch als First-Lady abgelöste Nancy Reagan, die nun mit ihrem Ronald in Bel Air residierte, in Tennisschuhe und eine Windjacke der LAPD, um der Razzia in einem mutmaßlichen Drogenhaus in South Central, nahe Main Street Ecke 51st, beizuwohnen. An der Seite von Chief Gates beobachtete sie, wie ein SWAT-Team sich seinen Weg bahnte. Reagan, die den Slogan „Just Say No“ geprägt hatte, erklärte, dass sie das spärlich eingerichtete Haus als „sehr deprimierend“ empfand. Ebenso deprimierend war vermutlich der Umstand, dass zwar nur eineinhalb Gramm Crack sichergestellt werden konnten, aber dafür immerhin 14 Leute festgenommen wurden. Die Medien berichteten, dass noch im selben Jahr eine Drogenentzugsklinik im San Fernando Valley, die Nancy Reagans Namen tragen würde, eröffnet werden sollte. Allerdings sollte es nie dazu kommen, da Reagan im Sommer dem Projekt ihre Unterstützung entzog, wodurch Spendengelder in Höhe von fünf Millionen Dollar in den Sand gesetzt wurden. Ihr Sprecher erklärte gegenüber der Los Angeles Times, dass sie sich schlicht zu viel aufgehalst hätte.

      Die

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