Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore

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Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore

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habe kein Geld bei mir“, stellte der Arzt fest.

      Die Lifttür glitt zur Seite. Der zweite Mann deckte die hinter ihm stehenden Fahrstuhlinsassen, aber es war niemand in der Nähe, der die Szene hätte beobachten können.

      „Ziehen Sie den verdammten Kittel aus, rasch“, forderte der bewaffnete Gangster. Er war nicht älter als 28 und hatte ein schmales, hübsches Gesicht mit dunklen, harten Augen und pechschwarzem, gepflegt wirkendem Haar. Er war gut gekleidet und wirkte nicht unintelligent, aber für Stiller war es die Art von Aufgeschlossenheit, die sich nur im Negativen äußert.

      „Was haben Sie vor? Ich muss zu einem Patienten“, sagte Stiller.

      „Das wissen wir“, höhnte der Schwarzhaarige. „Wir kommen Ihnen entgegen. Wir nehmen Ihnen den Job ab.“

      „Sind Sie verrückt geworden?“, fragte Stiller.

      Er hatte keine Angst, er war nur verärgert. Trotzdem spürte er, dass es dumm und falsch sein würde, seinen Gegner mit hinhaltendem Widerstand zu reizen. Stiller gab plötzlich nach. Er stellte die Instrumententasche ab und entledigte sich des Kittels.

      Der Gangster nahm das Kleidungsstück entgegen und überließ seinem Komplizen den Revolver. Dieser zweite Mann schob die Waffe in seine Aktentasche, behielt jedoch den Finger am Abzug.

      Er war größer und grobschlächtiger als der Schwarzhaarige und hatte eine Boxernase. Stiller fühlte, dass dieser Mann nur Handlangerdienste leistete.

      „Wir gehen jetzt zum Scheißhaus“, höhnte der Boxertyp. „Sie müssen nämlich mal.“

      „Was muss ich?“, fragte Stiller. Er hatte insgeheim gehofft, dass irgendjemand auftauchen und ihn aus seiner bedrohlichen Lage befreien würde, aber plötzlich wurde ihm klar, dass er diese Entwicklung gar nicht wollen durfte, denn sie konnte mit einer Schießerei, mit einer Katastrophe enden.

      „Sie müssen die Schnauze halten“, sagte der Mann mit der Boxernase grob. „Und ganz ruhig bleiben. Nur für ein kleines Viertelstündchen.“

      Dr. Stiller zuckte mit den Schultern und verließ den Lift. Nur mit Hose und Oberhemd bekleidet kam er sich beinahe halbnackt vor. Er wandte den Kopf. Der Schwarzhaarige eilte mit der Instrumententasche und wehendem, weißen Kittel den Korridor hinab.

      Stiller schüttelte verzweifelt den Kopf. Er las gern und viele Krimis und bildete sich ein, mit einer gut funktionierenden Kombinationsgabe glänzen zu können, aber er sah sich diesmal außerstande, einen Sinn in das Geschehen zu bringen.

      Nur eines war klar. Die Gangster hatten damit gerechnet, dass man ihn in Reinigers Office rufen würde. Und sie waren entschlossen, die dort notwendig gewordene Behandlung zu unterbinden oder, was vielleicht noch schlimmer war, auf ihre Weise durchzuführen.

      „Los, Doktorchen“, raunzte der Gangster. „Du schließt dich jetzt in eine der Boxen ein und kommst erst dann wieder heraus, wenn ich dreimal klopfe. Wenn du Ärger machst, perforiere ich die Scheißhaustür mit Blei, verstanden?“

      Stiller nickte und ging, gefolgt von dem Gangster, auf die Toiletten zu.

      Der Schwarzhaarige hatte Bount Reinigers Officetür erreicht. Er zögerte nur eine Sekunde, dann trat er ein. Das Vorzimmer war leer, aber die Verbindungstür zum eigentlichen Office stand offen. Der Mann im weißen Kittel trat über die Schwelle. June March kam ihm entgegen.

