Beyoncé - Crazy in Love. Anna Pointer

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Beyoncé - Crazy in Love - Anna Pointer

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TV-Talentshow namens Star Search anmeldete. Dieser Vorläufer von Shows wie etwa The X Factor und American Idol wurde während der Achtziger und Neunziger ausgestrahlt und präsentierte miteinander konkurrierende Acts, die von vier Juroren mit Sternen ausgezeichnet wurden. Neben Beyoncé und ihren Bandkolleginnen bei Girls Tyme traten im Laufe der Jahre zahllose aufstrebende Auftrittskünstler sowie künftige Weltstars, wie etwa die noch sehr jungen Alanis Morissette, Britney Spears, Justin Timberlake und Jessica Simpson, in der Show auf.

      Girls Tyme trugen bunte Regenmäntel, dazu passende Shorts und glänzende, handgefertigte Stiefel, in denen sie über die Bühne tanzten und rappten. Jedoch lief es für sie nicht ganz so wie gewünscht und sie landeten mit nur einem Stern weniger als die schroffe Heavy-Metal-Combo Skeleton Crew, die den Sieg davontrug, auf dem zweiten Platz. Natürlich waren die Mädchen am Boden zerstört und Beyoncé erinnert sich an den Schmerz, den die Mädchen angesichts ihrer Konkurrenz empfanden: „Wir verkniffen uns unsere Tränen und rangen uns ein geheucheltes Lächeln ab.“ Nachdem die Show vorüber war, wurde es zu viel und die Mädchen rannten hinter die Bühne, wo schließlich alle Dämme brachen und sie in bittere Tränen ausbrachen. Doch rückblickend waren sie alle der Meinung: „Wir haben es verhaut.“ LaTavia stellte in den Raum, dass womöglich die Wahl des Songs ihren jungen Stimmen nicht sonderlich entgegengekommen war. „Sie ließen uns einen Rap-Song performen, obwohl wir lieber etwas gesungen hätten“, sagte sie. „Sie installierten für uns sogar eine neue Hip-Hop-Kategorie. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, halte ich es aber dennoch für eine wichtige Lernerfahrung, die wir nie vergessen werden.“

      Beyoncé äußerte sich viel später in einem Video, das 2013 zeitgleich mit ihrem Album Beyoncé erschien, folgendermaßen über diesen Schlüsselmoment: „Es war ein absolut prägendes Erlebnis meiner Kindheit. Ich hatte mir ausgemalt, dass wir bei Star Search auftreten, gewinnen und einen Plattenvertrag bekommen würden. Das war damals mein Traum. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass die Möglichkeit bestünde, nicht zu gewinnen. Ich war erst neun Jahre alt, weshalb ich damals nicht begriff, dass man für etwas superhart arbeiten, alles geben und trotzdem verlieren konnte. Das war für mich die wichtigste Erkenntnis.“ Sie fügte noch hinzu: „Die Realität sieht so aus, dass man manchmal eben verliert. Man ist nie zu gut, um nicht auch mal verlieren zu können. Man ist nie zu groß, um zu verlieren. Man ist auch nie zu clever dafür. Es passiert einfach. Und es passiert dann, wenn es eben passieren muss. Man muss das auch zu schätzen wissen.“

      Im Anschluss an diese Niederlage hätte man den Mädchen durchaus verzeihen können, wenn sie gedacht hatten, ihr Traum sei vorüber, bevor es überhaupt richtig losgegangen war. Aber dem stets optimistischen Mathew schwebten ganz andere Dinge vor. Er hatte einen flüchtigen Blick auf die blendende Zukunft seiner Tochter werfen dürfen und war nun nicht bereit, kampflos die Segel zu streichen. Während eines Vortrags an der Thornton School of Music, die zur University of Southern California gehört, sagte er 2011: „Aus irgendeinem Grund raffen sich diejenigen, die bei Star Search unterliegen, erneut auf, um schließlich Erfolg zu haben.“ Um diesen Erfolg einfahren zu können, beschloss er, sich mehr einzubringen, und bat Andretta, als Co-Manager einsteigen zu dürfen. Es heißt, dass Mathew sogar damit gedroht habe, Beyoncé aus der Gruppe zu nehmen, nachdem sie dieser Idee anfänglich ablehnend gegenübergestanden war, was dazu führte, dass sie schließlich einwilligte. Nachdem Andretta nach jahrelangem Leiden an ihrer Lupus-Erkrankung, einer seltenen Autoimmunerkrankung, verstorben war, sagte ihr Bruder Lornonda Brown, dass ihr gar keine Wahl geblieben sei als zuzustimmen: „Sie wusste, dass sie musste. Mathews Tochter war seine Trumpfkarte.“

      Nun, da er am Steuer saß, wusste Mathew, dass er mit der Band noch einmal ganz von vorne beginnen müsse, vor allem, da die Mädchen noch einmal Zuwachs in Form eines neuen Mitglieds bekommen hatten. Es handelte sich mit LeToya Luckett dabei um ein talentiertes Mädchen, das mit Beyoncé in der Grundschule in dieselbe Klasse gegangen war. In einem Interview mit dem Independent meinte LeToya: „Beyoncé fand heraus, dass ich singen konnte, als wir beide für Pinocchio vorsangen. Wir teilten uns die Hauptrolle in dieser Schulaufführung und lernten dafür gemeinsam die Songs und Tanzschritte.“

