Die Geschichte von KISS. Gene Simmons

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Die Geschichte von KISS - Gene  Simmons

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wäre, um in diesem Szenario zu landen, von dem ich nie gewusst hatte, dass es existiert.

      Ich besuchte das Konzert mit meiner Freundin Joanne, der Schwester von Peter Criss. Peters jüngere Schwester, Donna, und ein paar andere aus der Nachbarschaft waren auch mit dabei. Ich hatte vorher einen großen Beutel mit Luftballons gekauft, blies jeden einzelnen auf und zeichnete das KISS-Logo und ihre Gesichter darauf. Dann ließ ich die Luft wieder raus und packte alle sorgfältig in einen Karton, den ich zum Konzert mitnahm. Wir besetzten die gesamte erste Reihe vor der Bühne, und bevor KISS rauskamen, gab ich die Ballons aus. Wir bliesen sie wieder auf, hielten sie vorsichtig in unseren Armen wie kleine Kinder und passten auf, dass die Farbe nicht verschmierte. Als die Lichter angingen und KISS auf die Bühne kamen, wurden sie überflutet von Hunderten Ballons mit ihrem Logo und ihren Gesichtern darauf. Ihr hättet die Überraschung und den Schock in ihren Gesichtern sehen sollen. Sie waren total beeindruckt von dieser unerwarteten Salve KISS-Reklame. Es war wie eine Flut von KISS-Ballons. Gene machte sich den Spaß und trat auf sie drauf, Paul kickte so viele wie möglich wie Fußbälle zurück ins Publikum. Diese Einlage verlieh ihrer Show das gewisse Etwas. Dass KISS, nachdem ich sie bei ihren Proben und ihren frühen Auftritten im Coventry erlebt hatte, nun hier mit vollem Make-up und noch nicht ausgefeilten Kostümen vor mir auf der Bühne standen, war für mich kaum zu fassen. Ihre Energie hatte sich exponentiell hochgeschraubt.

      BINKY PHILIPS: Gene stach heraus. Er zeigte schon eine milde Version des Monsters, streckte die Zunge heraus, schüttelte seinen Schädel wie eine Eidechse und stampfte über die Bühne.

      GENE SIMMONS: Ich habe nicht den blassesten Schimmer, warum ich anfing, mich so auf der Bühne zu bewegen; ich weiß nur, dass die Anregung dazu nicht aus dem Rock ’n’ Roll kam. Stattdessen waren meine Moves vom berühmten Stop-Motion-Tricktechniker Ray Harryhausen beeinflusst. Er war der Typ von Panik um King Kong, King Kongs Sohn und Jason und die Argonauten. Ich kannte den Film Die Bestie aus dem Weltenraum, der von einem Raumschiff handelte, das vom Mars mit einem Ei zurückkehrte. Aus dem Ei schlüpft schließlich ein Marsianer namens Ymir. Er ist eine reptiloide Kreatur von der Größe King Kongs mit einem unbeholfenen Gang. Er wirft sein Gewicht von einer Seite auf die andere, weil er wegen der irdischen Schwerkraft keinen sicheren Gang hat. Die schräge Fortbewegungsart faszinierte mich. Ich studierte diesen Gang und wie das Monster seine Beine dabei hochzog. Als ich auf die Bühne ging, imitierte ich Ymir aus Die Bestie aus dem Weltenraum. Mir war klar, dass ich nicht Mick Jagger oder die Beatles kopieren konnte – den Körperbau dafür hatte ich nicht –, aber ich konnte ein Monster sein.

      EDDIE KRAMER: Es war alles sehr unorthodox, die Schminke, die hohen Stiefel. Manche fanden es abstoßend, aber ich fand es interessant, weil niemand sonst in vollem Make-up auftrat. Sie mussten noch viel lernen. Sie waren keine herausragenden Musiker. Jedoch waren sie ein toller Bühnen-Act und sehr gut organisiert.

      BINKY PHILIPS: Als ich sie im Hotel Diplomat zum ersten Mal mit ihren Kabuki-Masken sah, erinnerten sie mich an eine machohafte, cartoonige Version der Hello People, einer New Yorker Band, die Todd Rundgren produzierte. Sie trugen auch weiße Schminke, aber ihr Look war mehr an den klassischen Pantomimen Marcel Marceau angelehnt.

      KEITH WEST: Von der ersten Minute an, in der ich KISS erlebte, fand ich, dass sie fantastisch klangen. Ihr Sound war knackig und heavy. Sie waren gut eingespielt und hatten gute, hymnische Songs. Wenn man gute Songs hat, dann wird man sich auch halten.

      GENE SIMMONS: Unser Equipment war absolut auf höchstem Niveau, und wir klangen um einiges besser als die anderen Bands. Wir hatten auch unseren eigenen Look, daher kamen wir viel ausgereifter rüber als die anderen.

      RICK RIVETS: Als ich in dieser Nacht zum ersten Mal ins Diplomat kam, sagte ich zu mir: „Oh Wahnsinn, die Bude ist ja knackvoll!“ Aber meine Begeisterung ließ nach, als die meisten nach KISS das Konzert verließen. Und als schließlich die Brats spielten, war der Saal ziemlich leer.

