Trevellian und der Tod in Chinatown: Action Krimi. Pete Hackett
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Sie schmollte, dann erklärte sie, dass sie ihn trotzdem liebe, obwohl er sich nie Zeit für sie nehme, dass er sie immer mehr vernachlässige, dann legte sie auf.
Nicht mehr lange, Darling, schoss es Mortimer Hardin durch den Kopf. Dann wirst du nicht nur von mir vernachlässigt, dann wirst du von mir in die Wüste geschickt.
Diese morgendlichen Rückrufe, kaum dass er das Haus verlassen hatte, nervten. Dieses Gequatsche von Liebe und ständiger Vernachlässigung und – und – und ...
Es war schlicht und einfach lästig.
Er hatte nichts mehr für sie übrig. Es war langweilig geworden mit ihr.
Mortimer Hardin atmete tief durch. Er legte den Hörer kurz auf, um die Leitung zu unterbrechen, dann nahm er ihn erneut und tippte mit fahrigen Fingern eine Nummer.
„Ja!“ Mehr war nicht zu hören am anderen Ende der Leitung.
„Ich muss sofort Luigi sprechen.“
„Wer ist – ich?“
Hardin wollte schon aufbrausen, das Adrenalin stand ihm bis zur Unterlippe, er zwang sich aber zur Ruhe. Mit gepresster Stimme nannte er seinen Namen. Dann hatte er Luigi Stelario an der Strippe.
„Was ist los?“, fragte der Italoamerikaner.
„Irgend jemand muss etwas von unserem Deal mitgekriegt haben. Hinter meinem Scheibenwischer fand ich eine Nachricht ...“ Hardin zitierte, was auf dem Blatt Papier stand. Dann endete er: „Weiß der Teufel, wer uns ins Handwerk pfuschen will. Jedenfalls scheint es eine undichte Stelle zu geben.“
Stelario schwieg kurze Zeit. Dann meinte er: „Diese undichte Stelle kann nur in deinem Umfeld sein. Wer von deinen Leuten weiß von der Sache?“
Hardin musste nicht lange nachdenken. „Herb Morgan und Dave Vanderbildt.“
„Knöpfe dir die beiden mal vor. Und wenn einer von denen geplaudert hat, dann ...“ Stelario, der Boss eines Syndikats in der Lower East Side, sprach nicht zu Ende, was dann sein würde. Aber die unausgesprochene Drohung beinhaltete mehr als alle Worte.
Mortimer Hardin wusste, dass hinter dem dann ein Todesurteil stand.
Stelario fuhr fort: „Wer immer dir den Fetzen Papier zugespielt hat, Mortimer, er wird sich die Finger verbrennen. Wir machen das Geschäft – du und ich. Wir treffen uns, wie ausgemacht, genau heute in sechs Tagen. Du bringst die Ware mit, und ich zahle dich aus. Und wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, dann wird sich unsere Geschäftsbeziehung vertiefen und ganz gewiss noch eine Weile andauern. Alles klar?“
„Ich – ich weiß nicht ...“
„Du willst doch jetzt nicht abspringen?“, kam es drohend durch die Leitung. „Ich könnte es mir nicht leisten ...“
„Nein, Luigi. Gewiss nicht.“ Mortimer sprach es hastig und voll gemischter Gefühle. Er hatte unvermittelt das Empfinden, in einer Sackgasse zu stecken, aus der es kein Entrinnen gab.
„Dann ist‘s ja gut. Also in sechs Tagen.“
Stelario legte auf. Hardin hielt noch eine Weile den Hörer in der Hand. Er kniff die Lippen zusammen und versuchte eine gerade Linie in sein Denken zu bringen. Stelario hatte nicht den geringsten Zweifel aufkommen lassen, dass er den Ton angab und dass er einen Rückzieher nicht duldete. Stelario zum Feind zu haben war gleichbedeutend mit tot zu sein.
In Mortimer Hardins Eingeweiden begann es zu rumoren.
