Die Botschaft der Bhagavadgita. Sri Aurobindo
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Botschaft der Bhagavadgita - Sri Aurobindo страница 32
Ein anderes Kennzeichen des göttlich Wirkenden ist jenes, das für das göttliche Bewusstsein selbst das Zentrale ist: Eine vollkommene innere Freude und ein Friede, der hinsichtlich seiner Quelle und seiner Fortdauer von nichts in der Welt abhängt. Er ist eingeboren, der eigentliche Stoff des Bewusstseins der Seele. Das ist die wahre Natur des göttlichen Wesens. Hinsichtlich seines Glückes hängt der gewöhnliche Mensch von äußeren Dingen ab. Darum treibt ihn das Begehren. Darum hat er Ärger und Leidenschaft, Lust und Schmerz, Freude und Kummer. Darum wägt er alle Dinge auf der Waage von Glück und Unglück. Nichts von alledem kann auf die göttliche Seele einwirken. Sie ist immer zufrieden, ohne von irgendetwas abhängig zu sein, nitya-tṛpto nirāśrayaḥ. (184)
4.21
Er hegt keine persönlichen Erwartungen, reißt nicht die Dinge an sich als persönlichen Besitz; sein Herz und Selbst sind vollkommen unter Kontrolle. Indem er sein Handeln allein mit dem Körper vollzieht, begeht er keine Sünde.
Der befreite Mensch nimmt das entgegen, was der göttliche Wille ihm gibt, begehrt nichts und ist auf niemanden eifersüchtig. Was ihm zufällt, nimmt er ohne Widerwillen und Bindung an. Was ihm entgeht, lässt er in den Wirbel der Dinge eingehen, ohne zu murren, ohne Kummer, ohne das Empfinden eines Verlustes. Sein Herz und sein Selbst stehen völlig unter seiner Kontrolle. Sie sind frei von Reaktion und Leidenschaft. Sie antworten nicht verwirrt auf die Berührung der Dinge von außen. Wenn er handelt, ist das eigentlich nur eine physische Betätigung, śārīraṁ kevalaṁ karma. Denn alles Wesentliche kommt von oben; es wird nicht auf der menschlichen Ebene hervorgebracht. Es ist nur ein Widerschein des Willens, des Wissens und der Freude des göttlichen Purushottama. Darum ruft er auch nicht durch Druck auf das Handeln und seine Ziele in Mental und Herz jene Reaktionen hervor, die wir Leidenschaft und Sünde nennen. Denn Sünde besteht keineswegs aus einem äußeren Tun. Vielmehr ist sie eine unreine Reaktion des persönlichen Willens, des Mentals und Herzens, die das Tun begleitet oder verursacht. Das Apersonale, das Spirituelle ist immer rein, apāpaviddham, und verleiht allem, was es tut, seine eigene unveräußerliche Reinheit. Diese spirituelle Apersonalität ist das dritte Kennzeichen des göttlich Wirkenden. Alle menschlichen Seelen, die eine gewisse Größe und Weite erlangt haben, sind sich in der Tat einer durch sie hindurch wirkenden apersonalen Kraft oder Liebe oder eines Willens und Wissens bewusst. Sie sind aber noch nicht frei von egoistischen Reaktionen ihrer menschlichen Persönlichkeit, die manchmal heftig genug sind. Diese Freiheit hat erst die befreite Seele erlangt. Denn ihr Träger hat seine Persönlichkeit in das Apersonale eingeschmolzen, so dass sie nicht mehr ihm gehört, sondern in die göttliche Person, den Purushottama, aufgenommen ist, der alle begrenzten Eigenschaften in unbegrenzter freier Weise verwendet und durch keine Eigenschaften gebunden ist. Er ist zur Seele geworden, hat aufgehört, nur eine Summe natürlicher Eigenschaften zu sein. Seine für das Wirken der Natur verbleibende äußere Persönlichkeit ist etwas Ungebundenes, Weites, Anpassungsfähiges, Universales. Sie ist eine freie Hohlform zur Aufnahme des Unendlichen. Sie ist eine lebendige Maske des Purushottama.
Das Ergebnis dieses Wissens, dieses Freiseins vom Verlangen, dieser Apersonalität ist die vollendete Ausgeglichenheit in der Seele und im Wesen. Gelassenheit ist das vierte Kennzeichen des göttlich Wirkenden. (180-81)
4.22
Wer zufrieden ist mit allem, was ihm als Gewinn zufällt, wer über die Gegensätze hinausgewachsen ist, wer niemand beneidet, wer gleichmütig bleibt in Misserfolg und Erfolg, der ist nicht gebunden, selbst wenn er handelt.
