Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore

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Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore

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Antwort deutete sie nur aus dem Fenster. Faust trat neben sie, hütete sich aber, zu dicht an sie heranzutreten. Doch auch so hatte der Duft ihres Parfums auf ihn eine geradezu betäubende Wirkung. Erst langsam verstand er, was sie meinte, als sie noch immer mit dem ausgestreckten Finger auf den roten Sportwagen wies, der dort glänzend in der Sonne vor dem Haus stand.

      „Der Sportwagen? Was ist damit?“

      „Er gehörte einst Wilhelm Müller alias Wild Bill, Herr Faust!“

      4.

      Thomas Faust junior saß regungslos im Dunkeln und starrte aus dem Fenster.

      Vor nunmehr fast zwei Stunden hatte Fräulein Keller ihn zurückgefahren und vor seiner Wohnung abgesetzt. Seit dieser Zeit saß er auf dem Stuhl, starrte vor sich hin, ohne wirklich etwas wahrzunehmen, und bemühte sich, seine Gedanken zu ordnen. Aber das blieb schwierig, denn noch immer hatte er den Geruch ihres Parfums in der Nase. Außerdem musste er sich eingestehen, dass er hoffnungslos verliebt war. Und wenn er ganz ehrlich sein wollte, war das bereits im ersten Augenblick ihrer Begegnung geschehen. Nur wollte er es sich da noch nicht eingestehen. Aber jetzt, in der Einsamkeit seiner Wohnung, konnte er an nichts anderes denken als an ihr Gesicht, das an diesem Tag mehrfach auf eine so gefährliche Weise seinem nahe gekommen war.

      Du bist ein Esel, Faust! Kannst du dich nicht mal auf deinen aktuellen Fall konzentrieren? Dein Polizeipräsident wurde vor deinen Augen erschossen, und du hast trotz der zahlreichen Verhöre an diesem Tag nicht den Hauch einer Spur zum möglichen Täter.

      Aus seinen Grübeleien schreckte ihn schließlich das laute Klingeln seines Telefons. Er sprang auf, griff zum Hörer und – zuckte zusammen.

      „Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen, Herr Faust. Sind Sie bereit? Stichwort Friesenstraße. Vergessen Sie Ihre Waffe nicht, es könnte sein, dass wir sie heute Nacht brauchen!“

      „Fräulein Keller ...“, stammelte er.

      „Ich verlasse mich auf Sie!“

      „Selbstverständlich bin ich dabei. Ich kann Sie ja schlecht allein gehen lassen!“, versicherte der Polizeiagent rasch und hörte noch das helle Lachen, bevor der Hörer wieder aufgelegt wurde.

      Faust behielt seinen Hörer noch in der Hand.

      Was für eine verrückte Idee, in der Nacht in diese Gegend zu gehen! Schon am Tag war es in der Friesenstraße für einen Polizisten nicht sonderlich ratsam, sich dort zu zeigen. Und in der Dunkelheit? In Begleitung einer ... Dame?

      Wütend warf er den Hörer auf die Gabel, ging zu seinem Stahlschrank und nahm den Revolver heraus, kontrollierte die Trommel und schob ihn in den Hosenbund. Aus einer Schachtel kippte er sich eine Handvoll Patronen heraus, die er achtlos in die äußere Jackentasche fallen ließ.

      Die halbe Stunde war noch nicht ganz vorüber, als er die Lichter eines Autos vor dem Haus sah, das eben direkt vor seiner Tür anhielt. Eine Straßenlaterne warf ihr Licht auf das amerikanische Verdeck, das jetzt allerdings verschlossen war. Faust klopfte noch einmal auf seine Taschen, wo sich auf der einen Seite die Patronen befanden, auf der anderen Seite der Schlagring, den er einst einem der Schläger in einer Gaststätte abgenommen hatte.

      Mit einem tiefen Seufzer warf er noch einen Blick in den Spiegel auf dem Flur, stülpte sich seinen Hut auf und schob ihn leicht auf die Seite.

