Van Halen. Joe Layden

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Van Halen - Joe  Layden Rockbiographien

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US-Tour sollte weniger als zwei Wochen dauern und konzentrierte sich – ausgerechnet – auf den tiefen Süden des Landes, der, gelinde gesagt, nicht unbedingt als Brutstätte der Punk-Gegenkultur galt. Mir wurde die Aufgabe zuteil, diese angeblichen Halunken durch ein Milieu zu lotsen, dessen Stimmung irgendwo zwischen besoffener Bewunderung und ungeschminkter Feindseligkeit hin und her schwankte. Das Schöne an den Sex Pistols war, dass ihnen beides ziemlich am Arsch vorbeiging. Sie kämpften und vögelten sich querfeldein durchs Land, verwüsteten Hotels und verwickelten dabei Freund und Feind in muntere Handgemenge. Sid war inzwischen ein richtiger Heroin-Junkie, dessen Verstand mitunter am seidenen Faden zu hängen schien. So simulierte er etwa in Baton Rouge Oralsex auf der Bühne oder bespuckte bei einer Show in Dallas eine Frau mit Blut, während er unter Entzugserscheinungen litt. Lydon widerte Sids Verhalten an. Er war mittlerweile nicht nur der Tour, sondern, wie sich herausstellen sollte, der ganzen Band überdrüssig. Es wuchs sich alles zu einem Albtraum aus, der zu den berüchtigtsten und bedeutendsten Kapiteln der Rock ’n’ Roll-Historie zählt, was zum Teil auch daran liegt, dass sich die Band im Anschluss an die Tour auflöste.

      Ich befand mich mittendrin und schrieb später auch ein Buch darüber. So wie bei allen großen Geschichten, bei denen es ums Überleben geht, hat auch hier der Faktor Zeit ein Übriges dazu beigetragen, ihren Reiz noch zu erhöhen.

      Die Tour an sich war sicher kein Desaster. Allein, dass sie zustande kam, grenzte schon an ein kleines Wunder. Nein, streicht bitte kleines. Es handelte sich nämlich um ein verdammt großes Wunder – und nachdem alles vorüber war, hatte ich mir ordentlich Respekt vonseiten der Warner-Führungsriege verdient. Diese Tour, so kurz sie auch war, half dabei, die Sex Pistols in den USA zu einer berühmt-berüchtigten und erfolgreichen Band zu machen. Somit stellte sie für Carl Scott und mich den großen Durchbruch dar.

      Denkt mal darüber nach, was das hieß: Ich war der Tourmanager, womit ich für so ziemlich alles verantwortlich war, wenn es darum ging, die Band von Stadt zu Stadt und von Auftrittsort zu Auftrittsort zu schaffen. Ich war derjenige, der sich jeden Morgen hinter den Telefonhörer klemmte, um die Jungs aus ihrem trunkenen Schlummer zu wecken: „Raus aus den Federn! Packt eure Sachen, in einer Stunde brechen wir auf!“ Das machte mich nicht unbedingt zum beliebtesten Mitglied im Tour-Tross, aber irgendjemand musste sich ja darum kümmern, und ich erledigte meine Aufgabe mit großer Professionalität – selbst an Tagen, an denen ich sie einfach nur gerne mit einem Gartenschlauch abgespritzt hätte, um dann den Dienst zu quittieren.

      Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass nicht ich für die Zusammenstellung der Konzerte zuständig war. Es war auf McLarens Mist gewachsen, diese unflätig daherredenden britischen Punks in eine Reihe von Redneck-Saloons zu schicken und dann mitanzusehen, wie die Fetzen flogen. Hört sich doch witzig an, nicht wahr? Ich kümmerte mich um sämtliche logistischen Aspekte der Tour, was im Grunde darauf hinauslief, dass ich rund um die Uhr den Babysitter für Sid und die Jungs spielen musste. Nachdem ich sie jeden Morgen aufgeweckt hatte, sorgte ich dafür, dass sie gefüttert, getränkt und gewaschen wurden, bevor ich sie in Taxis packte und zu den jeweiligen Locations verfrachtete. All dies lastete auf meinen Schultern – und als die Pistols in den USA aufschlugen, war das in der Tat ein stattliches Gewicht, das es da zu stemmen galt. Für meinen Aufwand erhielt ich wöchentlich die fürstliche Summe von 500 Dollar. Weder Kranken- noch Rentenversicherung war da inbegriffen. Nichts.

      Doch ich zog es durch – und es gelang mir, die Sache nicht allzu krass in den Sand zu setzen, was schon ausreichte, um meinen Stellenwert bei Warner Bros. deutlich zu verbessern. Ein paar Tage nach Ende der Pistols-Tour wurde ich dann in die Warner-Büros nach Burbank zu einem Meeting mit Carl Scott bestellt – vorgeblich, um mir für meine Arbeit zu danken und mich für meine Dienste zu entlohnen.

