Trevellian und der Tod in Chinatown: Action Krimi. Pete Hackett
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Wir nahmen den Sportwagen. Ehe wir losfuhren, schaltete ich das Bordfunkgerät ein. Ich kämpfte mich durch das Verkehrsgewühl, durch diese Lawine aus Blech und Chrom, die Aggressionen schürt und so manchen gebildeten Mann auf die unterste Stufe der Niveaulosigkeit sinken lässt, wenn Vorder- oder Nebenmann am Steuer nicht der eigenen Verkehrsanschauung entsprechen.
Das Hupkonzert, das sich in den Häuserschluchten erhob, war Ausdruck dieses Rückfalls in die Zeit des Faustrechts.
Mit viel Geduld und Spucke kamen wir endlich in Chinatown an. Eine chinesische Stadt mitten in New York. Bars, Restaurants, Geschäfte mit viel Kitsch in den Auslagen, Lebensmittel- und Fischläden, Gehsteige voll Menschen und – kein Parkplatz.
Im Schritttempo fuhr ich an der Reihe der abgestellten Fahrzeuge entlang, bog schließlich in eine ruhigere Seitenstraße ein, und es gelang mir, den Sportwagen zwischen einen Chevy und einen Müllcontainer zu quetschen, ohne dass er auch nur die kleinste Schramme abbekam.
Mein roter Flitzer war zwar nicht mehr der neueste, aber er rangierte bei mir an Platz 1, und ich hütete ihn wie meinen Augapfel.
Wir stiegen aus. Milo reckte und streckte sich demonstrativ. „Irgendwann müssen wir einen dritten Mann mitnehmen, der mich aus dieser Kiste heraushebt und auseinander faltet“, frotzelte er.
„Wenn es soweit ist, dann nehmen wir deinen alten Chevy“, versetzte ich und erntete von Milo dafür einen bösen Blick. „Aus dem können wir herauslaufen“, setzte ich noch eins drauf.
Wir bahnten uns einen Weg durch die hektische Betriebsamkeit auf dem Gehsteig. Wo wir hinsahen, es gab nur Chinesen. Sie beachteten uns kaum. Unser Ziel war der „Royal Dragon“. Wir brauchten nicht lange danach zu suchen. Es war schließlich nicht unser erster Einsatz in Chinatown.
Die Tür der Bar stand offen. Innen waren zwei Putzfrauen am Werk. Sie wischten den Boden. Die Stühle waren auf die Tische gekippt. Hinter der Theke spülte ein junger Chinese Gläser. An ihn wandten wir uns. Ich fragte ihn nach Chu Han Chingh.
„Der Boss schläft“, bekamen wir Bescheid, ohne dass der Spüler seine Tätigkeit unterbrach.
„Wir möchten mit ihm reden“, mischte sich Milo ein.
„Er schläft“, kam die lakonische Antwort.
Ich zückte meine ID-Card und hielt sie dem Knaben unter die Nase. Seine etwas schräg stehenden Schlitzaugen schienen sich noch um eine Idee zu verengen.
„Wir wollen deinen Boss sprechen“, sagte ich mich Nachdruck, jedes einzelne Wort betonend. „Er kann anschließend seinen erlauchten Kopf wieder in die Kissen betten.“
Im Gesicht des Burschen war nicht die geringste Gemütsregung festzustellen. Dass zwei G-men am hellen Mittag antanzten, schien ihn nicht besonders zu berühren.
„Ich werde dem Boss Bescheid sagen“, murmelte er und lief zu einer Hintertür.
Milo und ich folgten ihm einfach. Mein Ausweis war wieder in der Jackentasche. Wir betraten einen Korridor, der zu einem Hinterhof führte, von dem aus sich aber auch eine Holztreppe steil nach oben schwang. Linker Hand waren die beiden Türen zu den Toiletten, daneben gab es eine weitere Tür.
„Warum warten Sie nicht in der Bar?“, fragte der Chinese über die Schulter.
