Shannon und der Falke von Chihuahua: Shannon 20. John F. Beck

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Shannon und der Falke von Chihuahua: Shannon 20 - John F. Beck

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duckte er sich in den Schatten. Die Sonne stand schon weit im Westen. Abgrundtiefe Stille ringsum. Kein Lebewesen weit und breit.

      Aber Shannon zweifelte nicht daran, dass sie da waren, auf ihn warteten. Auf einen ihrer Meinung nach ahnungslosen Mann, der sich mit letzter Kraft zum Rand der Wasserstelle schleppen würde, ein wehrloses, todgeweihtes Wild vor ihren schussbereiten Gewehren.

      Shannon lächelte grimmig. Er trank den brackigen Rest aus der lederüberzogenen Feldflasche und ließ sie zwischen den Felsen liegen. Sollten die Kerle ruhig glauben, dass er auf dem ganzen langen Weg keinen Tropfen Flüssigkeit über die Lippen gebracht hatte! Er kroch vorsichtig den Hang hinab, lautlos, wendig wie eine Schlange. Kein Apache hätte es besser gekonnt. Die Strapazen waren vergessen. Er war wieder der Mann mit Muskeln und Sehnen wie aus Stahl, mit der Geduld und Kaltblütigkeit des erfahrenen Kämpfers, der schon durch hundert Gefahren und Abenteuer gegangen war. Ein Mann, der eins zu werden schien mit den langen Schatten der Felsblöcke und Dornbüsche, als ein Stein vor ihm klirrte.

      Fünf Minuten geschah nichts. Dann tauchte die spitze Krone eines Sombreros für einen Moment über einem Felsen auf.

      Einer von Ortegas Gewehrschützen! Wo steckten die beiden anderen? Und vor allem: wo waren die Pferde?

      Shannon blieb nicht mehr viel Zeit. Bald würde die Sonne untergehen. Er musste die Sache wieder mal auf seine ganz spezielle Weise lösen: Revolverpoker!

      Er schob sich lautlos auf dem Bauch weiter. Zoll für Zoll, unendlich geduldig, bis er den Atem des Soldados hinter dem Felsen hören konnte. Shannon richtete sich geduckt auf. Der Sechsschüsser lag in seiner Rechten. Aber alles war verloren, wenn er jetzt schießen musste. Er lehnte sich an den Felsen, hielt eine Hand schräg vor den Mund.

      „He, Compadre!“, raunte er mit verstellter Stimme. Prompt tauchte der Kopf des Soldado hinter dem Felsklotz auf. Shannon packte ihn blitzschnell am Kragen und riss ihn zu sich heran. Der spitzkronige Sombrero dämpfte den Schlag mit dem Revolverlauf. Sachte ließ Shannon den Bewusstlosen auf die Erde sinken. Er lauschte. Nichts! Kein Schnauben, kein Hufestampfen! Und kein Schatten einer Bewegung von den beiden anderen lauernden Mexikanern!

      Shannon kroch ein Stück von der Stelle weg, wo er den einen erwischt hatte, schob Ortegas Revolver vorn in den Hosenbund und richtete sich aus seiner Deckung auf. Die beiden übrigen, zwischen den Felsen versteckten Soldaten sahen eine staubbedeckte, schwankende Gestalt, die sich offenbar mit letzter Kraft auf den von einer unterirdischen Quelle gespeisten Tümpel zubewegte. Shannon spielte seine Rolle mit der Hingabe eines Mannes, der weiß, dass zwei Karabinermündungen jeden Schritt von ihm verfolgten. Er keuchte, stolperte, schien besessen von der Gier nach dem Nass.

      Ein halbes Dutzend Yard vor dem Tümpel kippte er um. Er wartete darauf, dass Ortegas Männer diese einmalige Chance beim Schopf packen würden, aber diese gerissenen Kerle rührten sich nicht. Sie ließen ihn seelenruhig weitermachen, als hätten sie Spaß daran, einem halb Verdursteten zuzuschauen.

      Oder wussten sie bereits Bescheid? Hatten sie ihn beobachtet, etwa gar ihren bewusstlosen Partner gefunden?

      Nicht daran denken! Shannon krallte die Finger in den heißen Sand, kroch keuchend auf das Wasser zu.

      Jetzt! Sporen klirrten, Sand malmte unter Stiefelsohlen; Shannon tat, als höre er nichts. Er tauchte die Hände in den Tümpel.

      »Bleib so liegen, Hombre! Das Schnappen von Gewehrschlössern folgte dem scharfen Befehl.

      Shannon zuckte zusammen, bewegte sich nicht mehr. Schritte kamen hinter ihm durch die Senke. Zwei Männer. Das beklemmende Gefühl, dass zwei Gewehre auf seinen Rücken zielten! Shannons Muskeln spannten sich. Gleich musste er schneller als der Tod sein!

