Schöpfung und Schöpfer. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
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Kapitel 2
Eine Geschichte zum Verständnis
der Entstehungsweise der Schöpfung
Wir haben die Wahl zwischen vielen Geschichten [über die Schöpfung], die erzählt worden sind, die mehr oder weniger wahr, mehr oder weniger vollständig, mehr oder weniger ausdrucksvoll sind1...
Ich will ganz kurz eine davon erzählen. Nehme sie nicht als Evangelium! Nehme sie vielmehr ... als eine Geschichte.
Als der Höchste beschloss, Sich nach außen zu wenden, um Sich Selbst sehen zu können, war das erste, das Er von Sich nach außen wandte, das Wissen über die Welt und die Macht, sie zu erschaffen. Dieses Wissens-Bewusstsein und diese Kraft begannen ihre Arbeit; und im höchsten Willen war ein Plan, und das erste Prinzip dieses Planes war der Ausdruck essenzieller Freude und essenzieller Freiheit zugleich, die der interessanteste Wesenszug dieser Schöpfung zu sein schien.
Es bedurfte also der Vermittler, um diese Freude und diese Freiheit in Formen auszudrücken. Zunächst wurden vier Wesenheiten ausgesandt, diese universale Entwicklung zu beginnen, die die schrittweise Objektivierung von allem sein sollte, was potenziell im Höchsten enthalten ist. Diese Wesenheiten waren in ihrem Wesensprinzip: Bewusstsein und Licht, Leben, Seligkeit und Liebe sowie Wahrheit.
Man kann sich leicht vorstellen, dass sie das Gefühl großer Macht, großer Stärke, von etwas Gewaltigem hatten, da sie ja wesensmäßig das Prinzip dieser Dinge waren. Außerdem hatten sie eine unbeschränkte Entscheidungsfreiheit, da diese Schöpfung die Freiheit selbst sein sollte ... Sobald sie sich an die Arbeit gemacht hatten – sie hatten ihre eigene Vorstellung davon, wie sie getan werden sollte –, beschlossen sie, sie unabhängig zu tun. Anstatt die Haltung des Dienenden und des Instrumentes einzunehmen, von dem Sri Aurobindo in dem Text spricht, den ich eben vorgelesen habe2, nahmen sie natürlich die Haltung des Herrn ein, und dieser Irrtum – so kann man sagen – war der erste Grund, die Hauptursache für die ganze Unordnung im Universum. Sobald die Trennung vollzogen worden war – denn dies war der Hauptgrund, Trennung –, sobald die Trennung zwischen dem Höchsten und seinen Emanationen vollzogen worden war, wandelte sich Bewusstsein in Nichtbewusstheit, Licht in Dunkelheit, Liebe in Hass, Seligkeit in Leiden, Leben in Tod und Wahrheit in Falschheit. Und sie führten ihre Schöpfung unabhängig durch, in der Trennung und in der Unordnung.
Das Ergebnis ist die Welt, wie wir sie sehen. Sie ist allmählich so geworden, Schritt für Schritt, und das alles zu erzählen, würde wirklich etwas lange dauern, doch der Abschluss schließlich, das ist Materie – dunkel, nichtbewusst, kümmerlich ... Die schöpferische Kraft, von der diese vier Wesenheiten eigentlich zur Erschaffung der Welt ausgesandt worden waren, beobachtete dieses Geschehen und wandte sich an den Höchsten und flehte um das Heilmittel und die Heilung des Übels, das angerichtet worden war.
Da wurde ihr der Befehl gegeben, ihr Bewusstsein in die Nichtbewusstheit, ihre Liebe in dieses Leiden und ihre Wahrheit in diese Falschheit hinabzustürzen. Und ein größeres Bewusstsein, eine umfassendere Liebe, eine vollkommenere Wahrheit als die zuerst ausgesandten tauchte sozusagen in den Schrecken der Materie ein, um dort Bewusstsein, Liebe und Wahrheit zu erwecken und diese Erlösungsbewegung zu beginnen, die das materielle Universum zu seinem höchsten Ursprung zurückführen sollte.
