Original Gangstas. Ben Westhoff

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Original Gangstas - Ben Westhoff

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Yella in der Scratch-Kunst, woraufhin der wiederum Dr. Dre Starthilfe gab. Das war eine große Sache: Nicht viele Leute an der Westküste scratchten damals – und Dre ließ von Anfang an nichts anbrennen. „Dre war schneller an den Turntables als Yella“, erinnert sich Cli-N-Tel. „Yella vermischte eher Tracks miteinander, während Dre lieber scratchte.“

      Das Hauptquartier der Gruppe war Alonzo Williams Eigenheim in South Central, wo die Jungs aufnahmen, abhingen und ihre Dance-Moves übten. „Wir beobachteten uns im Fenster und sahen uns gegenseitig beim Üben zu“, erzählte mir Lonzo im Juli 2014. Wir unterhielten uns in seinem Studio, einem freistehenden Bungalow hinter besagtem Haus, in dem er immer noch lebt. Der Vorbesitzer war kein Geringerer als der berühmte Bandleader Johnny Otis. Lonzo hatte große Pläne und veröffentlichte ihre Debüt-LP World Class 1985 auf seinem eigenen Label Kru-Cut. Außerdem feilte er an ihrem Image. Das Coverfoto wurde in einem improvisierten Studio in den Büros von Macola Records fotografiert. Das Label war auch für die Pressung des Albums zuständig. Andres Mutter Verna und ein mit Lonzo befreundeter Schneider halfen dabei, ihre Klamotten anzufertigen. Für das Foto-Shooting trug Williams eine schwarze paillettenbesetzte Jacke und sternenförmige Ohrringe. Cli-N-Tel schlüpfte in ein lilafarbenes Smoking-Jackett aus Samt mit schwarzen Pailletten. Dazu trug er ein weißes Anzughemd, das er fast bis zum Nabel aufgeknöpft hatte. Yella trug eine ähnliche Jacke mit Schulterpolstern und seine Hände steckten in weißen Handschuhen. Als Grundlage für Dr. Dres mit weißen Pailletten besetztes, figurbetontes Outfit hatte ein Chirurgenkittel aus einem Laden für medizinisches Zubehör gedient. Um seinen Hals baumelte sogar ein Stethoskop. Make-up war für jede tanzbare Gruppe dieser Ära, die etwas auf sich hielt, quasi Pflicht – ganz zu schweigen von den Hair-Metal-Bands, die damals den Sunset Strip unsicher machten. Der World Class Wreckin’ Cru stand kein professioneller Maskenbildner zur Seite, weshalb sich die Managerin der Gruppe, Shirley Dixon, die Tochter der Blues-Legende Willie Dixon, ins Zeug legen musste. Sie puderte ihre Gesichter und fettete ihre Lippen ein, damit diese schön glänzten. Dre wurde mit etwas Rouge präpariert und zu guter Letzt wurden er und DJ Yella noch mit einem Hauch Eyeliner aufgepeppt. Hier war auch der Einfluss von Prince spürbar. „The Purple One“ hatte die allgemeine Vorstellung von Männlichkeit in der Popmusik drastisch verändert. Abgesehen davon scheuten sich auch Acts wie Afrika Bambaataas Soulsonic Force oder Dres Idole Parliament-Funkadelic nicht, farbenfrohe Outfits zu tragen und sich wild-dramatisch zu präsentieren. „Das waren die Achtziger!“, betont Lonzo. „Da hat man eben ein bisschen Make-up getragen.“

      Die Cru begutachtete sich im Spiegel, wurde von Shirley abgesegnet und war startklar. Sie posierten für die Fotos, badeten im lila Licht und die Nebelanlage legte eine Doppelschicht ein. Ein paar der Shots waren absolute Volltreffer – andere weniger. Dr. Dre, zu Späßen aufgelegt, alberte herum. Er hatte ja keine Ahnung, dass diese Fotos ihn eines Tages noch verfolgen sollten. „Ich sag euch was, zumindest hatte ich nichts aus Spitze an – das war Yella“, murrte Dr. Dre später.

      Dr. Dres Production-Skills verbesserten sich rasant. Er und Cli-N-Tel richteten sich tagelang im Studio ein und schickten die anderen los, um ihnen Essen und frische Klamotten zu holen.

      Die erste Show der Cru fand stand, als die Gruppe vor New Edition an der Fremont High School auftrat. Die Jungs fingen schon bald an, immer mehr Leute anzuziehen, die schwüle Dancefloor-Nummern und sexy Slow-Jams geboten bekamen. Als das Eve After Dark 1985 schloss, begann Lonzo, Partys im Dooto’s in Compton zu veranstalten. Die Cru trat dort ebenso auf wie auf der angrenzenden Rollschuhbahn, wo die Leute immer noch gerne langsam tanzten. Lonzo spielte das Umhängekeyboard. Der Song „The Bird“ von Morris Day and The Time inspirierte eine der Tanz-Choreografien der Cru – inklusive Gleitschritten, Hüftschwüngen und vogelartigen Armbewegungen. In purpurnen oder blauen Arztkitteln aus Satin ließ Dre seinem Vergnügen freien Lauf und das Publikum fuhr auf ihre Energie ab. „Die Frauen fühlten sich zu uns hingezogen“, erinnerte sich DJ Yella später.

