DSA: Rabenbund. Heike Wolf

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DSA: Rabenbund - Heike Wolf Das Schwarze Auge

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style="font-size:15px;">      Es war ein gleichmäßiger, pochender Schmerz, der ihn aus dem Dämmern zog. Von irgendwoher nahm er Licht wahr. Stimmen drangen gedämpft an sein Ohr, und der Geruch nach Kräutern und Salben hing in der Luft wie zäher Schleim. Fliegen surrten in der Hitze, und für einen Moment wähnte er sich zurück auf der Plantage seiner Kindheit, als er verbotenerweise auf das Dach geklettert und heruntergefallen war. Tagelang hatte seine Amme über ihn gewacht, während er sich mühsam ins Leben zurückgekämpft hatte. Said öffnete den Mund, um ihr zu versichern, dass alles gut sei, doch seine Lippen schmerzten bei der Bewegung. Seine Zungenspitze tastete über spröde Haut, als sei er zu lange in der Sonne gewesen. Aber das konnte nicht sein. Er war kein Feldsklave, sondern der Sohn des Herrn, der darauf wartete, endlich nach Al’Anfa zu kommen.

      Die Stimmen waren verstummt.

      »Er wird wach«, hörte er jemanden sagen, und er spürte eine Bewegung neben seinem Lager. Verwirrt blinzelte er gegen das Licht und wollte schon die Hand heben, um die Augen gegen die Helligkeit abzuschirmen, als er feststellte, dass er den Arm nicht bewegen konnte.

      Said fuhr hoch, aber die Riemen, die ihn ans Bett fesselten, warfen ihn sogleich wieder zurück. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn. Keuchend rang er nach Luft, während er die Augen aufriss und panisch zu erfassen versuchte, wo er sich befand.

      »Bleib ruhig!« Wieder die gleiche Stimme, die nun erschrocken schien. »Ich tue dir nichts. Du bist in Sicherheit.«

      »Wo ...?«, versuchte Said zu sagen, aber sein Hals fühlte sich an, als habe er ein borstiges Stück rohen Eisens verschluckt. Unruhig irrte sein Blick umher, während er mit klopfendem Herzen nach dem Sprecher Ausschau hielt.

      »Du bist in der Villa Desiderya. Im Haus von Amato Paligan. Meinem Haus.« Der Mann trat näher, und nun endlich erkannte Said auch sein Gesicht. Es war der blasse Grande, den er bei der Orgie der Bonareth als Geisel genommen hatte. Er sah übernächtigt aus, bleich und mit tiefen Ringen unter den Augen, aber um seine Lippen spielte ein vorsichtiges Lächeln.

      »Du hattest Glück. Meine Leute haben dich gesehen, als du von der Mauer gefallen bist.«

      »Mauer ...« Said blinzelte erneut, während er zu erfassen versuchte, wer der Fremde war und wovon er sprach. Er klang erleichtert, also hatte er vermutlich nicht vor, ihn umzubringen. Jedenfalls nicht sofort. »Wie bin ... ich hierhergekommen?«, brachte er mühsam hervor.

      »Du bist über die Mauer gestiegen, die das Anwesen der Zornbrecht von dem der Karinor trennt. Wenn ich nicht zufällig vor Ort gewesen wäre, hätte dich Don Rezzan wahrscheinlich erschlagen lassen. Er hat mir erlaubt, dass ich dich mitnehme.«

      Said sah ihn verständnislos an. Dann schloss er die Augen, um den Schwindel zu unterdrücken, der sich vor seinen Blick schob. Er verstand nicht, was ihm der Mann sagen wollte, doch er lebte, und solange er lebte, war nicht alles verloren.

      »Was ... wollt Ihr von mir? Wie lange ... bin ich schon hier?«

      »Zwei Tage.« Der Paligan lächelte schief. »Meine Heiler hatten Zweifel, ob es ihnen gelingen würde, dich zu retten. Du warst schwer verletzt. Ohne die Kraft meines Hausmagus wärst du wahrscheinlich tot. Ich habe zu Marbo gebetet, dass sie dich zurückgeleitet.« Er griff nach einem Becher, der auf dem Tisch neben dem Bett stand, um etwas Wasser hineinzugießen. Dann wandte er sich wieder Said zu. »Versprich mir, mich nicht zu beißen, wenn ich versuche, dir Wasser zu geben.«

      Saids Lippen formten ein schmerzhaftes Grinsen. »Sehe ich aus wie ein wildes Tier?«

      »Ja«, antwortete der Grande ernst, beugte sich aber dennoch vor und schob eine Hand in Saids Nacken, um ihm zu helfen, den Kopf aufzurichten. Das Wasser war klar und überraschend kalt, und Said spürte, wie es den Schmerz beim Sprechen etwas milderte.

