Wolken über Spanien. Kate O'Brien

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Wolken über Spanien - Kate O'Brien Die kühne Reisende

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      DIE KÜHNE REISENDE

       Kate O’Brien, Farewell Spain

      © John O’Brien & Donough O’Brien, Trustees of the copyright of the late

      Kate O’Brien, 1937

      Kate O’Brien, geboren am 3. Dezember 1897 in Limerick, Irland, starb am 13. August 1974 in Faversham, England. Sie ist eine der wichtigsten irischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Zu ihren bekanntesten Büchern gehören die Romane That Lady (1946) und Mary Lavelle (1936). Letzterer wurde mit Penelope Cruz verfilmt. 1951 erschien Teresa of Avila, O’Briens Biographie der heiligen Theresa von Ávila.

      Klaudia Ruschkowski, Autorin, Kuratorin, Dramaturgin und Übersetzerin, lebt in Volterra, Italien und in Berlin. Sie konzipiert Kunst- und Literaturprojekte und ist als Hörspielautorin tätig. Sie übersetzt aus dem Italienischen und Englischen, zuletzt Etel Adnan, Margaret Fuller, Enrico Deaglio, Vincenzo Latronico.

      Susanne Gretter studierte Anglistik, Romanistik und Politische Wissenschaft in Tübingen und Berlin. Sie arbeitet als Verlagslektorin in Berlin. Sie ist Herausgeberin der Reihe DIE KÜHNE REISENDE.

      Kate O’Brien

      Wolken über Spanien

      Eine Reise vor Ausbruch des

      Bürgerkriegs

      Aus dem Englischen

      von Klaudia Ruschkowski

      Mit einem Nachwort von Susanne Gretter

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      Kate O’Brien (1897–1974)

      »… was immer ich auch sehe,

      ich werde nie wieder eine Landschaft

      auf Erden so lieben,

      wie ich die spanische geliebt habe.«

       Kate O’Brien

      INHALT

       ADIÓS, TURISMO

       VERDRIESSLICHKEIT

       LA MONTAÑA

       ROMANISCH UND NEOLITHISCH

       PELAYOS SCHWERT UND DIE KNOCHEN DES HEILIGEN JAKOBUS

       DER BARBIER VON SALAMANCA

       SANTA TERESA

       NO PASARÁN

       KÜCHENSALZPREDIGT

       BLONDINEN UND BRUNNEN

       VORWIEGEND PERSÖNLICH

       ARRIBA, ESPAÑA!

       NACHWORT

       ADIÓS, TURISMO

      Gelegenheiten zur Hemmungslosigkeit sind selten, da können Moralisten sagen, was sie wollen; und wenn die Verfasserin ihre eigenen Erinnerungen an Spanien als eine solche ausgeben will, muss sie wohl riskieren, von anderen als eine Art Nero betrachtet zu werden.

      Ich schreibe wirklich ungeniert als Eskapistin von dem, was vergeht und noch halbwegs in Erinnerung ist. Für Voraussagen bringe ich kein Talent und wenig Neugier auf. Aber Tod und Abschied fesseln mich, wie es die hellsten Hoffnungen der Menschheit nie vermocht haben. Während also das europäische Chiaroscuro, in dem wir alle aufgewachsen sind, zum Blackout wird und seinen in die Länge gezogenen Selbstmord hinnimmt, während das Schicksal den Leichtsinn zum Schweigen bringt und die Beherzten sich ins Zeug legen, um zu sehen, was der morgige Tag an Zerreißproben bringt, schaue ich also noch immer zurück, ganz hemmungslos. Das Morgenlicht, selbst wenn einige von uns es erleben sollten, selbst wenn es strahlt, es wird ernüchternd sein; wenn überhaupt etwas dran ist an menschlicher Verheißung, an politischem Kampf, wird es gleichförmig sein und abwechslungslos. Was die verrückt gewordene Welt jetzt suchen muss, ist die Gerechtigkeit einer vernünftigen Einheitlichkeit. Wie unerreichbar das scheint, wenn man es hinschreibt, und wie elementar notwendig! Dass es nach unserer Sintflut so kommen möge, muss unsere zentrale Hoffnung für die Nachwelt sein, wie ungewiss, wie fraglich auch immer. Wenn einige von uns einstweilen nicht den persönlichen Wunsch aufbringen, es so zu sehen, sollte ihnen diese Schwäche verziehen werden.

      Lasst uns, die wir nichts anderes können, die Zeit vertun. Und da das individuelle Leben weitergeht, da Gesichter und Erinnerungen nach wie vor wichtig sind, wie sehr auch die Dunkelheit zunimmt, da es noch Wein zu trinken gibt und die nächste Zigarette ein zwingendes Vergnügen bleibt, werden wir, wenn wir gescheit sind, unseren immer gleichen kleinen Marotten nachgehen, werden essen und trinken (wenn wir die Mittel dazu haben), werden stricken, Schreibmaschine schreiben, Bilder machen und Geld und Liebe. Denn was haben wir davon, diese schreckliche Gegenwart, die uns bestimmt ist, zu durchleben, wenn wir unseren egoistischen Mut verlieren, weiter wir selber zu bleiben. Indem ich also den meinen beschwöre, schreibe ich zu meinem eigenen Trost, in einem Stil, der während der letzten zweihundert Jahre überstrapaziert wurde – aber womöglich als eine der letzten, die ihn pflegt, und vielleicht resultiert aus dieser Vermutung eine besondere Befriedigung. Ich schreibe als sentimentale Reisende über ein Land, das lange schon unter derartigen Reisenden leidet. Aber Spanien muss den letzten Nachzüglern unter seinen fremden Liebhabern verzeihen, wie es den ersten verziehen und sich zu ihnen herabgelassen hat. Es wird keine sentimentalen Reisenden mehr geben – nirgends. Ihre Entschuldigung und ihr Spielraum werden an jenem Tag der Einheitlichkeit, den wir übereinstimmend als einzige Hoffnung für die verstörte Welt betrachten, dahin sein. Tourist ist schon ein veraltetes Wort für die Vernünftigen, die, wenn sie noch nach Russland fahren, es nur tun, um herauszufinden, wie die zweite Hälfte des Jahrhunderts aussehen wird, nicht nur in Moskau, sondern überhaupt. Sie fahren dorthin, um sich Experimente und Modelle anzuschauen, um Versuche zu begutachten, die uns alle betreffen und berühren, die aber natürlich in den aufziehenden Stürmen des Nationalismus noch verscherzt werden können, ehe die wahre Gestalt der Dinge, die auf uns zukommen, in Erscheinung tritt. Trotzdem sind diese Russlandreisen, wie aufschlussreich auch immer, nicht Reisen im alten Sinn

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