Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus
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Jetzt erst lockerte sich seine Haltung etwas. Das Sprechgerät summte ein zweites Mal, aber keiner der Anwesenden wagte es, auf den Knopf zu drücken.
Dalbán ging die zwei Schritte, die ihn von dem Gerät trennten. Es war in die dicke Betonwand eingelassen.
"Was gibt es?", knurrte Dalbán.
"Kelly ist hier", erklärte eine heisere Stimme aus dem Sprechgerät.
"Allein?", wunderte sich der Anführer der "Santos".
"Ja."
"Soll reinkommen!"
Die luftdichte Tür wurde geöffnet.
Ein breitschultriger junger Mann mit blond gefärbten Haaren trat ein. Er war ziemlich dreckig. Ein Sturmgewehr hing ihm über der Schulter.
"Hey, Kelly, was ist los mit dir? Du stinkst, als kämst du aus einer Jauchegrube!"
"Ich musste über die Kanalisation flüchten..."
Kid Dalbáns Gesicht veränderte sich. Seine Augen wurden schmal. "Wo sind die anderen?"
"Wurden vom FBI einkassiert!"
"Was redest du da?" Kid Dalbán packte Kelly grob bei den Schultern.
"Es waren nicht Scarlattis Leute, sondern G-men, verdammt noch einmal!"
"Mierde!", entfuhr es Kid Dalbán. Er versetzte Kelly einen schmerzhaften Fauststoß. "Das haben wir jetzt von eurer verdammt coolen Aktion! Am liebsten würde ich euch wieder rausschmeißen!"
Wesley meldete sich zu Wort. Er versuchte etwas zu beschwichtigen.
"Du weißt genau, dass das unsere Probleme nicht beseitigen würde, Kid! Im Gegenteil. Gegen die Italiener brauchen wir jeden Mann, wenn's hart auf hart kommt!"
"Ja, aber keine leichtsinnigen Idioten!", knurrte der Gangleader.
In Kellys Augen blitzte es. "Wenn ich gewusst hätte, dass diese Gang von einem geführt wird, der schon die Hosen voll hat, wenn ein paar G-men auftauchen, dann hätte ich lieber meinen eigenen Laden aufgemacht!", zischte Kelly.
Kid Dalbán holte zum Schlag aus.
Wesley war bei ihm, fiel ihm in den Arm und hielt ihn zurück.
"Immer schön easy bleiben, Mann!", meinte Wesley.
Kid Dalbán atmete tief durch, schüttelte Wesleys Griff ab. Er knurrte etwas Unverständliches dabei.
Wesley hat Recht, ging es ihm dann durch den Kopf. Die Situation war nun einmal wie sie war. Und es war eine Tatsache, dass ein Großteil der Gangmitglieder den Coup auf der Brooklyn Bridge als Großtat respektierte. Besonders bemerkenswert fanden viele, dass Kelly die Coolness besessen hatte, dem toten Scarlatti noch die Brieftasche abzunehmen.
Kid Dalbán hatte die Bewunderung, die Kelly dafür bislang geerntet hatte, mit Misstrauen registriert.
Auf den Jungen werde ich achten müssen!, ging es ihm durch den Kopf. Noch gehört Kelly zu den Neulingen in der Gang - aber er tritt schon ziemlich respektlos auf!
Früher oder später würde Kelly versuchen, die Führung an sich zu reißen.
Dalbán hatte für so etwas eine Art siebten Sinn.
Ohne diesen Überlebensinstinkt hätte ihn längst einer der anderen "Heiligen" von der Führungsspitze der Gang verjagt. Aber Dalbán war wachsam.
Für Kelly werde ich mir etwas überlegen müssen!, ging es ihm durch den Kopf.
Wesley meldete sich zu Wort. "Vielleicht kann man mit den Little Italy-Leuten ja reden. Da müsste doch was zu arrangieren sein..."
"Wenn es um die Familie geht, verstehen die keinen Spaß", erwiderte Dalbán düster. Er hatte selbst auch schon an diese Möglichkeit gedacht, sah aber nur geringe Chancen.
"Auf jeden Fall können wir uns nicht gleichzeitig mit der Scarlatti-Familie und dem FBI anlegen, Kid! Dass muss auch dir klar sein!"
11
Am nächsten Morgen fuhren Milo und ich zu Scarlattis Penthouse in der Elizabeth Street. Zurzeit wohnte dort Evita Jackson, die junge Frau, die sich während des Attentats neben Jack Scarlatti auf dem Beifahrersitz befunden hatte.
Die Kollegen der City Police hatten sie unmittelbar nach den Geschehnissen auf der Brooklyn Bridge vernommen. Was den Tathergang anging, war sie eine der wichtigsten Zeugen für uns.
Möglicherweise konnte sie uns allerdings auch noch mehr über Scarlattis persönliches Umfeld verraten.
Wir parkten den Sportwagen, den uns die Fahrbereitschaft des Field Office zur Verfügung stellte, in einer Nebenstraße und gingen die letzten fünfhundert Meter zu Fuß.
321 Elizabeth Street war ein zehnstöckiges Gebäude. In den unteren beiden Etagen fanden sich Geschäfte und Restaurants. Der Rest war mit Wohnungen der Luxusklasse belegt, deren Quadratmeterzahl den New Yorker Durchschnitt um mindestens das Doppelte übertraf. Die Sicherheitsvorkehrungen waren streng. Überall gab es Kameras. Eine Mannschaft aus gut bewaffneten Security Guards in schwarzen Uniformen bewachte das Haus.
Jack Scarlatti schien bei der Auswahl seiner Residenz viel Wert auf Sicherheit gelegt zu haben.
Dafür gab es gute Gründe.
Wir fuhren mit dem Lift hinauf zum Penthouse.
Wenig später standen wir vor der Wohnungstür. Ich klingelte.
"Wer ist da?", meldete sich eine weibliche Stimme.