Shannon und der Sklavenboss: Shannon 22. John F. Beck
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Читать онлайн книгу Shannon und der Sklavenboss: Shannon 22 - John F. Beck страница 4
Shannon war ihrer Fährte ahnungslos gefolgt, in der Hoffnung, so zu Rockfords Ranch zu kommen, die es bei seinem letzten Aufenthalt auf dem Edwards Plateau noch nicht gegeben hatte. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als zähneknirschend zuzusehen, wie die drei Planwagen, von schwerbewaffneten Reitern flankiert, das brennende Dorf verließen. Der Wind, der in den dürren Halmen des Büffelgrases knisterte und im trockenen Laub der Kreosots raschelte, schürte das Feuer zu einer gigantischen Fackel. Ganz Santa Catalina war in eine riesige schwarze Rauchwolke gehüllt, die die davonrumpelnden Fahrzeuge Shannons Blick entzog. Müde rutschte Shannons Hand vom Colt. In ein paar Stunden würde Santa Catalina nur noch ein schwelender Trümmerhaufen sein, genauso gespenstisch leer wie Santa Rosa, wo Shannon einen Freund aus alten Tagen zu treffen gehofft hatte.
Shannon fühlte sich ausgebrannt, als er sein Pferd wendete und zwischen den raschelnden Sträuchern den Hang hinabritt. Es gab nichts, was er für die Zurückgebliebenen tun konnte. Er überlegte noch, ob er den Weg zu Rockfords Ranch suchen oder den Wagen folgen sollte, als plötzlich Reiter vor ihm auftauchten. Im selben Moment hörte er ein Schwirren über sich.
Shannon riss die Füße aus den Steigbügeln, um sich seitlich vom Pferd zu werfen. Es war eine blitzartige, instinktive Reaktion. Da senkte sich die Lassoschlinge bereits über ihn, zog sich zusammen, presste ihm die Arme an den Körper. Ein heftiger Ruck riss ihn aus dem Sattel. Hufe hämmerten von mehreren Seiten heran. Raue Stimmen schwirrten durcheinander. Shannon biss die Zähne zusammen, wälzte sich herum und wollte hoch. Ein neuer heftiger Ruck am Seil warf ihn aufs Gesicht.
Sporen klirrten. Eine kräftige Faust krallte sich in sein zerzaustes dunkles Haar und zwang seinen Kopf in die Höhe.
»Endlich!«, knurrte eine hasserfüllte Stimme. »Auf diese Stunde hab ich lange gewartet! Du wirst die Hölle erleben, Hundesohn, wenn du nicht redest, wenn du nicht alles ausspuckst, was ich von dir wissen will!«
Shannon starrte in ein breitflächiges, kaffeebraunes Gesicht mit drohend funkelnden Augen. Der breitschultrige, wie ein Cowboy gekleidete Schwarze hatte Fäuste wie Bärentatzen. Er zog Shannon mühelos hoch. Zwei, drei andere grimmige Gesichter tauchten neben ihm auf.
Shannon merkte, wie ihm der Colt aus dem Holster gezogen wurde. Es war ein ausgesprochen schwarzer Tag für ihn. Aber er wäre nicht Shannon gewesen, wenn er nicht wenigstens den Anflug eines verwegenen Grinsens zustande gebracht hätte.
»Immer mit der Ruhe, Jungs! Wenn ihr glaubt, dass ich zu diesen Brandstiftern und Menschenräubern gehöre, dann habt ihr den Falschen erwischt. Es ist nicht …«
Plötzlich war eine braune Faust so riesengroß und nahe vor seinem Gesicht, dass er nicht mehr ausweichen konnte. Es war ein Schlag wie ein Huftritt. Für eine Weile hörte Shannon nur noch ein dumpfes Brausen und sah nichts als wirbelnde Funken. Dann wurde er wieder auf die Füße gestellt. Die zornige Stimme des dunkelhäutigen Hünen schien von weit her zu kommen.
»Wo ist Clint, du Bastard? Was habt ihr mit ihm gemacht? Rede, wenn du nicht willst, dass ich weitermache!«
Die Schleier vor Shannons Augen zerrissen. Seine Kniekehlen waren noch ziemlich weich. Er versuchte lieber nicht mehr zu grinsen, als er die drohend erhobenen Fäuste des schwarzen Cowboys sah. Fäuste, die aussahen, als könne man Felsen damit zertrümmern.
