Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Und wohin verfrachtest du mich?«
»Zuerst mal zu Dr. Behnisch.«
»Na, dann warten wir nicht länger.«
»Daniel war nun doch überrascht, daß er so schnell einwilligte, aber es verriet ihm auch, daß Frank sehr starke Schmerzen haben mußte. Ohne Röntgenaufnahmen konnte er nichts feststellen, und bei Frank mußten diese überaus sorgfältig durchgeführt werden.
Er brachte Frank Derksen selbst zur Behnisch-Klinik.
Seine Freunde Dieter und Jenny brauchte er nicht zweimal zu bitten, wenn er ihnen einen Patienten brachte. Es ging niemals um Lappalien.
Frank war bereit, alles über sich ergehen zu lassen, denn manchmal hatte er in den letzten Tagen schon mit seinem Leben abgeschlossen.
*
Franzi war indessen daheim von ihrer jammernden Mutter empfangen worden. Franzi kannte sie seit Jahren nur jammernd. Dabei wußte sie, was ihr auch Dr. Norden bestätigt hatte, daß ihr Leiden sich erst durch ihre negative Einstellung verschlimmert hatte. Von vornherein lehnte sie jede Medizin mit der Bemerkung ab, daß sie doch nicht helfen würde. Auch Franzi war zu der Überzeugung gelangt, daß ihre Mutter gern krank war, einfach krank sein wollte.
»Wenn du dir nicht helfen lassen willst, Mutter, mußt du eben Schmerzen leiden«, sagte sie, weil sie dieses Wehklagen einfach nicht mehr ertragen konnte.
Sie hatte keine körperlichen Schmerzen, einfach nur Angst. Seit Tagen fühlte sie sich verfolgt. Sie wußte auch, wer sie verfolgte, aber sie hatte niemanden, mit dem sie darüber reden konnte. Ihre Mutter würde einen hysterischen Anfall bekommen und von ihr verlangen, die Wohnung nicht mehr zu verlassen.
»Wir haben keinen Tee mehr, und für das Wochenende mußt du auch noch einkaufen«, sagte Waltraud Buchholz im klagenden Ton.
»Das mache ich morgen, Mutter.«
»Ich möchte aber meinen Tee haben, und Butter brauchen wir auch. Das Brot ist auch schon alt.«
»Ich mache heute abend eine Suppe. Es ist noch Fleischbrühe da.«
»Ich mag keine Suppe«, nörgelte Waltraud. Und sie schaffte es, daß Franzi dann doch ging, nur um diesem Genörgel zu entfliehen.
Die Dämmerung sank schon herab, die Geschäfte würden bald schließen. Sie mußte sich beeilen und lief im Eilschritt zum Einkaufszentrum. Es waren noch viele Kunden anwesend, und da fühlte sie sich sicher.
Dann sagte eine helle Stimme: »Hallo, Franzi, sieht man dich auch mal wieder?«
Ihre Schulfreundin Susanne Schade kam auf sie zu, hübsch, selbstbewußt, schick gekleidet.
»Bist du wieder im Lande?« fragte Franzi. Sie wußte, daß Susanne Verwandte in Kanada besucht hatte.
»Schon zwei Monate, aber dich bekommt man ja nirgends zu Gesicht. Was ist los mit dir?«
»Meine Mutter ist krank, ich muß sie versorgen«, erwiderte Franzi.
»Tut mir leid, aber ein bißchen Freizeit mußt du doch haben. Bist du eigentlich noch bei Dr. Derksen?«
»Ja. Ich hoffe, daß ich auch bleiben kann.«
»Ist er nicht Junggeselle?«
Das klang sehr anzüglich.
»Er ist ein sehr sympathischer Chef«, erwiderte Franzi kühl.
»Ich habe neulich seinen Bruder kennengelernt, ein flotter Bursche.«
»Ich kenne ihn nicht persönlich.«
»Und ich würde ihn gern näher kennenlernen.« Susanne lachte. »Hast du einen festen Freund?«
»Nein. Ich habe auch keine Zeit. Ich muß nach Hause.«
»Können wir uns denn nicht mal treffen? Wir haben uns doch immer gut verstanden, Franzi.«
Aber jetzt trennen uns Welten, dachte Franzi. »Wenn es meiner Mutter bessergeht«, erwiderte sie ausweichend. »Ich rufe dich an.«
»Vergiß es nicht.«
Franzi ging schnell zur Kasse, und da hatte sie wieder das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber sie wollte nicht darüber nachdenken, sie hastete davon. Inzwischen war es schon dunkel geworden. Sie meinte Schritte zu hören, die ihr folgten, und sie lief schneller, aber die Schritte wurden auch schneller.
Dann packte sie eine kräftige Hand am Arm. »Lauf mir nicht immer davon, Franzi«, sagte eine spöttische Männerstimme, »wir können doch wenigstens miteinander reden.«
»Es gibt nichts zu reden, laß mich in Ruhe!« stieß sie hervor.
»Sei bloß nicht so zickig. Früher konntest du nett sein.«
»Da habe ich mich auch nicht belästigt gefühlt. Ich will mit dir nichts zu tun haben, Manfred.«
»Du wirst noch eine alte Jungfer werden«, höhnte er. »Stell dich nicht so an.«
Er packte sie noch fester und wollte sie in ein Haus ziehen. Sie wußte, daß er dort wohnte. Doch da kam jemand die Treppe herunter. Es war auch ein junger Mann.
»Hilfe, bitte…«, stammelte Franzi, und der junge Mann sah sie bestürzt an.
»Laß das Mädchen los, Fred«, sagte er unwillig. »Du siehst doch, daß sie sich wehrt.«
»Misch du dich nicht ein, hau ab.« Aber da versetzte ihm der andere einen Kinnhaken, und unwillkürlich ließ er Franzi los, als er zurücktaumelte. Aber gleich wollte er wieder auf den anderen losgehen.
»Laufen Sie«, rief der Franzi zu, aber sie war wie gelähmt und voller Angst, daß Manfred Köhler ihren Retter zusammenschlagen könnte. Sie wußte, wie gewalttätig er war, sie hatte es schon einmal zu spüren bekommen.
Doch nun wurde es lebendig um sie herum.
Andere Hausbewohner kamen, Manfred Köhler wurde von zwei jungen Burschen in eine Wohnung gezerrt. Der fremde junge Mann, der ihm den Kinnhaken versetzt hatte, griff nun nach Franzis Tasche, die sie vor Schreck fallen gelassen hatte.
»Sie wohnen doch nicht hier«, stellte er fest, nachdem er sie im Schein der Straßenlaterne betrachtet hatte.
»Aber nicht weit entfernt. Er ist mir gefolgt.«
»Sie kennen ihn?«
»Von früher, von der Handelsschule.«
»Ich bringe Sie nach Hause, mein Wagen steht da drüben.«
»Nein, danke, das ist sehr nett, aber ich habe es nicht weit. Vielen Dank für die Hilfe. Schon lief sie davon. Er blickte ihr