Beyoncé - Crazy in Love. Anna Pointer
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Obwohl es harte Arbeit war, betonte Beyoncé stets, dass der Fokus trotz allem darauf lag, eine gute Zeit zu verbringen. Sie bestand darauf, dass ihre Eltern sie zu nichts drängten, wie es manchmal unterstellt wurde. „Ich empfand die Proben als Vergnügen“, schrieb sie in Soul Survivors. „Es war die Zeit, in der ich mir Tanzeinlagen und Gesangsarrangements ausdachte. Das war wie eine Spielstunde.“
1991 zog Kelly bei den Knowles ein und begann damit, Tina „Tante“ und Mathew „Onkel“ zu nennen. Ein Arrangement, das allen entgegenkam. „Meine Mom wohnte als Kindermädchen bei einer Familie“, erzählte sie später dem Magazin Interview. „Wir probten jeden Tag und wegen ihrer Arbeitszeiten konnte meine Mom mich nicht ständig zu den Proben hinbringen und dann wieder abholen. Deshalb erkundigte sich meine Mom bei Tina: ‚Kann Kelly den Sommer über bei euch wohnen?‘ Und aus dem einen Sommer wurde … wie lange noch mal? Aber es war wie eine große Familie, weil Mom jeden Abend vorbeikam, um mir einen Gute-Nacht-Kuss zu geben. Ich sage gerne, dass ich drei Elternteile habe – Tina und Mathew und meine Mom – drei weise Menschen, die mich unterstützen.“ Beyoncés Eltern liebten sie jedenfalls wie eine eigene Tochter. Tina bekannte später: „Kelly bringt große Freude in mein Leben. Ich werde sehr traurig sein, wenn der Tag kommt, an dem sie bei uns auszieht.“ Obwohl es hartnäckige Gerüchte gab, denen zufolge sie und Mathew Kelly adoptiert oder die rechtliche Vormundschaft für sie übernommen hätten, verneinte Tina dies stets. „All diese Gerüchte sind verrückt“, ärgerte sie sich im Magazin Ebony. „Kellys Mom hatte Schlüssel zu unserem Haus und zu unserem Auto. An den meisten Wochenenden wohnte sie bei uns. Sie nahm jeden Tag an Kellys Leben teil.“
Beyoncé war ihrer besten Freundin nun näher als je zuvor. „Wir schliefen im selben Bett, wachten jeden Morgen gemeinsam auf, sangen den ganzen Tag und liebten jede einzelne Minute“, erklärte sie der Zeitschrift Blender. Außerdem waren sie für jede Menge Chaos verantwortlich, wie sie Jahre später bei einem Besuch in Graham Nortons Show kichernd gestand: „Wir waren böse kleine Bälger, aber wir hatten Spaß … Wir schafften etwa alle Matratzen aus dem Haus und bauten uns Rutschen. Aus Vorhängen bastelten wir Schaukeln. Wir versuchten, kleine Kätzchen in unser Haus zu locken – meine Mom kam nach Hause und da waren bereits so um die 20 Katzen, die durchs Haus rannten!“
Die Mädchen unterhielten sich auch über ihre Hoffnungen. Ungefähr zu dieser Zeit hielt Beyoncé ihre Ziele für die Zukunft akribisch auf einem Videoband fest. Anstatt nur zu verkünden, dass sie ein Popstar werden wolle, erklärte sie auf für ihr Alter überraschend detaillierte Weise, dass es ihr Ziel sei, ein Album aufzunehmen, das eine Goldene Schallplatte gewinnen würde. Das nächste Album solle dann schon Platin einfahren und das dritte wolle sie gänzlich selbst schreiben und produzieren. Niemand – nicht einmal Mathew und Tina – hätten je vorhersehen können, dass sie all diese Ziele noch vor ihrem 21. Geburtstag erreichen würde.
Ihre Mitschüler hatten jedenfalls keine Ahnung von ihren geheimen Plänen, weil Beyoncé es vorzog, ihre Talente für sich zu behalten. Als Schülerin der Welch Middle School war sie genauso scheu wie eh und je und mühte sich mit den Fächern ab, sogar wenn sie ihren Verstand nicht herausforderten. Sie achtete darauf, nicht aufzufallen, nachdem ihre Cousine sie eingehend gewarnt hatte, dass sich andere Mädchen durch sie bedroht fühlen würden und ihr sogar ihre langen Haare abschneiden könnten, wenn sie von ihren gesanglichen Ambitionen erfahren würden. Das wirkte sich so stark auf Beyoncé aus, dass sie ihre Haare für die ersten sechs Monate an der neuen Schule in einem Dutt zusammengebunden trug. Erst nachdem der Unterricht beendet war und sie zu den Proben mit Girls Tyme davongeeilt war, kam ihre wahre Persönlichkeit wieder zum Vorschein.
