Original Gangstas. Ben Westhoff

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Original Gangstas - Ben Westhoff

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ein Mischpult!“

      In den Siebziger- und Achtzigerjahren waren die DJs die Stars im Hip-Hop. Wenn ein Rapper auf den Plan trat, dann hauptsächlich, um den Mann an den Turntables hochleben zu lassen. Einer der ersten populären Rapper in L.A. war Ice-T. Sein Song „Reckless“ war im Grunde genommen ein ausführlicher Shout-out an seinen DJ, Chris „The Glove“ Taylor: The DJ named Glove has reigned supreme / As the turntable wizard of the hip-hop scene. „Reckless“ erschien auf dem Soundtrack zu Breakin’, einem Hip-Hop-Film aus dem Jahr 1984, in dem es auch jede Menge Pop-Locking zu sehen gab. Die MCs spielen nur eine untergeordnete Rolle. Im Abspann wird Ice-T als „rap talker“ angeführt.

      Früher Hip-Hop wurde in erste Linie live aufgeführt, etwa auf Partys, und als Gruppen anfingen, ins Studio zu gehen, versuchten sie das dort vorherrschende gesellige Ambiente nachzuahmen. Doch schon bald wandten sich Gruppen wie Grandmaster Flash and the Furious Five mit Nummern wie „The Message“ (1982) soziopolitischen Themen zu und ab Mitte der Achtzigerjahre war Hip-Hop mit aggressiven Backing-Tracks ein großes Ding in New York. Run-DMC und LL Cool J rappten zu harten Beats und der MC begann den DJ als dominante Figur abzulösen.

      Aber die Message hatte sich nicht bis L.A. herumgesprochen. Dort war die Party noch im vollen Gange. Ein flotterer, von starkem Synthie-Einsatz geprägter Electro-Dance-DJ-Sound inklusive maschineller Vocoder-Stimmen regierte nach wie vor die Dance­floors. Die Leute interessierten sich weniger für gepflegten Sprechgesang als dafür, ordentlich einen drauf zu machen. Angesagte DJs wie Egyptian Lover produzierten Sounds, die sich heutzutage eher nach Techno anhören. An den Turntables manipulierte er Schallplatten so, dass sie einen Drumbeat oder eine bestimmte Stelle eines Songs dreimal hintereinander spielten – boom, boom, boom! Egyptian Lover tat sich mit einer mobilen DJ-Crew zusammen, die sich Uncle Jamm’s Army nannte und ihr Audio-Equipment stets mitbrachte, wenn irgendwo eine Party abgehen sollte. Der Leader der Gruppe, Rodger Clayton, verfügte über jede Menge Swag und hatte ein Händchen für Vermarktung. Kids konnten ihre Adressen in Versandlisten eintragen und wurden von ihm durch Postkarten auf dem Laufenden gehalten.Uncle Jamm’s Army waren beeinflusst von Afrika Bambaataa, einem DJ-Pionier aus New York und ehemaligen Mitglied einer brutalen Gang aus der Bronx, den Black Spades, der schließlich die auf Hip-Hop ausgerichtete Bewegung Universal Zulu Nation aus der Taufe hob. Sein Song „Planet Rock“, der sich musikalisch bei den deutschen Electronic-Urvätern Kraftwerk bediente, wurde gleich nach seiner Veröffentlichung 1982 zu einem Dancefloor-Hit. Uncle Jamm’s extravagante Electronic-Eskapaden orientierten sich stark an Bambaataa und erfreuten sich in den frühen Achtzigerjahren großer Beliebtheit. Die Gruppe trat zunächst noch an Orten wie dem Veterans Memorial Auditorium in Culver City auf, irgendwann aber sogar auch in der L.A. Sports Arena – vor über 5.000 Bandana-Girls in Miniröcken und afroamerikanischen Mods, die in Trenchcoats skankten. Nach dem Vorbild von Run-DMC und den Fat Boys trugen die anwesenden B-Boys übergroße Cazal-Brillen und geflochtene Goldketten, sogenannte „Dookie-Ropes“.

      Das ohrenbetäubende Arsenal spielte auch in der Werbung für die Veranstaltungen eine Rolle. Der Flyer, mit dem 1983 eine Show von Uncle Jamm’s Army in der Sports Arena angekündigt wurde, versprach etwa „100 Lautsprecher“, die in Pyramidenform übereinander gestapelt wurden. In mit Nieten besetzten Lederoutfits und mit Waschbärkappen geizten sie bei ihren Gigs auch nicht mit Nebel und Flammen. Die DJ-Crew umfasste Egyptian Lover, DJ Pooh, Keith Cooley (den Halbbruder des innovativen Turntable-Künstlers Joe Cooley) und Bobcat, der von der Ostküste zurückgekehrt war und sich dort den für Philadelphia typischen „Transformer-Sound“ zu eigen gemacht machte, dessen Bezeichnung sich von den gleichnamigen Actionfiguren herleitete. Diese Shows ähnelten weniger Konzerten, sondern eher dem, was wir heute unter einem Rave verstehen, auf dem ein DJ ohne Unterbrechung die Musik und somit die Party am Laufen hält. Obwohl Uncle Jamm’s Army Rap-Songs spielten, fanden sich keine Rapper in ihren Reihen (mit Ausnahme von Ice-T). „Es wurde öde“, erklärte Rodger Clayton. „Wir können Rapper nicht länger als zwei Minuten einsetzen, weil sie den Energielevel stören.“