      Mit Lonzo am Steuer fing das smart herausgeputzte Quartett nun an, im ganzen Land aufzutreten und teilte sich die Bühne mit Funk- und R&B-Acts wie den Bar-Kays, Oran „Juice“ Jones und Rick James’ Protegées, den Mary Jane Girls. Sie ließen schon bald die Rollschuhbahnen hinter sich und traten bei einem frühen Hip-Hop-Event auf, dem Fresh Fest in der 12.000 Zuschauer fassenden Londoner Wembley Hall. 1986 ergatterte die Gruppe schließlich einen Plattenvertrag bei CBS, der ihnen 100.000 Dollar Vorschuss einbrachte.

      Doch schon bald gab es auch Probleme, als Cli-N-Tel in der Buchhaltung der Gruppe auf Ungereimtheiten stieß. Das reichte aus, um der Cru noch vor dem nächsten Album, Rapped in Romance, das bei der CBS-Tochter Epic erschien, den Rücken zu kehren. Lonzo gestand, dass er es war, der den Löwenanteil der 100.000 Dollar in die eigene Tasche gesteckt hatte. Der neue BMW und das neue Haus waren wirklich nicht leicht zu übersehen. Er betonte aber, dass ihm das als Investor und Besitzer des Labels zustünde und er außerdem vernünftiger mit seinen Ressourcen umzugehen wusste.

      Als Rapped in Romance 1986 floppte, schickte CBS die Gruppe in die Wüste. Die Lage war trist. Als sie mit ihrem auf eigene Faust veröffentlichten Song „Turn Off The Lights“ 1987 ihren größten Hit hatten, gab es die Gruppe schon nicht mehr. Dr. Dre hatte die Schnauze voll. Es war nicht nur eine Frage des Geldes. Er war auch das überkandidelte Image leid und der Ansicht, dass ihre glatten Kuppler-Balladen nicht mehr dem Zeitgeist entsprächen. Er wollte Musik mit Ecken und Kanten machen, so wie Run-DMC oder in der Art von Ice-Ts „6 in the Mornin’“. Aber Lonzo hatte keinen Bock darauf – Balladen waren ihr täglich Brot. „Sie wollten meine Songs nicht“, sagte Dre. „Sie sagten, meine Songs würden nie im Radio gespielt werden.“

      Doch Dre wusste es besser. Run-DMC erschütterten das Eve After Dark bis in seine Grundfesten. Obwohl sie gerade einmal zehn Minuten auf der Bühne standen, hinterließ die Show bei Dre einen nachhaltigen Eindruck. Ihre taffen Reime und ihr kraftstrotzender Beat zeigten ihm, dass resoluter, megascharfer Hip-Hop sehr wohl das Publikum in seinen Bann ziehen konnte. Und er war sich sicher, dass er das auch drauf hätte.

      California Shake

      Eric Wright hatte 1986 mit einem seiner Drogen-Partner Streit. Einer von Erics VW-Käfern brannte direkt in der Einfahrt seiner Eltern völlig aus, woraufhin Eric im Gegenzug das Auto seines Kontrahenten in Flammen aufgehen ließ. Allerdings wusste keiner, warum sich die beiden eigentlich zofften. „Es ging entweder um Kohle oder Frauen“, sagte Mark Rucker. Aber die Situation war eskaliert. Nicht einmal seiner eigenen Crew konnte Eric trauen. Sein Bote J.D. bediente sich selbst bei der Ware, um sich zuzudröhnen. Er stahl sogar Erics Autoradio.

      Eric fühlte sich zusehends frustriert. Die Goldmine, die ihm sein erschossener Cousin Horace Butler hinterlassen hatte, war versiegt und Eric musste sich nun wie jeder andere Dealer auch um seinen Nachschub kümmern. Was einst wie leicht gemachtes Geld gewirkt hatte, war nun zu einer stressigen Aufgabe geworden. Andere Dealer hatten ihn auf dem Kieker und waren scharf auf seine Position. „Es gab ständig Todesdrohungen gegen Eric“, sagt sein Freund Arnold White.

      Nur wenige wussten von Erics großer Leidenschaft, von der er sich erhoffte, das Drogengeschäft hinter sich lassen zu können: Hip-Hop. Mit seinem Freund MC Ren kaufte er Platten auf dem Roadium Swap Meet. Dieser Markt fand auf dem Grundstück eines ehemaligen Autokinos in Torrance statt und bot seinen Kunden Stände so weit das Auge reichte. Dort konnte man alles vom Waschmittel bis zu Airbrush-Shirts kaufen. Eric und Ren suchten regelmäßig den Stand von Steve Yano auf, einem Psychologiestudenten japanischer Abstammung, der aber sein Studium geschmissen hatte, um Plattenverkäufer zu werden. Einst hatten er und seine Frau Susan Disco-Partys bei sich zu Hause veranstaltet, doch mittlerweile wurde ihre Marktbude von Kids auf der Suche nach den neuesten heißen Scheiben frequentiert. Die Lage ihres Verkaufsstandes war optimal, direkt gegenüber einer Snackbar, von seiner Markise hingen Plattencover wie Michael Jacksons Thriller und im Tapedeck liefen Cassetten, um die Kids zu ködern. Eric wusste es damals zwar nicht, aber ein paar der Tapes, die die Yanos spielten, stammten von einem gewissen Andre Young. Eric kannte Young flüchtig aus dem Viertel, hatte aber keine Ahnung von seinen Turntable-Skills

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