Big Ideas. Das Film-Buch. John Farndon

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Big Ideas. Das Film-Buch - John  Farndon

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zwei gleichen Meinungen über Filme gibt, trägt auch zum Reiz des Kinos bei. Wenn hier nur die Favoriten der Berater und Autoren erschienen, würde der Inhalt mancherorts vom jetzigen abweichen. Vielleicht denken Sie, Filme auszuwählen sei leicht, wenn man nur das Kriterium »Größe« anlegt, aber das ist ebenso subjektiv. Dieses Buch stellt einen Atlas von Einflüssen auf, eine Sammlung von Sehenswürdigkeiten, und hofft, Ersatz zu bieten, sollte der Lieblingsfilm eines Lesers fehlen. Hoffnung besteht auch, dass dieser auf den folgenden Seiten sogar die ein oder andere Entdeckung macht. image

      »Wenn man sie glättet, wenn man Filme respektabel macht, dann macht man sie kaputt.«

       Pauline Kael

      VISIONÄRE

      1902–1931

      1894

      Die französischen Brüder Lumière drehen den 46-sekündigen Kurzfilm Arbeiter verlassen die Lumière-Werke.

      1914

      In Charlie Chaplins zweitem Film, Kid Auto Races at Venice, erscheint erstmals die Figur des Vagabunden.

      1920

      Das Cabinet des Dr. Caligari, ein verstörender Klassiker des deutschen Expressionismus, spiegelt die Erfahrungen seines Schöpfers im Ersten Weltkrieg wider.

      1922

      F. W. Murnaus Nosferatu, eine nicht autorisierte Adaption von Bram Stokers Dracula, erscheint. Wegen eines Rechtsstreits wird der Film fast zerstört.

      1902

      Georges Méliès’ Die Reise zum Mond setzt neue Maßstäbe für hohe Produktionsstandards und Spezialeffekte.

      1916

      D. W. Griffiths 3,5-stündiges Epos Intoleranz wird einer der ersten Hollywood-Blockbuster.

      1920

      Buster Keaton spielt die Hauptrolle in seiner ersten abendfüllenden Komödie Der Dummkopf.

      1922

      The Toll of the Sea ist der erste Film in Technicolor, der in die Kinos kommt.

      1924

      Der Dieb von Bagdad mit dem Star Douglas Fairbanks und Tausenden Statisten ist ein frühes, aufwendig produziertes Fantasy-Abenteuer.

      1927

      Alfred Hitchcocks erster Thriller, Der Mieter – Eine Geschichte aus dem Londoner Nebel über die Jagd auf Jack the Ripper, wird in Großbritannien ein Kassenschlager.

      1927

      Der Jazzsänger ist der erste Film mit synchronisierten Dialogen. Er mischt Zwischentitel mit kurzen Tonsequenzen.

      1930

      Josef von Sternbergs Der blaue Engel kommt in einer deutschen und einer englischen Version heraus und macht Marlene Dietrich zum Weltstar.

      1925

      Sergej Eisensteins technisches Meisterwerk Panzerkreuzer Potemkin erscheint anlässlich des 20. Jahrestages der Russischen Revolution von 1905.

      1927

      Fritz Langs Metropolis, einer der ersten abendfüllenden Science-Fiction-Filme, spielt in einer technisch geprägten dystopischen Zukunft.

      1929

      Die erste Oscar-Verleihung findet im Hollywood Roosevelt Hotel in Los Angeles statt.

      1931

      Charlie Chaplin fordert den Tonfilm mit seinem erfolgreichen Stummfilmklassiker Lichter der Großstadt heraus.

      Filme sind heute so fest in unserer Kultur verankert, dass man sich eine Zeit ohne sie kaum noch vorstellen kann. Ebenso schwer fällt es, sich auszumalen, mit welcher Ehrfurcht das Publikum in den 1890er-Jahren zusah, wie sich Bilder bewegten und geisterhafte Gestalten vor seinen Augen zum Leben erwachten. Aus Sicht des 21. Jh. ist es vor allem eindrücklich, wie stark sich diese Bewegtbilder in den ersten drei Jahrzehnten veränderten – und schnell zu wunderbar lebendigen Spielfilmen wurden.

       Leinwandmagie

      Die ersten Filmemacher hatten keine Meister, von denen sie lernen konnten. Manche kamen vom Theater, andere von der Fotografie. In jedem Fall erschlossen sie Neuland, und keiner so sehr wie Georges Méliès. Kaum hatte dieser einstige Magier begonnen, das französische Publikum mit Filmen zu unterhalten, suchte er Möglichkeiten, diese mit Glanz und Aufregung zu füllen. Auch in Amerika waren Visionäre am Werk. Dort lebte das Kino dank Persönlichkeiten wie Edwin S. Porter auf. Der ehemalige Elektriker ließ am Ende seines Films Der große Eisenbahnraub von 1903 einen Bewaffneten auf das Publikum schießen.

      Andere Filmemacher hatten größere Pläne. Einige Jahre später wurde Porter von einem jungen Drehbuchautor angesprochen, der ihm ein Skript verkaufen wollte. Porter lehnte das Drehbuch ab, stellte den jungen Mann aber als Darsteller ein. Dieser junge Mann, der begabte und bis heute umstrittene D. W. Griffith, wurde später selbst Regisseur und trug zur Entstehung des modernen Blockbusters bei.

       Kino als Kunst

      Die Pioniere des Films waren zwar hauptsächlich in Frankreich und Amerika ansässig, doch in Deutschland wurde der Film erstmals zu Kunst. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden inmitten von politischem und wirtschaftlichem Chaos eine ganze Reihe Meisterwerke, die bis heute nachwirken. Die Stummfilmzeit brachte einige der glänzendsten, makellosesten Filmkunstwerke überhaupt hervor: Werke von Robert Wiene, F. W. Murnau und Fritz Lang. Doch selbst damals gebührte nicht allein den Regisseuren die Ehre – man denke an Karl Freund, ein riesiger Mann mit ebenso riesigem Wissen über Kameras, der ein meisterhafter Kameramann wurde. Er schnürte sich die Ausrüstung an den Leib oder auf ein Fahrrad und revolutionierte so die Optik des Films.

      Auch Maler zog der Film an. 1929 schuf der berühmte Surrealist Salvador Dalí mit einem jungen Filmfanatiker namens Luis Buñuel den bis heute befremdlichen Streifen Ein andalusischer Hund; Dalí wandte sich dann vom Film ab, doch Buñuel drehte bis in die 1970er-Jahre weitere ikonoklastische Filme, die auch politisch revolutionär waren. In der Sowjetunion galt das Kino als Kunstform des Volkes. Filme nahmen im weltweiten Kampf um Herzen und Köpfe eine zentrale Stellung ein.

       Hollywoods Anfänge

      In Amerika machten Studiobosse erstmals ein Riesengeschäft aus Kino und Film, das auf Stars wie Rudolph Valentino,

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