Daddy Übernimmt Die Zügel. Kelly Dawson

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Daddy Übernimmt Die Zügel - Kelly Dawson

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klar“, sagte sie schüchtern und rieb sich mit der Hand den Hintern, wo die Gerte sie getroffen hatte, als sie sich wieder Red zuwandte, um ihn weiter für den Ritt vorzubereiten und versuchte, die Aufregung zu verbergen, die sie seit dem Treffer mit der Gerte fühlte. Und sie alle machten es? Sie alle versohlten Frauen den Hintern? Alle drei Brüder? Das war ja noch besser!

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      Kapitel Vier

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      „Würstchen.“ Darren flüsterte ihr das Wort ins Ohr, als er an ihr vorbei zur Sattelkammer ging. Es war nur ein einziges geflüstertes Wort, doch mehr brauchte es nicht.

      „Würstchen! Würstchen!“, wiederholte sie und gab sich Mühe, leise zu sprechen. Es war schwierig – sie wollte es aus vollem Halse hinausschreien, ihr Gehirn brüllte sie an, das Wort laut zu sagen, doch sie kämpfte dagegen an. „Würstchen, Würstchen, Würstchen.“

      „Freak!“, verkündete er, als er einige Minuten später wieder an ihr vorbeiging und sein Gesicht war vor Ekel verzogen, als er bemerkte, dass sie noch immer das Wort wiederholte, dass er ihr zugeflüstert hatte.

      Darren hatte das Trigger-Wort zufällig entdeckt, als Mrs. Lewis am Morgen zuvor einen Teller mit heißen Würstchen im Schlafrock vorbeibrachte. Bianca hatte das Wort den ganzen Morgen lang vor sich hingeflüstert und leider hatte Darren es mitbekommen. Und seit diesem Zeitpunkt hatte er ihr bei jeder Gelegenheit ‚Würstchen‘ ins Ohr geflüstert.

      Ihre Trigger-Worte waren rein zufällig. Jedes Wort könnte einen Tic auslösen und obwohl sie die meiste Zeit über in Ordnung war, fixierte sich hin und wieder ihr Hirn auf ein Wort und das wars; sie hatte dann keinen Frieden mehr. Sie konnte nur hoffen, dass die Echolalie bald wieder verschwinden würde.

      Bianca hatte die ersten zwei Monate in Tom Lewis‘ Stall genossen. Außer mit Darren, der einen Groll gegen sie hegte, seit sie in aus Versehen ziemlich unhöflich abgewiesen hatte, kam sie mit den anderen Arbeitern gut zurecht. Es war ein hart arbeitendes Team, das gerne Spaß hatte und sie passte wunderbar hinein. Und obwohl sie wusste, dass alle ihre Tics bemerkten – sie waren ja weder blind noch taub – sagte keiner etwas dazu. Niemand außer natürlich Darren. Ihm schien es die größte Freude zu machen, neue Trigger-Worte zu finden oder ihre verrückten Gesichtsverrenkungen nachzuahmen, wenn sie zuckte. Wenn sie sich räusperte, räusperte er sich auch. Und wenn sie die Nase hochzog, wie sie es gerne machte, stellte er sich neben sie und schniefte in ihr Ohr.

      Sie zwang ihre Tränen zurück. Sie würde nicht weinen. Nie wieder. Sie würde nicht mehr wegen ihres Tourettes weinen. Es half nicht, machte die Situation nicht besser und wenn überhaupt, wurden ihre Tics nur noch schlimmer.

      Ignorier ihn einfach, Bee. Auch jetzt konnte sie Annies ermutigende Worte hören. Sie vermisste ihre Schwester. Sie hatte so viel Zeit mit Rose verbracht, um das Band mit ihr zu stärken und die Fitness der Stute zu verbessern, dass sie keine Zeit mehr mit Annie verbringen konnte. Sie kuschelten zwar am Abend, aber dann war Annie immer schon zu müde, schwach und krank, um sich groß zu unterhalten, sodass sie nur ihre Gegenwart genießen konnte.

