Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Extra

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dich nicht aufhalten, dir ist dein Vergnügen doch wichtiger als das Kind. Wäre ich nicht früher zurückgekommen, wäre Benjamin jetzt tot. Das verzeihe ich dir nie. Du kannst bitten und betteln, soviel du willst… ich will dich nicht mehr sehen.«

      »Wir brauchen uns hier nicht so anzukeifen, André. Laß dir doch erklären… Ich konnte nicht ahnen, daß es der Blinddarm war!«

      »Du hast dir ja nicht mal die Mühe gemacht, den Kinderarzt zu rufen. Mein Gott, was bist du für eine Mutter! Verschwinde jetzt, bevor ich dich eigenhändig hinausbefördere. Benny liegt auf der Intensivstation, und dich werde ich anzeigen wegen Verletzung der Aufsichtspflicht.«

      O la la, es scheint ihm ernst zu sein, dachte Schwester Nora. Er redet nicht nur so daher, er meint auch, was er sagt. Und Tessa schien in sich zusammenzuschrumpfen. Vielleicht rechnete sie sich jetzt schon aus, was sie verlieren würde, wenn er sich wirklich von ihr trennte. Es war nicht das erste Mal, daß es zum Krach zwischen ihnen kam, aber so eiskalt und entschlossen hatte sie ihn noch nicht erlebt.

      Es war ihr vor allem peinlich, daß sich die Szene vor den Augen und Ohren von Zeugen abspielte.

      »Kannst du dich nicht endlich beherrschen«, fuhr sie ihn an, »was sollen die Leute von uns denken?«

      »Das Richtige«, konterte er wütend. »Für so eine Mutter wie dich wird man hier auch kein Verständnis haben. Verschwinde endlich, bevor ich mich vergesse.«

      »Benjamin ist auch mein Sohn, und ich werde ihn wohl sehen dürfen«, begehrte Tessa da auf.

      »Nein, du wirst ihn nicht sehen. Du hättest dich früher um ihn kümmern sollen, als er Fieber und Schmerzen hatte, aber da hattest du ja etwas Besseres vor.«

      Sie kniff die Augen zusammen, und ein frivoles Lächeln legte sich um ihren vollen Mund.

      »Du willst mich wohl loswerden, weil du jetzt eine Chance siehst, bei Cordula Bürgner Händchen zu halten. In welchem Zimmer liegt sie denn? Hast du sie schon besucht?«

      Nora merkte, daß André am Ende seiner Selbstbeherrschung war. »Frau Bürgner darf keinerlei Besuche erhalten«, warf sie ein. »Und solange Benjamin auf der Intensivstation liegt, gilt dasselbe auch für ihn. Ich darf Sie darauf aufmerksam machen, daß das Kind erst vor zwei Stunden aus dem Operationssaal gekommen ist.«

      »Eine Blinddarmoperation ist heutzutage doch eine Routinesache«, sagte Tessa schnippisch.

      »Aber nicht dann, wenn der Blinddarm beinahe durchgebrochen wäre«, erwiderte Nora nun barsch. Sie verstand André, daß er die Geduld verlor. Sie spürte auch Antipathie in sich aufsteigen, wenn sie in das hübsche, glatte und leere Gesicht Tessas blickte, das Gesicht einer oberflächlichen, eitlen Frau, die weder mit Intelligenz noch mit Gemüt gesegnet war. Und ihre anzüglichen Bemerkungen über Cordula paßten ihr schon gar nicht.

      Nun gut, ich komme dann morgen wieder«, sagte Tessa, und ohne ihren Mann noch eines Blickes zu würdigen, ging sie zum Ausgang.

      »Ich hätte mich fast vergessen«, stieß André hervor, »verzeihen Sie das bitte, Schwester Nora.«

      »In manchen Fällen ist es besser, wenn man seinem Herzen gleich Luft macht«, meinte sie nachsichtig. »Man kann nicht alles hinunterschlucken.«

      »Ich fühle mich endlich mal wieder verstanden. Aber damit Sie mich in bezug auf Cordula Bürgner nicht falsch verstehen nach diesen Anzüglichkeiten, möchte ich sagen, daß ich Cordula verehre und bewundere, daß aber sonst nichts zwischen uns ist. Tessa möchte mir ja liebend gern etwas anhängen, aber damit wird sie keinen Erfolg haben.«

      Daraufhin verfiel er in Schweigen. Vielleicht wirkten jetzt die Beruhigungsmittel. Jedenfalls schlief er bald ein, und Nora konnte wieder zur Station gehen, wo man sie schon vermißt hatte.

