Wer fürchtet sich vor Stephen King?. Uwe Anton
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1982 erschienen auch die ersten beiden Bücher über Stephen King, FEAR ITSELF: THE HORROR FICTION OF STEPHEN KING, eine Sammlung von Essays im Verlag Underwood/Miller, und Douglas E. Winters STEPHEN KING, ein literarischer Führer im Kleinverlag Starmont. Zahlreiche weitere sollten folgen, und heute sind in den USA weit mehr Bücher über Stephen King erschienen als von ihm. Das umfassendste davon ist sicherlich die zwei Kilo schwere COMPLETE STEPHEN KING ENCYCLOPEDIA von Stephen J. Spignesi, die akribisch jede Person, jeden Schauplatz, jeden Gegenstand eines jeden Romans und jeder Novelle oder Kurzgeschichte des Autors bis zum Jahr 1990 aufführt und auch Verfilmungen und praktisch alles andere nicht ausspart. Heute ist es allerdings von der Zeit gnadenlos überholt, und ähnliche Projekte werden wegen des Umfangs nur noch im Internet betrieben.
1983 wurde überraschend der bereits seit einigen Jahren vorliegende Roman PET SEMATARY veröffentlicht. King hatte aus steuerlichen Gründen mit seinem ersten Verlag Doubleday die Vereinbarung getroffen, anfallende Tantiemen nicht aktuell Jahr für Jahr abzurechnen, sondern sich jeweils maximal 50.000 Dollar pro Kalenderjahr auszahlen zu lassen; den Rest sollte der Verlag wieder investieren. Als Kings Guthaben aber auf über drei Millionen Dollar angewachsen war, erbat der Autor eine tatsächliche Abrechnung und Auszahlung. Doubleday weigerte sich mit der Begründung, das Finanzamt würde diese Regelung nicht anerkennen, und verlangte laut The Writer’s Home Companion zwei neue Bücher des Autors, um neue Verträge aufsetzen und die Summe verrechnen zu können. King bot dem Verlag eins an, nämlich PET SEMATARY, und Doubleday war einverstanden. Auf diese Weise konnte der Zwist beigelegt werden.
Kings Popularität war weiterhin ungebrochen, mehr noch, stieg unaufhaltsam an. Der Autor absolvierte zu wohltätigen Zwecken Auftritte in Bibliotheken; 1982 und 1983 hatten die beiden bekanntesten Herrenmagazine der USA, Penthouse und Playboy, Interviews mit ihm veröffentlicht, und zumindest ein Interview im Playboy gilt immer noch als Ehre, die pro Jahr nicht mehr als zwölf wichtigen Persönlichkeiten zuteil wird. Eine Welle von King-Verfilmungen, die bis heute nicht abgeflaut ist, rollte durch die Kinos und machte den Autor auch in jenen Kreisen der Bevölkerung bekannt, die ihre kulturellen Aktivitäten auf Kino, Video und Fernsehen beschränken. Auch finanziell bewegte sich King nun in Größenordnungen, die ihm noch vor zehn Jahren niemals möglich erschienen wären. Auf Anraten seines Finanzberaters, des New Yorker Anwalts Arthur B. Greene, investierte King nicht nur in Immobilien in Bangor, sondern kaufte gleich einen Radiosender, der nun tagaus, tagein Kings Lieblingsmusik spielte: Rock’n’Roll. Was seine literarischen Aktivitäten betraf, vollendete King erste Fassungen der Romane THE TALISMAN (mit Peter Straub), THE TOMMYKNOCKERS, eines Kinderbuchs mit dem Titel THE NAPKINS, das er eigens für seine Tochter geschrieben hatte, und des Horrorromans GYPSY PIE, der als neues – mittlerweile fünftes – Buch unter dem Pseudonym Richard Bachman erscheinen sollte.
Mit den beiden letzten Büchern hatte es für King eine ganz besondere Bewandnis. Da THE NAPKINS als Kinderbuch wohl kaum dem entsprach, was seine Leser von ihm erwarteten, beschloss der Autor, es seinem eigenen Verlag, The Philtrum Press, herauszubringen, in dem bereits zwei Auszüge einer Geschichte erschienen waren, die King als Weihnachtsgeschenk an 250 Freunde und Bekannte verschickt hatte. Und da – wir schreiben mittlerweile das Jahr 1984 – erneut das Fest des Friedens nahte, verschenkte er 250 Exemplare des in EYES OF THE DRAGON umbenannten Buches an seine engsten Freunde und Bekannten und stellte weitere tausend Exemplare den treuesten seiner getreuen Leser für 120 Dollar das Stück zur Verfügung, womit er nicht einmal viel Geld verdiente. Aber da King schon so viele dieser Leser hatte, die für 120 Dollar sogar seine Wäscheliste in limitierter Auflage erstanden hätten, und der Autor verhindern wollte, dass diese Leser sich ausgerechnet an Weihnachten massakrierten, um dieses Buch erstehen zu dürfen, veranstaltete er eine – so unglaublich es klingt – Lotterie, bei der aus den vielen Lesern, die ihm einen Scheck über 127 Dollar geschickt hatten (sieben Dollar für das Porto), eintausend ausgelost wurden, die sich kurz darauf stolze Besitzer eines Buches von Stephen King nennen durften, das sie heute auf dem Sammlermarkt ohne Schwierigkeiten für 1000 oder gar 2500 Dollar (die verschenkten Exemplare) verkaufen könnten … wenn sie sich davon trennen würden, was allerdings so gut wie nie der Fall ist. So werden Märchen wahr.
GYPSY PIE war mittlerweile in THINNER umbenannt worden. NAL rührte für das neue „Bachman-Buch“ kräftig die Werbetrommel und brachte es im November 1984 in einer gebundenen Erstauflage von 50.000 Exemplaren auf den Markt (was zwar sehr ordentlich ist, aber gegen die etwa zehnmal so hohe Erstauflage des gleichzeitig erscheinenden TALISMAN doch recht bescheiden anmutet). King hatte für Bachmans erstes Hardcover eine Biografie des Autors mitgeliefert: Der hauptberufliche Farmer war 1942 geboren worden, verheiratet (das Buch war seiner Frau gewidmet) und hatte eine Gehirnoperation gut überstanden. Da THINNER sich jedoch wie ein typischer King-Roman las, ahnten immer mehr Personen die wahre Identität „Bachmans“. Im März 1985 war es dann so weit: Locus, das wichtigste Nachrichtenblatt der Science Fiction-Szene, gab bekannt, dass King endlich eingestanden hatte, was „in den letzten Monaten ein offenes Geheimnis in SF-Kreisen“ war: dass er fünf Romane unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlicht hatte.
Damit hatte die Suche nach weiteren Pseudonymen Kings natürlich neue Nahrung bekommen. Im April 1985 veröffentlichte das Fachblatt Fantasy Review die Rezension eines Romans von John Wilson mit dem Titel LOVE LESSONS. Die Rezensentin zitierte aus einem Brief des Verlegers die Behauptung, King sei jener John Wilson, und bekräftigte die Unterstellung mit intensiven Stiluntersuchungen. Während sich King in der Fachpresse vehement dagegen verwahrte, Pornos veröffentlicht zu haben, entpuppte sich die Sache als Aprilscherz: Charles Platt und Neil Barron, Rezensions-Redakteur des Blattes, hatten die King-Rezensions-Hysterie aufs Korn nehmen wollen.
Aber manchmal vergeht selbst Bestseller-Autoren der Humor.
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