      „Verwegen, Herr Polizeiagent!“, murmelte er dazu und war im nächsten Moment auf der Straße. ‚Aber auf was habe ich mich hier eigentlich eingelassen? Diese unglaubliche Frau kommt mit einer fast zehn Jahre alten Akte zu mir, und ich habe einen Fall von höchster Brisanz aufzuklären. Gut, diese nächtliche Fahrt muss ich mit ihr gemeinsam machen, sie ist schließlich eine Frau. Aber dann muss ich ihr auch unmissverständlich klarmachen, wie es hier weitergehen kann ...‘

      „Die ausgebeulte Jackentasche weist auf schwere Bewaffnung hin!“, begrüßte Fräulein Keller ihn.

      „Das stimmt zwar, aber es ist nur meine zusätzliche Ausrüstung. Ich besitze seit einiger Zeit einen .45 Colt New Service Revolver Model 1909, und bin sehr zufrieden mit ihm. Aber die Waffe ist doch für eine Jackentasche zu groß und zu schwer, deshalb trage ich sie im Hosenbund.“

      Während die Kriminalistin den Wagen startete und einen Gang einlegte, erwiderte sie: „Ich bin erstaunt, dass Sie eine amerikanische Waffe besitzen. In meinem Fall ist es ein Colt .38 Special Police Revolver, wie er seit 1920 gefertigt und von der Polizei in Chicago verwendet wird.“

      Die junge Frau griff unter ihren Fahrersitz und präsentierte stolz die selbst im dunklen Auto noch chromblitzende Waffe.

      „Vorsicht!“, stieß Faust aus und ließ ein langgezogenes Stöhnen folgen. Dorothee Keller hatte rasch reagiert, denn plötzlich erfassten die Scheinwerfer des Loreleys einen dunklen Schemen, der über die Fahrbahn taumelte. Der kleine Sportwagen machte einen eleganten Schlenker und war gleich darauf wieder in der Spur.

      „Kein Grund zur Aufregung, ich habe die Situation vollkommen im Griff!“, sagte sie nur und sah lächelnd auf die Straße, die von den Scheinwerfern nicht vollständig ausgeleuchtet wurde.

      „Sie haben die Waffe vernickeln lassen?“, erwiderte Faust, noch ein wenig verstört von dem Fahrmanöver. Besorgt hatte er sich umgedreht, um zu sehen, ob es der vermutlich angetrunkene Fußgänger rechtzeitig auf die andere Straßenseite geschafft hatte, denn nicht weit hinter ihnen waren die Lichter eines anderen Automobils aufgetaucht.

      „Ja, gefällt sie Ihnen?“ Fräulein Keller hatte ihm den Revolver mit einer grazilen Handbewegung hinübergereicht, die nichts von dem Gewicht der Waffe verriet.

      Faust war erstaunt, dass der Colt doch einiges an Gewicht hatte, aber sehr gut in der Hand lag.

      „Ich hatte immer geglaubt, dass dieses Modell mit einem langen Lauf produziert wurde?“

      „Das wurde von John Henry Fitzgerald überarbeitet, die Variante hieß Fitz Special und war der Vorläufer für diese Polizeiwaffe.“

      „Die natürlich ein Sheriff von Chicago trägt!“, setzte Faust grinsend hinzu.

      Sehr abrupt hielt die Fahrerin den Loreley plötzlich an und stellte den Motor und die Scheinwerfer ab. In das leise Ticken des sich abkühlenden Motors sagte sie dann, mit einem Handzeichen auf die fast vollkommen im Dunkeln vor ihnen liegenden Straße: „Auf geht’s, Herr Polizeiagent! Gehrke wohnt in einem Hinterhaus der Nummer fünf. Eigentlich war es wohl noch vor nicht langer Zeit ein Waschhaus, aber dann erlaubte man ihm, dort zu wohnen.“

      Beide schlossen leise ihre Türen und Faust musste sich beeilen, mit der jungen Frau Schritt zu halten. Kaum hatten sie die Friesenstraße betreten, schlug ihnen eine Geruchsmischung entgegen,

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