Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Extra

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so viele Leute da waren. Ich mag nicht reden mit Fremden.«

      »Aber mit mir kannst du doch reden, Ulrich.«

      »Nur, wenn du mich zur Mami bringst.«

      »Ich verspreche es dir«, sagte sie.

      *

      In der Behnisch-Klinik wurde zu dieser Zeit ein fünfjähriger Junge eingeliefert, der Sohn des bekannten Fernseh-Regisseurs André Riedmann. Akute Blinddarmentzündung lautete die Diagnose.

      Riedmann war schrecklich aufgeregt. Er wollte auch in der Klinik bleiben, bis der Junge operiert war. Schwester Nora hatte ihn unter ihre Fittiche genommen. Sie konnte am besten Trost spenden.

      Dr. Jenny Behnisch stellte fest, daß der kleine Patient in höchster Gefahr schwebte.

      »Wenn meinem Sohn etwas passiert, bringe ich sie um!« stöhnte indessen André Riedmann.

      »Aber ich habe Ihnen nichts getan«, sagte Nora erschrocken, »und unsere Ärzte können auch nichts dafür, daß es ein akuter Blinddarm ist.«

      »Ich meine auch nicht Sie und die Ärzte, sondern meine Frau«, stieß er zornig hervor. »Sie muß ja auf eine Modenschau gehen, anstatt das Fieber ernst zu nehmen. Und diese blöde Trine kocht ihm auch noch Schokoladenpudding.«

      Nora seufzte in sich hinein. Ein akuter Blinddarm konnte schon gefährlich werden, wenn der Patient vorher auch noch gegessen hatte, aber aus André Riedmann war nicht herauszubringen, ob der kleine Benjamin etwas gegessen hatte. Er hatte Angst um seinen Sohn, er liebte ihn sehr, das merkte Schwester Nora.

      »Wir werden sofort operieren«, sagte Jenny, »der Kleine ist sowieso fast bewußtlos.«

      Das Team stand schon bereit. Der Junge wurde in den OP geschoben. Draußen wischte sich Riedmann kalten Schweiß von der Stirn, und Schwester Nora betrachtete ihn besorgt.

      »Bitte, beruhigen Sie sich doch, Herr Riedmann«, sagte sie, »unsere Ärzte haben schon schlimmere Fälle hinbekommen.«

      »Dem Jungen darf nichts passieren. Ich liebe ihn. Es ist doch alles, was mir bleibt! Meine Frau schert sich doch einen Dreck um uns. Und die Haushälterin…« Er stöhnte auf und rang nach Luft. Er war einem Kreislaufkollaps nahe, und Schwester Nora rief nach Dr. Werner, weil momentan kein anderer Arzt erreichbar war, da alle im OP waren.

      Dr. Werner kam eilends herbei, und André Riedmann wurde ins Ärztezimmer gebracht. Er war halb ohnmächtig, aber er murmelte noch: »Helfen Sie meinem Jungen.«

      Er bekam ein Kreislaufmittel injiziert, und Nora brachte ihm Mineralwasser. Es dauerte aber zehn Minuten, bis die Injektion wirkte, und indessen war die Operation schon im Gange.

      Der Junge wirkte winzig auf dem Operationstisch. Für einen Fünfjährigen war er klein und viel zu zart, wie Dr. Jenny Behnisch feststellte. Die Anästhesie war sehr vorsichtig durchgeführt worden, und Jenny ließ keine Zeit verstreichen. Mit meisterhafter Sicherheit führte sie den Schnitt aus. Als sie an den vereiterten Wurmfortsatz herangekommen war, blickte sie kurz auf.

      »Blutdruck?«

      »Schwach.«

      »Infusion und Blutkonserve bereitstellen«, sagte Jenny. Die Blutgruppe AB hatte André Riedmann noch sagen können. Er war ein Vater, der genau über sein Kind Bescheid wußte.

      Die Infusion tropfte, Schwester Ingrid reichte die Instrumente fast lautlos an und war völlig konzentriert. Präzise wie ein Uhrwerk lief alles ab, dann war es geschafft.

