Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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Philosophie sein, dann ist sie für mich unannehmbar und unglaubhaft, wie glanzvoll und sinnreich sie auch sein mag und wie kühn und nachdrücklich begründet; sie befriedigt weder meinen Verstand, noch stimmt sie mit meiner Erfahrung überein.

      Ich weiß nicht genau, was mit diesem yuktivada (logische Argumentation) gemeint ist. Wenn diese lediglich den Zweck hat, die Gegenpartei mit Argumenten zu besiegen, dann hat dieser Teil der Philosophie keine grundlegende Bedeutung; Shankaras Theorie macht sich selbst zunichte. Entweder er kann damit das Universum ausreichend erklären oder nicht; und wenn er dies kann, gibt es keinen Grund, sie als yuktivada zu verwerfen. Ich verstehe jene tiefschürfende Behauptung des Mayavadin, die ganze Frage bestünde nicht eigentlich zu Recht, da Maya und die Welt nicht wirklich seien; tatsächlich ist die Frage, wie die Welt entstand, lediglich ein Teil der Maya, sie ist wie die Maya, unwirklich und erhebt sich im Grunde nicht; doch wenn eine Erklärung abgegeben werden soll, muss es eine wirkliche, gültige und befriedigende Erklärung sein. Wenn es zwei Ebenen gibt und wir diese beiden Ebenen in der Fragestellung vermengen, kann ein Argument nur von Wert sein, wenn beide Ebenen eine Art Realität besitzen und Begründung und Erläuterung auf der niederen Ebene zutreffen, doch für ein Bewusstsein, das dieser nicht mehr angehört, keine Bedeutung mehr haben.

      2. Advaita [Ein-Sein]

      Die Menschen neigen zu der Annahme, der Advaita sei mit dem Mayavada Monismus identisch, was sie auch vom Vedanta annehmen; das ist nicht der Fall. Es gibt verschiedene Richtungen in der indischen Philosophie, die sich auf der Einen Wirklichkeit gründen, doch diese anerkennen ebenfalls die Wirklichkeit der Welt, die Wirklichkeit der Vielen, die Wirklichkeit der Verschiedenheit der Vielen sowie die Gleichheit des Einen (bheda-bheda). Doch die Vielen bestehen in dem Einen und durch den Einen und die Verschiedenheiten in der Manifestation sind nichts als Veränderungen dessen, das grundsätzlich immer gleich ist. Und dies sehe ich tatsächlich als das Universale Gesetz des Daseins an, nämlich das Einssein als Grundlage einer endlosen Vielheit und Verschiedenheit im Einssein; so gibt es zum Beispiel eine Menschheit, doch viele Arten von Menschen, es gibt etwas, das Blatt oder Blume genannt wird, doch viele Formen, Muster, Farben des Blattes oder der Blume. Und hierin können wir eines der grundlegenden Geheimnisse des Daseins erblicken, jenes Geheimnis, das in der einen Wirklichkeit selbst enthalten ist. Das Einssein des Unendlichen ist nicht etwas Begrenztes, an seine Einheit Gebundenes; es ist vielmehr einer unendlichen Vielfalt fähig. Die Höchste Wirklichkeit ist eine Absolutheit, weder durch das Einssein noch durch die Vielfalt begrenzt, sondern gleichzeitig beider fähig; denn beides sind ihre Aspekte, wobei das Einsseins grundlegend ist und die Vielfalt auf dem Einssein beruht.

      Sowohl ein realistischer als auch ein illusionistischer Advaita ist möglich. Die Philosophie des „The Life Divine“ ist solch ein realistischer Advaita. Die Welt ist eine Manifestation des Wirklichen und ist daher selbst wirklich. Die Wirklichkeit ist das unendliche und ewige Göttliche, das unendliche und ewige Sein, die Bewusstseins-Kraft und Seligkeit. Dieses Göttliche hat durch seine Macht die Welt erschaffen oder besser gesagt sie in seinem eigenen, unendlichen Sein manifestiert. Doch hier in dieser stofflichen Welt oder an ihrem Grunde hat es sich in dem, was sein Gegenteil zu sein scheint, verborgen, im Nicht-Sein, in Unbewusstheit und Fühllosigkeit. Dies wird heutigentags das Unbewusste genannt, das durch seine unbewusste Energie das stoffliche Universum erschaffen zu haben scheint; doch dies scheint nur so, denn letzten Endes erkennen wir, dass alle Ordnung dieser Welt allein durch das Wirken einer höchsten geheimen Vernunft entstanden sein kann. Das Sein, verborgen in einer scheinbar unbewussten Leere, taucht auf Erden zuerst in der Materie auf, dann im Leben, dann im Mental und schließlich als Spirit. Die scheinbar unbewusste, erschaffende Energie ist tatsächlich die Bewusstseins-Kraft des Göttlichen; ihr Bewusstseins-Aspekt, in der Materie noch verborgen, beginnt im Leben aufzutauchen, gelangt zu einer weiteren Selbstfindung im Mental und findet schließlich ihr wirkliches Selbst in einem spirituellen und zuletzt einem supramentalen Bewusstsein; durch diese gelangen wir zur Wahrnehmung der Wirklichkeit, wir werden ihrer inne und werden eins mit ihr. Das ist es, was wir Evolution nennen, eine Evolution des Bewusstseins und eine Evolution des Spirits in den Dingen und nur äußerlich eine Evolution der Arten. Auf diese Weise also taucht die Wonne des Daseins aus der ursprünglichen Fühllosigkeit auf, zuerst in den gegensätzlichen Formen von Freude und Schmerz, um sich dann in der Seligkeit des Spirits zu finden oder, wie es in den Upanishaden heißt, in der Seligkeit des Brahman. Dies ist die zentrale Idee, die der Erklärung des Universums in dem Buch „The Life Divine“ zugrunde liegt.