      »Danke«, murmelte er, nachdem der Grande den Becher wieder weggestellt hatte. »Warum tut Ihr das?«

      »Darüber sollten wir uns später unterhalten.« Wieder strich dieses leicht melancholische Lächeln über die feingeschnittenen Züge des Granden. »Du musst dich ausruhen und zu Kräften kommen. Said, nicht wahr? Das ist doch dein Name?«

      Said versuchte zu nicken, bereute es jedoch gleich wieder, als ein dumpfer Schmerz durch seinen Schädel zog. Mit einem erstickten Stöhnen ließ er den Kopf zurück auf das Kissen fallen. Schwarze Schlieren tanzten vor seinem Blick und drohten für einen Moment auch nach seinem Geist zu greifen. Aber er durfte nicht wegdämmern, solange er nicht verstand, was hier vor sich ging.

      »Warum ... habt Ihr mich gefesselt?«

      »Um mich zu schützen. Und dich.« Die Stimme des Granden klang wie aus weiter Ferne.

      »Macht mich los«, verlangte Said, aber es war kaum mehr als ein tonloses Wispern, das sich verzweifelt gegen die erneute Ohnmacht stemmte.

      »Später.« Er meinte die Hand des Paligan zu spüren, der ihm eine schweißnasse Haarsträhne aus der Stirn schob. »Ruh dich aus.«

      Said wollte etwas sagen, widersprechen, ihn anfahren, dass er ihn losbinden sollte. Aber sein Geist versank bereits wieder in gnädiger Schwärze.

      Es musste Abend sein, als er das nächste Mal erwachte. Öllampen spendeten ein angenehm warmes Licht und erhellten den Raum, der jetzt ruhig dalag. Die Geräusche der Stadt drangen durch die offenen Fenster und zwischen den Vorhängen strich der Wind hinein und kitzelte angenehm kühl auf seiner Haut.

      Said blinzelte hinauf zur Decke, während er regungslos dalag und in sich hineinlauschte. Er fühlte sich immer noch schwach und klebrig vom Schweiß, aber der Schwindel und die Schmerzen waren fort, als habe er sehr lange geschlafen. Vorsichtig hob er den Kopf, in Erwartung des vertrauten Stechens, das jedoch ausblieb, sodass er sich umblicken konnte. Man hatte ihn allem Anschein nach in einem Gästezimmer untergebracht, das gewöhnlich wichtigeren Gästen vorbehalten war. Das Bett, auf dem er lag, war breit genug, um mehreren Personen Platz zu bieten. Ein Regal mit Büchern stand an der Wand, und dem Bett gegenüber befand sich eine kleine Sitzecke mit einem Diwan und mehreren seidengepolsterten Korbsesseln, auf denen eine hellhäutige Frau mittleren Alters saß und döste.

      Said fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen. Der Durst war entsetzlich, und seine Zunge fühlte sich taub an in seinem Mund. Vorsichtig räusperte er sich.

      Die Frau auf dem Sessel schrak auf und blickte einen Moment lang verwirrt zu ihm hinüber. Dann hellte sich ihre Miene auf.

      »Peraine sei Dank!«, rief sie und sprang auf. »Ihr seid wach. Wie geht es Euch? Könnt Ihr sprechen?«

      »Ich glaube schon«, krächzte Said heiser, aber er stellte erstaunt fest, dass ihm seine Stimme tatsächlich gehorchte. »Was ... wer bist du?«

      »Mein Name ist Ismene. Ich führe Don Amatos Haushalt.« Die Sklavin lächelte, während sie ihn ohne Scheu musterte. Das flachsblonde Haar hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten, und auf ihrer Nase tanzten Sommersprossen. »Möchtet Ihr etwas trinken? Oder soll ich gleich den Herrn holen? Er hat mich beauftragt, ihm Bescheid zu geben, sobald Ihr erwacht.«

      »Etwas zu trinken, bitte.« Said versuchte das Lächeln zu erwidern, aber es geriet zu einer gequälten Grimasse. »Wie viel Zeit ... ich meine, wie lange bin ich schon hier?«

      »Es ist der dritte Tag.« Ismene füllte etwas Wasser in ein Glas und hielt es vorsichtig an Saids Lippen. »Gestern wart Ihr kurz wach, aber Ihr hattet hohes Fieber. Don Amato war besorgt.« Sie schmunzelte. »Trinkt etwas, dann kann ich ihm sagen, dass

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