„Wir wollen deinen Chef doch nicht allzu sehr fordern“, antwortete Milo. „Er müsste ja aus dem Schlafanzug steigen und sich den Schlaf aus den Augen waschen. Es sind nur ein paar Fragen, die er uns gegebenenfalls sogar im Liegen beantworten kann.“
Unser Führer schwieg.
Wir standen vor einer Tür mit einem kleinen Schild, auf das einige chinesische Schriftzeichen gemalt waren. Der Spüler läutete. Einmal – zweimal – ein drittes Mal. Es schallte durch die Tür wie der Gong in einem buddhistischen Kloster.
Zwei Minuten dauerte es, bis jemand von innen öffnete. Es war eine zierliche, hübsche Chinesin mit rabenschwarzen Haaren, die ihr über Brust und Schultern fielen. Sie trug nur ein dünnes Seidennachthemd auf dem schlanken Körper und einen unübersehbaren Ärger im Herzen ob der Störung durch uns. Das verriet ihre Miene deutlich.
Wütend fuhr sie den Burschen an, der uns hierher geleitet hatte, dann erst sah sie scheinbar uns, und sie taxierte uns von oben bis unten.
Milo leierte aufs Neue herunter, dass wir Chu Han Chingh sprechen wollten.
Der Spüler wies darauf hin, dass wir G-men sind.
Ohne die geringste Spur von Fröhlichkeit nach dieser Eröffnung verschwand die Kleine.
„Dich brauchen wir nicht mehr.“ Milo tippte dem Spüler auf die Schulter. „Du kannst wieder Gläser spülen.“
Der Boy verzog sich schnell. Es schien, als wollte er nicht in der Schusslinie zwischen uns und seinem Chef stehen – natürlich nur bildlich gemeint.
Chu Han Chingh gab sich die Ehre. Sein ausdrucksloser, unergründlicher Blick tastete sich an uns hinauf und hinunter, dann nickte er. „Ich arbeite nachts, Gentleman. Und ich arbeite hart. Wenn Sie sich ausgeruht aus Ihren Betten erheben, kehrt bei mir erst Ruhe ein. Und dann bin ich rechtschaffen müde und muss schlafen. Was veranlasst Sie, den mir redlich verdienten Schlaf zu stehlen.“
Milo und ich wechselten einen schnellen Blick, und ich war nahe daran zu verlautbaren, dass er sich mit uns auch weniger gestelzt unterhalten könne. „FBI“, sagte ich stattdessen. „Mein Name ist Trevellian.“ Ich wies auf Milo. „G-man Tucker. Wir hätten gerne einige Fragen von Ihnen beantwortet, Mister Chingh.“
Er musterte mich fast mitleidig. „In welcher Sache?“
„Nun, man munkelt, dass sie drauf und dran sind, Huang Li hier in Chinatown abzulösen.“
Ich beobachtete den fetten Burschen im Pyjama und erwartete irgendein verräterisches Zeichen. Irgendwie tat mir die kleine, zierliche Chinesin leid, die in dieser Nacht mit diesem Koloss das Bett geteilt hatte. Mit Koloss meine ich nicht die Höhe des Kerls, sondern seinen Umfang.
Er zeigte nicht die geringste Reaktion. „Sie sind ziemlich direkt in Ihrem Vorgehen, G-man Trevellian“, knurrte er.
„Warum lange um den heißen Brei herumreden“, versetzte ich gelassen.
„Wie kommen Sie darauf, dass ich es auf diesen Huang Li – so sagten Sie doch – abgesehen haben könnte?“, fragte Chu Han Chingh lauernd.
„Vielleicht pfeifen es schon die Spatzen von den Dächern“, tönte Milo und zeigte dem Chinesen die Zähne wie ein zorniger Terrier.
„Das ist Blödsinn“, knurrte Chu Han Chingh. „Huang Li – wer soll das überhaupt sein?“
„Stellen Sie sich nur nicht an, Chingh“, schnarrte Milo. „Jedes Kind in Chinatown kennt Huang Li. Ausgerechnet Sie wollen ihn nicht kennen?“
Chu Han Chingh zog nur seine Mundwinkel nach unten.
„Okay.“ Ich ergriff wieder das