Es hat also so etwas wie „aufeinanderfolgende Involutionen“ in der Materie gegeben, und es gibt eine Abfolge dieser Involutionen. Das gegenwärtige Ergebnis dieser Involutionen ist das Erscheinen des aus dem Nichtbewussten auftauchende Supramental; aber nichts deutet darauf hin, dass es nach diesem Erscheinen nichts anderes mehr geben wird... denn der Höchste ist unerschöpflich und wird immer neue Welten erschaffen.
Das ist meine Geschichte.
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1 Wir können diese Geschichten doch mindestens als ein Mittel für unser kindliches Bewusstsein nehmen, etwas lebendig werden zu lassen, das uns sonst zu fern liegen würde.
2 „Das Schwert hat Freude auf dem Schlachtfeld, der Pfeil hat Frohsinn in seinem Zischen und Hochschießen, die Erde hat Begeisterung in ihrem schwindelnden Wirbel durch den Raum, die Sonne hat die königliche Ekstase ihres strahlenden Glanzes und ihrer ewigen Bewegung. O du deiner selbst bewusstes Instrument, ergreife auch du die Wonne deiner eigenen dir bestimmten Werke.“ (The Supramental Manifestation, SABCL, Vol. 16, p. 288)
Kapitel 3
Der Abstieg der Göttlichen Liebe
und ein ununterbrochener Aufstieg
Infolge des Wirkens der Kräfte der Zerteilung ist das Bewusstsein Nichtbewusstheit geworden, und die Materie wurde so erschaffen, wie sie ist, auf einer Grundlage vollständiger Nichtbewusstheit, dass zwischen dem Ursprung und dem Erschaffenen keinerlei Kontakt mehr möglich schien. Und diese so vollständige Nichtbewusstheit machte eine direkte Herabkunft des göttlichen Bewusstseins in seiner Form der Liebe ohne den Durchgang durch die Zwischenbereiche notwendig. Und diese Herabkunft der Göttlichen Liebe, die die Materie durchdrang und ihrer Zusammensetzung ein neues Element hinzufügte, erlaubte den für uns zwar langsamen, doch ununterbrochenen Aufstieg des Nichtbewussten zum Bewusstsein und der Dunkelheit zum Licht.
...diese Göttliche Liebe, die alles belebt, alles durchdringt, alles trägt und alles auf den Fortschritt und den Aufstieg zum Göttlichen hinführt, wird vom menschlichen Bewusstsein nicht gespürt, nicht wahrgenommen, und der Mensch, soweit er sie wahrnimmt, vermag sie nur schwer zu ertragen; nicht nur, sie zu fassen, sondern sie tolerieren zu können, möchte ich sagen, weil ihre Macht in ihrer Reinheit, ihre Intensität in ihrer Reinheit von einer zu starken Qualität sind, als dass die menschliche Natur sie aushalten könnte. Erst wenn sie verdünnt, verformt, abgeschwächt und sozusagen verdunkelt wird, wird sie für die menschliche Natur annehmbar. Erst wenn sie sich von ihrer wahren Natur und ihrer wesenhaften Qualität entfernt, gewährt der Mensch ihr Zutritt und (lächelnd) bejaht und verherrlicht sie sogar. Sie muss schon sehr aus der Bahn geraten sein, um vom menschlichen Bewusstsein aufgenommen zu werden. Und damit das menschliche Bewusstsein sie in ihrer Fülle und Reinheit annimmt, toleriert und empfängt, muss es göttlich werden.
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Du sagst: „Die Liebe ist überall – in den Pflanzen ist ihre Regung, vielleicht sogar in den Steinen...“ (CWM Vol. 3, pp. 69-70) Wenn es in einem Stein Liebe gibt, wie lässt sie sich erkennen?
Vielleicht sind die verschiedenen Elemente, die den Stein ausmachen, durch den Funken der Liebe untereinander verbunden. Ich bin überzeugt, dass die Materie, als die Göttliche Liebe in sie hinabstieg,