      Sie zuckte zusammen, als sie die sanfte Berührung einer großen Hand auf ihrer Schulter spürte.

      „Soll ich mit Darren reden?“, fragte Clay mit leiser Stimme.

      Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, lass ihn einfach. Ich will keinen Ärger machen; ich bin doch noch so neu. Außerdem bin ich schon mit Schlimmerem zurechtgekommen.“

      „Okay. Aber sag Bescheid, wenn du deine Meinung änderst.“ Mit einem freundlichen Lächeln tippte er sich an den Hut und ging weiter die Stallgasse entlang.

      * * *

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      Clay lehnte sich gegen die obere Abgrenzung des Round Pens und legte seinen Kopf auf seinen gekreuzten Armen ab und sah ihr zu. Sie hatte eine Gabe mit Pferden, das musste er zugeben. Der Fortschritt, den Bianca mit Rose in nur zwei kurzen Monaten erarbeitet hatte, war unglaublich. Ihre Besitzer würden morgen kommen, um sie laufen zu sehen. Und obwohl es erst das zweite Mal war, dass Bianca mit ihr galoppierte, hatte sie keinen Zweifel daran, dass sie es gut machen würden.

      Biancas Gesicht war ruhig und entspannt und zeigte keine Spur eines Tics, als sie sich auf das Pferd konzentrierte. Sie kommunizierte auf ihre stille Art mit der Stute und stärkte das Band, das sie mit ihr geknüpft hatte. Er beobachtete sie, bewunderte, wie anmutig sie sich bewegte und wie selbstbewusst sie mit dem Pferd arbeitete. Sie war so hübsch, wenn ihr Gesicht nicht von diesen lächerlichen Zuckungen verzerrt war. Es war eine Schande, dass sie Tourette hatte – sonst wäre sie eine tolle Frau.

      Sie sah auf und bemerkte, dass er sie beobachtete und er lächelte. Doch anstatt es zu erwidern, runzelte sie die Stirn und sah schnell weg, bevor sie kurz darauf wieder zu ihm hinsah, immer noch finster schauend.

      „Schau mich nicht an“, murmelte sie leise, doch er hörte jedes Wort.

      „Warum nicht? Du solltest es doch gewohnt sein, dass Kerle dich ansehen.“

      „Oh, das bin ich. Und es sind nicht nur Kerle. Mädchen schauen mich auch an und machen sich dann über mich lustig.“ Ihre Stimme klang bitter, traurig und wehmütig und sofort erkannte er seinen Fehler.

      „Moment, das hatte ich nicht gemeint“, protestierte er, doch es war zu spät. Er bemerkte den Ausdruck verbitterter Konzentration, den sie immer hatte, wenn sie versuchte, einen Tic zu unterdrücken. Er hatte sie offenbar schlimmer getroffen, als er gedacht hatte. Idiot!, schimpfte er sich. „Was ich meinte war, dass du wunderschön bist! Du solltest an die Bewunderung gewöhnt sein!“

      Sie schnaubte und schüttelte ihren Kopf, aber er sah das kleine Lächeln, das sich trotz ihrer Bemühungen auf ihre Lippen schlich. „Niemand bewundert mich.“

      „Ich bin mir sicher, dass es viele gibt.“

      „Nicht wirklich, glaub mir.“ Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Pferd zu.

      „Ich bewundere dich.“

      Sie hielt Rose an, drehte sich um und sah ihn überrascht an. „Warum?“

      „Hab ich doch gerade gesagt – du bist wunderschön.“ Seine Stimme war sanft, als er die Worte aussprach, doch es war die Wahrheit. Für ihn war sie schön. Ihre Augen waren immer so traurig und sie schien so verwundbar ... Es war diese Verwundbarkeit, diese Traurigkeit, die ihm unter anderem gefielen und vor allem seinen Beschützerinstinkt weckten.

      „Ich bin ein Freak.“ Sie sagte das so nüchtern, als ob sie das wirklich glaubte.

      Sein Herz brach bei dieser Aussage. „Du bist kein Freak.“

      „Doch, bin ich.“

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