      »Es war höchste Zeit«, sagte Jenny. Sie war blaß. Man spürte, daß sie innerlich beteiligt war. Es war etwas anderes, ein Kind zu operieren, das am Anfang seines Lebens stand, als einen schon fast hoffnungslosen Fall, bei dem man nichts verlieren, aber alles gewinnen konnte. Bei dem kleinen Benjamin Riedmann hätte es so weit nicht kommen müssen, wenn er richtig beobachtet worden wäre.

      Riedmann entspannte sich, als Jenny Behnisch ihm sagte, daß die Operation gut verlaufen sei.

      »Aber die Gefahr ist noch nicht gebannt«, erklärte sie. »Der Blinddarm war kurz vor dem Durchbruch.«

      »Oh, mein Gott! Hoffentlich geht noch alles gut. Sehen Sie, ich war in Wien zu Aufnahmen, und meine Frau hat es der Haushälterin überlassen, sich um das Kind zu kümmern. Sie ist ein gefühlloser Trampel. Benny sei wehleidig, sagte sie mir ins Gesicht, und wo sich meine Frau den ganzen Tag herumtreibt, weiß ich nicht. Aber es wird alles anders werden, ich habe es beim Leben meines Kindes geschworen.«

      Er wollte in der Klinik bleiben, und es wurde ihm auch gestattet. Sonst waren es die Mütter, die blieben, diesmal war es der Vater. Er mußte sich nur noch gedulden, bis er Benny sehen durfte. Der Kleine war auf die Intensivstation gebracht worden.

      Langsam konnte André Riedmann wieder klar denken. Jenny hatte Puls und Blutdruck gemessen und konnte mit beiden nicht zufrieden sein, aber André schluckte dann auch, wenn auch widerwillig, zwei Kapseln hinunter.

      Schwester Nora war wieder bei ihm. Sie versuchte, ihn auf andere Gedanken zu bringen, als er wieder auf seine Frau zu schimpfen begann. Tessa Riedmanns Name wurde öfter in Gesellschaftsnachrichten erwähnt als der ihres Mannes. Sie war vor einigen Jahren ein Filmsternchen gewesen, aber ein Star war sie nicht geworden. Auch sonst hatte sich André wohl mehr von ihr und dieser Ehe versprochen.

      Plötzlich fragte André nach Cordula Bürgner. »Stimmt es, daß sie aus dem Koma erwacht ist?« wollte er wissen.

      »Ja, es stimmt, aber sie ist noch nicht ansprechbar.« Nora wollte ihn gern auf andere Gedanken bringen, aber nicht unbedingt über Cordula sprechen und ausgefragt werden.

      »Sie ist eine großartige Schauspielerin und eine wundervolle Frau«, sagte er. »Ich hoffe, daß sie wieder ganz gesund wird. Unsere Kinder haben manchmal miteinander gespielt, aber sie lebte ja im allgemeinen sehr zurückgezogen.«

      »Wir haben sie sehr ins Herz geschlossen«, sagte Nora nun doch.

      »Wissen Sie, wie es ihrem Sohn geht? Man hat ja wenig gehört.«

      »Er ist wie durch ein Wunder nicht schwer verletzt worden. Er lebt nun bei Frau Bürgners Schwester.«

      »Bei Joana?« Seine Miene sprach Bände. »Sie ist auch so ein Typ wie Tessa, nur auf Vergnügen bedacht«, fuhr er vorwurfsvoll fort. »Entschuldigen Sie, wenn ich so kritisch bin, aber ich weiß, wieviel Liebe Kinder brauchen. Man traut es mir wohl nicht zu, aber mein Kind bedeutet mir mehr als alles andere auf der Welt. Ich müßte morgen eigentlich im Atelier stehen, aber ich sage alles ab, bis Benny wieder gesund ist. Ganz gleich, was passiert.«

      »Das ist ja gut gemeint, Herr Riedmann, aber hier können Sie nicht viel ausrichten.«

      »Aber wenn Benny die Augen aufschlägt, soll er wissen, daß sein Daddy bei ihm ist. Er weiß doch gar nicht, wo er sich befindet.«

      »Ihre Frau wird ja wohl auch kommen«, sagte Nora.

      »Das soll sie nicht wagen! Es ist aus, ein für allemal.«

      Er hatte Temperament, und er war zornig auf seine Frau. Aber gegen sieben Uhr abends kam sie, sehr echauffiert und besorgt.

      Aber da konnte man André Riedmann in Hochform erleben.

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