Iron Man. Tony Iommi
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Meist verfasste er die Texte vor den Aufnahmen, in einigen Fällen jedoch im Studio – und dann lag es an Ozzy, was er daraus machte. Er musste die Melodie beisteuern, die in vielen Fällen parallel zu den Riffs verlief. Ich weiß nicht, wie Geezer auf die Idee zum Text von „Paranoid“ kam, aber er hatte eine blühende Phantasie. Er setzte sich hin und hörte sich die Musik konzentriert an. Manchmal brauchte er seine Ruhe und verfasste die Zeilen ohne das Playback. Er begann zu schreiben, strich einige Wörter und ersetzte sie schnell durch andere Vokabeln. Dann reichte er Ozzy den Zettel, der meckerte: „Fuck, was meinst du damit, Geez?“
Paranoid: Damals wusste ich noch nicht mal, was das Wort bedeutet. Ozzy und ich hatten ja die selbe Schule besucht, in der so ein gehobener Wortschatz nicht auf der Tagesordnung stand. Klar, wir wussten was „fuck“ und „piss off“ bedeuteten, aber „paranoid“? Deshalb bekam Geezer den Job des Texters. Er war der Intellektuelle in der Band.
Die Songs von Sabbath dauerten alle länger als fünf Minuten. Wir hatten noch nie einen Drei-Minuten-Song geschrieben. „Paranoid“ war eine Notlösung, ein Lückenbüßer.
Wir hätten niemals gedacht, dass daraus ein Hit würde. Aus unserem gesamten Programm suchen sich die Leute immer diese Nummer für TV-Themen oder Soundtracks zu Filmen aus. Und es hatte nur fünf Minuten gedauert, das Ding zu schreiben. Das unglaublich simple und grundlegende Thema packt die Hörer und gefällt ihnen. Dank „Paranoid“ durften Sabbath sogar in Top of the Pops auftreten. Die Vorbereitungen für die Show zehrten an den Nerven, denn wenn man in Großbritannien in der Sendung zu sehen ist, bringt das eine Menge Prestige. Wahrscheinlich waren wir die lauteste Band, die dort jemals gespielt hat. Ich mochte die dortige Atmosphäre nicht, denn man wurde von den BBC-Leuten herumkommandiert und sollte ihren Anweisungen unbedingt folgen. Das wurde immer nerviger: „Stellt doch das Spotlight ab, das mir direkt ins Gesicht knallt. Es macht mich wahnsinnig.“
„Das geht nicht!“
Im BBC-Sprachgebrauch bedeutete das ungefähr: „Halt das Maul und mach deinen Scheiß!“
Schließlich ließen sie mich doch im Dunkeln spielen. Wir traten dort nie wieder auf, denn im Grunde genommen waren Black Sabbath keine Top of the Pops-Band.
Black Sabbath, besonders das auf dem Cover abgebildete, umgedrehte Kreuz, hatte eine heftige Kontroverse ausgelöst. Paranoid sollte das noch toppen. Wir wollten das Album ursprünglich „War Pigs“ nennen, weil auf dem Cover ein Typ mit einem Schild und einem Schwert abgebildet war: Das „War Pig“. Doch die Plattenfirma akzeptierte das nicht und entschied sich für Paranoid. Was hatte das denn mit dem Cover zu tun?
Sie brauchten den Titel schnell, und uns blieb keine Zeit mehr für Änderungen.
„Nee, wir können nichts mit ,War Pigs‘ anfangen. Wie soll das Album heißen?!“
„Lasst uns Paranoid nehmen!“
Und das war’s dann.
19: Sabbath, Zeppelin und Purple
John Bonham und Robert Plant stammten beide aus Birmingham. Als Bill und ich noch bei The Rest spielten, machten wir mit den jeweiligen Bands von Bonham einige Gigs. Damals kannte Geezer Robert Plant ganz gut. Bei einem Einkaufsbummel trafen wir John und Robert. Sie meinten stolz: „Wir gründen eine neue Band mit Jimmy Page.“
„Hey, großartig!“
Wir hatten Jimmy noch nie persönlich getroffen, aber schon oft seine Songs mit den Yardbirds gehört. Es freute uns, dass die beiden mit diesem Ausnahmemusiker eine Band ins Leben riefen.
