Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Um solche Schlagzeilen habe ich mich nie gekümmert«, sagte Dr. Behnisch.
»Thomas hatte ihr das Landhaus zur Hochzeit geschenkt, und er überschüttete sie mit Geschenken. Aber er war krankhaft eifersüchtig. Er war fünfzehn Jahre älter als sie. Sie sollte nur noch für ihn und das Kind da sein. Aber Cordula war korrekt; sie hatte Verträge einzuhalten. Es gab bald Spannungen zwischen ihnen. Man kann wahrhaftig nicht sagen, daß es die ideale Ehe war. Cordula war an sich ein freier, kontaktfreudiger Mensch, sehr kollegial, und sie war auch außerordentlich beliebt. Thomas war das Gegenteil. Er war der Boß, er wollte alles bestimmen. Er wurde auch von den Angestellten mehr gefürchtet als respektiert. Es gefiel ihm schon, daß Cordula dem Namen Bürgner Glanz verlieh, aber es gefiel ihm gar nicht, daß sie in ihrem Beruf mit anderen Männern zusammenkam, die sie bewunderten, die sich wohl auch um sie bemühten. Es kam soweit, daß er so oft wie möglich bei den Filmaufnahmen dabei war, und er wollte sogar die Produktionsfirma kaufen, was ihm aber nicht gelang. Es war der erste längere Urlaub, den sie in der Schweiz verbrachten, der dann so schrecklich endete. Mir ist dieser Unfall unerklärlich. Thomas war ein guter Pilot. Ich bin oft mit ihm geflogen, nach Mailand, nach Brüssel, Hamburg und so weiter. Die Maschine war immer bestens gewartet.«
»Es wurde festgestellt, daß Bürgner neben den anderen schweren Verletzungen einen Herzinfarkt erlitten hatte. Ob erst bei der Bruchlandung oder schon früher, weiß man allerdings nicht. Es muß ja auch alles sehr schnell gegangen sein.«
»Aber man hat einen Motorschaden festgestellt«, warf Constantin Marten ein.
»Mag ja sein, daß er sich darüber aufgeregt hat«, sagte Dr. Behnisch ruhig. »Bürgner hatte schon einen Herzinfarkt hinter sich, und er hatte, laut Autopsie, ein Aneurysma. Die Rupturblutung aus der Aorta wäre auch ohne die anderen Verletzungen tödlich gewesen.«
»Das wußte ich bisher nicht«, sagte Constantin leise.
»Es ist gut, daß wir uns jetzt unterhalten… und daß Sie so offen sind, Dr. Marten. Es hilft mir, die Patientin auch in psychischer Hinsicht besser zu erfassen, wenn es zu Gesprächen kommt. Ich hoffe, daß es keine anhaltende Sprachlähmung sein wird.«
»Ich will nur hoffen, daß Cordula wieder soweit gesund wird, daß sie selbst für ihren Sohn sorgen kann. Ich glaube nicht, daß er bei Joana gut aufgehoben ist. Aber da ist meine ganz persönliche Meinung. Andere kann sie bestimmt täuschen.«
Dr. Behnisch betrachtete ihn nachdenklich. »Sie meinen also, daß das Kind nicht liebevoll genug versorgt wird?«
»Soweit kennt ich Joana, daß für sie nur finanzielle Vorteile zählen, daß sie wohl gar damit gerechnet hat, daß Cordula nicht überleben wird. Dann wäre Ulrich Alleinerbe, und er braucht natürlich Pflegeeltern und einen Vormund.«
Dr. Behnisch runzelte die Stirn. »Das sind natürlich auch Argumente, die Beachtung verdienen.«
»Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie Cordula bald zu einer Entscheidung über den Aufenthalt des Jungen bringen könnten.«
»Sie wird sich noch monatelang nicht um ihn kümmern können«, erklärte der Arzt. »Es sei denn, man könnte sie in absehbarer Zeit gemeinsam mit dem Kleinen in einem Sanatorium unterbringen. Da Sie der Anwalt und wohl auch beste Freund sind, kann ich Ihnen sagen, daß Frau Bürgner wieder schwanger war… etwa im zweiten Monat. Es könnte sein, daß es sie auch seelisch belasten würde, wenn wir ihr sagen müssen, daß sie das Kind verloren hat.«
Constantin war kreidebleich geworden.