      3. Nirguna und Saguna [Das Unpersönliche und das Persönliche]

      In einem realistischen Advaita ist es nicht notwendig, das Persönliche, saguna, als eine Schöpfung des Unpersönlichen, nirguna, zu betrachten oder gar als zweitrangig oder ihm untergeordnet: beide sind gleichartige Aspekte der einen Wirklichkeit sowohl in ihrem Zustand des Schweigens und der Ruhe als auch in ihrem Zustand der Tat und dynamischen Kraft; das Schweigen einer ewigen Ruhe und eines ewigen Friedens ist die Grundlage einer ewigen Tat und Bewegung. Die eine Wirklichkeit, das Göttliche Wesen, ist durch keinen gebunden, da es durch nichts begrenzt ist; es besitzt beide. Es gibt nichts Unvereinbares zwischen den beiden, ebensowenig wie zwischen den Vielen und dem Einen, der Gleichheit und der Verschiedenheit. Alle sind die ewigen Aspekte des Universums, das nicht bestehen könnte, wenn einer von ihnen eliminiert würde; es ist daher anzunehmen, dass beide von der gleichen Wirklichkeit, die das Universum manifestierte, stammen und dass beide wirklich sind. Von dem scheinbaren Widerspruch – der kein echter Widerspruch ist, sondern lediglich ein natürliches Nebeneinanderbestehen – kann man sich erst dann befreien, wenn man einen von beiden als Illusion betrachtet. Doch wir können kaum annehmen, dass die ewige Wirklichkeit das Dasein einer ewigen Illusion zulässt, mit der sie nichts zu tun hat, oder aber, dass sie dem Sein eine leere kosmische Illusion auferlegt und diese stütze, ohne die Macht für ein anderes oder reales Wirken zu haben. Die Kraft des Göttlichen ist immer vorhanden sowohl im Schweigen als auch in der Tat, passiv im Schweigen, aktiv in der Schöpfung. Es ist kaum vorstellbar, dass die Göttliche Wirklichkeit keine Macht oder Kraft besitzt oder dass ihre einzige Macht darin besteht, eine universale Täuschung zu schaffen, eine kosmische Lüge – mithya.

      4. Verbindung und Desintegration

      Kein Zweifel, alle Verbindungen, die in sich nicht vollständig sind, sondern Integrationen, können sich auflösen. Auch für das Leben, obwohl es keine physische Verbindung ist, trifft zu, dass es einer Kurve der Geburt oder Integration folgt und, nachdem es einen gewissen Punkt erreicht hat, einer Kurve der Desintegration, des Verfalls oder Todes. Doch können solche Ideen oder dieses Gesetz des Daseins nicht mit Sicherheit auf die Dinge als solche angewendet werden. Die Seele ist keine Verbindung, sondern ein Ganzes, etwas in sich; sie löst sich nicht auf, sondern tritt bestenfalls in die Manifestation ein und verlässt diese wieder. Dies trifft sogar auf Formen zu, die keine konstruierten physischen Formen oder konstruierten Lebensformen sind; sie lösen sich nicht auf, sondern kommen und gehen oder verschwinden aus der Manifestation. Das Mental selbst, im Gegensatz zu bestimmten Gedanken, ist etwas Essentielles und Dauerndes, es ist eine Macht des Göttlichen Bewusstseins; desgleichen das Leben im Gegensatz zu den geformten lebenden Körpern; ich glaube also, dass das, was wir die stoffliche Energie nennen – in Wirklichkeit die Kraft einer essentiellen Substanz in Bewegung –, eine Macht des Spirits ist. Gedanken, Leben, stoffliche Gegenstände sind Gestaltungen dieser Energie, zusammengefügt oder lediglich manifestiert nach Art des Spiels der betreffenden Energien. Was nun die Elemente anbelangt, was ist der reine, natürliche Zustand eines Elementes? Der modernen Wissenschaft zufolge erwiesen sich die sogenannten Elemente als eine Verbindung, und der reine, natürliche Zustand – insofern es diesen überhaupt gibt – muss ein Zustand reiner Energie sein; dieser reine Zustand ist es, in den sich Verbindungen einschließlich dessen, was wir Elemente nennen, auflösen müssen, wenn sie durch Desintegration in den nirvana-Zustand übergehen.

      5. Nirvana

      Was aber ist nirvana? Im orthodoxen Buddhismus bedeutet es Desintegration,

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