Van Halen. Joe Layden

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Van Halen - Joe  Layden Rockbiographien

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USA. Jan war ein interessanter Mann – ein Hansdampf in allen Gassen, der Saxofon, Klarinette und Klavier spielte und sich gerne mit Feuerwaffen beschäftigte, womit er und ich etwas gemeinsam hatten. Er nahm seine Musik sehr ernst und wünschte sich von seinen Söhnen den gleichen seriösen Zugang. Zweifellos beabsichtigten er und Eugenia, Edward zu Höchstleistungen anzuspornen, als sie ihm den zweiten Vornamen Lodewijk gaben: Dies war das niederländische Pendant zu Ludwig, so wie Ludwig van Beethoven. (Zum Glück konnte er sich des Namens würdig erweisen!) Beide Jungs erhielten nach ihrer Einschulung Klavierunterricht, und beide ließen das Tasteninstrument irgendwann hinter sich. Alex wandte sich der Gitarre zu, und Eddie legte sich ein Schlagzeug zu. Schon bald aber begann Alex, heimlich Drumsessions einzuschieben, während Eddie unterwegs war, um Zeitungen auszuliefern. Irgendwann meisterte er sogar das Schlagzeug-Solo des Surfaris-Klassikers „Wipe Out“. Nachdem er es seinem Bruder vorgespielt hatte, entschlossen sie sich zu einem Rollentausch. Eddie schnappte sich die Gitarre, und dabei blieb es dann auch. Für ihn wurde sie gleichsam zu einer Erweiterung seiner selbst. Mit ihrer Hilfe interagierte er mit der Welt, die ihn umgab. Wenn man ihn so sah, wie er das Ding mit sich herumschleppte, war es schwer, sich auszumalen, dass es mal eine Zeit gegeben hatte, in der er keine Gitarre besaß.

      Die beiden gründeten ihre erste Band, The Broken Combs, als sie kaum Teenager waren. Nun, eines führte zum anderen, und die Combs änderten ihren Namen in The Trojan Rubber Co. – ob dies eine augenzwinkernde Hommage an die Kondom-Firma Trojan war, eine ihrer Lieblingsfirmen, sei dahingestellt. Damals spielte Eddie jedenfalls nicht nur Gitarre, sondern betätigte sich gleichzeitig auch noch als Sänger, doch es mangelte seiner Stimme an Umfang und Geschmeidigkeit. Ein paar Jahre später taten sie sich dann erneut zusammen und gaben sich den Namen Genesis, wobei sie ihr Freund Mark Stone am Bass unterstützte. Leider gab es da aber schon eine andere Band desselben Namens, die von Peter Gabriel (und später Phil Collins) angeführt wurde, weshalb sich Genesis aus Pasadena schließlich in Mammoth umbenannten. Mammoth erarbeiteten sich schnell einen Ruf, und zwar auf die altmodische Art und Weise, indem sie nicht nur in kleinen Clubs auftraten, sondern auch bei vorwiegend privaten (und von Minderjährigen frequentierten) Partys in Vorstadtvierteln spielten.

      Währenddessen verdingte sich David Lee Roth als Leadsänger bei einer Band namens Red Ball Jets. Die war nicht weiter erwähnenswert, doch sie verfügte über ein ausgezeichnetes Soundsystem, das Davids Vater Nathan, ein Augenarzt, spendiert hatte. Manchmal borgten sich Mammoth diese PA von David aus, den sie in einem Theaterkurs am Community College kennengelernt hatten, woraus sich schließlich eine Partnerschaft entwickelte. Ich glaube, es war in erster Linie ein praktisches Motiv, das die Van-Halen-Brüder veranlasste, David zu fragen, ob er sich ihnen anschließen wolle. David besaß Ressourcen, die ihnen dabei halfen, ihre Karrieren quasi für lau voranzutreiben. Nun, ganz ohne Gegenleistung lief es natürlich nicht ab. David würde Edward als Leadsänger ablösen, was diesen aber nicht weiter störte. Er wusste, dass er kein sonderlich guter Sänger war. Außerdem hatte Eddie keinen Bock auf die Verantwortung, ganz vorne zu stehen und mit dem Publikum plaudern zu müssen. Die Sache hatte nur einen kleinen Haken. David verfügte über keinerlei gesangliche Ausbildung und war ein limitierter Sänger. Kurzum: beschissen. Die ersten paar Male, die er für die Band vorsang, erschien er sogar als absolut inakzeptabel. Doch David kennt man nicht umsonst für seine Hartnäckigkeit, und irgendwann gelang es ihm, mit seiner Kombination aus Ehrgeiz, Charisma und offensichtlicher Bühnenpräsenz – sowie dank seiner finanziellen Unterstützung – die Jungs von sich zu überzeugen. Obwohl er nie wirklich ein toller Sänger werden sollte, wurde er mit der Zeit zumindest besser – und für Van Halen stellte er sicher die richtige Wahl dar.

