Pink Floyd. Mark Blake
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Trotz der Unberechenbarkeit ihres Sängers, hatte die Tour für die anderen aber auch ein paar angenehme Ablenkungen zu bieten. So machten sich Waters und Mason mit Southern Comfort vertraut, wobei ihnen Janis Joplin behilflich war. Andere Mitglieder der Tour-Karawane wiederum erfreuten sich am Überangebot williger weiblicher Fans, als man in einem Groupie-freundlichen Motel am Santa Monica Boulevard abstieg. Ein Augenzeuge berichtet, dass sich mehrere Individuen nach ihrer Rückkehr nach Großbritannien wegen Geschlechtskrankheiten im Middlesex Hospital behandeln lassen mussten.
Da sich der Sänger der Gruppe offenbar im freien Fall befand, sagte Andrew King schließlich die Konzerte an der Ostküste ab, woraufhin die deprimierte Reisegesellschaft nach England zurückflog. „Es gab eine Menge gemischter Gefühle“, erinnert sich King. „Wir alle unterhielten uns oft mit Syd.“ Waters verlangte gar, dass Barrett sofort gefeuert werden sollte. Zuerst legte die Band aber noch einen Zwischenstopp in den Niederlanden ein, um bei einem Festival aufzutreten. Vor Ort versuchte die Band mit Syd mittels handschriftlicher Notizen zu kommunizieren. King zog schlussendlich in Erwägung, dass „wir alle verrückt waren und Syd der geistig Gesunde“.
„Ich erhielt nie eine zusammenhängende Erzählung darüber, was in Amerika vorgefallen war“, behauptet Peter Jenner. „Jedoch erinnere ich mich, dass Andrew ganz verstört zurückkehrte … Das Problem ist, dass ich wahrscheinlich an Syds Verhalten gar nicht viel auszusetzen gehabt hätte. Es war avantgardistisch und ich fand Avantgarde cool.“
Für ein paar ließ sich der interne Bruch auch daran festmachen, wer Dope rauchte und wer nicht. Waters’ Tatkraft und Beharrlichkeit wurden als „uncool“ angesehen. „Ziemlich lächerlich, wenn man jetzt so darüber nachdenkt“, verrät jemand aus dem Umfeld der Band, „aber entsprechend der damaligen Hippie-Denkweise waren wir alle dieser Ansicht.“
Laut Libby Gausden gab es noch einen weniger sichtbaren Bruch zwischen Syd und seinen Bandkollegen. Im Oktober besuchte Syd, der frisch zurück von der US-Tour war, Libby in ihrem neuen Job als Übersetzerin an der Universität. Außerdem würde sie schon bald heiraten. „Syd erklärte mir, dass alle anderen in der Band sehr vernünftig wären und sich von dem Geld, das sie mit der Tour verdient hatten, Wohnungen kaufen wollten. Er hingegen hatte jeden einzelnen Penny für ein knallrosa Auto ausgegeben, das er sich nun per Schiff liefern ließ. Er krümmte sich deswegen vor Lachen. Er war der Ansicht, dass Popmusik Spaß machen sollte und er alles ausgeben müsste.“ Libbys Boss erschien ebenso in ihrem Büro und sah Barrett. Er hatte keine Ahnung, wer Syd war, wusste aber von Libbys Hochzeitsplänen, weshalb er sie beiseitenahm und ihr einen Rat gab. „Er sagte: ‚Lassen Sie sich von dem nicht in Versuchung führen. Der wirkt sehr sonderbar.‘“
In Jenners Augen eskalierte das „Syd-Problem“, wie Waters die Sache inzwischen nannte, als die Band ihre nächsten Konzerte absolvieren sollte. Nur knapp 24 Stunden nach ihrer Rückkehr aus den USA sollten Pink Floyd in der Royal Albert Hall vor Jimi Hendrix auftreten, dessen Tour-Auftakt dieser Gig war. Auch der Rest des Programms konnte sich sehen lassen: Amen Corner, The Move und The Nice. Jeder Band war die exakte Minutenanzahl, die ihr Set dauern durfte, vorab mitgeteilt worden, wobei damals viele Konzert-Locations sowohl eine Matinee als auch eine Abendvorstellung verlangten. Während Hendrix alleine unterwegs war, reisten die Vorgruppen mit einem Bus. Der Treffpunkt war das Planetarium in der Baker Street. „All diese Bands in einem Bus. Es erinnerte sehr an Summer Holiday, den Film mit Cliff Richard“, erzählt Nick Mason. Doch Andy Fairweather-Low, damals als Teenager Sänger bei Amen Corner, erinnert sich an die Floyds als „unsoziale Lümmel, die mit niemandem ein Wort wechselten“. Später sollte Fairweather-Low Gitarrist in Roger Waters’ Solo-Band werden, obwohl es während dieser Tour mit Hendrix zu einer Auseinandersetzung zwischen Waters und seinem Manager gekommen war. Nick Mason verbindet die Shows mit Hendrix sowohl mit guten als auch schlechten Erfahrungen. „Vor dieser Tour führten wir als Band eine sehr eigenbrötlerische Existenz“, erinnert er sich. „Das lag in erster Linie an unserer sonderbaren Musik. Also war es einerseits zwar wunderbar, mit Hendrix und anderen Musikern abzuhängen. Allerdings waren wir, als es vorbei war, ganz schön mitgenommen, was an Syd lag.“