Als er ebenfalls auflegte, wurde die Tür geöffnet. Im nächsten Moment schob Anny March ihren Kopf durch den Spalt. „Was ich vorhin vergaß, Mort: Herb Morgan ist heute nicht zur Arbeit erschienen. Er hat auch nicht angerufen und sich entschuldigt.“
Mortimer Hardin zuckte zusammen, als hätte ihn jemand mit einem glühenden Eisen berührt.
„Er – er ... Morgan ist nicht zur Arbeit erschienen?“, stammelte er nahezu fassungslos, und er spürte, wie sich Puls und Herzschlag beschleunigten. Er schluckte mühsam. „Hast du bei ihm angerufen, Anny?“
„Ja. Er hebt nicht ab.“
Mortimer Hardins Blick schien sich nach innen zu kehren. „Ist schon gut, Anny. Vanderbildt soll zu mir kommen. Sofort.“
Annys Kopf verschwand, die Tür wurde zugezogen. Derart aufgelöst hatte Anny March ihren Chef und Geliebten noch nie gesehen.
Nach der Hiobsbotschaft ahnte er Fürchterliches. Er hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. Er fühlte sich unvermittelt wie ein Seiltänzer bei einem gefährlichen Drahtseilakt ohne Netz und doppelten Boden.
Vanderbildt erschien. Ohne den Gruß des Mannes zu erwidern stieß Mortimer Hardin erregt hervor: „Hast du zu irgend jemand von der Sache gesprochen, Dave?“
Dave Vanderbildt, ein großer, schlaksiger Bursche von etwa 35 Jahren, schüttelte den Kopf. „Hältst du mich für doof?“, fragte er respektlos.
Hardin schluckte es. Sie waren nur nach außen hin Chef und Angestellter. Im Innenverhältnis waren sie Komplizen.
„Was ist mit Herb?“ Hardin spuckte die vier Worte regelrecht hinaus.
„Keine Ahnung.“ Vanderbildts Stirn legte sich in Falten. „Was soll mit ihm sein? Was ist los, verdammt? Du bist aufgeregter als eine Jungfrau vor dem ersten Mal. Mach den Mund auf und lass dir nicht die Würmer einzeln aus der Nase ziehen.“
Mortimer Hardin klärte seinen Komplizen mit dürren Worten auf. Vanderbildt nagte an der Unterlippe. „Schätze, da hat Herb Scheiß gebaut“, murmelte er dann. „Ich war ja gleich nicht dafür, dass wir diesen Windhund ...“
Hardin unterbrach Vanderbildt. „Er ist ein Experte auf dem Gebiet des Computer-Design. Darum brauchten wir ihn.“
Vanderbildt kam nicht mehr zu einer Erwiderung. Denn Anny March riss die Tür auf. Sie war leichenblass. Schreck weitete ihre dunklen Augen, ihre Lippen bebten. „Mr. Hardin, hier – mein Gott, es ist zu schrecklich ...“
Wenn Dritte anwesend waren, war er Mr. Hardin, und sie war Miss Anny oder einfach nur Anny. Kein Mensch in der Firma hatte eine Ahnung, dass sie ein Verhältnis hatten, nicht einmal Vanderbildt, im Verein mit dem und Herb Morgan er, Mortimer Hardin, den „großen Deal“, wie er sich auszudrücken pflegte, durchziehen wollte.
Sie hielt die New York Times in der Hand, ein Zittern durchlief ihre Gestalt.
„Was ist schrecklich, verdammt, reden Sie schon“, schnappte Hardin, war aber schon bei Anny und riss ihr die Zeitung aus der Hand. Er überflog die Seite, konnte aber auf Anhieb nicht entdecken, was Anny so sehr entsetzte, dass ihr die Stimmbänder versagten.
Anny fing sich. Tränen standen in ihren Augen. Sie tippte mit dem Zeigefinger auf eine kleine Meldung, die nur allzu leicht zu übersehen war. „Hier, Mor ...“ Sie verschluckte den Rest des Namens, als sie sich rechtzeitig besann, dass sie eine Rolle spielte. „Hier, Sir, ich – ich kann es noch gar nicht fassen. Der arme Herb ...“
Vanderbildt