Shannon und der Sklavenboss: Shannon 22. John F. Beck

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Shannon und der Sklavenboss: Shannon 22 - John F. Beck

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großer, sehniger Mann, den man in seinem dunklen Anzug und dem blütenweißen Hemd eher für einen Berufsspieler als für den Besitzer einer Rinderranch hätte halten können. Seine schlanken, gepflegten Hände sahen nicht so aus, als wären sie jemals mit einem Lasso oder einem Brenneisen in Berührung gekommen.

      Das Wohnzimmer, in das die Cowboys Shannon geschleppt hatten, war mit Mahagonimöbeln, teuren Teppichen, Bildern und Ziergegenständen ausstaffiert. Ein mächtiger Kristallleuchter hing an der getäfelten Decke. In einer Ecke stand ein riesiges Klavier, dessen Transport in dieses weit weg von jeder Overlandroute gelegene Gebiet allein schon ein Vermögen gekostet haben musste. Es war ein Raum, der besser in das Haus eines Bankiers in St. Louis oder New Orleans gepasst hätte als auf diese einsame Texasranch. Die niedrigen, langgestreckten Lehmziegelgebäude lagen wie eine verlorene Insel in dem weiten sonnenverbrannten Land, auf dem dürre Rinder weideten, wo der Rauch von verwüsteten Mexikanerdörfern in den gleißenden Himmel quoll, ohne dass ein Sheriff oder Texas-Ranger davon erfuhr.

      Als Shannon geendet hatte, blieb es eine Weile Still. Jefferson und ein hagerer, lederhäutiger Mann namens Corbett hielten ihn eisern fest, obwohl seine Hände mit Lederriemen zusammengebunden waren. Rockford starrte abwesend auf den Teppich. Shannon zweifelte schon daran, ob der dunkel gekleidete Rancher ihm überhaupt zugehört hatte. Da stürzte Rockford seinen Drink plötzlich in einem Zug hinab, hob den Kopf und starrte Shannon aus zusammengekniffenen, funkelnden Augen an.

      »Du lügst! Du willst dich nur ‘rausreden, um dein Leben zu retten!«

      »Zum Teufel, dann schicken Sie doch einen Reiter los, damit er meiner Spur folgt und feststellt, woher ich komme!«

      »Das würde gar nichts beweisen!« Rockford stellte das leere Glas auf den Tisch und erhob sich. Eine dünne, ölig glänzende Schweißschicht bedeckte sein scharf geschnittenes Gesicht. Shannon spürte die Unruhe, die diesen Mann gepackt hatte. Rockford trat an ein großes Fenster, dessen Vorhänge zum Schutz gegen die Hitze, die erbarmungslos auf den Ranchhof knallte, halb zugezogen waren. Er schob den Stoff ein wenig zur Seite.

      »Bringt ihn her!«

      Jefferson und Corbett schleppten Shannon durch den großen dämmrigen Raum. Rockfords Augen hefteten sich stechend auf den Gefangenen, als er mit einer Hand über den Hof zeigte. Ein Seil mit einer fachgerecht geknüpften Henkerschlinge baumelte vom Querbalken des hohen Tors. Es war zu spät, den Entschluss zu verwünschen, der Wagenfährte zu folgen, die ihn statt zur Rockford-Ranch nach Santa Catalina gebracht hatte. Es war nun mal typisch Shannon, dass er immer wieder in den dicksten Verdruss geriet. Irgendwann würde es zum letzten Mal sein. Diesmal?

      Er starrte den wie einen Spieler gekleideten Rancher an. »Was Sie da vorhaben, Rockford, ist Mord!«

      »Pass auf, was du redest, du Lump!«, knurrte Jefferson drohend. »Wir haben die Gräber in Santa Rosa gesehen. Wir kannten die Leute, die dort lebten. Einfache, wehrlose Menschen, die keiner Fliege was zuleide tun konnten. Ihr Pech! Denn genau deshalb hatten sie keine Chance gegen euch Halunken! Wie nennst du denn das, was dort passiert ist, he?«

      »Wie oft muss ich noch sagen, dass ich nichts damit zu tun habe! Ich wollte einen alten Freund in Santa Rosa besuchen! Ein Zufall, dass ich in der Nähe war, als …«

      »Ich glaube nicht an solche Zufälle!«, unterbrach ihn Rockford schneidend. »Ich glaube auch nicht, dass mein Bruder noch lebt. Es war sein Fehler, dass er sich zu sehr um das Wohl der Mexikanerdörfer und Ranchos in unserer Umgebung sorgte und das Verschwinden der Bewohner von Santa Rosa nicht auf sich beruhen lassen wollte. Clint war schon immer ein Mann, der ein Herz für die Schwachen, für die Unterdrückten hatte. Ihr habt ihn ermordet. Er hat mit seinem Leben dafür bezahlt.«