      Zur Welt kam David Lee Roth in Bloomington, Indiana, als Kind einer jüdischen Familie, die dann irgendwann nach Massachusetts umzog. Als Teenager ging es dann weiter nach Los Angeles. Obwohl David umgeben von Luxus aufwuchs – genauer gesagt auf dem später als „Rothwood“ bekannten 1.300 Quadratmeter großen Anwesen seines Vaters, der sein Vermögen, wie gesehen, auf traditionelle Weise angehäuft hatte –, stellte das Showbusiness nichts Unbekanntes für ihn dar. Immerhin hatte einer seiner Onkel, Manny Roth, das Café Wha? im New Yorker Greenwich Village betrieben, weshalb David in jungen Jahren Zeuge von Auftritten unglaublicher Koryphäen wie Hendrix, Dylan und Springsteen wurde. Vielleicht gründete darin ja auch seine Besessenheit vom Starruhm. Mehrmals erzählte er mir – und ich zitiere –, dass er „groß rauskommen“ werde. Das war nicht bloß eine Aussage, nein, es war eine Ankündigung: „Ich bin dazu bestimmt, berühmt zu sein!“

      Es war ihm auch nicht zu dumm, dazu zu stehen. Eigentlich, so glaube ich, sah er darin ein nobles, wenn auch nicht sonderlich praktisches Ziel. Ich kann mir gut vorstellen, dass er als pickliger Teenager vor dem Badezimmerspiegel mitsamt Haarbürste in der Hand – als Mikrofon – posierte und einem imaginären Publikum seine Pläne verkündete.

      „Ich werde berühmt sein!“

      Und das ist ihm dann ja auch definitiv gelungen. Entweder lag er mit seiner Einschätzung also einfach richtig, oder er ließ seine Träume dank purer Willenskraft real werden. Egal, das war schon ziemlich beeindruckend.

      Davids offensichtliche Vorzüge in gewissen Bereichen wogen sein übertriebenes Verhalten in anderen auf – sowohl auf als auch abseits der Bühne. Edward war das talentierteste und künstlerisch begabteste Bandmitglied, doch David war das klügste und gemeinhin kreativste, mitsamt einer Vision, die weit darüber hinausging, bloß Musik zu machen und Sex zu haben. Ja, seine Intelligenz wurde mitunter von seinem bombastischen, fordernden und gelegentlich grausamen Benehmen in den Schatten gestellt. Diamond Dave war von Anfang an ein hyperaktiver Entertainer und entwickelte sich später zu einer Diva ersten Ranges – und seine gewaltigen Ausbrüche vermittelten denjenigen, die ihn umgaben, regelmäßig das Gefühl, dass eine Katastrophe unmittelbar bevorstünde. Aber ihm schwebte eine Vision für Van Halen und sich selbst vor Augen – und diese Vision setzte er in die Wirklichkeit um. Natürlich wurde ihm dabei geholfen, aber es steht außer Frage, dass unter den vier Bandmitgliedern er als Anführer hervorstach.

      Auch war er ein Opportunist durch und durch.

      Ich fand es interessant, dass David, obwohl er nie seinen Namen änderte, kaum je einmal über seine jüdische Herkunft sprach, geschweige denn sie offen „feierte“. Den Grund dafür erklärte er mir bei unzähligen Gelegenheiten: Rockstars müssten vor Sex-Appeal nur so strotzen, und jüdische Stereotypen entsprächen diesem Image nicht. Juden wurden als Steuerberater oder Buchhalter gesehen, das waren Geldverwalter und Anwälte – oder auch Ärzte wie sein eigener Vater.

      Da ich selbst stolzer Jude bin, verwirrten und irritierten mich Davids offenkundige Scham und grobe Verallgemeinerung. Juden sollten nicht sexy sein? Sag das mal Bob Dylan, Billy Joel, Leonard Cohen, Lou Reed, Simon and Garfunkel, Lenny Kravitz oder irgendeinem anderen jüdischen Künstler. Juden können also keine Rockstars sein? Das sollte damals schnell jemand Gene Simmons mitteilen, bevor KISS eine weitere Rock-Hymne herausbringen würden. Zum Teufel, besagter sexy Jude war sogar an ihrer Entdeckung beteiligt! Scherz beiseite, es war eine bescheuerte und engstirnige Sichtweise, aber ich verstehe, dass eine gewisse Unsicherheit dahintersteckte. Und ja, man kann unsicher sein und ein großes Ego besitzen. Die Unterhaltungsbranche quillt nur so über vor Künstlern, auf die diese Beschreibung zutrifft. Also ließ ich ihn zumeist in Ruhe damit.

      Für Edward wiederum stand immer die Musik an erster Stelle. Der Starruhm war schlicht ein Nebenprodukt. Nicht, dass er die Vorteile des Rockstar-Lebens verschmäht hätte, aber mir kam es stets so vor, also ob Edwards Motive rein musikalischer Natur waren. Er wollte eigentlich nur die Spielweise des gitarrenbasierten Rock ’n’ Roll neu erfinden. Vielleicht handelte es sich bei ihm nicht um die allerhellste Kerze auf der Torte, aber musikalisch hatte man es bei ihm mit einem Genie zu tun. Edward kreierte Sounds auf seiner Gitarre, wie sie noch nie zu hören gewesen waren. Er war ein Innovator, ein Erneuerer, und das war es, was ihm seine Bedeutung verlieh. Er verschrieb sich – gelinde gesagt – mit Leib und Seele seinem Handwerk.

      Egal, ob es nun Vorsehung oder doch vielleicht Beharrlichkeit und ein

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