      BINKY PHILIPS: Am Ende des Abends vom 13. Juli 1973, nachdem die Glam-Kids und ihre Freundinnen das Weite gesucht hatten, luden alle drei Bands vor dem Hotel Diplomat ihre Sachen in ihre Trucks. Marshall-Verstärker und Schlagzeugteile waren überall auf dem Bürgersteig der West 43rd Street verstreut und warteten darauf, in die geliehenen Fahrzeuge geräumt zu werden. Die zwei Typen, die mehr oder weniger mit der Aufsicht über dieses Durcheinander betraut waren, während die anderen Bandmitglieder das restliche Zeug von oben holten, waren Peter Criss und ich. Obwohl wir nicht direkt Kumpels waren, kannte er mich selbstverständlich durch meine Verbindung zu Paul und Gene. Als wir da so warteten, gestand er mir, dass er ganz stark hoffte, dass aus dieser neuen Band etwas werden würde: „Mann, ich muss es echt bald schaffen.“ Er senkte seine Stimme und sagte: „Ich bin schon achtundzwanzig.“ Ich war perplex. Ach du Scheiße, achtundzwanzig? Ich war gerade erst zwanzig und konnte mir gar nicht vorstellen, so alt zu sein.

      GAVINO ABAYA III (KONZERTBESUCHER, HOTEL DIPLOMAT): Ich war ein fünfzehnjähriger Junge von den Philippinen, 1972 nach Amerika gezogen. Ich hatte mich mit Keith West von den Brats angefreundet. Ihm gehörte der Plattenladen Music Box. Er sagte zu mir: „Bojie“ – das war mein Spitzname – „wir spielen im Hotel Diplomat. Willst du nicht auch kommen?“ Gerne wollte ich dabei sein, und mein Dad fuhr mich hin. Es war mein erstes Rockkonzert. Ich stand genau vor der Bühne, als KISS auftraten. Es war Liebe auf den ersten Blick. Die Songs waren sehr eingängig, und ihr Image war total neu und aufregend. Keith nahm mich mit hinter die Bühne, um die Band zu treffen. Backstage war es ziemlich voll, aber die Band war echt nett. Ich erkundigte mich bei Ace, ob er es für möglich hielt, dass sie eines Tages auf den Philippinen spielen würden, und er antwortete mit seiner lustigen Quietschstimme: „Keine Ahnung, dort ist es so heiß, dass unser Make-up schmelzen würde, noch bevor wir es auf die Bühne schaffen.“ [lacht] Es ist unglaublich, dass ich bei so einer historischen Show der Band dabei war und sie sich danach zu solchen Ikonen entwickelten.

      Weniger als zwei Monate nach diesen Shows im Diplomat traf ich Paul Stanley in der Music Box in Queens. Ich sagte zu ihm: „Ihr seid echt der Hammer. Ich habe auch ein paar Fotos mit meiner Instamatic-Kamera von euch geschossen.“ Er war begeistert und fragte: „Echt? Kann ich ein paar Abzüge haben?“ Ich hatte tatsächlich ein paar zu Hause. Wenn er vorbei kommen wollte, würde ich sie ihm geben. Er meinte: „Sobald du hier fertig bist, kann ich dich ja nach Hause fahren.“ Also brachte er mich heim, und ich holte ihm die Fotos. Paul meinte: „Die sind ja großartig!“ Zu diesem frühen Zeitpunkt in ihrer Karriere gab es noch nicht viele Fotos von ihnen, deswegen war er so aufgeregt. Ein oder zwei Jahre später liefen wir einander auf einem Konzert der Brats über den Weg, und er nannte mich „Mr. Music Box“ [lacht].

      Ab den frühen Siebzigern wurde Alice Cooper als der King des Schock-Rocks gefeiert. Nachdem er etliche Hitalben (Love It to Death, Killer und Billion Dollar Babies) und Smash-Singles wie „School’s Out“, „I’m Eighteen“, „No More Mr. Nice Guy“ und Elected“ fabriziert hatte, wurden seine Konzerte zu legendären Spektakeln, die Horror-Requisiten – Guillotinen, sich windende Riesenschlagen und einen gigantischen Zyklopen – mit donnernder, metallischer Rock-Power kombinierten. Paul, Peter und Ace, die ein halbes Jahr vorher gerade ihre ersten Gigs absolviert hatten, machten sich auf, um am 3. Juni 1973 ihre weit in Führung liegende Konkurrenz abzuchecken – Alice Cooper trat im ausverkauften Madison Square Garden auf.

      EDDIE SOLAN: Nicht lange nach der Party im Loft in der Bleecker Street belohnte ich die Band mit Tickets für die Alice-Cooper-Show im Garden. Man begann sie mit Alice Cooper zu vergleichen, und wir wollten uns ein professionelles Konzert mit theatralischen Einlagen ansehen. Sie zogen sich an wie Rockstars und gingen als Band zum Konzert. Die Leute wunderten sich bei ihrem Anblick: „Wer sind diese Typen? Die müssen jemand sein.“ Peter Criss und ich tranken Scotch aus Flachmännern. Sie erwischten ihn dabei, wie er seinen reinschmuggeln wollte, und der Flachmann wurde konfisziert. Aber ich schaffte es, meinen hineinzubringen.

      PETER CRISS: Ich saß hinten, und Paul und Ace rannten den ganzen Weg hinunter, um sich direkt vor die Bühne

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