      *

      Jenny Behnisch war bei dem kleinen Benjamin. Sie hielt die heißen Händchen, die so federleicht waren, daß man sie kaum spürte. Benny hatte die zweite Penicillin-Injektion bekommen. Die Ärzte hofften, daß das Fieber heruntergehen würde, denn viel hatte der kleine Bub nicht an Kraft zuzusetzen.

      André Riemann war zum Glück für einige Zeit eingeschlafen. Um ihn mußten sie sich auch Sorgen machen. Selten hatte man hier einen so verzweifelten Vater gesehen. Aber sicher traf es ihn besonders hart, daß Benjamin von seiner Mutter im Stich gelassen worden war, als es ihm schlechtging.

      Jenny blickte auf den Bildschirm, der die Herzschläge des Kindes aufzeigte. Eine leichte Besserung war schon zu verzeichnen. Aber der kleine Körper zuckte unruhig, und ein paar Laute kamen auch über die trockenen Lippen, die man als »Daddy« deuten konnte.

      Welche tiefe, innige Bindung bestand zwischen Vater und Sohn! Und wie schön hätte dieses Familienleben sein können, wenn auch die Frau da hineingepaßt hätte.

      Jenny machte sich darüber Gedanken. Sie hatte schon so manches hier in der Klinik erlebt. Man nahm sich ja noch Zeit für Patienten, auch für ihren seelischen Kummer. Hier waren die Patienten noch Menschen, keine namenlosen Fälle.

      Schwester Beate hatte Nachtdienst auf der Station, und Jenny konnte sich jetzt mal um André Riedmann kümmern. Er schlief im Ärztezimmer und sah erschöpft aus. Bläulich schimmerten seine Lider. Er war ein interessanter Mann, und sicher hätte er auch eine bessere Frau verdient gehabt. Aber vielleicht ging man in diesem Beruf doch an jenen Frauen vorbei, deren Werte man nicht gleich erkennen konnte und ließ sich leicht von Äußerlichkeiten bestechen.

      Riedmann war achtunddreißig, aber jetzt sah er älter aus. Seine Schläfenhaare waren schon ergraut, aber sonst war sein Haar schwarz. Er war ein leicht südländischer Typ, und über mangelndes weibliches Interesse hatte er sich nie beklagen können. Warum war er ausgerechnet an Tessa hängengeblieben, die eigentlich nur hübsch und eitel war?

      Ja, das fragte man sich manches Mal, wenn man eine Ehe kennenlernte, in der nichts mehr stimmte.

      Zur Ehe gehörte eben auch, daß man sich aufeinander einspielte. Liebe mußte immer wieder aufs Neue gepflegt und unter Beweis gestellt werden. Das Herumturteln in guten Stunden konnte schnell vorbei sein, wenn das Fundament des Vertrauens nicht vorhanden war.

      Plötzlich schlug André die Augen auf und richtete sich erregt auf. »Ist etwas mit Benny?« fragte er heiser.

      »Es geht schon ein bißchen besser, aber Sie sollten jetzt auch an sich denken, Herr Riedmann«, sagte Jenny.

      »Ich bin doch nicht so wichtig!«

      »O doch! Was soll denn Ihr kleiner Sohn mit einem kranken Vater? Benjamin wird noch einige Zeit brauchen, bis er wieder auf den Beinen ist. Deshalb sollten Sie sich jetzt gefallen lassen, daß auch etwas für Ihre Gesundheit getan wird.«

      »Na schön, wie Sie meinen.« Er war ganz sanft und nachgiebig, so kannten ihn wenige. Er hielt auch nicht die Schwestern in Atem, wie man befürchtet hatte. Er saß still am Bett seines Kindes, mit gefalteten Händen und ganz in sich versunken, als wollte er beschwören, was er so heiß wünschte… nämlich, daß Benny bald die Augen aufschlagen würde.

      Sein Wunsch ging in Erfüllung, als die Morgenvisite zu Ende war. Er hatte währenddessen seine Sekretärin angerufen und ihr gesagt, daß man an diesem Tag ohne ihn auskommen müsse.

      An Anja Koenigs Stimme war zu hören, wie erschrocken sie war.

      »Kam

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