Big Ideas. Das Film-Buch. John Farndon

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Big Ideas. Das Film-Buch - John  Farndon

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Jahrhundert und darüber hinaus. Jeder Eintrag behandelt Ursprung und Einflüsse eines Films, seine Machart und Mitwirkenden ebenso wie seine Wirkungsgeschichte.

      Es handelt sich dabei um eine Zeitreise, angefangen bei der Stummfilmära, als die ersten Frauen und Männer die Möglichkeiten der Bewegtbilder erprobten. Von dort schwenkt der Blick in die goldenen 1930er- und 1940er-Jahre, als sich Kinos in jeder Hauptstraße fanden und beliebte Massenunterhaltung boten, mit Stars wie Humphrey Bogart, Katharine Hepburn und James Stewart. In den 1950er-Jahren schufen Filmemacher aus Europa, Indien und Japan Meisterwerke, die bis heute geschätzt werden – es war die Zeit von Henri-Georges Clouzot, Akira Kurosawa, Yasujirô Ozu, Nicholas Ray und Satyajit Ray. Eine neue Generation brach in den 1960er- und 1970er-Jahren mit den etablierten Formen, und schon erreicht die Geschichte des Kinos die Gegenwart, in der es Techniken gibt, die auf Knopfdruck ganze Welten entstehen lassen, und die noch vor zehn Jahren selbst Stoff von Science-Fiction gewesen wären.

       Glückselige Versenkung

      Das Schöne an Filmen ist, dass jeder Mensch sie auf eigene Weise liebt und sie sich individuell erschließt. Als Autor und Filmjournalist hat der Berater dieses Buches viel Zeit seines Erwachsenenlebens in Kinos verbracht, immer auf der Suche nach Filmen, die ihm die glückselige Versenkung schenkten, nach der er als Kind so süchtig war: »Ich sitze da, und wenn die Lichter ausgehen, bin ich wieder der Siebenjährige, der sich vor Lachen biegt, als Harpo Marx bei der Geburtstagsparty eines Freundes über eine improvisierte Leinwand läuft; oder der sich mit zehn Jahren von der Weihnachtsfeier stiehlt, um im ersten Stock auf dem alten Fernseher Citizen Kane zu sehen; oder den mit gerade einmal 14 Jahren die düsteren, nervenaufreibenden Filme von David Lynch umhauen. Diese Momente leben jedes Mal auf, wenn ich einen Film anschaue.« Zwei Jahrzehnte nach Die Reise zum Mond, als ein glückloser Méliès am Bahnhof Montparnasse Trödel verkaufte, erhielt das junge Medium einen Spitznamen, der noch heute passt: die »siebente Kunst«, nach Architektur, Malerei, Musik, Skulptur, Tanz und Dichtung. Er geht auf den italienischen Gelehrten Ricciotto Canudo zurück, für den die Macht des Films darin bestand, dass er alle großen Kunstformen der Vergangenheit in sich vereinte.

      »Ich lebe jetzt in einer Welt der Geister, ein Gefangener meiner Träume.«

       Antonius Block / Das siebente Siegel

      »Jeder Film hat eine Art von Rhythmus, die ihm nur der Regisseur verleihen kann.«

       Fritz Lang

      »Wir können nicht anders, wir müssen uns mit dem Protagonisten identifizieren. Es ist in unsere Kinogänger-DNA einprogrammiert.«

       Roger Ebert

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       Der Film entwickelt sich

      Auch so viele Jahre später vermag der Sinnesrausch des Films das Publikum immer noch zu überwältigen – im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist schwer vorstellbar, dass die frühen Werke mit ihrem Knacken und Kratzen die Zuschauer so in den Bann ziehen konnten wie heutige Streifen – doch wie das Beispiel der Brüder Lumière zeigt, wirkten auch sie von Anfang an lebensecht.

      Nachzuzeichnen, wie sich der Film als Kunstform entwickelt hat, ist eine der größten Freuden für einen Filmliebhaber. Manche Fortschritte sind offensichtlich, wie jene vom Stummfilm zum Tonfilm und von Schwarz-Weiß zu Farbe. Andere Revolutionen waren subtiler, je mehr Kameraführung und Schnitt ihr Eigenleben entwickelten.