Abseits der Schule fand die fromme Beyoncé immer noch Zeit, um wöchentlich die St. John’s United Methodist Church zu besuchen. Das war auch der Ort, an dem ihr Kelly 1993 einen hübschen Jungen namens Lyndall Locke vorstellte. Mit seinen 13 Jahren war er ein Jahr älter als sie, aber die beiden verstanden sich auf Anhieb und begannen, sich so oft wie möglich nach der Schule zu treffen – solange es ihre Proben zuließen. Beinahe jeden Abend unterhielten sie sich am Telefon – oft sogar so lange, dass einer der beiden mit dem Hörer in der Hand vor Müdigkeit einschlummerte. An den Wochenenden liebten sie es, ins Kino zu gehen oder einfach bei ihr zuhause abzuhängen, Musikvideos anzusehen und „Vier gewinnt“ zu spielen. Nachdem sie ein Jahr befreundet gewesen waren, fragte Lyndall Beyoncé offiziell, ob sie seine feste Freundin sein wolle. Sie willigte ein. Trotzdem änderte sich nur wenig, da ihre kleinen „Dates“ weiterhin sehr unschuldig blieben. Letzten Endes blieben sie sieben Jahre lang ein Paar. Beyoncé meinte später: „In diesem Alter ist das eine lange Zeit. Ich war ein bisschen reifer als er und ihm gegenüber immer sehr treu.“ Lyndall erzählte der Sun, wie verknallt er gewesen sei, und verglich sie mit einem Engel. Für ihn war sie das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte.
Im frühen Stadium ihrer Beziehung verbarg Beyoncé allerdings noch ihr Doppelleben als Sängerin, da sie fürchtete, er würde sie für arrogant oder lächerlich halten. „Sie war einfach so schüchtern und in der Schule ein bisschen eine Außenseiterin. Sie sang nicht einmal im Chor. Zwei Jahre lang wusste ich nicht, dass sie überhaupt singen konnte“, sagte er. Immerhin war ihm nicht entgangen, dass sie eine gute Tänzerin war, da er sie und Solange endlose Nummern bei ihnen zuhause aufführen gesehen hatte.
Obwohl sie damals vielleicht wie ein Traumpaar gewirkt haben mochten, spielte Beyoncé in späteren Jahren ihre Beziehung herunter, indem sie etwa sagte, dass ihr erster gemeinsamer Kuss „ätzend“ gewesen sei. Gegenüber Elle enthüllte sie: „Es war schrecklich. Ich biss die Zähne zusammen, damit er mir nicht seine Zunge in den Hals stecken konnte … Ich erzählte Kelly, dass es das Schlimmste auf der Welt sei.“
Lyndall erinnerte sich an diesen Kuss ganz anders. Er erzählte später in der Sun, dass er Beyoncé zu einem Konzert mitgenommen habe und ihm ein Eimer mit Popcorn auf den Boden gefallen sei. „Als wir uns beide bückten, um ihn aufzuheben, stießen wir mit den Köpfen zusammen und küssten uns zum ersten Mal. Wir hatten uns beide einfach angesehen und hatten begriffen, dass die Funken zwischen uns beiden nur so sprühten. Es war ein märchenhafter Kuss, wie man ihn sonst nur aus Filmen kennt. Das war der erste Moment wahrer Liebe zwischen mir und Beyoncé. Bis heute habe ich nie mehr einen so leidenschaftlichen Kuss wie diesen erlebt.“
Beyoncé äußerte sich in einem Interview mit COSMOgirl wiederum weniger schmeichelhaft über Lyndall: „Mein erster Freund war echt zum Vergessen. Er passte einfach nicht zu mir. Wir unterhielten uns am Telefon und es lief ungefähr so: ‚Hallo?‘ ‚Hallo.‘ ‚Was machst du so?‘ ‚Nichts.‘ Das war echt nervig. Er war öde und hatte null Ehrgeiz.“
Obwohl sie Lyndall in den frühen Jahren gemocht hatte, ließ sie es nicht zu, dass er ihrem größeren Plan im Weg stehen würde. Während ihre Eltern der Beziehung mit ihrem Freund ziemlich entspannt gegenüberstanden, waren sie doch rigoros bezüglich dessen, was sich unter ihrem Dach abspielte. Seitdem ihre Mädchen auf der Welt waren, hatten sie Beyoncé und Solange Sinn für Moral eingetrichtert, was sich auch in ihren musikalischen Projekten widerspiegelte. In diesen frühen Tagen war Tina unerbittlich in Bezug auf Schimpfwörter oder sexuelle Inhalte in den Liedern, die die Mädchen sangen.
Nach vielen weiteren Monaten intensiven Übens und einem Level an Hingabe, das über ihr Alter hinwegtäuschte, gelang es Girls Tyme, eine Reihe von kleineren Auftritten, darunter etwa bei einem Schönheitswettbewerb zur Miss Black Houston, an Land zu ziehen. Zu dieser Zeit begannen sie auch generell, auf sich aufmerksam zu machen. So flog etwa ein R&B-Produzent namens Arne Frager ein, um sie zu sehen, und war höchst beeindruckt vom Engagement der Mädchen. Auch ihr Gesang und ihre raffinierten Dance-Moves hinterließen bei ihm einen bleibenden Eindruck. Vor allem war er von Beyoncés Stimme und ihrer Persönlichkeit begeistert.
Nachdem die Gruppe seiner