Gute Ereignisse und böse Ereignisse, so entscheidend wichtig sie der vom Begehren beherrschten menschlichen Seele sind, der vom Begehren freigewordenen göttlichen Seele sind sie gleichermaßen willkommen, da durch ihre sich mischenden Fäden die sich entwickelnden Formen des ewig Guten herausgearbeitet werden. Ein solcher Mensch ist unbesiegbar, da sich für ihn alles hinbewegt auf den göttlichen Sieg auf dem Kurukshetra der Natur, dharmakṣetre kurukṣetre, auf dem Feld der Taten, das das Feld des sich entwickelnden Dharma ist. Jede Wendung in diesem Streit ist von dem vorausschauenden Auge des Feldherrn der Schlacht, von dem Herrn des Wirkens und Lenker des Dharma erdacht und geplant. (181-82)
4.23
Wenn ein Mensch, der befreit ist, frei von jeglicher Bindung, mit Mental, Herz und Geist fest gegründet in der Selbst-Erkenntnis, seine Werke als Opfer vollbringt, dessen Wirken löst sich allesamt auf.
Seine Befreiung hindert ihn nicht am Handeln. Nur weiß er, dass nicht er der Handelnde ist, sondern dass es die Erscheinungsformen, die Eigenschaften der Natur sind, deren dreifache guṇas... Diese Überlegenheit der ruhigen Seele, die ihre eigene Aktivität beobachtet, ihr aber nicht involviert ist, dies traiguṇātītya, ist ebenfalls ein wichtiges Kennzeichen des göttlich Wirkenden. Für sich genommen könnte diese Idee zu einer Lehre führen, die Natur sei mechanisch bestimmt, und die Seele stehe völlig erhaben darüber und sei unverantwortlich. Die Gita vermeidet aber diesen Fehlschluss eines ungenügenden Durchdenkens eindrucksvoll durch die erleuchtende übergöttliche Idee des Purushottama. Sie macht klar, dass es letztlich nicht die Natur ist, die mechanisch ihr eigenes Wirken bestimmt. Es ist der Wille des Höchsten, der sie inspiriert. Er, der bereits die Armee der Dhritarashtrier erschlagen hat, er, dessen menschliches Instrument nur Arjuna ist, eine universale Seele, eine transzendente Gottheit, ist der Herr ihres Bemühens. Wenn wir unser Wirken ganz dem Apersonalen anheimstellen, haben wir ein Mittel, vom persönlichen Egoismus des Täters freizuwerden. Am Ende müssen wir all unsere Tätigkeiten dem hohen Herrn von Allem übergeben, sarva-loka-maheśvara. Wirke, tue meinen Willen in der Welt „mit einem Bewusstsein, das mit dem Selbst übereinstimmt, indem du all deine Handlungen Mir anheimgibst, mayi sarvāṇi karmāṇi sannyasyādhyātmacetasā, befreit von persönlichen Erwartungen, vom Begehren, vom Gedanken „ich“ und „mein“, befreit vom Fieber der Seele: Kämpfe!“ Das Göttliche motiviert, inspiriert, determiniert das gesamte Handeln. Die menschliche Seele, apersonal im Brahman, ist der reine schweigende Vermittler seiner Macht. Diese Macht führt in der Natur die göttliche Bewegung aus. Nur von solcher Art sind die Werke der befreiten Seele, muktasya karma. Denn dieser Befreite handelt in keiner Beziehung aus persönlichem Antrieb. Von solcher Art sind die Handlungen des vollendeten Karmayogins. Sie entstehen aus seinem freien Geist und verschwinden, ohne ihn zu beeinträchtigen, wie Wellen, die an der Oberfläche bewusster unveränderlicher Tiefen sich erheben und verschwinden. Gata-saṅgasya muktasya jñānāvasthita-cetasaḥ, yajñāyācarataḥ karma samagraṁ pravilīyate. (186-87)
Die Bedeutung des Opfers
Die Gita fährt nun weiter fort mit einer eindeutigen, ins einzelne gehende Auslegung der Bedeutung des Begriffes yajña, die keinen Zweifel an der symbolischen Verwendung der Worte und dem psychologischen Charakter des Opferns lässt, zu dem diese Lehre auffordert. (119)
4.24
Brahman ist die Darbringung; Brahman ist das Opfer der Speise; durch Brahman wird es an das Brahman-Feuer hingegeben; Brahman ist jenes, das durch Samadhi im Brahman-Handeln erlangt werden soll.
Dies ist also das Wissen, mit dem der befreite Mensch Opferwerke leisten soll. Es ist die Erkenntnis, die in alten Zeiten in den großen vedantischen Äußerungen erklärt wurde: „Ich bin Er.“ „All dies ist wahrlich Brahman. Brahman ist dieses Selbst.“ Das ist das Wissen um die allumfassende Einheit. Er ist der Eine, geoffenbart als der Handelnde, die Tat und das Ziel des Wirkens. Er ist der Wissende, das Wissen und der Gegenstand des Wissens. Die universale Energie, in die das Wirken eingegossen wird, ist das Göttliche.