Ein Leben in eigenen Worten. Freddie Mercury

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Ein Leben in eigenen Worten - Freddie Mercury

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wollten unsere Show noch mehr auf Hochglanz bringen. Es klappt natürlich nicht immer alles so, wie man es sich vorstellt. Wie oft stürmte ich zu einem Kostümwechsel von der Bühne und musste dort hören, wie Brian sein Gitarrensolo abrupt beendete, während ich gerade noch dabei war, meine Hosen anzuziehen. Dann musste ich halb angezogen zurück auf die Bühne. So etwas ist mir weiß Gott nicht nur einmal passiert.

      Wir dachten, solange wir das Gefühl hätten, voranzukommen und Neuland zu betreten, wären wir glücklich und müssten einfach weitermachen. Bekanntlich wollten sie uns ja nicht nach Russland hineinlassen, weil sie dachten, wir würden die Jugend korrumpieren oder so. Wir wollten dort auftreten, wo noch nie Rock-Musik gespielt worden war. Aus diesem Grund gingen wir nach Lateinamerika (1981), und öffneten schließlich Südamerika für den Rest der Welt. Wenn man es dort schafft, kann man eine irre Menge Geld verdienen.

      Ursprünglich gingen wir nach Südamerika, weil man uns dorthin eingeladen hatte. Sie wollten vier gesunde Burschen sehen, die ein bisschen nette Musik spielten. Am Ende unserer Reise wollte ich den gesamten Kontinent aufkaufen und mich selbst zum Präsidenten ausrufen. Wir hatten schon lange mit dem Gedanken gespielt, eine große Südamerika-Tournee zu machen. Aber eine Queen-Tournee beschränkt sich nun einmal nicht nur auf die Band. An einer Tournee ist eine stattliche Anzahl von Personen beteiligt, und ein solches Unternehmen kostet uns sehr viel Geld. Schließlich sagten wir: „Scheiß auf die Kosten, meine Lieben, jetzt leben wir mal ein bisschen!“

      Ich wusste zwar einiges über Argentinien, aber ich hätte nie gedacht, dass wir dort so bekannt sind. Es war verblüffend für mich, wie eine gesamte Nation darauf reagierte, dass wir dort waren. Wir waren alle schrecklich nervös, weil wir ja nicht erwarten konnten, dass uns der Erfolg auf fremdem Territorium automatisch zufiel. Ich glaube, ich habe noch nie eine derart ambitionierte Show gesehen, mit dem ganzen Licht und den Effekten, die wir verwendeten.

      Aus aller Welt kamen ganze Horden von Journalisten, um unsere Auftritte in Argentinien und Brasilien zu begleiten. In Sao Paulo spielten wir an einem Abend vor einhundertzwanzigtausend, am nächsten Abend vor einhundertdreißigtausend. So etwas hatte es noch nicht gegeben, und es war alles ganz neu für sie. Sie sorgten sich darum, dass es bei einer solch großen Menschenmenge politische Züge annehmen könnte, und baten mich inständing, nicht „Don’t Cry For Me Argentina“ zu singen. Sie beorderten die Todesschwadron zu unserem Schutz, diese ganz schwer bewaffnete Polizeitruppe, die Leute schon beim kleinsten Muckser abknallt – für den Fall, dass die Menge außer Kontrolle geraten sollte. Und bevor wir auf die Bühne gingen, stand dort eine riesige Reihe Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten.

      Von einem Ort zum anderen wurden wir in gepanzerten Fahrzeugen transportiert, die ansonsten nur bei Ausschreitungen eingesetzt wurden. Meine Lieben, das war der aufregendste Teil an der ganzen Sache. Vor uns donnerte eine Kolonne aus sechs Polizisten auf Motorrädern, die uns durch die Menschenmassen manövrierten und winkten wie eine Ehrengarde. Der Wagen hatte Öffnungen an den Seiten, wo die Polizisten ihre Gewehre durchstecken konnten, und wir mittendrin, wie wir auf höchst dramatische Weise das Stadion verließen. Es war fantastisch.

      1985 in Rio war es wunderbar. Es verdrehte einem völlig den Kopf, dort oben zu stehen und all diese Menschen mit dem kleinen Finger zu dirigieren. Bei „Love Of My Life“ musste ich wie verrückt blinzeln und ganz schön hart schlucken. Es war dasselbe Gefühl, das ich auch bei der Last Night Of The Proms bekomme. Der Sonnenschein macht einen gewaltigen Unterschied, und die Leute können dort unten richtig aufblühen. Sie waren ein wunderbares Publikum, und es gefiel mir sehr, wie sie ihren Gefühlen freien Lauf ließen.