      Disco Lonzo

      Obwohl kaum jemand noch weniger Gangsta als er war, ist Alonzo Williams wohl der unbesungene Architekt der Gangsta-Rap-Ära. Williams, ein angepasster Typ, der acht Jahre älter als Dre und in Willowbrook aufgewachsen war, hatte eine katholische Schule besucht. Als mobiler DJ legte er nun Disco und R&B auf und machte unter seinem Künstlernamen Disco Lonzo auch dank seiner extravaganten Outfits von sich reden. Er trug ein Superman-Shirt, eine Trillerpfeife und einen Bauarbeiterhelm mitsamt Sirene. Um seinen Hals hing eine Goldkette, die mit dem Wort „Lonzo“ verziert war und an der noch eine Rasierklinge baumelte, die er brauchte, um sein Kokain in Lines aufzuteilen. „Er war wie Disco Stu von den Simpsons“, beschrieb ihn Unknown DJ. Lonzo organisierte sich Helfer, die ihn allabendlich dabei unterstützten, seine Ausrüstung auf- und abzubauen und auch als Namensspender für seine Gruppe aus DJs Pate standen: World Class Wreckin’ Cru.

      Lonzos Dad hatte ihn mit dem jungen Besitzer des Eve After Dark bekanntgemacht, der 1979 begann, dort Partys zu schmeißen. Er veranstaltete zum Beispiel einen „Super Freak Contest“, bei dem Frauen 100 Dollar gewinnen konnten, wenn sie „extrem erotische Moves“ hinlegten, um das Publikum anzutörnen. Er ließ auch männliche exotische Tänzer in einem Schaufenster auf Straßenebene auftreten, weil die „viel weniger zickig als die Tänzerinnen“ waren.

      Andre Young fing an, das Eve After Dark an Wochenenden zu frequentieren. Der Club ermöglichte ihm auch seinen ersten Durchbruch, als er sich 1982 eines Abends auf die Bühne manövrierte, wo er an den Turntables einen Doo-Wop-Klassiker aus dem Jahr 1961, „Please Mr. Postman“ von den Marvelettes, mit Afrika Bambaataas „Planet Rock“ kombinierte. Die Clubgäste waren schwer beeindruckt, lange bevor Computer-Software solche Manöver alltäglich machte. „Die eine Platte war doppelt so schnell wie die andere. Also passten die Beats nicht alle genau, aber es funktionierte“, sagte Lonzo. „Es war eine Meisterleistung.“

      Andre nahm manuell Songs direkt aus dem Radio auf, um sie mit einem Vierspurrekorder miteinander zu verweben. Diese krude Technik half ihm, die Mash-ups zu bewerkstelligen, die er sich ausgemalt hatte. „Du hörtest zwar ‚Oh Sheila‘ von Ready for the World, aber der Gesang stammte von einem Prince-Song und die Harmonie wiederum von jemand ganz anderem“, erinnert sich Greg Mack. „Die Leute meinten, dass er gar kein richtiger DJ sei, aber ich sagte, dass es mir egal wäre, wie sie es nannten. Der Shit klang gut!“

      „Statt einfach in einem Club einen Hit nach dem anderen aufzulegen, versuchte ich eine richtige Show abzuziehen“, sagte Andre später. Er begann auch, sich selbst Dr. Dre zu nennen, wozu er sich vom Basketball-Star Julius „Dr. J“ Erving inspirieren ließ. Manchmal fügte er auch noch den Titel „The Master of Mixology“ hinzu. Lonzo zahlte ihm 50 Dollar pro Abend und lud ihn ein, sich der World Class Wreckin’ Cru anzuschließen. Auch ermöglichte er ihm den Zugang zu hochwertigem Aufnahmeequipment, inklusive eines erstklassigen Drumcomputers mit Bass-Soundeffekten.

      Der frisch promovierte Dr. Dre knüpfte Kontakte zu KDAY, einem in Echo Park beheimateten AM-Radiosender, der zwar nur über ein leicht rauschendes Signal verfügte, aber dennoch der erste Sender der Welt war, der vorrangig Hip-Hop spielte. Er und DJ Yella, sein Kollege bei der Wrecking Cru, kreierten Mixes, die ideal für den Verkehrsstau waren, und Dre performte im Auftrag des Senders bei „Noon Dances“ in High Schools, die über das ganze Stadtgebiet verteilt waren. Während Schulkinder ihre Milch schlürften und ihre Sandwiches verschlangen, spielte er die aktuellsten Rap-Songs und mitunter sogar Parliament-Funkadelic, bis er sie soweit hatte, dass sie aufstanden.

      Er wurde zu einem Fixstarter im Eve After Dark, ein Teenager hinter den Turntables, der wusste, was die Leute wollten, aber nicht immer bereit war, es auch zu spielen. So brachte er ein paar lokale Bloods gegen sich auf, weil er sich weigerte, den Bar-Kays-Song „Freak Show“ zu spielen, wie Stammgast Anthony Williams weiß. „Die Bloods liebten es, zu diesem Song zu pop-locken“, sagt er, „aber er ließ sich von niemandem sagen, was er spielen sollte.“

      „Als

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