»Sie war schwanger? Mein Gott«, sagte er bebend. »Sie ist so sensibel, Dr. Behnisch. Bitte, seien Sie ganz behutsam.«
»Das ist selbstverständlich.«
Constantin erhob sich geistesabwesend. »Ich darf sie doch hoffentlich wenigstens sehen?« sagte er leise.
»Bei Ihnen mache ich eine Ausnahme. Vielleicht können Sie mit zu einer rascheren Genesung beitragen.«
Davon sollte er am Krankenbett von Cordula Bürgner überzeugt werden, denn als Constantin ihre Hände küßte, schlug sie die Augen auf, und der Hauch eines Lächelns glitt über ihr Gesicht und verklärte es.
»Constantin«, sagte sie, und Dr. Behnisch stand starr vor Staunen, denn dieser Name war der erste Laut, der über ihre Lippen kam. Es war so, als hätte sich ein Kloß in ihrem Hals aufgelöst.
»Du mußt gesund werden, Cordula«, sagte Constantin. »Ulrich braucht dich… und ich auch.«
Seine Augen waren feucht, als er sich aufrichtete und Dr. Behnisch ansah, während Cordula gleich wieder eingeschlummert war.
»Sie hat mich erkannt«, murmelte er, »sie hat meinen Namen gesagt! Jetzt bin ich zuversichtlich.«
»Ich auch«, erwiderte Dr. Behnisch. »Es wäre gut, wenn Sie öfter kommen würden.«
»Jeden Tag, wenn es erlaubt ist.«
*
In Garmisch knallte Joana Heeren ihrem Mann die Zeitung mit der Schlagzeile auf den Tisch, als er mittags heimkam. Sie wohnten nahe beim Hotel in einem Einfamilienhaus.
»Ich habe es schon gelesen«, sagte er rauh, »es wird überall darüber gesprochen. Cordula ist schließlich noch nicht vergessen.«
»Und unsere Träume lösen sich in Wohlgefallen auf«, sagte sie gereizt.
»Deine Träume, Joana«, konterte er, »laß mich aus dem Spiel.«
»Profitiert hättest du aber gern«, zischte sie. »Ich bin wenigstens ehrlich. Meinetwegen hätte sie sterben können.«
»Aber der Junge ist dir doch jetzt schon lästig«, sagte er anzüglich.
»Was fängt man denn schon mit einem Kind an, das geistig zurückgeblieben ist«, sagte sie zornig. »Er redet kaum, er lacht nicht, er starrt mich immer nur so komisch an.«
»Er ist nicht geistig zurückgeblieben. Er hat den Schock noch nicht überwunden, hat Dr. Halmer gesagt.«
»Der redet viel, wenn der Tag lang ist. Er will ja nur mit seiner Therapie verdienen. Als ob ein Kind schon begreift, was autogenes Training und so ein Schmarren ist.«
»Du hast dem Kleinen eingeredet, daß Cordula tot ist. Er kann sich das nicht vorstellen. Das will er wohl auch nicht. Er vermißt auch seinen Vater und die gewohnte Umgebung.«
»Ach was, Kinder vergessen schnell. Er hat einen Gehirnschaden davongetragen, aber die Ärzte wollen davon ja nichts wissen.«
»Und du denkst nur daran, daß er der Erbe ist, wenn Cordula stirbt. Aber sie wird nicht sterben. Sie ist bei den besten Ärzten, und mir ist es so auch lieber.«
»Auf einmal«, sagte sie und drehte ihm den Rücken zu. »Früher hast du auch gesagt, daß ich benachteiligt bin.«
»Da habe ich auch noch nicht alles so genau gewußt. Du hättest mir von Anfang an reinen Wein einschenken müssen, Joana. Ich wußte ja nicht, daß du nur Cordulas Stiefschwester bist… und daß sie ihr Vermögen von ihrer Mutter hat, nicht von eurem Vater.«
»Du