Das Led-Zeppelin-Debüt verblüffte mich beim ersten Hören. Ich fand es richtig gut. John Bonham und sein energiereiches Spiel bestimmten die Härte. Jimmy Page brachte großartige Riffs, hatte keinen heavy Sound, setzte sich aber trotzdem von allen anderen Gitarristen ab. Die Magie lag in der Kombination der Musiker. Unser Ansatz war grundverschieden, denn das Riff stand bei uns im Vordergrund, der härtere Sound der Gitarre. Led Zeppelin bauten ihre Musik auf den donnernden Drum-Parts auf, wir hingegen kreierten mit der Gitarre und dem Bass eine „Wall of Sound“.
Angeblich sagte Bill Ward damals, dass die Band sich entschieden habe, noch härter als Zeppelin zu klingen. Ich erinnere mich nicht mehr daran, halte es aber für möglich. So verhielt man sich zu der Zeit. Doch in der Realität gab es keine großartige Rivalität zwischen Sabbath und Led Zeppelin. Wir kamen alle aus Birmingham, also aus der gleichen Scheiße, wenn ich mich so ausdrücken darf. Natürlich wünschten wir ihnen viel Erfolg, und ich bin mir sicher, dass Zep uns nicht beneideten, sondern positiv unterstützten.
Heutzutage kommuniziert fast jeder mit den Mitgliedern anderer Gruppen, doch früher war das eher unüblich. Da wir Bonham und Plant gut kannten, quatschten wir natürlich mit ihnen. Doch zwischen Bands aus London und welchen aus Birmingham oder den Midlands bestand Konkurrenz und Missgunst. Londoner Musiker glaubten immer, dass ihre Bands besser seien. Sie blickten auf die Musiker aus den Midlands arrogant herab. Wir hingegen empfanden die Londoner als versnobt. Der ganze Wettstreit zwischen den Gruppen rührte daher. Jeder wollte den anderen übertrumpfen. Damals lagen Zeppelin, Sabbath und Deep Purple auf Augenhöhe, doch die Rivalität bestand zwischen uns und Purple, besonders als Paranoid in den Charts aufwärts kletterte und sie „Black Night“ veröffentlichten. In dem Moment zeigte sich das Konkurrenzverhalten.
Zu Zeppelin bestand eine so intensive Beziehung, dass sie uns sogar bei ihrem Label Swan Song unter Vertrag nehmen wollten. Ich habe keinen blassen Schimmer, warum daraus nichts geworden ist. Wir hatten bei Warner und der britischen Phonogram Verträge für eine unendlich lange Zeit unterschrieben. Vielleicht kamen wir ja da nicht mehr raus.
Wir hätten gerne einen Peter Grant als Manager gehabt, aber es sollte wohl nicht sein. Er konzentrierte sich auf Led Zeppelin und später Bad Company, die beide bei Swan Song unterzeichnet hatten. Damals gab es noch nicht so viele Manager, und so arbeitete Grant zu Beginn exklusiv. Für uns regelte das Patrick Meehan. Am Anfang schlossen wir einen Exklusivvertrag ab, der aber später erweitert wurde und ihm die Möglichkeit bot, auch andere Künstler zu betreuen.
Bei der Aufnahme von Sabbath Bloody Sabbath besuchten uns Led Zeppelin, und wir jammten miteinander. Bonham wollte einen unserer Songs spielen, ich glaube es war „Sabbra Cadabra“, aber da wir ihn zu oft gehört hatten, wollten wir etwas Neues auspürobieren. Ich weiß nicht, ob die Tapes von den Aufnahmen noch existieren. Sie wären sicherlich mehr als interessant – Black Zeppelin! Es sollte das einzige Mal bleiben, dass die beiden Bands zusammen jammten. In der Anfangszeit kam John manchmal zu den Proben und spielte mit uns, doch Bill mochte nicht, dass er sein Drumset bearbeitete. Es war sein ganzer Stolz, und Bonham machte ständig was kaputt.
„Hey Bill, lass mich mal mit deinem Schlagzeug spielen.“
„Nein, du wirst nur wieder was zerbrechen.“
„Stell dich nicht so an, Bill!“
„Nein!“
Manchmal führten die beiden sich wie zwei total durchgeknallte Typen auf.
Wir sind immer noch mit Zeppelin