      Doch auch der historische Kontext ist wichtig. Wenn man über Filme spricht, spricht man nie nur über Filme. Sobald man sich in die Kinogeschichte begibt, gilt es, sich mit der allgemeinen Historie zu befassen. Beim Betrachten des letzten Jahrhunderts im Film wird deutlich, wie das echte Leben ihn durchströmt. Als Filmereignis ist Godzilla, das Filmmonster, das 1954 die Tokyo Bay in Angst und Schrecken versetzte, kaum überzubewerten – doch was war Godzilla anderes als die monströse Verkörperung von Japans nuklearem Trauma? Man muss kein Filmfan sein, um ein Zitat aus Manche mögen’s heiß zu kennen (»Niemand ist vollkommen!«) – aber wie anders wäre dieser Film geworden, hätte sein aus Österreich stammender Regisseur Billy Wilder nicht, wie viele andere Filmemacher Europas, in die USA fliehen müssen, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen? Die Russische Revolution, der Kalte Krieg, die Hippie-Ära, der Feminismus, das Computerzeitalter – jeder große Moment der Weltgeschichte ist irgendwo auf der Leinwand wiederzufinden. All das in einem Medium, das auf einem Jahrmarkt seinen Ursprung hatte, in Nachbarschaft zum Zirkus, das oft genug jungen Paaren als Vorwand diente, ein paar Augenblicke im Dunkeln allein zu sein. Dass daraus eine solch grandiose Unterhaltung entstehen würde, war unwahrscheinlich genug. Dass es zu einer Kunstform wurde, erstaunt vielleicht noch viel mehr.

       Gemeinschaftserlebnis

      In gewisser Weise haben die vielen Widersprüche den Film zu dem gemacht, was er heute ist. Wie sonst könnte man seine Publikumswirkung erklären? Wenn ein Zuschauer einen Film liebt, kann dieser ihm das Gefühl geben, er sei nur für ihn gemacht, als würde sich ihm von der Leinwand eine Hand entgegenstrecken. Und doch, wer je eine große Komödie in einem vollen Kinosaal angeschaut oder sich bei einem Horrorfilm neben 200 anderen in seinem Sessel verkrochen hat, weiß, dass Filme in Gemeinschaft angeschaut werden sollten, dass das Kino als Erfahrung groß wurde, die mit anderen geteilt werden sollte.

      »Wenn wir einen Hai suchen wollen, werden wir ihn nicht an Land finden.«

       Hooper / Der weiße Hai

      »Kunst, das ist besonders. Was kannst du, was niemand anderes kann?«

       Mr. Turlington / Boyhood

      Im Laufe der Jahre waren Filme auf unterschiedliche Weise attraktiv. Zuerst brachten sie Neuheiten, waren billige Sensationsstreifen. Dann boten sie Glamour, Eskapismus, mit Stars in makellosem Schwarz-Weiß. Bald wurden sie tiefe Abbilder des menschlichen Daseins, geschaffen von großen Autoren. Heute sind es oft sehr kostspielige Spektakel, die Studios und Unternehmen große Umsätze einfahren sollen. Sie geben dem Zuschauer das Gefühl, in die Leinwandfiguren hineinzuschlüpfen, gleich einem Traum oder Zustand der Hypnose, bis er wieder ans Tageslicht stolpert und vielleicht etwas Neues über sich gelernt oder auch nur mal wieder herzhaft gelacht hat.

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       Sorgfältige Auswahl

      Einige der in diesem Buch vorgestellten Filme wurden von der Kritik hochgelobt, andere waren reine Publikumserfolge, nicht wenige sogar Flops, die erst spätere Generationen als Meisterwerke erkannten. Das Genre spielt keine Rolle. Thriller stehen neben Western, Romanzen neben Neorealismus, und alle müssen gelegentlich einem Musical Platz machen. Auch sind weder Sprache noch Nationalität von Belang. Hollywood ist gut repräsentiert – auch wenn der Name für manche befleckt ist, wissen wahre Filmfans, wie viel Qualität die Traumfabrik hervorgebracht hat. Aber es gab immer auch eine weite Welt jenseits von Beverly Hills, kein seriöses Buch über Film könnte das ignorieren. Das weiße Band (2009) hat seinen Platz darin ebenso wie Der weiße Hai (1975). Bestimmt wird sich jeder Leser ein ums andere Mal fragen,

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