      Manchmal gerieten sie zu sehr in Erregung, und einmal gab es Probleme, als zwischen einigen Zuschauern und einem Kameramann eine Schlägerei ausbrach. Es war bei „I Want To Break Free“, weil wir uns für das Video zu diesem Song alle ganz tuntig aufgetakelt hatten. Ich kam also mit falschen Titten unter meiner Weste und einem Staubsauger auf die Bühne, um dieses Bild wachzurufen, und da drehten sie ein bisschen durch. Anfangs dachte ich, meine Titten wären vielleicht zu groß für sie. Das Problem war, dass mir zu Beginn der Tour, als ich sie in Brüssel zum ersten Mal ausprobierte, einige Leute, die für mich arbeiten, sagten, dass man sie ganz hinten im Stadion gar nicht sähe – wenn sie nicht doppelt so groß wie die von Dolly Parton wären. Also musste ich mir ein Paar größere Titten besorgen. Ich weiß nicht, warum es sie so aufgebracht hat, dass ich mich als Frau verkleidete, denn es gab einen Haufen Transvestiten dort – die kann man dort an jeder Straßenecke finden.

      Natürlich habe ich mich nicht deshalb weiterhin so gekleidet, weil ich sie provozieren wollte, und man hätte mich dafür auch beinahe gesteinigt wie die Königin von Saba, aber meine Titten wollte ich für nichts und niemanden aufgeben!

      Ich war derjenige, der mit dem Touren aufhören wollte, um den Kreislauf zu durchbrechen, in dem wir uns schon so lange befanden. Wenn wir weiterhin auf Tournee gingen, dann wollte ich das aus vollkommen anderen Gründen tun. Ich hatte die Nase voll von diesen bombastischen Lichtanlagen und Bühneneffekten. Ich dachte, in meinem Alter sollte ich nicht mehr in einem Gymnastikanzug herumrennen. Ich kann Ihnen sagen, ich bekam die Nachwirkungen des Tourens zu spüren – es war, als wäre ich jeden Abend einen Marathon gelaufen. Ich war voller blauer Flecken.

      Bevor wir zu unserer Magic-Tournee aufbrachen, war ich sehr besorgt, weil ich meine eigenen Grenzen kannte und dachte, das Publikum würde von mir erwarten, dass ich dasselbe täte, was ich immer getan hatte. Ich dachte: „Großer Gott! Ich muss das alles nochmal durchstehen.“ Und wenn man einmal auf Tournee ist, gibt es keine Entschuldigungen mehr. Es ist nicht wie früher, wo ich tun und lassen konnte, was mir beliebte, weil ich wusste, dass ich damit durchkommen würde. Jetzt sieht jeder ganz genau hin.

      Ich habe ein kleines Bäuchlein bekommen, ein bisschen Wohlstandsspeck zugelegt, und in dem Moment, wo sie auch nur ein winziges Stückchen davon zu Gesicht bekommen, werden sie anfangen, mich „Fatty Mercury“ zu nennen. Ich musste all diese Dinge bedenken und dafür sorgen, dass ich in Topform war. Aber ganz egal, wie gut man sich auch vorbereitet – ob es funktioniert, weiß man erst in dem Augenblick, wenn man das erste Konzert gibt, und dann ist es zu spät, weil die ganze Tournee bereits geplant ist und die Hallen gebucht sind.

      Wir dachten immer, wenn wir nicht in der Lage wären, die Art von Show abzuziehen, die wir wollten, dann sollten wir das Ganze lieber bleiben lassen. Ich hasse es zutiefst, wenn man einen Auftritt hat und dann hinterher nach Entschuldigungen sucht. Das ist Scheiße. Wenn man ein Konzert gibt, muss man auch dazu stehen.

      Was mir außerdem Sorgen bereitete, war, dass meine Stimme immer mehr beansprucht wurde. Je mehr Stimmgymnastik ich im Studio treibe, desto mehr muss ich das auch auf der Bühne tun, denn wenn ich es nicht täte, würden die Leute sagen: „Aha, das bekommt er also nur mit Hilfe der Studiotechnik hin.“ Und das hasse ich.

      Ich genieße die räumliche Freiheit der Bühne und renne auch gerne ein bisschen herum, aber als ich die Entwürfe für die Magic-Bühne sah, dachte ich: „Ach, du großer Gott! Was soll ich denn da bloß machen? Da brauche ich ja Rollerskates, um von einer Seite zur anderen zu gelangen.“ Ich wollte niemanden enttäuschen, also wollte ich die Tour anfangs einfach gar nicht machen. Aber ich denke, das ist alles eine Frage der Einstellung. Obwohl ich dachte, ich sollte nun ein gewaltiges Trainingsprogramm absolvieren, sagte ich mir am Ende einfach: „Ach, scheiß drauf! Ich werde mich einfach mental darauf konzentrieren.“ Also machte ich ein paar Liegestütze, und obwohl die ersten drei oder vier Shows eine Qual waren, wurden meine Muskeln langsam warm, und danach war alles in Ordnung. Ich bin froh, dass wir diese Tour gemacht haben, weil es eine unserer erfolgreichsten Tourneen überhaupt war, und ich bin froh, dass ich meinen inneren Schweinehund überwinden konnte.

      Meine Stimme hat mir seit den ersten Jahren, in denen wir auf Tournee gingen, immer Schwierigkeiten bereitet, weil wir früher sehr umfassende Tourneen machten und manchmal sogar noch Matineen gaben. Könnt Ihr euch vorstellen, wie ich eine Matinee gebe, meine Lieben? Am Ende bekam ich Stimmbandknötchen,

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