      Eine kehlige Stimme rief: „He, Carranza, zum Teufel, wo steckst du? Schläfst du? Siehst du nicht, dass wir ihn haben?“

      Shannon schnellte herum. Sein Revolver flog hoch. Die beiden verblüfften Soldados waren acht Schritte vor ihm. Nahe genug für Shannon, zwei Meisterschüsse zu riskieren. Schüsse, die so rasch hintereinander blitzten, dass ihr Knall verschmolz. Die Kugeln prellten den Mexikanern die Karabiner aus den Händen. Fassungslos starrten sie den Gringo an, der sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit erhob und sie angrinste.

      „Buenas Dias. Señores! Nun seid mal so nett und schnallt eure Gürtelkanonen ab! Wartet nicht auf euren Freund Carranza. Der schläft tief und fest.“

      Zähneknirschend gehorchten sie.

      „Bring die Pferde her!“, befahl Shannon dem Mann, der eine Messernarbe über dem rechten Auge hatte. Vergiss das Wiederkommen nicht! Ich hab deinen Amigo als Faustpfand.“

      Der Kerl spuckte Shannon vor die Füße, tauschte einen Blick mit seinem Gefährten und wandte sich achselzuckend ab. Der andere schwitzte. Shannons Waffe zielte auf ihn, aber sein flackernder Blick folgte dem Narbigen. Seine Mundwinkel begannen immer heftiger zu zucken, je weiter sich der andere Mexikaner entfernte. Dann blickte er ängstlich auf Shannons Revolver.

      „Bei der heiligen Mutter von Guadalupe, schießen Sie nicht, Señor!“, flüsterte er atemlos. Er wird keine Rücksicht auf mich nehmen, sondern versuchen Sie zu töten, um nicht selbst von Capitan Ortega an die Wand gestellt zu ...“

      Er kam mit dem Satz nicht zu Ende. Wenige Schritte vor den Felsen am Senkenrand wirbelte der mit der Messernarbe herum und hatte plötzlich wie durch Zauberei einen Revolver in der Faust, der unter seiner Uniformjacke versteckt gewesen sein musste. Shannon schleuderte sich zur Seite, stieß den Six-Shooter hoch.

      Da krachte ein Gewehr, Der Narbige krümmte sich wie unter einem Peitschenschlag. Der Revolver entfiel ihm. Er brach über der Waffe zusammen.

      Shannon rollte über den Sand, hörte nochmals das Schmettern des Gewehrs und sah auch den zweiten Mexikaner fallen, ebenfalls mit einem Revolver in der Faust, den er blitzschnell unter der Uniform hervorgebracht hatte. Ein deutlicher Beweis dafür, wie hartgesotten und gerissen die Kerle waren, die Ortega in seine Rebellenjäger-Truppe versammelt hatte. Aber Shannon fühlte keinen Groll mehr gegen diese wilden Burschen. Bitterkeit schnürte seine Kehle zu, als er die weit aufgerissenen Augen sah, die blicklos in den allmählich verblassenden Himmel Mexikos starrten.

      Hufe klapperten zwischen den Felsen über der Senke. Müde wandte sich Shannon dem Reiter zu, der mit einem zweiten Pferd im Schlepp den steinigen Hang herabkam. Ein großer, sehniger Mann, dessen Kleidung den Nordamerikaner verriet. Ein scharfgeschnittenes, von einem blonden Bart umrahmtes Gesicht mit durchdringenden blauen Augen. Augen, in denen es keinen Schimmer Bedauern gab. Die beiden Toten in der Senke schienen für den lässig Heranreitenden schon nicht mehr zu existieren. Der Fremde stützte den Kolben einer siebenschüssigen Spencer auf den rechten Oberschenkel, als er beide Pferde vor Shannon zum Stehen brachte.

      Shannon brauchte gar nicht erst auf den tiefhängenden Colt des Sehnigen zu blicken, um zu erkennen, dass er einen gefährlichen Gunman vor sich hatte. Die kalten blauen Augen, die ihn abschätzend musterten, verrieten genug. Der Blondbärtige schob mit dem Gewehrlauf lässig den Stetson aus der Stirn.

      „Lew Ryman“, stellte er sich vor.

      „Schätze, ich bin da gerade zur rechten Zeit gekommen. Da steht ein Gaul für dich, Amigo. Steig auf. Verschwinden wir lieber, bevor noch mehr von Ortegas Leuten kommen.“

      Shannons Gedanken wirbelten, aber seine Miene war ausdruckslos.

      „Das ist keines von den Pferden der Soldados“, sagte er ruhig.

      Der

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