Das skurrile Leben der Myriam Sanders. Melanie Müller
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Das skurrile Leben der Myriam Sanders - Melanie Müller страница 16
«Ich habe direkt meinen Anwalt angerufen, der sofort die Scheidung einreichen soll und außerdem kann ich dann den Zusatznamen Berger entfernen und ich heiße dann wieder Bettina Haffner und der Berger ist weg.» Bettina lacht schallend.
«Ich bin so froh, dass Noemi mir deine Adresse gegeben hat. Wer weiß, ob jemand anderes so viele Informationen hätte herausfinden können.»
Myriam ist nachdenklich. «Wie es aussieht, wolltest du schon länger von deinem Mann weg und du hast einen Weg gesucht, ihn loszuwerden, stimmts?»
«So krass würde ich es jetzt nicht ausdrücken, aber du kommst der Wahrheit ziemlich nahe. Ich habe Hermann geheiratet, weil mein Vater einen Nachkommen für sein Unternehmen haben wollte und ich dachte, wenn ich erst Mutter bin und meinem Vater einen Enkel schenke, wird er glücklich sein.
Meine beiden Brüder sind bei einem Segeltörn ums Leben gekommen und Vater hatte ja dann nur noch mich. Aber ich bin in all den Jahren nicht schwanger geworden und freiwillig hätte Hermann seinen Posten nicht aufgegeben, außerdem hätte ich ihm eine hohe Abfindung zahlen müssen, wenn ich die Scheidung ohne Begründung eingereicht hätte. So war es bedeutend besser.»
«Sag mal. Wie hast du Noemi kennengelernt?»
«In der Buchhandlung Sinnlichkeit.»
«Oh, kenne ich nicht.»
«Es ist ein Frauenladen in der Clayallee, in Zehlendorf, neben dem Cafè Lebensart. Frieda Freifrau von Waldburg, eine gute Freundin von mir, betreibt ihn. Es ist eine Librairie des Femmes, eine Autorinnenbuchhandlung. Und dazu führt sie in einem Nebenraum hoch exklusive Wäsche, Dessous der besonderen Art.»
«Interessant, und was hast du nun für dein weiteres Leben vor?»
«Ich lasse es mir gutgehen!»
«Okay, und wie soll das aussehen?»
«Ich muss in den nächsten Tagen einiges mit meinem Vater wegen der Firmen regeln, außerdem will ich mein Leben auch anderweitig aufräumen, dann habe ich vor, erst einmal in Urlaub zu fahren, bis sich die Wogen um den Skandal geglättet haben. Willst du mich begleiten? Ich lade dich ein.» Bettina strahlt Myriam an.
Myriam zieht ihre Stirn in Falten und sieht skeptisch aus. «Lass mich überlegen.» Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und denkt nach.
Wow, das ist ein Hammerangebot. Kann und darf ich das annehmen? Dann muss ich Annie beauftragen, die Stellung zu halten und meine Blumen zu gießen. Gott sei Dank habe ich keine Haustiere. Mein alter Kater ist letztes Jahr gestorben, friedlich ist er in meinen Armen eingeschlafen. Ja, ich fahre mit.
«Wo soll es denn hingehen?»
«Wie wäre es mit einer Kreuzfahrt in die Südsee?»
«Okay, gebongt, ich fahre mit und meine Mitarbeiterin wird die Stellung halten.»
In diesem Moment wird das Essen gebracht, es duftet wunderbar nach frisch gebackenem Brot.
Mmmmh, ist das lecker!
Myriam beißt herzhaft in ihr Brot und kaut genüsslich und schaut dabei Bettina an, die ebenfalls kräftig in ihre Stulle beißt.
«Ganz vorzüglich! Der Lachs ist zart und schmelzend auf der Zunge, das Brot kräftig und knusprig. Gute Wahl, liebe Myriam.»
Die beiden Frauen essen schweigend und jede hängt ihren eigenen Gedanken nach.
