Ein Leben in eigenen Worten. Freddie Mercury

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Ein Leben in eigenen Worten - Freddie Mercury

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Er hatte die Krankheit schon seit sechs Jahren mit sich herumgetragen, ohne es zu wissen. Jedenfalls war die Absage der Tour ein Schock, und wir dachten, es wäre ein großer Verlust. Trotzdem schafften wir immerhin einen Monat, und wenn wir gar nicht hingegangen wären, hätten sie wahrscheinlich gedacht, dass wir überhaupt nicht existierten. Natürlich wäre eine ganze Tournee schon noch ein Stück besser für uns gewesen, aber wir dachten nie, dass wir dadurch unsere „Chancen verspielt“ hätten. Wir wussten, dass die Zeit dort für uns reif war und wir ziemlich bald wieder zurück sein würden. Sie hätten die Presseberichte lesen sollen – die waren unglaublich. Sie wollten einfach, dass wir sobald wie möglich wiederkommen.

      Im Jahr darauf gingen wir nach dem Ende unserer Europatournee zurück in die Staaten. Die Tour dauerte zwei Monate und schlug ganz schön ein, aber ich fiel dabei gewaltig auf die Nase. Ich hatte Schwierigkeiten mit meiner Stimme und dachte zunächst, es wäre nur eine Halsentzündung. Dann begann es richtig weh zu tun, besonders, als wir einmal sechs Konzerte an vier Abenden hintereinander gaben. Auf meinen Stimmbändern hatten sich bereits solche grässlichen Knötchen gebildet. Ich suchte Spezialisten auf, und die sprachen von einer Operation. Sie würden mich einer Laserbehandlung unterziehen und die Dinger einfach abfackeln. Aber sie wussten nichts über die Nachwirkungen, welche möglicherweise gefährlich sein könnten. Schließlich sagten sie mir, ich solle den Beruf des Sängers an den Nagel hängen, oder ich würde bald überhaupt keine Stimme mehr haben. Das jagte mir richtig Angst ein, und wir mussten eine ganze Menge Konzerte absagen.

      In Amerika schienen wir vom Pech verfolgt zu sein. Auf unserer ’75er-Tournee schlich sich eine junge amerikanische Tussi in mein Hotelzimmer und stibitzte meinen Schmuck und meine Armreifen. Sie hatte gerade das Zimmer verlassen, als ich sie beim Aufzug ansprach. Ich zog sie an den Haaren, zerrte sie zurück ins Zimmer, leerte ihre Tasche aus, und alles außer dem Waschbecken fiel heraus. Ich nahm meine Siebensachen wieder an mich und sagte: „Verschwinde, du Seattle-Schlampe.“

      Ein Jahr später wäre meine viel versprechende Pop-Karriere beinahe zu einem vorzeitigen Ende gekommen. Zwei junge Mädchen, die vor der Halle warteten, hatten beschlossen, meinen Schal als Souvenir zu beanspruchen. Dabei hätten sie fast vergessen, dass er zu diesem Zeitpunkt noch um meinen Hals geschlungen war, und hätten mich beinahe stranguliert. Ich bin sicher, dass Ihre Majestät sich nicht mit solchen Sachen herumschlagen muss, aber andererseits hatte sie auch nie etwas in den Charts, oder?

      Ich habe die Tourneen durch Japan immer genossen, besonders wegen all dieser Geisha-Mädchen – und Jungen. Es gefiel mir dort sehr, der Lebensstil, die Kunst – wundervoll! Ich würde morgen wieder hinfliegen, wenn ich könnte. Schon als wir landeten, wussten wir, dass es sehr aufregend werden würde. Als wir das Flughafengebäude betraten, wollten wir unseren Ohren nicht trauen. Sie hatten sämtliche Flugansagen unterbrochen und spielten statt dessen unsere Musik. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man ein Land betritt, das bereits voller Fans ist, und wir alle hofften, diese Erwartungen auch erfüllen zu können.

      Damals war Queen II die LP des Jahres, und die Hysterie begann in dem Moment, als wir dort ankamen: Tumulte am Flughafen, Bodyguards, ganz wie zu seligen Beatles-Zeiten. Die Organisation war beeindruckend, und wir genossen jede einzelne Minute. Wir benötigten Schutz, denn man konnte nicht einmal in die Hotellobby gehen, weil sich dort lauter nette Leute drängten, die ein Autogramm wollten. Wir hatten jeder einen persönlichen Bodyguard, und meiner hieß Hitami. Er war der Kopf des Sicherheitsdienstes von Tokio und hatte nichts anderes zu tun, als mir während der Tournee jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und dafür zu sorgen, dass mir nichts geschah. Er war furchtbar nett und schenkte mir eine wunderschöne japanische Laterne, die mir sehr kostbar ist.

