Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Können Sie mir das versprechen? Ich bin sehr skeptisch.«
»Komplikationen sind nie ganz auszuschließen, aber es müßte sich schon bei der Operation etwas herausstellen, was nicht vorauszusehen war, das uns dann vor Probleme stellt. Sie sehen, ich bin ehrlich, aber ich denke, Sie sind ein Mann, der Bescheid wissen will.«
»Das haben Sie erfaßt.«
»Und da Sie ja noch Jahrzehnte vor sich haben, werden Sie mithelfen, damit der Heilungsprozeß nicht gefährdet wird.«
»Ich habe noch nicht die Absicht, den Löffel aus der Hand zu legen. So würde es mein Bruder sagen. Und schließlich muß ich mich auch überzeugen, ob er zu seinem Wort steht.«
»Dr. Behnisch?« fragte sie.
»Nein, mein Bruder Jürgen, der es mit ernsthafter Arbeit bisher nicht hielt, mich jetzt aber vertreten soll, gemeinsam mit meiner Assistentin Franzi Buchholz. Sie soll übrigens jederzeit Zutritt zu meinem Zimmer haben.«
Und sicher ist sie mehr für ihn als eine Assistentin, dachte Kirsten, und sie ärgerte sich, weil es ihr nicht so recht gefiel. Sie fühlte sich auf eine eigenartige Weise zu diesem Mann hingezogen, und wenn er sie ansah, hatte sie das Gefühl, daß es auf Gegenseitigkeit beruhte. Dabei hatte sie sich doch ganz fest vorgenommen, sehr, sehr vorsichtig in bezug auf Männer zu sein.
Als sie sich nun erhob, streckte er ihr die Hand entgegen. »Es war mir wirklich eine echte Freude, Sie kennengelernt zu haben, und ich hoffe, daß Sie mir noch öfter Gesellschaft leisten.«
»Am Mittwoch werden Sie operiert, das wurde Ihnen ja wohl schon gesagt.«
»Ja, es wurde mir gesagt. Sehe ich Sie heute noch?«
»Ich muß mich jetzt um eine andere Patientin kümmern, aber ich komme gegen Abend noch einmal zu Ihnen. Nachmittags werden Sie wohl Besuch bekommen.«
»Nein, vor der Operation will ich keinen Besuch haben. Jürgen und Franzi haben sowieso genug zu tun. Ich werde jetzt ein wenig ruhen. Das bin ich tagsüber gar nicht mehr gewohnt.«
»Jetzt werden Sie daran gewöhnt«, sagte sie mit einem tiefen Lächeln.
*
Jürgen hatte eine Franzi kennengelernt, die alles Zeug zum Boß hatte. Er kam sich direkt jämmerlich vor, aber es war ihm ein Ansporn, nicht so in ihren Augen zu erscheinen.
Franzi amüsierte sich ein bißchen, wie sehr er sich bemühte, alles richtig zu machen, wußte sie doch genau, daß es schon eine Zeit brauchte, um sich mit der Materie vertraut zu machen. Aber sie kehrte nicht die Lehrmeisterin heraus. Sie war froh, daß sie so gut mit ihm auskam, denn sie fand ihn richtig nett.
»Wie kann man nur so jung und schon so tüchtig sein«, stellte er seufzend fest, als sie mal eine kurze Essenspause einlegten.
»Ich hatte irrsinniges Glück, zu Dr. Derksen zu kommen. Mir hat die Arbeit gleich Spaß gemacht. Hätte ich einen Chef gehabt, der den Boß herausgekehrt und mich herumkommandiert hätte, wäre ich wohl nicht so bei der Sache gewesen. Dr. Derksen konnte ich alles abschauen, er war ein leuchtendes Vorbild.«
»Und ich dachte immer, daß ich ihm sowieso nie das Wasser reichen könnte und habe mich aufs Bummeln verlegt. Ich schäme mich.«
»Es ist ja nicht zu spät«, meinte sie nachsichtig. »Ich denke schon, daß der Boß Ihnen eine Menge zutraut. Entschuldigen Sie bitte, ich muß mal telefonieren.«
»Rufen Sie Frank an?«
»Nein, Dr. Norden, wegen meiner Mutter.«
Dr. Norden war nun wirklich überrascht, daß Waltraud Buchholz sich doch entschlossen hatte, ins Sanatorium zu gehen und sogar auf die Insel der Hoffnung.