Nachdem sie fertig sind, bestellen sie noch einen Espresso, den sie mit einem Löffel braunen Zucker versüßen.
Bettina übernimmt die Rechnung, bevor Myriam widersprechen kann. «Ich lade dich ein, denn ohne dich wäre ich jetzt nicht hier.»
«Na, dann vielen Dank.»
Die Sonne lacht ihnen entgegen, als sie das Lokal verlassen und ihre Schritte in Richtung Parkplatz lenken.
«Myriam, das war wirklich super, dass ich dich hier getroffen habe und versprich mir, dass wir uns wiedersehen! Mit der Einladung, das war mein voller Ernst»
«Gerne, Bettina. Ich freue mich, wenn du mich anrufst und wir einen Termin für unsere Besprechung unseres gemeinsamen Urlaubs finden.»
Sie umarmen sich und jede geht ihrer Wege. Myriam ins Büro und Bettina zu ihrem Vater.
Annies Liebe
Ein Tag, wie jeder andere. Nicht ganz. Annie sprüht in letzter Zeit vor Glück. Myriam hat neue Bürostühle gekauft und für Annie einen kleinen Schreibtisch mit eigenem Laptop.
«Myriam, das war das Beste, was sich aus unserem kleinen Auftrag entwickelt hat. Sie ist echt eine Sahneschnitte, sie liest mir wirklich jeden Wunsch von den Augen ab, trägt mich auf Händen. Sie ist stark und kann mich beschützen. Beim Sex bringt sie mich in die höchsten Höhen der Wolllust. Das ist es, was mir bei meinem letzten Freund gefehlt hat.»
«Das ist schön», erwidert Myriam. «Dann drücke ich dir die Daumen, dass es so bleibt. Aber jetzt an die Arbeit.»
Myriam gibt ihr eine Liste. «Recherchier das bitte im Internet, ich will alles über diese Personen und den Laden wissen.»
«Wird gemacht!»
Beide arbeiten still vor sich hin und als es Mittag ist, fragt Myriam: «Lust auf einen Spaziergang an der Spree und was zu essen?»
«Oh, super, ich habe einen Bärenhunger.» Annie speichert ihre Notizen und klappt den Laptop zu. Myriam ist bereits fertig.
Fröhlich machen sich die beiden Frauen auf den Weg, albern herum und plaudern über die Party.
Der Koffer
Spätnachmittags erscheint Bettina in Myriams Büro. In der Hand trägt sie einem dicken Aktenkoffer.
«Hallo, Myriam.»
«Hi, Bettina. Was führt dich zu mir?»
«Ich habe einen neuen Auftrag für dich», ruft sie aus, als sie sich stöhnend in den Sessel vorm Schreibtisch fallen lässt.
«Oh, das hört sich gut an», lacht Myriam.
«Also, die Scheidung läuft. Er tobt. Wir wissen es von seinem Anwalt. Dabei habe ich gewisse Befürchtungen. Hermann hat sehr viel enge Freunde und es könnte sein, dass er seine Freunde aus der Untersuchungshaft heraus beauftragt, mich zu drangsalieren. Gestern Abend trieben sich ein paar dunkle Gestalten vor unserem Grundstück herum. Recht auffällig. Hier in diesem Aktenkoffer habe ich einige sehr persönliche Unterlagen und Dokumente gepackt und bitte dich, den Koffer in Verwahrung zu nehmen.»
«Ja, natürlich, Bettina. Das kann ich machen. Ist ein großer Aktenkoffer, fast wie ein Pilotenkoffer. Hier ist er sicher.»
«Ja. Es ist ein Pilotenkoffer. Ich hatte ihn mal in Hong Kong gekauft. Du darfst niemanden von dem Koffer erzählen und dass er von mir ist. Niemand weiß davon. Es ist besser so. Verstaue ihn gut. Er hat Zahlenschlösser, die ein unbeabsichtigtes Öffnen verhindern. Es ist gut, wenn niemand