Die Botschaft der Bhagavadgita. Sri Aurobindo
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1.7
Erfahre aber auch, wer auf unserer Seite die Hervorragendsten sind, O Bester der Zweifach-Geborenen, die Führer meines Heeres. Ich nenne sie dir zu deiner besonderen Beachtung.
1.8-9
Du selbst und Bhishma und Karna und Kripa, der Siegreiche im Kampf; Ashvatthama, Vikarna und auch Saumadatti; und viele andere Helden haben um meinetwillen ihr Leben eingesetzt. Sie alle sind mit mannigfaltigen Waffen und Geschossen ausgerüstet und wohlerfahren im Krieg.
1.10
Unermesslich ist diese unsere Armee, die von Bhishma befehligt wird, während die ihrige Armee begrenzt ist und sich auf Bhima verlässt.
1.11
Darum ihr alle, die ihr in euren Formationen an den verschiedenen Abschnitten der Front steht: Gebt acht auf Bhishma!“
1.12
Um Begeisterung im Herzen Duryodhanas zu erwecken, blies der mächtige Ahnherr (Bhishma), der Älteste der Kurus, in seine Muschel, so dass es vom Schlachtfeld widerhallte wie Löwengebrüll.
1.13
Darauf erschollen plötzlich die Muscheln und Pauken, die Tamburine, Trommeln und Hörner, und das Getöse wurde gewaltig.
1.14
Positioniert auf ihrem großen, mit weißen Pferden bespannten Streitwagen, stießen dann Madhava (Sri Krishna) und der Sohn des Pandu (Arjuna) in ihre himmlischen Muscheln.
Arjuna ist der Krieger im Streitwagen und der göttliche Krishna sein Wagenlenker. (21)
Arjuna ist der Schüler, der auf dem Schlachtfeld seine Einweihung empfängt. Er ist das Beispiel der ringenden menschlichen Seele, die das Wissen noch nicht empfangen hat, jedoch fähig ist, es durch Handeln in der Welt, in enger Verbundenheit mit dem höheren und göttlichen Selbst und in zunehmender Annäherung an es im Menschsein zu erlangen. Bei der Deutung der Gita vermag man nicht nur diese Episode, sondern das ganze Mahabharata in eine Allegorie des inneren Lebens umzuwandeln. Sie habe nichts mit unserem äußeren menschlichen Leben und Wirken zu tun, sondern handle nur von den Kämpfen der Seele und der Mächte, die in unserem Innern darum ringen, uns zu besitzen. Jedoch rechtfertigt der allgemeine Charakter und die tatsächliche Sprache des Epos diese Auffassung nicht. Hielte man daran fest, würde die unmittelbare philosophische Sprache der Gita in eine ständige mühevolle und irgendwie kindische Mystifikation verwandelt. Die Sprache des Veda und zumindest eines Teils der Puranas ist offensichtlich symbolisch, voller Sinnbilder und konkreter Darstellungen von Dingen, die hinter dem Vorhang verborgen liegen. Die Gita aber ist in klaren Begriffen abgefasst und will die großen ethischen und spirituellen Schwierigkeiten lösen, die sich im Leben des Menschen erheben. Sie beabsichtigt nicht, hinter diese klare Sprache und Denkweise zurückzugehen und ihr Gewalt anzutun, um unseren phantastischen Einfällen zu dienen. In jener Auffassung liegt freilich insofern eine Wahrheit, als der Schauplatz der Belehrung zwar nicht symbolisch, wohl aber beispielhaft ist, da die Szene für solch eine Unterredung tatsächlich so wie hier in der Gita geartet sein muss, wenn sie zu dem hier umrahmten Inhalt in Beziehung stehen soll. (20-21)
Es gibt in der Gita drei Dinge, die spirituell bedeutungsvoll, geradezu typisch sind für die tiefsten Beziehungen und Probleme spirituellen Lebens und menschlichen Daseins an seinen Wurzeln: Das sind die göttliche Persönlichkeit des Lehrers, seine charakteristischen Beziehungen zu seinem Schüler und der Anlass für dessen Belehrung. Der Lehrer ist Gott selbst, der als Mensch herniedergekommen ist. Der Schüler ist der erste, modern ausgedrückt, der repräsentative Mensch seiner Zeit, engster Freund und erwähltes Instrument des Avatars, sein Vorkämpfer in einem gewaltigen Werk und Ringen, dessen