Gefährlich gute Grooves. John Taylor
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Als ich vier Jahre alt wurde, trat die Schule an die Stelle der Kirche. Ich ging gerne hin. Hätte ich gewusst, was mich dort erwartete, hätten sie mich hinschleifen müssen.
Wenn ich heute – leicht augenzwinkernd – zurückblicke, waren die Vorschuljahre idyllisch. Zum ersten Mal erfuhr ich die exklusive Aufmerksamkeit einer Frau.
Mum und Dad meldeten mich an der katholischen Grundschule Our Lady of the Wayside an. Obwohl Dad nicht gläubig war, stand er voll dahinter. Man bekam dort vermeintlich eine bessere Erziehung als in der staatlichen Schule vor Ort.
Am ersten Morgen zog Mum mir die Schuluniform an – gelb-graue Krawatte, graue Flanell-Shorts und einen winzigen Blazer –, gab mir etwas zu essen und brachte mich den Hügel hinauf, wo ein halbes Dutzend weiterer Opfer schon auf den Bus wartete.
Ich nahm das alles ganz entspannt. Ich war zuversichtlich, aufgeregt und erwartungsfroh. Meine Eltern hatten mich gut auf diesen Tag vorbereitet. Ich muss eine gewisse Ruhe ausgestrahlt haben, denn der Junge, der in der Klasse den meisten Ärger machte und herumschrie und kreischte, wurde neben mich gesetzt.
Das Beste am Klassenzimmer waren die Sandkiste und der Teewagen, auf dem um Punkt elf Marmeladenkekse bereitlagen. Meine deutlichste Erinnerung an das erste Grundschuljahr ist, wie ich eines Montags ankam und meine neue Brille mit dem breitrandigen Kassengestell trug. Da war ich fünf. Die Lehrerin schlug vor, ich solle mich auf den Tisch stellen, damit sich alle den neuen Nigel gut anschauen konnten. Es war wie: „Hey, nennt mich einfach Vier-Auge, Jungs.“ Ich bin sicher, Mrs. Gilmore hatte keine Demütigung beabsichtigt, aber für einen Fünfjährigen war es das.
Marmeladenkekse waren nicht die einzige Religion in Our Lady of the Wayside. Die katholische Lehre stand auf dem Lehrplan ganz oben; RL – Religionslehre – machte es sich neben Mathe, Geschichte und Geografie bequem. Zwei mal zwei ist vier, die Schlacht von Hastings war 1066, Paris ist die Hauptstadt von Frankreich, und Jesus verwandelte auf der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein.
Trotz all der Stunden, die ich in der Kirche verbracht hatte, trotz aller Zeremonien und Lesungen, Musik und Weihrauch, ich kapierte es nicht. Intellektuell ergab es für mich nie einen Sinn.
Ich saß da wie einer aus der Menge bei der Speisung der Fünftausend, kratzte mich am Kopf und grübelte, wie in aller Welt Jesus es schaffte, das ganze Essen aus fünf Brotlaiben und zwei kleinen Fischen zu machen. Wie? Warum? Weil er Jesus war? Weil er der Mann war? Hatte ich irgendwas nicht mitgekriegt?
Aber man lernt schon früh, dass Fragen nach dem Wie oder Warum in der katholischen Kirche nicht geschätzt werden. Die intellektuelle Schärfe der Juden ist nicht unsere Sache. Auch die spirituelle Neugier der Buddhisten nicht.
Ignoranz ist für uns eine Frage der Ehre.
Das ist es, was ich die „katholische Mahn-Klausel“ nenne. Es ist ein kleiner theologischer Geniestreich, der so geht: Wenn du Fragen hast, dann hast du keinen Glauben, und wenn du keinen Glauben hast, dann hast du die Arschkarte, denn Blitze werden sich nachts durch dein Schlafzimmerfenster brennen und DICH VOM ANGESICHT DER ERDE HINWEGFEGEN!
Diese Welt kann ein beängstigender und verwirrender Ort sein, wenn man aufwächst.
5: Eine Hollywood-Erziehung
Dad schmuggelte zu Hause ein paar verschlüsselte Botschaften ein, die eine Welt außerhalb von St. Jude und Our Lady of the Wayside erahnen ließen.
