Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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paar Worte fielen ihr ein, die sie ungewollt aufgeschnappt hatte. Herr Becker sprach von untersuchen, von einem feinen Kerl, der sie war, und dass er sie doch jetzt nicht im Stich ließ.

      Da war etwas mit seiner Frau!

      Stellte sich bei den Beckers noch einmal Nachwuchs ein? Dann hätte er aber doch ein anderes Gesicht gemacht und wäre munter und aufgeschlossen gewesen – wie damals, als dann das Mädchen kam.

      Eine unheilvolle Ahnung überkam sie.

      Hatte er nicht nach etwas gefragt, das sich wie „Krebs“ anhörte?

      Sie überlegte. So genau hatte sie nicht hingehört. Aber jetzt war sie absolut sicher.

      Er hatte danach gefragt!

      Arme Frau! Olga Finkenschlägers mütterlich fürsorgliche Gefühle wallten auf.

      8

      Die Verkäuferin im Blumengeschäft stellte einen Strauß nach seinen Anweisungen zusammen – Levkojen, gelbe und blaue Iris, dazu ein paar Halme Ziergras.

      „Zwanzig Mark?“, fragte sie unsicher.

      „Der Preis ist unwesentlich.“

      Sie steckte noch ein paar Blumen hinzu und verschwand nach hinten, um das Gebinde einzukordeln.

      Sie werden ihr gefallen, überlegte Walter Becker. Ein eigenwilliger Strauß trifft immer ihren Geschmack.

      Rosen, wie sie ihm die Verkäuferin erst offeriert hatte, waren entweder eine Weltanschauung oder Ausdruck schlechten Gewissens. Und Nelken waren eine Verlegenheitslösung. Wem gar nichts einfiel, der nahm Nelken.

      Eva-Maria verabscheute Einfallslosigkeit.

      Die Verkäuferin brachte den Strauß in Cellophan gehüllt, er bezahlte und verstaute die Blumen sorgfältig auf der Rückbank.

      Während er den Wagen durch den Feierabendverkehr über die Zoobrücke lenkte, überlegte er, wie er ihr auf unverfängliche Art beibrachte, dass er sie morgen nach Bonn in die Klinik fuhr.

      Am besten war, er erzählte ihr die Wahrheit. Die halbe Wahrheit! Den Ärger mit dem engstirnigen Querulanten Kentenich und seine Absicht, durch sein Fernbleiben morgen einen Krach zu provozieren.

      Diese Lösung fand er geschickt. Eva-Maria nahm immer regen Anteil an seinem Berufsleben; sie würde sich über die neue Situation Gedanken machen und war von ihrem Problem abgelenkt.

      Das war genau das, was Hermann als wünschenswert empfohlen hatte. Weg von den trüben Gedanken, Aufmunterung, Ablenkung mit allen Mitteln, damit sie sich nicht noch mehr in ihre Idee verrannte und am Ende Gemütszustände bekam!

      Der allabendliche unvermeidliche Stau an der Autobahnabfahrt nervte ihn nach langer Zeit mal wieder.

      Es zog ihn nach Hause. Nicht, damit Eva-Maria die kleine Familie vollzählig um sich versammelt sah, sondern weil er das Bedürfnis hatte, bei ihr zu sein, ihre Nähe zu spüren.

      Und auch, um ihren Kummer mitzutragen, wenn sie von sich aus darauf zu sprechen kam. Sie sollte wissen, dass sie immer auf ihn zählen konnte, dass er zu ihr hielt.

      Es war auch eine kleine Wiedergutmachung für die ungezählten Male, in denen sie ihm beigestanden hatte, wenn er schwerwiegende Entscheidungen zu treffen hatte und nachts stundenlang wach lag.

      Sie war ihm nicht bloß Frau, eine gute Frau, sie war noch mehr Freund und Kamerad.

      Die roten Ampelphasen kamen ihm doppelt so lang vor wie sonst, die Fahrer vor ihm besonders saumselig, trottelig und verschlafen. Er hupte aufgebracht den Vordermann an und wurde sich bewusst, dass er auf diese Weise den seelischen Druck nicht los wurde, sich im Gegenteil in einen aggressiven Zustand versetzte und bestimmt nicht die Hilfe für Eva-Maria war, wie sie Hermann vorschwebte.

      Ganz ruhig, sagte er sich. Ich komme wie immer nach Hause, nicht schneller, nicht langsamer.

      Dennoch kam es ihm wie eine kleine Ewigkeit vor, bis er sich durch die Stadt gekämpft hatte und in seine Straße einbog.

      Zum wiederholten Mal fragte er sich, warum Eva nicht ans Telefon gegangen war. Aus Furcht, sie würde sich verraten?

      Zumindest war sie jetzt da, das Küchenfenster war gekippt. Wenn sie das Haus verließ, schloss sie zuvor sorgfältig die Fenster.

      Vor der Garage lag Tinas Fahrrad und blockierte die Einfahrt.

      Er räumte das Hindernis beiseite und ließ das Tor hochschwingen.

      Das dumpfe Rollen war immer im Haus zu hören und für Tina und Eva-Maria das Signal für sein Kommen. Er setzte den Wagen hinein und fand, dass die Garage mal wieder dringend aufgeräumt gehörte.

      Später, nahm er sich vor. Am Wochenende vielleicht. Oder am darauffolgenden.

      Seine beiden Damen standen in der Haustür, als er herauskam und etwas linkisch den Strauß hielt.

      Blitzte nicht Argwohn in Eva-Marias Augen auf? War da nicht Misstrauen und Unsicherheit in ihren Blicken?

      Meine Schuld!, schoss es ihm durch den Kopf. Wann habe ich ihr auch in den letzten Jahren ohne besonderen Anlass Blumen mitgebracht? Doch nie oder fast nie! Ich kann’s an einer Hand abzählen. Zum Geburtstag ja. Den Hochzeitstag hätte ich vergessen, wenn mich die treue Olga nicht daran erinnert hätte!

      Er verspürte fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen und lächelte angestrengt.

      Klein Tina machte kugelrunde Augen und starrte fasziniert auf den Strauß unter dem Cellophanpapier.

      „Ist das eine hübsche Schleife“, beurteilte sie. „Darf ich die haben?“

      Die Verkäuferin hatte das Papier oben mit einer rosa Zierkordel zugebunden und die Enden kunstvoll wie Kringellocken gedreht.

      Er war fast etwas gekränkt, dass die alberne Schleife mehr Anklang fand als der Strauß. Aber dann lachte er. Gar zu begehrlich blickten Tinas Augen.

      Außerdem konnten Kinder so gut wie alles gebrauchen. Es lag dann zwar hinterher irgendwo herum und wurde vielleicht noch ein oder zweimal zum Spielen hervorgekramt, wichtig war aber im ersten Augenblick das Gefühl, es zu besitzen, zu haben.

      „Blumen? Für mich?“, fragte Eva-Maria zögernd, während sie den Strauß entgegennahm.

      Sekundenlang war nur das Knistern des Cellophans zu hören.

      Er sah ihr an, wie angestrengt sie überlegte, ob sie nicht einen wichtigen Familientag reinweg vergessen hatte. Schlagartig kehrte der Argwohn in ihre Augen zurück.

      Sie denkt nach, ob ich etwas weiß, etwas ahne!

      „Natürlich für dich, mein Schatz!“ Er lachte so unbekümmert, wie er konnte, und küsste sie. Es war ihm herzlich gleichgültig, dass der Nachbar herüberblickte, der gerade seinen Rasenmäher in den Vorgarten schob.

      „Tag,

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