      Durch das neue Mitglied erhielt die Band eine neue Dimension und Mathew und Andretta entschieden daraufhin, die Originalbesetzung der Band drastisch zu dezimieren. Nachdem die Anzahl der Bandmitglieder von sieben auf nur mehr vier verringert worden war, bestand die Gruppe nun aus Beyoncé, LeToya, Kelly und LeTavia. Jedes der Mädchen brachte eine andere Qualität mit und so deckten sie endlich die gesamte gesangliche Bandbreite ab. Kelly verfügte über ein breites Spektrum, was sich gut für die schnelleren Nummern eignete, sie konnte auch die tiefen Töne noch singen. LeToya erreichte mit ihrer Sopranstimme luftige Höhen. Und was Beyoncé betraf, so vermochte sie es mit ihrem nunmehr kultivierten, souligen Gesang, einem jeden in Hörweite befindlichen Individuum eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen.

      Von nun an als Vierergespann unterwegs, begann die richtig harte Arbeit. Mathew war von Anfang an hundertprozentig fokussiert: Das war nun nicht länger eine Gruppe von Mädchen, die einfach nur ihren Spaß haben wollten. Im Verlauf der folgenden 18 Monate schleifte er sie in eine Art „Mini-Bootcamp“, indem er sie vor der Schule durch die Parks von Houston hetzte und sie während des Joggens zusätzlich auch noch singen ließ, damit sie lernten, auch bei körperlicher Anstrengung nicht aus der Puste zu kommen. Sie fingen an, einen fettreduzierten Speiseplan einzuhalten. Beyoncé aß nun üblicherweise kalorienarme Tiefkühlmahlzeiten sowie zuckerfreie Götterspeise zum Abendessen und verzichtete auf die herzhaften, frittierten Gerichte, die sie so liebte. Die Mädchen wurden außerdem darin unterwiesen, ihre energiegeladenen Tanznummern in High-Heels zu proben, was ein paar verdrehte Knöchel zur Folge hatte. „Jedes Mal, wenn er mich pushte, wurde ich noch stärker“, sagte Beyoncé später über Mathews Führungsstil. Sie berichtete auch davon, dass sie viele Opfer bringen mussten, wie etwa das Cheerleading aufzugeben. Für gesellschaftliche Ereignisse im Kreise der Schulfreunde gab es nur mehr wenig Platz. „Mein Leben bestand aus Arbeit. Ich ging also nicht einmal wirklich auf einen Schulball“, erzählte sie dem Daily Telegraph. „Nun, ich ging auf den Ball meines Freundes als sein Date, aber dort kannte ich nicht wirklich jemanden und musste früh zu Hause sein!“

      Teil von Mathews großem Plan war, dass er mit den Mädchen an eigenen Songs, die sie zusätzlich zu den Nummern anderer Künstler performen sollten, arbeiten würde. Die Hauptinspiration für die Texte ihrer Songs fand Beyoncé in Tinas Haarsalon, in dem sie die Unterhaltungen, die die Kundinnen über ihre missratenen Männer führten, belauschte. „Frauen sind beim Frisör viel offener als Männer“, verriet sie Elle. „Sie blättern in Modezeitschriften, hören Anita Baker und plaudern über ihre untreuen Männer. Da geht es viel pikanter zu als bei den Männern.“

      Mathew schrieb den Mädchen auch vor, dass sie mindestens einmal in der Woche ein lokales Konzert – in der Schule, der Kirche oder bei einer Modenschau – zu absolvieren hätten. Und in den Schulferien sogar noch öfter. „Nichts war zu klein oder zu groß“, meinte er im Gespräch mit Forbes. „Üben, üben. Beyoncé war schon immer so leidenschaftlich bezüglich ihrer Musik gewesen, dass sie sich nie über die vielen Wiederholungen beschwert hätte.“

      Sie traten sogar zu verschiedenen Anlässen in Beyoncés liebstem Themenpark, Six Flags AstroWorld, auf – allerdings musste sie dort auch eine der schlimmsten Erfahrungen ihres Bühnenlebens über sich ergehen lassen. Dem Fernsehmoderator Graham Norton erzählte sie von dem peinlichen Auftritt: „Meine Freunde waren im Publikum und es war eiskalt. Mein Gesicht war taub. Bevor ich mich versah, bemerkte ich, dass sich vor mir etwas aufblähte. Meine Nase war echt rot … und da ist plötzlich eine riesige Schnodderblase. Es war mitten während unserer Performance und ich rannte von der Bühne, um die Sache in Ordnung zu bringen, aber alle meine Freunde konnten es sehen. Es war schrecklich peinlich.“

      Aber obwohl viele behaupteten, dass Mathew die Mädchen zu hart rannahm, besteht Beyoncé darauf, dass stets alles in ihrem Sinne gewesen sei, wie sie auch gegenüber dem Magazin Scholastic Action bestätigte: „Als ich jünger war, gingen die meisten Leute auf Partys. Ich konzentrierte mich auf die Proben. Während andere

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