      „Dr. Williams. Dr. Stiller hat mich gebeten, nach dem Rechten zu sehen. Was gibt es, bitte?“

      „Dr. Williams? Sie sind ein Kollege von Dr. Stiller?“, wunderte sich June.

      „Ja, sein neuer Assistent“, erklärte der Besucher ungeduldig. „Ich bin in Eile. Wo ist die Dame? Dr. Stiller sprach von einer Patientin.“

      Bount erschien im Türrahmen. Er hob die Augenbrauen.

      „Das ist Dr. Williams, Dr. Stillers neuer Assistent“, sagte June rasch. Bount trat zur Seite. „Es gibt nicht mehr viel für Sie zu tun“, bedauerte er. „Mrs. Miller ist tot.“

      Der Mann im weißen Kittel betrat das große, modern möblierte Zimmer und stoppte an der Couch, auf der die Tote lag. Er öffnete die Instrumententasche, fischte eine kleine Lampe heraus und lenkte deren Punktstrahl in eines der starren, weit offenen Augen.

      „Die Indikationen sprechen eindeutig für eine Vergiftung“, sagte er. „Kein Puls. Natürlich kann es sich auch um eine toxikologische Starre handeln, wir müssen das sofort überprüfen. Der Notarztwagen ist bereits unterwegs. Dr. Stiller hat ihn vorsorglich bestellt.“

      „Und ich“, sagte Bount, „habe inzwischen Toby Rogers informiert.“

      „Wen, bitte?“

      „Die Mordkommission“, sagte Bount. „Captain Rogers.“

      „Ich verstehe. Wie konnte das bloß passieren? Ein Jammer um dieses junge Menschenleben! Sie sind Privatdetektiv, nicht wahr?“

      „Ja. Einiges deutet daraufhin, dass Mrs. Miller das Opfer einer von ihr selbst eingenommenen hochgiftigen Tablette wurde“, sagte Bount. „Sie hat sie einem kleinen, goldenen Pillendöschen entnommen. Offenbar wurden ihre Beruhigungspillen gegen das giftige Präparat ausgetauscht.“

      „Mord, wie schrecklich!“ Er setzte sich auf den Couchrand, öffnete die Bluse der Toten, hielt plötzlich inne und sagte ernst: „Würden Sie mich bitte ein paar Sekunden mit der Unglücklichen allein lassen?“

      Bount und June gingen ins Office, ließen die Tür jedoch hinter sich offen. „Weshalb glauben Sie, dass sie verheiratet ist?“, wunderte sich June. „Sie trägt keinen Ring.“

      „Sie ist verheiratet, ich fühle es“, sagte Bount. „Sie ist eine Ehefrau. Ein Klassegesicht wie dieses bleibt nicht ledig.“

      „Ein reizendes Kompliment für mich“, spottete June. „Ihrer Logik zufolge ist mein Gesicht in eine weniger männermordende Kategorie einzuordnen, denn ich bin ja auch noch frei und unbemannt.“

      „Und das mit 24 Jahren“, sagte Bount. „Sie können einem wirklich leidtun.“

      Der Mann im weißen Kittel tauchte auf. „Ich erstatte jetzt Dr. Stiller Bericht, komme aber sofort wieder zurück, um beim Eintreffen des Notarztwagens zugegen zu sein. Bis gleich!“

      Er verließ das Office.

      Bount betrat den Wohnraum, stirnrunzelnd. „Rufen Sie Dr. Stiller an“, bat er. „Fragen Sie ihn, warum er diesen Williams geschickt, hat.“

      „Dr. Williams macht doch einen sehr tüchtigen, kompetenten Eindruck ...“

      „Ich finde, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Ich kann mich nicht erinnern, bei einem Fall wie diesem jemals eine kürzere, schlampigere Untersuchung miterlebt zu haben“, sagte Bount.

      „Dass die Ärmste tot ist, haben selbst Sie festgestellt, und das ohne Instrumente! Was hätte er denn noch machen sollen?“, fragte June.

      „Rufen Sie Dr. Stiller an“, drängte Bount und griff nach der Handtasche der Toten. Er öffnete sie. Seine Augen weiteten sich. Die Tasche war leer. Selbst das

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