Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore

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Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore

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das Fräulein nachrief, verstand er nicht, war gleich darauf auf dem Boden und ließ die Taschenlampe wieder aufleuchten. Hier war alles mit einer dicken Staubschicht bedeckt, dazu die Mörtelstücke, die sich wohl von den Dachziegeln gelöst hatten. Aber unmittelbar vor ihm entdeckte er einen dunklen, länglichen Gegenstand, den er rasch abtastete. Ein einfacher Koffer aus verstärkter Pappe, mit Stoff überzogen. Faust hatte keine Mühe, die Schlösser zu öffnen, klappte den von der Feuchtigkeit wellig gewordenen Deckel zurück und ließ den Lichtkegel über den Inhalt wandern. Er erkannte zunächst einmal einige Lagen Zeitungen, die er behutsam mit einem Finger anhob. Ein dicker, großer Umschlag lag darunter, dann fühlte er einen großen Gegenstand, der den gesamten Kofferboden bedeckte. Noch ehe er ihn näher untersuchen konnte, vernahm er einen Laut unter sich und eilte zur Bodenluke zurück.

      „Was schnüffelst du hier herum, Täubchen?“, rief eine tiefe Männerstimme. Faust konnte jedoch nicht erkennen, wo der Mann stand, aber die Kriminalistin rief beherzt aus: „Keinen Schritt weiter, ich bin bewaffnet! Legen Sie den Knüppel weg, oder ...“

      Es gab einen scheppernden Laut, gefolgt von einem Schmerzenslaut, und höhnisch antwortete der Mann: „Du hast dir ja mächtig viel vorgenommen, Kleines, aber so wird das nichts mit uns beiden. Wir sind hier vollkommen unbeobachtet und niemand wird dich schreien hören. Aber glaube mir, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dich nach einer Wiederholung sehen!“

      Endlich bewegte der Mann sich ein paar Schritte in dem kleinen Raum weiter, und jetzt stand er genau unter der Luke. Ohne zu zögern, sprang Faust hinunter und prallte mit dem Angreifer zusammen. Beide gingen zu Boden, aber noch ehe der andere zur Gegenwehr kam, hatte ihm der Polizeiagent einen kräftigen Boxhieb auf das Kinn verabreicht. Der Mann kippte nach hinten, und besorgt drehte Faust sich zur Seite, von der eben ein Geräusch an sein Ohr drang, das sich wie das heftige Schnappen nach Luft anhörte.

      „Alles in Ordnung?“

      „Ja, ich wurde überrascht, als ich unter dem Bett suchte. Der Bursche muss sich gut auskennen, denn er hat sich vollkommen geräuschlos über die knarrende Treppe angeschlichen.“

      „Ich habe einen Koffer auf dem Dachboden gefunden, der mir sehr interessant erscheint. Bin gleich wieder zurück!“, erklärte Faust, leuchtete noch einmal den ohnmächtigen Angreifer an, schob den umgekippten Stuhl wieder unter die Bodenluke und hangelte sich hinauf. Erst jetzt, als er den Koffer zu sich heranzog, bemerkte er dessen ungewöhnliches Gewicht.

      Etwas mehr als ein gewöhnlicher Umschlag muss schon darin sein!, dachte er sich, als er den Koffer zur Öffnung zog, dann mit den Füßen voraus sich hinunterließ und glücklich wieder auf dem Stuhl stand, um schließlich den Koffer herunterzuziehen. Meine Güte – wenn das kein Blei ist, hat der Kommissar wohl Goldbarren darin versteckt, schoss es ihm durch den Kopf, als der Stuhl gefährlich unter dem Gewicht schwankte. Im nächsten Augenblick verlor er den Halt, der Stuhl kippte um und krachend landete der Koffer auf dem Boden und verfehlte nur um ein Haar dabei das Fräulein.

      „Sehr stürmisch, Herr Faust, aber jetzt sollten wir machen, dass wir hier verschwinden – den Lärm hat man bis ins vierte Stockwerk des Vorderhauses gehört.“

      Sie stand schon an der Treppe und leuchtete hinunter. Aber niemand war dem anderen Mann gefolgt, und die beiden beeilten sich, aus dem Waschhaus zu gelangen. Auch der Hof lag noch immer im Dunkeln, aber als Faust den Koffer mit beiden Armen anhob und an die Brust presste, ging über ihnen ein Fenster auf und eine Frauenstimme rief herunter:

      „Bist du bald mal wieder hier oben, August? Es kann doch nicht so lange mit deinem Scheißen dauern, verflucht noch mal!“

      Die beiden drückten sich an die Hauswand und eilten auf die Straße, erreichten unbehelligt das Auto, und Faust hatte seine liebe Not, den unförmigen und schweren Koffer auf die hinteren Sitze zu bugsieren, während Fräulein Keller den Motor startete. Er saß noch nicht richtig auf seinem Sitz, als der Loreley einen Satz nach vorn machte und ohne eingeschaltetes Scheinwerferlicht davonjagte.

      „Können wir bitte zuerst bei mir vorbeifahren?“

      „Warum? Ich habe in meinem Haus alle Möglichkeiten, den Kofferinhalt gründlich zu untersuchen und auch fotografisch festzuhalten!“

      „Ich würde gern mein Badezimmer aufsuchen und den Dreck und Gestank loswerden!“

      Dorothee Keller lachte fröhlich auf und schaltete die Scheinwerfer an, als sie über die Ehrenbrechtstraße zum Theater lenkte.

      „Also, ein Badezimmer habe ich auch. Wir wollen doch diese Nacht für unsere Arbeit nutzen, Herr Polizeiagent, oder haben Sie andere Pläne?“

      Diese in Fausts Ohren etwas zweideutigen Worte wurden wieder von ihrem Lachen begleitet, und er schwieg, mit sich selbst und seinem Verhalten nicht im Reinen.

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