Original Gangstas. Ben Westhoff

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Original Gangstas - Ben Westhoff

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vertraute er seinem Blutsverwandten Eric. Als er ein Teenager war, machte Butler ihn zu seinem Boten, der die Kunden mit Stoff versorgte, nachdem Butler die Deals abgeschlossen hatte.

      Eric, der die Dominguez High School geschmissen hatte, hatte bis dahin nicht viel Ahnung vom Drogengeschäft. Als Teenager hatte er ein paar Spritztouren mit gestohlenen Autos unternommen. Auch hatte er schon den einen oder anderen Einbruch auf dem Kerbholz. Er stahl Farbfernseher und Videorecorder. „Einmal wollte er seiner Mom einen gestohlenen Fernseher schenken“, erinnerte sich Bigg A mit einem Lachen. Doch was das Dealen betraf, so war Eric noch ein Neuling. Deshalb kam es für ihn auch überraschend, als Butler ihn eines Tages im Jahr 1984 einlud, mit ihm eine Runde in seinem Truck zu drehen.

      Eric kletterte in Butlers Wagen, einen GMC mit Metallic-Lackierung und Chromfelgen an den Geländereifen, der eigentlich nicht Butler gehörte, sondern einem anderen Typ aus der Gegend, der aber inzwischen im Knast saß. Die Karre war beschlagnahmt worden und Gerüchten zufolge waren in ihr immer noch einige Lagen Sherman-Joints verstaut. Niemand traute sich, Anspruch auf den Wagen zu erheben, da jeder fürchtete, schließlich selbst im Kittchen zu landen. Doch Butler war das egal. Ihm gelang es, sich den Wagen zu sichern – und nun saß er hinter dem Steuer dieses großen, schönen GMC.

      Mit Eric an seiner Seite fuhr Butler den Schlitten zu einer geheimen Location in der Nachbarschaft, fernab von neugierigen Blicken. Butler blickte sich um und wollte auf Nummer sicher gehen, dass ihn auch niemand beobachtete. Dann kramte er an der Seite eines verlassenen Hauses eine Einkaufstüte aus Papier hervor. Er öffnete sie und zeigte Eric ihren Inhalt: sorgfältig geschichtete Geldbündel, die von Gummibändern zusammengehalten wurden. „Pass für mich darauf auf“, sagte er, bevor er die Tüte wieder versteckte. Eric wusste nicht, was er davon halten sollte, willigte jedoch prompt ein.

      Ungefähr zur gleichen Zeit benahm sich Butler auch sonst seltsam. Rucker fiel das schon am Anfang der Woche auf, als er an seinem Drogenspot in der Glencoe Street stand, nur einen Steinwurf entfernt vom Haus eines gemeinsamen Freundes, Emil Moses, der sich gerade erst in seiner Garage erhängt hatte. Nachdem die Polizei eingetroffen war und der Gerichtsmediziner sich um den Körper kümmerte, versammelte sich eine Menschenmenge. Butler und Rucker unterhielten sich und beklagten ein paar Minuten lang den Tod des Freundes, bevor Rucker wieder Geschäftliches ansprach. Er war auf der Suche nach Ware: „Hast du etwas?“

      „Nein“, antwortete Butler, der die Umgebung mit seinen Augen abtastete. „Ich lass es locker angehen und gönne mir eine Auszeit.“

      „Warum denn?“

      „Die Lage ist irgendwie komisch zur Zeit.“

      Die beiden Männer gingen daraufhin ihrer Wege und verabredeten sich zur Beerdigung von Moses, bei der Rucker als Sargträger fungieren sollte. Für diesen Anlass hatte er sich sogar einen Anzug ausgeliehen. Doch Butler sollte es nicht mehr dorthin schaffen. Ein paar Tage später, kurz nach Mitternacht, fuhr er seinen Truck durch Mid-City in Los Angeles und wollte gerade auf den Freeway 10 auffahren. Als er vor einer Ampel zum Stillstand kam, wurde er von insgesamt sieben Kugeln getroffen, die offenbar von seinem Beifahrer abgefeuert wurden, der anschließend aus dem Wagen gesprungen war.

      Da sein Fahrer nun tot war, begann der Truck langsam rückwärts zu rollen, bis er mit einem Masten kollidierte und stehenblieb. Dieser Mord warf eine Reihe von Fragen auf: Wer steckte hinter dieser Tat? Warum wurde Horace Butler ermordet? Ging es dabei um Geld? Oder um den Truck? Um Drogen? Nur eines war klar: Es würde in dieser Woche noch ein zweites Begräbnis in Compton geben.

      Butlers Tod traf Eric schwer. „Er und ich trafen uns jeden Tag“, sagte er. „An diesem Abend musste ich zufällig etwas mit meiner Mutter machen. Deshalb war ich nicht dabei. Wahrscheinlich wäre ich ebenso tot wie er, wenn ich dort gewesen wäre.“

      Auf Eric sollte schon bald der nächste Schock warten. Als er zum verlassenen Haus zurückkehrte, wo Butler sein Geld versteckt hatte, fand er nicht nur die Geldtüte, sondern auch ein Paket mit Kokain. Eric begriff rasch, dass er auf einer Goldmine saß. Ganz abgesehen von der Kohle war ihm nun Stoff im Wert von zehntausenden Dollar in den Schoß gefallen. Er musste es nur auf die Reihe bringen, das Zeug zu verticken.