Weihnachten 1966, als ich sechseinhalb Jahre alt war, brachte er den Wilmot-Breeden-Kalender von der Arbeit mit. Dieser Kalender sollte nicht in der Küche oder in einem der anderen „öffentlichen Räume“ der Simon Road 34 hängen. Vielmehr setzte Dad eine Schere an den dicken, glänzenden Blättern an und schuf zwölf Bilder aus aller Welt: der Rote Platz, die Hafenbrücke von Sydney, ein altes, an einem unfassbar blauen Meer gelegenes Dorf mit roten Backsteinhäusern sowie das Bild einer wunderschönen, verführerischen Frau mit rabenschwarzen Haaren. Sie saß in roten Kleidern auf einem Pferd, das so schwarz wie ihre Haare war.
Dad rührte etwas Tapetenkleister an und klebte die Blätter in meinem Zimmer an die Wand über meinem Bett. Über meinem Kopfkissen hing bereits der allgegenwärtige Jesus am Kreuz. Ein Katholik, der etwas auf sich hält, ist nie weit von einem Kruzifix entfernt. Jetzt bekam er in meiner Vorstellungswelt Konkurrenz.
Der geschundene Jesus. Blut tropfte von den Nägeln, die man so brutal durch seine Hände gehämmert hatte. Die Dornenkrone. Es war eine Albtraum-Vision, die den Katholiken ein Gewissen geben sollte. Alles, was sie mir gab, waren Schuldgefühle.
Dads Bilder der Schönheit und des Abenteuers zeigten, was es jenseits der Meere und Ozeane zu entdecken gab. Sie schienen mir zuzuflüstern: „Es gibt mehr im Leben als das hier, Junge. Es gibt nicht nur Hollywood, Ihn und die Schule.“
Nacht für Nacht, wenn meine Lampe schon lange ausgeknipst war, sah ich hoch zu den Bildern; nur das durch die Vorhänge gefilterte Straßenlicht schien auf sie. Und ich begann, von Romanzen, Reisen und Flucht zu träumen.
In der nächsten Phase der häuslichen Erziehung, die mein Vater einführte, begann er, mit mir Geografie zu pauken; Hauptstädte, Flüsse und Fahnen wurden eins meiner Lieblingsgebiete, und ich wurde ein richtiger Experte. Was ganz nützlich ist, wenn man sechs Monate im Jahr unterwegs ist.
Wenn ich am Wochenende morgens zu Mum und Dad ins Bett kletterte, bettelte und flehte ich, er möge mein geografisches Wissen abfragen.
„Frag mich nach Flüssen“, bat ich aufgeregt und sah ihn erwartungsvoll an.
Dad faltete dann seinen Daily Sketch zusammen und sagte: „Kannst du ihn nicht fragen, Jean?“
„Ich kenne mich nicht aus, Jack, mich brauchst du nicht darum zu bitten“, antwortete Mum.
Dad lächelte resigniert und fragte: „Amazonas?“
„Brasilien!“, schnappte ich zurück wie ein Piranha. Und wir waren drin.
Es ist ein angenehmes Leben als einziges Kind, besonders wenn beide Eltern da sind und es an Liebe nicht mangelt. Ich hatte es richtig gut.
Wir hatten im Laufe der Jahre drei Nachbarn im Nebenhaus, der Nummer 36. Die schlimmsten waren Polizeibeamte. Ich wusste, die Siebziger waren da, als ich das blassblaue Polizeiauto in die Einfahrt rollen sah.
Das waren Faschisten, Mann – das sah man schon an den Uniformen.
Sie hatten keine Kinder, also hieß es: „Mach die Musik leiser!“, „Mach den Fernseher leiser“ und „Nein, du bekommst deinen Ball nicht zurück, wenn du ihn immer über den Zaun schießt!“ Der Mann war ein richtiger Idiot, und sein Anblick, als er Dad mit aufgerissenen Augen anschrie – „Wenn du dir deinen Bengel nicht vorknöpfst, werde ich es tun!“ – versetzte mich in Angst und Schrecken.
Ich war einfach ein Kind. Als ich älter wurde und die Musik bestimmend wurde, wollte ich die ganze Zeit Musik hören, am liebsten, wenn niemand sonst im Haus war und ich die Lautstärke richtig aufdrehen konnte. Allerdings hatte ich keine Vorstellung davon, wie es für die auf der anderen Seite dieser hauchdünnen Mauern gewesen sein muss.
Meine Eltern hassten diese Konfrontationen mit den Nachbarn. Mum war sehr ängstlich, und Dad hatte keine Lust mehr auf Kämpfe. Er war doch Soldat gewesen, ein Held. Da konnte ich nicht verstehen, warum er sich nicht mit fliegenden Fäusten dazwischen warf. Es dämmerte mir, dass die Macht meiner Eltern begrenzt