Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore

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Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore

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verschoben werden, und im Laufe des heutigen Tages hatte er so viel zu tun, dass er über diese Angelegenheit hinwegkam und sie ihm erst wieder auf dem Weg zum Hagenmarkt einfiel. Aber da hatte er sein Haus schon fast erreicht und keine Lust mehr, zurück zum Bohlweg zu gehen, wo der ehemalige Präsident eine Wohnung hatte. Das Haus am Bohlweg Nummer 10 wurde zugleich von dem pensionierten wie von dem neu ernannten Polizeipräsidenten bewohnt. Allerdings hatte sich Dr. Thomas Faust bereits seit einiger Zeit umgesehen, weil ihm die Nachbarschaft nicht sonderlich gefiel. Seine Wahl war auf eine kleine Villa im idyllisch gelegenen Vorort Riddagshausen gefallen. Derzeit wurde dort noch ein wenig umgebaut und renoviert, und das Ehepaar Faust fieberte dem Tag des Umzuges entgegen, während sein Sohn nicht verstand, warum man im hohen Alter noch solch einen Umzug machen musste.

      Alte Bäume verpflanzt man nicht!, hatte Faust junior gesagt und dafür ein schallendes Gelächter seines Vaters geerntet.

      Der junge Polizeiagent war in Gedanken versunken in sein Büro zurückgekehrt. Das Bild des toten Polizeipräsidenten hatte sich tief in sein Gedächtnis eingegraben und weckte die Erinnerung an ihre erste, unangenehme Begegnung. Bertram hatte ihn nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt in sein Büro gerufen. Nach einer ungebührlich langen Wartezeit auf dem harten Stuhl im Vorzimmer bei einer Dame, die sich bemühte, eifrig auf ihrer Schreibmaschine herumzuhämmern, nur um ihn dabei geflissentlich zu übersehen, wurde er schließlich in das Allerheiligste gelassen.

      Bertram hüllte sich in eine dicke Zigarrenwolke und musterte den jungen Beamten herablassend. Dann begrüßte er ihn mit den Worten: „Diesen Unsinn mit dem Titel eines Polizeiagenten werde ich als Erstes wieder abschaffen. Stammt wohl noch von Ihrem Vater, nehme ich an.“ Damit zog er erneut an seiner Zigarre, pustete schließlich eine weitere Qualmwolke an die Decke und blätterte in einer schmalen Akte, schüttelte dabei mehrfach den Kopf und schien die Anwesenheit des Beamten vollkommen vergessen zu haben, bis Faust sich schließlich zu Wort meldete.

      „Herr Präsident ...“

      Bertram gelang es tatsächlich, seinem Gesicht einen verwunderten Anblick zu verleihen, als er von den Papieren aufsah.

      „Bitte?“

      „Mit Verlaub, Herr Präsident, dieser Sonderstatus eines Kriminalbeamten geht nicht auf meinen Herrn Vater zurück, sondern ...“

      „Sondern?“, echote der Präsident und zog die Augenbrauen hoch.

      „Auf eine Maßnahme zur Regierungszeit Herzog Wilhelms, der damit die Befugnisse eines Kriminalbeamten über den eigentlichen Bereich ...“

      „So, Herzog Wilhelm also, ja?“, schnaubte der Präsident verächtlich. „Es ist gut, Faust, ich werde mich darum kümmern.“

      Als Thomas E. Faust noch zögerte und der Präsident erneut ein Papier in die Hand nahm, folgte die Anweisung: „Es ist gut, Sie können gehen.“ Dabei sah ihn der Allgewaltige nicht einmal an.

      Der junge Beamte salutierte und verließ das Büro schnellen Schrittes. Danach wurde er nie wieder auf das Thema angesprochen, und nach seinen ersten Ermittlungserfolgen war sein Sonderstatus wie der seiner Vorgänger gefestigt.

      Seltsam, dass ich gerade jetzt an diese Szene denken muss. Aber in der Art ging Bertram mit allen Polizisten um, obwohl es auch immer Gerüchte um seine Verstrickung in den uralten Fall des Wilhelm Müller gab. Na, wir werden ja sehen!

