Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Es ist nicht zu ändern. Ich werde Geli nichts sagen.«
Geli fragte nicht nach Kirsten, aber Frank tat es. Er war enttäuscht, als Jenny ihm sagte, daß sie gerade etwas erledigen müsse.
»Aber sie kommt heute doch noch einmal?« murmelte er.
»Sie wird nicht lange ausbleiben«, erwiderte Jenny.
Aber es dauerte noch gut drei Stunden, bis Kirsten zurück war. Und ihre Stimmung war auf dem Nullpunkt.
»Da versetzte er sich den Todesschuß, und dann wird auch noch gefragt, wer bei ihm gewesen sein könnte«, sagte sie empört. »Wenn das nicht mit dem Schlüssel gewesen wäre, hätte er noch tagelang dort liegen können. Wenn Geli es erfährt, will sie bestimmt nicht mehr in die Wohnung zurück.«
»Ein Tapetenwechsel wäre für sie tatsächlich das beste«, meinte Jenny. »Hat Brack Verwandte?«
»Da muß ich erst Geli fragen. Ich habe ihn nur ein einziges Mal gesprochen, und das hat mir genügt. Es ist schlimm genug, daß er Arzt war, abgesehen davon, was er Geli angetan hat.«
»Ich habe mal etwas Ähnliches durchgemacht, Kirsten, und ich habe es auch überstanden. Ich habe einen wundervollen Mann bekommen, und da hat Daniel Norden auch eine entscheidende Rolle gespielt.«
»Es ist tröstlich, daß es Ärzte wie ihn und Sie beide und Schorsch Leitner gibt, sonst müßte ich verzweifeln.«
»Es sind schon noch mehr da, die die Ethik unseres Berufes hochhalten, Kirsten, aber es ist wirklich ein Jammer, daß die nicht für alle Geltung hat. Die Moral sinkt, wenn man zu sehr ans Verdienen denkt. Aber jetzt gehen Sie zu Dr. Derksen. Er hat schon ein paarmal nach Ihnen gefragt.«
»Hatte er nicht schon Besuch?«
»Nein, er will noch keinen haben. Erst morgen.«
Sie ging zuerst zu ihm. Geli mochte sie jetzt noch nicht ins Gesicht sehen.
Er sah sie forschend an. »Jetzt sehen Sie wieder aus wie neulich, als Sie den Kummer mit Ihrer Freundin hatten«, stellte er fest.
»Heute war es noch schlimmer, aber darüber reden wir besser nicht. Haben Sie Schmerzen?«
»Nein, gar nicht, es geht mir sehr gut.«
»Nicht gleich übertreiben. Ganz ohne Schmerzen wird es nicht abgehen, bis die Schnitte verheilt sind.«
»Ich kann es noch gar nicht glauben, daß es so gutgegangen ist. Man sollte sich wirklich nicht schon vorher den Kopf heiß machen.«
»Sie hätten sich schon früher unters Messer begeben sollen«, sagte sie lächelnd.
»Dann hätte ich Sie aber nicht kennengelernt. Es sollte so sein, oder darf ich das nicht sagen, Kirsten?«
Ihr Herz schlug schneller, als er sie mit dem Vornamen ansprach. Und seine Worte ließen ahnen, daß er auch mehr als nur Sympathie für sie empfand.
»Es ist wirklich seltsam«, sagte sie leise. »Mit Ihnen könnte ich über alles reden, das ist mir noch nie passiert.«
»Da kann ich ja von Glück sagen«, lächelte er.
»Haben Sie nicht Franzi, mit der Sie über alles reden können?«
»Franzi ist doch noch ein halbes Kind. Jedenfalls sehe ich sie so. Sie ist reizend, und sie ist sehr wißbegierig. Sie wird Ihnen gefallen, Kirsten. Ich hoffe nämlich sehr, daß wir den Kontakt nicht verlieren werden. Sie werden doch hoffentlich in München bleiben?«
Er empfand es schon als Handicap, im Bett zu liegen und über Gefühle zu sprechen. Er konnte es nicht, obgleich er Kirsten so gern gesagt hätte, wie sehr er sie mochte. Aber er hatte das Gefühl, daß sie ihn auch so verstand.
Sie wurden unterbrochen, weil Dr. Behnisch hereinkam.
Kirsten suchte nun Geli auf.
»Ist dir was eingefallen, Kirsten?« fragte Geli ganz direkt.
»Wir brauchen nicht mehr darüber nachzudenken, Geli.«
»Ist er wieder mal verschwunden? Du brauchst dir nichts zu denken, er kommt wieder, wenn er keinen anderen hat. Ich war immer die Dumme.«
»Hat er keine Angehörigen?«
»Die haben längst mit ihm gebrochen. Er kommt aus einer honorigen Familie. Da traut er sich nicht hin. Im Grunde ist er ein Feigling, der seine Brutalität nur an Schwächeren ausläßt. Mir ist alles klargeworden, Kirsten.«
»Diesmal wird er nicht zurückkommen, Geli, nie mehr«, sagte Kirsten leise. »Er hat sich eine Überdosis gespritzt.«
»Das kann ich nicht glauben, dazu war er zu schlau.«
»Vielleicht war es was anderes, als das, was er sonst benutzte. Das wird wohl die Obduktion ergeben müssen. Jedenfalls hat er sich von dieser Welt verabschiedet.«
Geli schloß die Augen. »Er war nicht immer so, Kirsten. Als ich ihn kennenlernte, war er ganz anders. Ein bißchen sehr eingebildet, ja, das gebe ich zu, aber er war Arzt. Ich weiß nicht, wie es geschehen konnte, daß er sich in diesen Strudel reißen ließ.«
»Der Nervenkitzel der Übersättigten, Geli. Alles probieren und meinen, daß es wirkungslos bleiben würde. Wer die Gefahr sucht, kommt darin um. Man muß sehr stark sein, wenn man allen Versuchungen widerstehen kann.«
»Aber ich habe ihn geliebt, Kirsten, das ist doch keine Versuchung. Es war für mich kein Abenteuer.«
»Aber es hat dich auch veranlaßt, Dinge zu tun, die du sonst nicht getan hättest. Er war nicht gut für dich, Geli.«
»Das weiß ich jetzt auch.«
Kirsten streichelte ihr die Wange. »Jetzt mußt du den Blick nach vorn richten. Nicht zurück, Geli.«
»Ich weiß nicht, ob ich es kann.«
»Du mußt es wollen.«
»Wirst du mir helfen?«
»Das brauchst du doch nicht zu fragen.«
*
Jürgen hatte diesmal nicht lange bitten müssen, um Franzi zu bewegen, mit ihm essen zu gehen. Sie hatte Hunger, einen Mordshunger, wie sie sagte. Da sie nun wußten, daß die Operation glücklich verlaufen war, fühlten sie sich beide freier.
Jürgen hatte ein sehr hübsches französisches Restaurant ausgewählt. Franzi riß die Augen auf, als sie das Büfett sah.
»Ich war noch nie in so einem Restaurant«, sagte sie schüchtern. »Das ist gigantisch. Eigentlich war ich nur zweimal mit Dr. Derksen zum Essen. Einmal an meinem Geburtstag und dann neulich mit Ihnen zusammen.«
»Sonst nie?«
»Nein, ich mußte ja immer für meine Mutter kochen.«
Das