      Eric machte sich sofort an die Arbeit. Als Rucker wenig später bei ihm zu Hause aufkreuzte, staunte dieser nicht schlecht, als er Eric vorfand, wie dieser über einem kleinen Elektroherd kauerte und versuchte, Crack zu kochen. „Mann, wo hast du den Stoff her?“, fragte Rucker.

      „Ich wollte das Geld holen“, sagte Eric, „und das hier war auch noch da.“

      Erics mangelnde Erfahrung war offensichtlich. Er hielt Rucker ein Stück unter die Nase und spekulierte über dessen Wert: „Das hier geht für zwanzig, oder?“

      „Teufel, nein!“, sagte Rucker. Der Brocken war eher sechzig Dollar wert. Rucker gab ihm daraufhin einen Crashkurs darin, wie man den Preis von Crack-Körnern berechnete. Von da an begann Rucker sein Kokain bei Eric zu kaufen. Seine Preise waren sehr gut – 1.000 Dollar pro Unze, eine Menge, für die andere 1.500 Dollar verlangten. Eric überließ ihm sogar Pakete auf Kommission. Er konnte es sich ja leisten, da die Ware, die ihm in den Schoß gefallen war, nichts als reinen Profit einbrachte.

      1985 schien Eric auf einer Welle des Erfolgs zu schwimmen. Nachdem er die Profite, die sich aus Butlers Vorräten ergaben, in Nachschub investiert hatte, lief er in feinem Zwirn herum und düste in schneidigen Karren durch die Gegend. Aber er war noch nicht zufrieden. Tief drinnen wusste er, dass das nicht das richtige Leben für ihn war. Und so beschloss er, etwas zu unternehmen.

      Ein gefährlicher Ort

      Der Alltag in Compton entsprach nicht wirklich dem Bild, das Hollywood von der Welt der Straßengangs verbreitete. In den Achtzigerjahren war die Stadt, die sich ungefähr 15 Kilometer von Downtown L.A. befindet, zumindest tagsüber immer noch eine typische Mittelschicht-Vorstadt. Hier gab es gut ausgestattete, farbenfrohe Bungalows mit großen Gärten, Eisenstäben vor den Fenstern und schmiedeeisernen Zäunen. Kinder fuhren auf ihren Fahrrädern, Kleider hingen zum Trocknen auf Wäscheleinen und braune wie schwarze Mitbürger gingen ihren Working-Class-Jobs nach. Spätabends fuhren Teenager in ihren Suzuki-Trucks und VW Käfern gegeneinander Autorennen um Geld. Aber die Gegend wirkte nicht wie ein Kriegsgebiet.

      Unter der Oberfläche jedoch schwelte eine urbane Katastrophe – hohe Arbeitslosigkeit, hohe Armutsrate, hohe Säuglingssterblichkeit und eine steigende Anzahl von Gangmorden. Die Rezession der Siebzigerjahre hatte sich durch Präsident Nixons Comprehensive Employment and Training Act entspannt, ein staatliches Jobprogramm, das den Leuten im Viertel Arbeit verschaffte. 1982 setzte Präsident Reagan das Programm außer Kraft, wodurch es Ortsansässigen erschwert wurde, Jobs zu finden.

      Auch die Polizei war keine große Hilfe. Bis sie im Jahr 2000 aufgelöst wurde, hatte Compton seine eigene Polizeieinheit – und zwar eine der korruptesten im ganzen Land. Die Stadt mit ihren gerade einmal 93.000 Einwohnern verzeichnete 1986 insgesamt 66 Morde und 1987 sogar 85, was der dreifachen Pro-Kopf-Rate von ganz Los Angeles entsprach, das damals selbst als notorisch gefährlicher Ort galt. In L.A. ereigneten sich in den Achtzigerjahren fast 3.000 Tötungen, die im Zusammenhang mit Bandenkriminalität standen. Ein schwarzer Teenager lief sechsmal größere Gefahr als Mordopfer zu enden als ein Weißer gleichen Alters.

      In Los Angeles legten die meisten Soldaten ab, die im Zweiten Weltkrieg in Richtung Südpazifik in See stachen. Im Anschluss an den Krieg zogen die vielen Jobs in der Flugzeugbaubranche Leute aus dem ganzen Land an. Und das wunderbare Wetter war sicher kein Störfaktor. Erics Eltern zählten zu den ersten schwarzen Familien in Compton und waren von Greenville in Mississippi aus nach Compton gezogen und Teil einer großen Migrationswelle. Im 20. Jahrhundert war die Stadt größtenteils weiß gewesen. Für kurze Zeit hatten 1949 sogar George und Barbara Bush dort in einem Apartmentkomplex

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