      „Schau vorbei und bring deine Buchführung mit“, sagte Carl. „Es ist an der Zeit, die Schulden zu begleichen.“

      Einer der Ersten, die ich sah, als ich das Gebäude betrat, war Ted Cohen, der Leiter „besonderer Projekte“. Er kümmerte sich von Boston und Burbank aus um seine Agenden. Die Sex-Pistols-Tour gehörte offenkundig zu diesen „besonderen Projekten“, weshalb Ted und ich vor und während der Tour oft miteinander gesprochen hatten. Dies war aber nun das erste Mal, dass ich ihn nach Abschluss der Tournee zu Gesicht bekam.

      „Bitte schön, Noel“, rief er und warf mir ein Shirt zu. „Probier es gleich an.“

      Das Shirt war – typisch Rock ’n’ Roll – in Schwarz gehalten. Auf der Vorderseite stand „I survived the Sex Pistols tour“. Das stimmte. Ich hatte die Tour tatsächlich überlebt. Weshalb ich Ted ein Lächeln schenkte.

      „Danke, Mann.“

      Weiter ging es in Carls Büro, wo wir eine Weile über die Tour plauschten. Ich überreichte ihm meine Abrechnung, damit Carl mir einen Scheck ausstellen konnte. Tatsächlich glaubte ich, dass ich schon bald wieder aufbrechen würde. Doch bevor ich mich auf die Socken machen konnte, lenkte Carl die Unterhaltung in eine völlig andere Richtung.

      „Wir haben da diese neue Band“, sagte er. „Ich glaube, sie werden einer der größten Acts, die wir seit langer Zeit unter Vertrag genommen haben.“

      „Und wie lautet der Name?“, fragte ich.

      „Van Halen. Die werden riesig.“

      Ich würde ja gerne behaupten, dass mein Interesse in diesem Moment geweckt wurde oder ich den Hauch des Schicksals spürte, als ich den Namen hörte bzw. Carls Prophezeiung vernahm. Dem war aber nicht so. So sehr ich Carl auch bewunderte und respektierte, so sehr wusste ich doch auch, dass Führungskräfte von Plattenfirmen sich gerne mal vom Hype und Optimismus um eine Band anstecken lassen und glauben, es handle sich dabei um eine bahnbrechende Entdeckung.

      „Ganz wie du meinst, Carl. Wie kann ich helfen?“

      Er lehnte sich nach vorne und parkte seine Ellbogen auf seinem Schreibtisch. „Noel, du verstehst nicht. Kein Bullshit: Diese Band ist verdammt noch mal brillant. Ich habe Tonbänder von ihrem Studiokram gehört. So eine Band haben wir noch nie gehabt.“ Er hielt inne und deutete mit dem Zeigefinger auf mich. „Du und ich, wir werden uns gemeinsam um dieses Projekt kümmern. Wir verhelfen dieser Band zum Durchbruch. Das wird dein Leben verändern.“

      Ich konnte ja nicht ahnen, wie richtig er damit lag. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich absolut nichts über Van Halen, und mir war nicht bewusst, dass dieses Quartett südkalifornischer Kids bereits erfolgreich die Gegend rund um ihre Heimatstadt Pasadena unsicher gemacht hatte. Keiner von ihnen stammte ursprünglich von dort, was, wenn man darüber nachdenkt, eigentlich die Wahrheit über Los Angeles gut zusammenfasst. Allerdings verkörperten sie perfekt die Westküstenkultur der Surfer, Stoner und Partytiger. Vielleicht waren sie ja nicht in Los Angeles geboren worden, doch sie waren mit dem hiesigen sonnigen Klima aufgewachsen, hatten die lokalen Highways erkundet und die von Smog erfüllte Luft geatmet – und letzten Endes waren sie hier heimisch geworden. All dies machte sich auch in ihrem Sound und ihrer Einstellung bemerkbar – diesem prinzipiellen Glauben daran, dass auf der Welt nicht viel zählte außer Bongs, Babes und Partys, wie man auch aus ihren Texten herauslesen konnte.

      Sie liebten Kalifornien, und Kalifornien wiederum liebte sie. Noch Jahre nach meinem Abschied traf ich Leute – auf der Straße, bei Ralph’s oder an der Tanke –, die Stein und Bein schworen, sie hätten Van Halen bei einer Hausparty spielen gesehen. Das waren Hunderte. Vielleicht handelte es sich dabei ja bloß um Wunschdenken ihrerseits, vielleicht aber hatten die Jungs tatsächlich schon in ihren Anfangstagen so viele Leute erreicht.

      Van Halen starteten wie so viele Bands in der Highschool – oder zumindest fast. Alex und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Edward waren durch ihren Vater Jan, einen niederländischen Jazzmusiker, praktisch im Musikbusiness aufgewachsen. Ihre Mutter Eugenia war indonesisch-niederländischer

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