      »Hernandez ist dreihundert Meilen von der Küste heraufgekommen, um Ihnen zu sagen, dass Clint lebt«, murmelt Shannon bitter. »Wenn Sie je herausbekommen, dass das stimmt, dann werden Sie keine ruhige Stunde mehr haben.«

      Ein wildes, aber auch verzweifeltes Blitzen war in Jake Rockfords Augen. »Dann red‘ nicht, verdammt noch mal! Dann bring mich doch zu ihm!«

      »Wie denn? Gefesselt? Ohne Pferd? Ohne Waffe?«

      »Lassen Sie sich nicht von ihm einwickeln, Boss!«, brummte Jefferson. »Er will Zeit gewinnen. Er wartet auf eine Chance. Vielleicht hofft er, dass seine Freunde nach ihm suchen.«

      Shannon seufzte. Es war ungefähr so, als würde er immer wieder gegen eine Wand anrennen. Gab es etwas Gefährlicheres als engstirnige Verbohrtheit? Wie konnte man Menschen von der Wahrheit überzeugen, wenn sie nur das glauben wollten, was ihnen in den Kram passte? Shannon starrte auf das Seil am Torbalken. Bevor sie ihn hinausschleppten, auf ein Pferd setzten und ihm diese verdammte Schlinge um den Hals legten, würde er ihnen noch zeigen, dass sie nicht irgendeinen Satteltramp und Schießer geschnappt hatten, sondern einen Hombre von der Sorte, die man westlich des Old Man River »zweibeinige Tiger« nannte.

      Noch zögerte Rockford. Offenbar setzte ihm die Ungewissheit über das Schicksal seines Bruders mehr zu, als er zeigen wollte. Seine schlanken Spielerhände zitterten unmerklich, als er sich eine Zigarette anzündete.

      »Ich gebe dir eine letzte Chance, am Leben zu bleiben, Shannon«, erklärte er gepresst. »Du wirst uns alles über jenes Camp an der Küste erzählen! Du wirst uns den Weg dorthin genau beschreiben!«

      »Dann hängen Sie mich besser gleich auf! Alles andere wäre nur Zeitverschwendung!«, lachte Shannon rau. »Ich weiß nicht mehr, als dass der Boss in jenem Camp Bancroft heißt.«

      »Shannon, ich bluffe nicht!«

      »Ich auch nicht, verdammt noch mal!«

      Ihre Blicke prallten hart aufeinander. Es war Rockford, der den Kopf zur Seite drehte und nervös an der Zigarette zog. Er ließ den Vorhang los. »Schafft ihn hinaus! Wenn er es sich noch anders überlegt und reden will, dann ruft mich!«

      »Nicht nötig!«, knurrte Shannon. »Ich denke, es wird Zeit, dass ich mich verabschiede.«

      Sie merkten zu spät, dass es ein Fehler gewesen war, seine Hände vorn zusammenzubinden. Er hatte bisher keinen Versuch gemacht, die Riemen zu lockern oder sich von Jefferson und Corbett loszureißen. Jetzt befreite er sich mit einem jähen Ruck von ihren Fäusten. Im nächsten Moment hatte er Rockford den unter der Jacke hervorragenden Revolver aus dem Holster gezogen. Rockford erstarrte, als er die Mündung der eigenen Waffe auf den Rippen spürte. Fluchend ließen die Cowboys ihre Revolver los und sprangen zurück.

      Shannon lächelte grimmig. »Schade, dass das die einzige Sprache ist, die ihr versteht! An die Wand hinüber mit euch, Amigos! Ihr wisst hoffentlich, was geschieht, wenn einer von euch eine falsche Bewegung riskiert!«

      Sie wussten es nicht. Denn Shannon würde niemals auf einen Wehrlosen schießen, auch nicht, um seinen Skalp zu retten. Er bluffte. Er hatte keine andere Wahl. Langsam, geduckt, den Remington-Revolver in den ausgestreckten gefesselten Händen bewegte er sich rückwärts zur Tür.

      »Du wirst nicht weit kommen!«, knirschte Rockford. »Ich brauch keine zehn Minuten, ein Rudel hartgesottener Burschen in die Sättel zu bringen, die dich wie einen Hasen hetzen werden!«

      »Nicht, wenn du mich begleitest!«, lächelte Shannon gefährlich.

      Rockfords halb erhobene Hand mit der Zigarette sank herab. Ein kurzes Flackern war in seinen Augen, dann hatte er sich schon wieder in der Gewalt. Seine Miene wurde eisig. »Du bringst mich hier nicht weg, Shannon. Glaub mir, ich lass es drauf ankommen.«

      Shannon hörte

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