Obwohl ihre Auftritte im Rahmen dieser Tour zeitlich begrenzt waren, verhielt sich Barrett dennoch so, als wäre er lieber ganz woanders. „Er unternahm diese langen Spaziergänge und kam erst zwei Minuten vor seinem Auftritt wieder zurück“, erzählt Davy O’List, seines Zeichens Sänger und Gitarrist von The Nice. „Mir fiel das auf, weshalb mir auch die Spannungen nicht entgingen. Musikalisch fand ich sie fabelhaft. Ich verfolgte ihre Auftritte aus dem Publikum heraus und versuchte zu durchblicken, was sie taten.“ O’Lists Aufmerksamkeit und Auge fürs Detail sollten sich bezahlt machen. „Eines Tages, möglicherweise in Liverpool, tauchte Syd nicht auf, weshalb mich die Band bat, für ihn einzuspringen“, erinnert er sich. „Ich sagte ihnen, dass ich ‚Interstellar Overdrive‘ spielen könne. Also gaben sie mir Syds Hut und sagten, dass ich ihn aufsetzen sollte. Ich entschied mich schließlich dafür, mit dem Rücken zum Publikum zu spielen. Das Publikum war voller 14-jähriger Mädchen, die alle schrien, weil sie mich für Syd hielten, weshalb ich beschloss, mich nicht umzudrehen. Roger lächelte, weil er dachte, sie würden damit durchkommen. Das war der Augenblick, indem ich ein wenig wagemutig wurde und mich doch umdrehte. Und das Geschrei verstummte schlagartig. Sobald Syd davon hörte, kam er zurück. Mir fiel auf, dass er mich im Bus nachher nicht einmal mehr ansah.“ Barretts Auftritte blieben auch weiterhin unvorhersehbar, obwohl O’List nie wieder einspringen musste. „Früher habe ich gerne ein wenig übertrieben und Leuten erzählt, ich hätte mehr Konzerte mit ihnen gespielt“, gesteht er. „Aber das lag nur daran, dass ich es mir gewünscht hätte.“
Im November machte die Tour Halt in Cardiff, im Sophia Gardens. Nick Kent, der zukünftige NME-Schreiber, war damals ein 15-jähriger Fan und befand sich im Publikum. „Das war der Moment, in dem Psychedelia in der Provinz ankam. „Bis dahin hatte sich alles nur in London abgespielt. The Nice spielten zehn Minuten, Amen Corner 15 Minuten. Also spielten alle ihr bestes Material und gaben einhundert Prozent. Außer Pink Floyd. Sie kamen auf die Bühne und spielten, so glaube ich, ‚Set the Controls for the Heart of the Sun‘. Allerdings meine ich, dass sie Syds Amp leiser gedreht hatten, weil man seine Kakophonie nur im Hintergrund hörte, während die anderen versuchten, alles zusammenzuhalten.“ Hinter der Bühne sahen Besucher, wie Barrett in LSD-Starre in einer Ecke der Garderobe saß. Er spielte mit einer kleinen Spielzeuglokomotive, die er sich gekauft hatte, und blickte zu Tode erschrocken aus der Wäsche, wenn ihn jemand ansprach.
Angesichts von Syds Zustand war ein kleiner LSD-Ausflug wohl nicht die beste Idee. Während ein paar seltener freier Tage begab sich eine Abordnung von Hedonisten aus Cambridge und London in einem gemieteten Ford Zephyr auf die Blackhill Farm, ein Familien-Cottage in den Brecon Beacons, das unter anderem mit einer Penis-Skulptur im Garten aufwarten konnte, die Ben Palmer, der mitunter für Eric Clapton Klavier spielte, gestaltet hatte. Die Reisepartie umfasste die Lesmoir-Gordons, Syd, Lindsay, den Cromwell-Road-Hipster Stash de Rola und ein Model, das unter dem Namen Gai Caron bekannt war und später Aubrey „Po“ Powell heiraten sollte. Die Vorkommnisse, die sich im Verlauf dieses Ausflugs ereigneten, mögen zwar absurd und überzeichnet wirken, doch mischten sich auch besorgniserregende Untertöne in das fröhliche Durcheinander. Der Lärm und das seltsame Verhalten führten zu einem Kontrollbesuch der Polizei, Nigel und Jenny verirrten sich auf LSD in einem Schneesturm und Stash, der sich am liebsten in ein viktorianisches Nachthemd und ein Cape hüllte, versuchte, sich in den offenen Kamin, wo das Feuer loderte, zu setzen, da er glaubte, wie es Jenny ausdrückt, „dass wir uns nicht verbrennen würden, wenn wir nur fest an die Liebe glaubten“.
Die lächerlichen