Die Kindermörderin. Ein Trauerspiel. Heinrich Leopold Wagner

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Die Kindermörderin. Ein Trauerspiel - Heinrich Leopold Wagner Reclams Universal-Bibliothek

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das Glas an die Nase.) Ja da kommen sie mir schön an, beym Blut; da trink ich keinen Tropfen von; – das riecht einem ja, Gott verzeih mirs! so stark in die Nase, daß man vom blosem Geruch besoffen wird.

      V. GRÖNINGSECK.

      Grade das Gegentheil, Weibchen! grade das Gegentheil; – ich geb ihnen meine parole d’officier, oder auch meine parole de maçon, welche sie wollen, daß ich mich schon mehrmals zwey auch dreymal in einem Nachmittag besoffen, und jedesmal im Punsch mich wieder nüchtern getrunken habe.

      EVCHEN.

      Ja sie: sie haben den Magen schon ausgepicht, aber ich bin gar nichts starkes gewohnt.

      V. GRÖNINGSECK.

      Gut! so will ich kapituliren: Evchen trinkt soviel sie will, und ihren Rest nehm ich [14]noch auf mich; die Mama aber leert ihr Glas, so ist hübsch die Proportion gehalten. – Allegro! ins Gewehr! – (Er reicht jeder ihr Glas, nimmt seines, stößt an, sie trinken.)

      EVCHEN

      (speit aus.) Pfui! das brennt einen ja bis auf die Seele.

      FR. HUMBRECHT.

      Du Unart! geht man denn mit Gottes Gab so um? (trinkt wieder fort) – Mir schmekts ganz gut – fast wie Rossoli.

      V. GRÖNINGSECK.

      So ungefähr, ja! wenns ihnen nur schmeckt, Weibchen. – Aber eins Evchen, must du mir, wenn wir wieder auf den Ball fahren, versprechen, daß du mir keinen Teutschen mit jemand anders, als mit mir tanzest; Kontertänz so viel du willst.

      FR. HUMBRECHT.

      Gelt! sie kann nichts? hats eben wieder verlernt. –

      V. GRÖNINGSECK.

      Nicht doch! – sie tanzt nur zu gut, macht ihre Figuren, Wendungen, Stellungen mit zu viel grace, zu reizend, zu einnehmend – ich kanns ohne heimlich eifersüchtig zu werden, nicht mit ansehn.

      FR. HUMBRECHT.

      Ey sie belieben halt zu vexiren! – sie hat zwar drey Winter hintereinander beym Sauveur Lektion genommen. –

      V. GRÖNINGSECK.

      Beym Sauveur! – pardieu! da wunderts mich nicht mehr – ich hab auch bey ihm repetirt: – c’est un excellent maitre pour former une jeune personne! – sein Wohlseyn! (Fr. Humbrecht und er trinken) – aber, comment diable kamen sie an den Sauveur? der hat ja immer so viel mit Grafen und Baronen zu thun –

      EVCHEN.

      Es waren auch drey Baronen und ein reicher Schweitzer, die beym Herr Schaffner neben uns logirten, und weil sie noch Frauenzimmer brauchten, so luden sie mich auch ein.

      [15]V. GRÖNINGSECK.

      Die Kerls hatten, hohl mich der Teufel! keinen übeln Geschmack. – Wie lang ist es?

      FR. HUMBRECHT

      (gähnend.) Schon fünf Jahr, glaub ich –

      EVCHEN.

      Ja so lang ists gewiß, wenns nicht gar sechse sind.

      V. GRÖNINGSECK.

      Das laß ich gelten: – da warst du zwölf Jahr alt, und stachst doch schon den Barons in die Augen –

      EVCHEN.

      Ey Mutter! sie wird doch, hoff ich, nicht einschlafen wollen?

      V. GRÖNINGSECK

      (faßt sie mit der einen Hand um den Hals, und hält ihr mit der andern das Glas an Mund.) – Das Restchen noch, Frau Humbrecht!

      FR. HUMBRECHT

      (stößt das Glas von sich.) Kein Tropfen mehr. (er setzt es weg.) Ich kann die Augen nicht mehr aufhal – – (fällt schlafend dem Lieutenant an die Brust.)

      EVCHEN.

      Gerechter Gott! was soll das denn seyn? – (springt ganz erschrocken und besorgt auf, schüttelt ihre Mutter.) – Mutter! was fehlt ihr: – hört sie? hört sie nicht? – Guter Himmel! wenn sie nur nicht krank wird! –

      V. GRÖNINGSECK.

      Sey ruhig Evchen! es hat nichts zu bedeuten – in einer Viertelstunde ist sie wieder so wach, als vorher: – Der Punsch hats gethan – sie ist ihn nicht gewohnt.

      EVCHEN

      (schüttelt sie wieder.) Mutter! – Mutter! – sie liegt in Ohnmacht, glaub ich, oder ist gar tod. –

      V. GRÖNINGSECK.

      Ohnmacht! – Tod! – Narrenspossen! – fühl den Puls hier – sie hat ein wenig zu hastig getrunken, das ist alles. – Komm Evchen! hilf mir sie aufs Bett dort führen, sie wird mir warlich zu schwer so. – (Evchen und er führen sie ans Bett, und legen sie queer über) – Pardieu! vorher machten wir uns über das Stellagie lustig, und jetzt sind wir froh, daß wirs haben.

      EVCHEN

      (ganz bestürzt.) Noch weiß ich nicht, wie mir geschieht! – hätt ich sie nur zu Hauß!

      V. GRÖNINGSECK

      (setzt sich neben die Mutter, zieht [16]Evchen nach sich.) Sey doch kein Kind, ma chere! was ists denn weiter? – wir kommen noch zeitig genug wieder auf den Ball. – (sieht ihr starr unter die Augen.) – Bist du mir gut Evchen?

      EVCHEN.

      Ums Himmelswillen sehn sie mich nicht so an; ich kanns nicht ausstehn.

      V. GRÖNINGSECK.

      Warum denn nicht, Närrchen? (küßt ihr mit vieler Hitze die Hand, und sieht ihr bey jedem Kuß wieder starr in die Augen.)

      EVCHEN.

      Darum! – ich will nicht. – (Er will sie umarmen und küssen, sie sträubt sich, reißt sich los, und lauft der Kammer zu.) Mutter! Mutter ich bin verlohren. –

      V. GRÖNINGSECK

      (ihr nacheilend.) Du sollst mir doch nicht entlaufen! – (schmeißt die Kammerthür zu. Innwendig Getös; die alte Wirthin und Marianel kommen, stellen sich aber als hörten sie nichts; nach und nach wirds stiller.)

      WIRTHIN.

      Räum geschwind ab; – sieh, wie das alte Murmelthier dort schläft.

      MARIANEL.

      Hättet ihr mir nur meinen Willen gelassen; weiß wohl, wer jetzt schlafen müßt! – da hätt man doch auch was fangen können.

      WIRTHIN.

      Ja fangen! – du und der Teufel fang! Die Offizier sind dir die rechten. – Da verlohr einer vom corps royal vorm Jahr einen lumpichten Kugelring, hat mir der Racker nit bald’s Fell über die Ohren gezogen!

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