      Wir gingen auch zu einer Teezeremonie, wie damals die Queen. Ich erinnere mich noch genau, wie sie nach zwei Schlucken das Gesicht verzog. Dieses dickflüssige grüne Zeug ist ja auch höllisch bitter! Man trinkt es in drei Schlucken aus. Danach gingen wir zu einem Empfang. Dort waren alle japanischen Topmanager und auch der britische Botschafter mit seiner Frau. Sie erzählte uns: „Neulich waren wir bei Led Zeppelin, aber es war so schrecklich laut!“

      Ich konnte nicht glauben, welche Massen zu den Konzerten strömten, alle schoben sich durcheinander, wiegten sich zur Musik und sangen. Wir können von Glück sagen, dass wir überall, wo wir hinkamen, eine ganz ähnliche Resonanz hatten – ein Publikum, das sehr dankbar war und gleich gut mitging. Später wussten sie instinktiv, dass sie bei „Love Of My Life“ mitsingen sollten. Es ist atemberaubend, so etwas zu beobachten. Ich musste es ihnen nicht sagen, sie waren sich ihrer Rolle einfach automatisch bewusst. Es gefällt mir, wenn ein Publikum so reagiert. Mag sein, dass es uns manchmal auch gefallen würde, wenn sie sich bei ein paar Songs mal hinsetzen und zuhören würden, aber ich habe wesentlich mehr davon, wenn sie ausrasten, denn das treibt mich selbst wieder zu Höchstleistungen.

      Ja, es war eine harte Tour, aber sie beförderte uns über Nacht in eine ganz andere Liga. Es war eine Tournee, die wir machen mussten, damit wir danach in der Lage wären, die nächste Großbritannien-Tournee so zu gestalten, wie wir uns das vorstellten. Für den Anfang waren wir schon lange zuvor für einige mittelgroße Hallen gebucht, aber als die Konzerte näher rückten, hatten wir das neue Album draußen und waren öfters im Fernsehen, und alles überschlug sich. Wenn wir gewartet hätten, hätten wir auch in den ganz großen Hallen spielen können – es war nur eine Frage des Timings. Dennoch bin ich froh, dass wir die Tour zum damaligen Zeitpunkt durchgezogen haben, wenn sie auch große körperliche und mentale Belastungen mit sich brachte.

      Es ist toll, auf Tournee zu sein und vor einer Ansammlung von Leuten die Bühne zu betreten, die einen nie zuvor gesehen haben. Man muss jedesmal ganz von vorne anfangen, und man spielt jeden Song, als wäre er ein neues Stück, und das macht Spaß. Daneben muss man auch all seine alten Tricks auffahren, weil uns stets daran gelegen ist, bei denen, die zu unseren Konzerten kommen, eine Reaktion auszulösen. Ich übertreibe gerne ein bisschen, und in meiner Bühnenshow gibt es ein paar Sachen, von denen ich weiß, dass die Leute in bestimmter Weise darauf reagieren. Ich hatte sogar einmal daran gedacht, mich von nubischen Sklaven auf die Bühne tragen zu lassen, die mir Luft zufächern. Ich wollte sie vorsingen lassen und dann persönlich die Gewinner auswählen. Aber woher soll man einen nubischen Sklaven nehmen?

      Im Grunde wollen die Leute Kunst, Unterhaltung, und dann sehen, wie man in einer dicken Limousine davonfährt. Das ist der Grund, warum wir Alben und Konzerte als zwei verschiedene Arbeitsbereiche betrachten. Im Vergleich zur Bühnensituation herrscht im Studio eine ganz andere Atmosphäre. Wenn wir auf der Bühne vor einem Publikum stehen, können wir richtig loslegen. Wir setzen uns sehr hohe Maßstäbe, und neunundneunzig Prozent der Zuschauer würden unserer Beurteilung eines Konzertes nicht zustimmen. Wir schreien und brüllen uns gegenseitig an, zertrümmern die Garderobe und lassen ordentlich Dampf ab. Am Ende meckern wir an allem herum, sogar an der Luft, die wir atmen. Wir gehen uns ständig an die Gurgel. Eines Abends hatte Roger schlechte Laune und schmiss sein ganzes verdammtes Schlagzeug quer über die Bühne. Das Ding verfehlte mich nur knapp – er hätte mich umbringen können. Ein anderes Mal sprühte Roger in einem engen, dämpfigen Umkleideraum aus Versehen Brian sein Haarspray ins Gesicht, und sie hätten sich beinahe geprügelt. Trotzdem war das alles nicht böse gemeint!

      Queen hatten sich zu diesem Zeitpunkt wirklich eine eigene Identität geschaffen. Amerika sah, dass wir gut waren, ebenso Japan, wo wir die größte Band waren. Ich habe keine Probleme damit, dass so zu sagen. Wir wussten, dass wir besser als alle anderen waren, weil wir unsere Musik immer strikt nach unseren eigenen Vorstellungen gestaltet hatten. Wir wussten, dass man uns The Beach Boys nennen würde, wenn wir etwas mit Harmoniegesang machten, und wenn wir etwas Rockiges machten, dann wären wir wieder Led Zeppelin. Statt dessen verwirrten wir die Leute lieber und bewiesen, dass wir nicht wie irgend jemand anders waren. Wenn überhaupt, dann haben wir mehr mit Liza Minelli gemeinsam als mit Led Zeppelin. Wir bewegen uns mehr in der Tradition des Showgeschäfts als in der Rock’n’Roll-Tradition. Wir hatten eine eigene Identität, weil wir all das zusammentrugen, was Queen heute definiert. Das schienen die Leute nicht zu begreifen.

      Wir

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