geheimer Sinn den darin Handelnden unbekannt, nur dem als Mensch verkörperten Gott bekannt ist, der das alles vom verhüllten Hintergrund seines unergründlichen Mentals des Wissens her lenkt. Der Anlass ist die furchtbare Entscheidung bei diesem Werk und Ringen in dem Augenblick, da sich Angst und moralische Schwierigkeit zusammen mit der blinden Gewalt ihrer vordergründigen Abläufe, mit dem Schock einer sichtbaren Offenbarung, dem Mental jenes repräsentativen Mannes aufzwingen und die ganze Frage aufwühlen: nach der Bedeutung Gottes in der Welt und nach Ziel, Tendenz und Sinn des menschlichen Lebens und Verhaltens. (13)
1.15-16
Hrishikesha (Krishna) blies seine Panchajanya und Dhananjaya (Arjuna) seine (ihm von Gott gegebene) Devadatta. Vrikodara, der Held schrecklicher Taten, stieß in seine mächtige Muschel Paundra; König Yudhishthira, Sohn der Kunti, in die Anantavijaya; Nakula und Sahadeva in die Sughosha und in die Manipushpaka.1
1.17-18
Und Kashya mit seinem mächtigen Bogen und Shikhandi mit seinem großen Streitwagen, Dhrishtadyumna, Virata und der unbesiegte Satyaki, ferner Drupada und die Söhne Draupadis, O Herr der Erde, und Saubhadra mit den mächtigen Armen stießen von allen Seiten in ihre verschiedenen Muschelhörner.
1.19
Diese ungeheure Aufruhr, über Erde und Himmel widerhallend, erschütterte die Herzen der Söhne des Dhritarashtra.
1.20
Als er auf die Söhne des Dhritarashtra, die in Schlachtordnung dastanden, schaute und schon die Geschosse zu fliegen begannen, da erhob der Sohn des Pandu (Arjuna), dessen Banner das Emblem von Kapi Hanuman trug, seinen Bogen und sagte zu Hrishikesha, dem Herrn der Erde, diese Worte:
Die symbolische Kameradschaft von Arjuna und Krishna, der menschlichen und der göttlichen Seele, wird auch anderswo im indischen Denken erwähnt: in der Himmelsreise von Indra und Kutsa, die in demselben Streitwagen sitzen; in dem Gleichnis der beiden Vögel auf dem einen Baum in der Upanishad, in den Zwillingsgestalten von Nara und Narayana, der beiden Seher, die zusammen tapasyā üben, um Wissen zu erlangen. In allen drei Fällen ist es aber das Streben nach dem göttlichen Wissen, in dem, wie die Gita sagt, alles beabsichtigte Handeln gipfelt. Hier dagegen ist es die Aktion selbst, die zu jenem Wissen führt und in der der göttliche Wissende selbst auftritt. Arjuna und Krishna, die menschliche und die göttliche Gestalt, stehen nicht als Seher in der friedlichen Einsiedelei der Meditation beieinander, sondern als Kämpfer und als Zügelhalter auf dem lärmenden Schlachtfeld, inmitten der schwirrenden Speere, im Streitwagen. Der Lehrer der Gita ist deshalb nicht nur der Gott im Menschen, der sich im Wort des Wissens selbst enthüllt, sondern der Gott im Menschen, der unsere ganze Welt des Handelns bewegt, durch den und für den unsere ganze Menschheit existiert, kämpft und sich abmüht, zu dem hin die Fahrt des gesamten menschlichen Lebens und dessen Fortschreiten geht. Er ist der geheime Meister der Werke und Opfer und der Freund der Völker der Menschheit. (19)
1.21-23
Arjuna sprach:
Halte, O Achyuta (Makelloser, Unerschütterlicher) meinen Wagen zwischen den beiden Heeren an, damit ich diese Myriaden mustern kann, die kampfbegierig dastehen und mit denen ich an diesem Festtag der Schlacht zusammenstoßen muss. Ich will jene sehen, die hierher kamen, um für die Sache des übelgesinnten Sohnes des Dhritarashtra einzutreten.
Die Gita geht vom aktiven Handeln aus. Arjuna ist der Mann der Aktion, nicht der Erkenntnis... (22)
Es ist für den praktischen Menschen bezeichnend, dass er durch seine Sinne und Gefühle zur Bedeutung seines Handelns erwacht. Er hat seinen Freund und Wagenlenker gebeten, ihn an einen Ort zwischen den beiden Armeen zu fahren. Dabei leitete ihn