      Entschlossen drückte er die Türklinke zu seinem Büro nach unten und saß wenige Minuten später über einem Bericht, den man ihm auf den Tisch gelegt hatte.

      3.

      Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen, dazu sehr warm im Präsidium. Thomas Faust sprang die Treppenstufen in gewohnter Weise hinunter, die leichte Jacke über dem Arm. Einem Kriminalbeamten sah man es an einem solchen Tag nach, wenn er in Hemdsärmeln herumlief, zumindest in seiner Freizeit. Schließlich sollten die Herren Kriminale sich ja so unauffällig wie möglich geben, und so mancher der uniformierten Beamten der Schutzpolizei mochte sie darum beneiden. In Braunschweig wurde 1920 aus der SiPo, der Sicherheitspolizei, die SchuPo, die Schutzpolizei. Und die schwarzen Uniformen mit den blauen Aufschlägen und dem schwarzen Tschako erwiesen sich zwar als durchaus praktisch im Alltag, nicht jedoch an besonders heißen Tagen. Und die leichten Sommeruniformen, die Faust während der Kutschfahrt zum Vortrag bemerkt hatte, waren zunächst nur den Beamten, die ihren schweren Dienst oft in praller Sonne auf den Verkehrsknotenpunkten wie vor dem Bahnhof oder am Hagenmarkt taten, vorbehalten.

      Auf der letzten Stufe verharrte der junge Polizeiagent und betrachtete erstaunt die sich ihm hier bietende Szene.

      Gegenüber vom Polizeipräsidium stand eine schlanke Frauengestalt neben einem roten Sportwagen und sprach mit einem Polizisten, der einen Notizblock in der Hand hielt. Nicht nur die auffällige Hose der Dame verriet ihm auf einen Blick, wer hier neben dem Automobil stand. Die kurzen, dunklen Haare wurden nur knapp von einem Glockenhut verdeckt, dessen Krempe die Trägerin jedoch an der Stirn hochgeschlagen hatte. Heute trug Dorothee Keller zu der weiten, modischen Hose eine schlichte, weiße Bluse und darüber – Faust schluckte – eine Weste, die wohl für einen Herrn geschneidert war, denn die Wissenschaftlerin hatte nur zwei Knöpfe verschlossen und betonte damit ihre Oberweite, die wirkungsvoll in dem Ausschnitt zur Geltung kam.

      Fräulein Keller blickte auf, als er zu ihr herüber schlenderte, und sagte mit einem theatralischen Tonfall: „Sehen Sie doch selbst, Herr Wachtmeister, da kommt Herr Faust schon.“

      Der Polizeiagent grüßte freundlich und erkundigte sich: „Womit kann ich helfen, Fräulein Doktor Keller?“

      Bei dieser Anrede blickte der Schutzmann erstaunt von seinen Notizen auf.

      „Sie kennen die Dame also wirklich, Herr Faust?“, erkundigte sich der Beamte und sah ihn verwundert an.

      „Ja, das ist Fräulein Doktor Keller, Wissenschaftlerin aus Amerika und zu Besuch in Braunschweig. Wir haben uns gestern in Brünings Saalbau kennengelernt.“

      Der Polizist reagierte sofort.

      „Bei der Ermordung unseres Polizeipräsidenten?“

      „So ist es, Wachtmeister. Aber Sie sind dabei, die Dame aufzuschreiben?“

      Der Polizist klappte sein Notizbuch zu, strich sich links und rechts den Schnurrbart glatt und antwortete dann:

      „Das hat sich gerade erledigt, Herr Faust. Dann ist die Dame also doch eine Kollegin. Wünsche noch einen angenehmen Nachmittag!“ Damit salutierte er und überquerte die Münzstraße, um zur Kreuzung am Damm zu eilen.

      Das helle Lachen der jungen Dame riss Faust aus seinen Überlegungen. Er hatte über die Worte des Wachtmeisters noch nachgedacht und ihm dabei sinnend hinterhergesehen.

      „Können

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