»Wenn es nicht zu teuer wird«, räumte Franzi ein bißchen zaghaft ein.
»Darüber machen Sie sich mal keine Gedanken. Es kommt ja wie gerufen, daß sie jetzt einsichtig wird. Sie haben doch bestimmt jede Menge Arbeit, solange Dr. Derksen in der Klinik ist.«
»Sein Bruder ist ganz tüchtig«, erklärte sie.
»Das freut mich. Er ist nämlich im Grunde ein netter Kerl.«
»Das habe ich auch schon festgestellt. Er ist nicht arrogant und lernt schnell.«
Was ist das für eine tüchtige kleine Person, dachte Dr. Norden. Sie wäre doch die richtige Partnerin für Derksen.
»Es wird doch hoffentlich alles gutgehen bei der Operation, Herr Dr. Norden«, sagte Franzi besorgt.
»Machen Sie sich keine Gedanken, Franzi. Er wird wieder gesund. Und Ihre Mutter lassen wir bald zur Insel bringen. Ich arrangiere das. Sie wollen doch sicher nicht bis zum nächsten Wochenende warten.«
»Es wäre für mich schon eine große Entlastung, wenn sie bald hingebracht werden könnte.«
»Sagen wir Mittwoch. Ich bestelle einen Krankenwagen, da hat sie es ganz bequem und ein Sanitäter ist auch dabei.«
Würden sie es ihr sagen? Auf Sie hört sie am ehesten. Man weiß ja nie, ob sie es sich nicht wieder anders überlegt hat.«
Aber das war nicht der Fall. Waltraud Buchholz war ganz begeistert, daß sie zur Insel der Hoffnung gebracht werden sollte. Und das schon am Mittwoch. Franzi konnte am Abend schon anfangen, ihre Sachen herzurichten. Obgleich sie sehr müde war, wurde sie von dem Gedanken beflügelt, daß sie ein paar Wochen mal ein Eigenleben haben konnte. Sie stellte ja keine großen Ansprüche, sie wollte abends nur mal ihre Ruhe haben und nicht auch noch hin und her gezerrt werden.
»Ist Dr. Derksen schon operiert?« fragte Waltraud, als Franzi zu ihr ans Bett kam.
»Erst am Mittwoch.«
»Das ist sicher ein guter Tag, ich werde ihm in Gedanken das Beste wünschen. Und du sagst mir dann auch Bescheid, wie es ihm geht, Franzi.«
»Dir wird es gutgehen, Mutter, ich bin froh darüber. Es wird dir bestimmt gefallen.«
Franzis Gedanken waren bei Frank Derksen. So ganz wurde sie die Angst nicht los, daß es Komplikationen geben könnte. Sie hätte ihn anderntags am liebsten besucht, aber er hatte ausdrücklich gesagt, daß vor der Operation niemand kommen solle.
*
Kirsten hatte ihn noch einmal aufgesucht, als sie von Geli gekommen war. Sie war niedergeschlagen, weil Geli gesagt hatte, warum man sie nicht hätte sterben lassen. Sie hätte mit dem Leben abgeschlossen.
Ihre Fehlgeburt, von der sie kaum etwas gemerkt hatte, nahm sie regungslos hin. Als Kirsten sie dann aber fragte, was sie alles für Tabletten geschluckt hätte, wurde sie aggressiv, und dann warf sie Kirsten vor, daß sie sich an Peter Brack herangemacht hätte.
»Jetzt will ich dir mal etwas in aller Ruhe sagen, Geli, dieser Kerl widert mich an. Ich wollte ihn deinetwegen sprechen, aber das habe ich bitter bereut. Er ist so falsch und verlogen, daß du mir nur leid tun kannst, wenn du noch einen Gedanken an ihn verschwendest. Du hast soviel für ihn aufgegeben, jetzt gib dich nicht auch