»Redest du etwa von Rockfords Bruder?«
Die riesigen Fäuste sanken herab. Aber als ein unheilvolles, starres Lächeln über das Gesicht des Schwarzen glitt, wusste Shannon, dass er einen Fehler gemacht hatte.
»Na also, du weißt Bescheid! Du gibst zu, dass du zu diesen Teufelssöhnen gehörst, die erst Santa Rosa verwüstet und jetzt auch noch die Siedlung da hinter dem Hügel auf dem Gewissen haben!«
Shannon spürte eine Welle aus Hass um sich herum. Verzweifelt spannte er alle Muskeln. Nur zu oft hatte er erlebt, dass Männer in einem gesetzlosen Land ihre eigenen Gesetze schmiedeten und
mit einem vermeintlich Schuldigen nicht viel Federlesen machten. Meistens endete das mit einem Strick an einem Ast. Es war ein ziemlich schwacher Trost für den Satteltramp, dass es hier weit und breit keinen Baum gab. Trotzdem versuchte er ruhig zu bleiben.
»Ich gebe gar nichts zu. Ich bin zufällig auf die Spur dieser Verbrecher gestoßen. Ich weiß genauso wenig wie ihr, wer diese Kerle sind.«
»Immerhin weißt du etwas über den Bruder unseres Bosses. Das ist schon eine ganze Menge. Zum letzten Mal: Wo ist Clint?«
»In einem versteckten Sklavencamp an der Matagorda Bay. Mehr weiß ich auch nicht. Hernandez aus Santa Rosa hat es mir erzählt Er …«
»Hernandez ist vor vier Monaten zusammen mit den übrigen Bewohnern von Santa Rosa spurlos verschwunden. Wenn du willst, dass wir dir glauben, dann bring uns zu ihm. Dann soll er es uns selber sagen.«
»Er ist tot«, antwortete Shannon müde. »Vor etwa vier Stunden hab ich ihn begraben. Er war auf der Flucht. Er wollte, dass ich zu Rockford reite und …«
Das breitflächige braune Gesicht verzerrte sich. »Du dreckiger Lügner! Du hast ihn umgebracht! Genau wie ihr Clint Rockford aus dem Weg geräumt habt, als er euch auf die Schliche kam! Gib es zu!«
»Den Teufel tu ich! Was willst du eigentlich, Mann? Die Wahrheit hören, oder dass ich nachplappere, was du mir vorsagst? Bring mich zu Rockford, wenn dir wirklich so viel am Schicksal seines verschollenen Bruders liegt!«
Schweiß sickerte über Shannons Wangen. Er wich dem durchdringenden Blick des Schwarzen nicht aus. Langsam sanken die gefährlichen braunen Fäuste herab. »Wie heißt du?«
»Shannon. Ich bin …«
»Okay, Shannon, du kennst mich nicht, sonst würdest du wissen, was dir blüht, wenn Clint nicht mehr am Leben ist. Ich heiße Jefferson. Ich bin Vormann auf der Rockford Ranch. Clint hat mir diesen Job verschafft, obwohl es eine Menge Burschen gab, die daraufhin ihr Bündel schnürten, weil ihnen meine Hautfarbe nicht passte.«
Der dunkelhäutige Hüne spuckte heftig zur Seite aus. Er ließ Shannon, den zwei andere kräftig gebaute Kerle festhielten, keinen Moment aus den Augen. »Clint ist der einzige wahre Freund, den ich je hatte. Der einzige Mensch, für den ich mich in Stücke reißen lassen würde. Frag die Boys! Sie werden dir erzählen, wie Clint sein Leben riskierte, als ich mit gebrochenem Bein vor den Hufen einer durchgehenden Rinderherde lag und er mich im letzten Moment auf sein Pferd holte. Glaubst du immer noch, dass ich dich nicht zum Reden bringe?«
»Bringt mich zu Rockford!«, wiederholte Shannon gepresst.
Der Schwarze lachte kehlig. »Rechne dir keine Chance aus. Jake Rockford wird dir nicht glauben. Wie ich ihn kenne, wird er vielmehr dafür sorgen, dass du noch vor Sonnenuntergang am Torbalken der Rockford Ranch baumelst!«
4
Jefferson kannte seinen Boss nur zu gut! Der einzige Unterschied zu seiner eigenen »Verhörmethode« bestand darin, dass Jake Rockford sich die Story des Gefangenen schweigend anhörte, ohne ihn zu unterbrechen oder auch